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AaöenauerAnzeiger Lokal- und Anzeigeblatt für Rabenau und Umgegend. ü Erscheint Nlvntag, NUttivoch und Freiing. Z Vczug--;nci-;: Nionatlich 1,20 Mmd, ?. loochenllich 00 Pfg-, cinzelm- Nr. >0 Psg. j- Im Falle höherer Gemalt lKrieg oder sonstiger ü Ü Störungen des Betriebes der Zeitungen, der Liese- ff !l rantcn oder der Bcsörderungscinrichtungen) hat :: N der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder ü - Siachliescnmg der Zeitung oder ans Rückzahlung ü ö des L-zugsprcises. - Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekannt machungen des Stadtgemeinderats, sowie des Schul- und Kirchenvorstandes zu Rabenau. <t - 0 . . Bk> Schriftleitung, Druck und Verlag von Hermann Mardcck in Rabenau s Anzeigen: cinjp. Pctitzcile 20 Guldpseiinig, Z ansiu. 30 Pjg-, ainti. Teil u. Reklamen 50 Pfg. L ü Bon uns unbekannten Auftraggebern Anzeigen 's: nur gegen Vorausbezahlung. - ss Anzeigen werden an den Erscheinungstagen bis spätestens vormittags 10 Uhr erbeten. ss Für Fehler in durch Fernsprecher uusgegebcnen ü ss Anzeigen übernehmen wir keine Verantwortung ü ss Gemcindeoerbands-Giro-Konto Rabenau Nr. 39. ss 95. Feeuspcec: er: Ami Freital I2V Frei! ß, k!t 9. !8.9 k>r'!-zra»s.7,i«fl. Attje ge» ^2. IMM. Amtlicher Teil. Der Stadtrat Rabenau beantragt nachträglich wasseramtliche Erlaubnis zur Ableitung der Tageivässer sowie Spülabort- und Wirtschaftsabivässer ans dein etwa 7 bu grossen Gebiet der Schulstraffe, Fichtenstratze, Ost- straße und Lindenstraße durch die aus Flurstück Nr. 273 für Rabenau in den Oelsabach ansmündende Sammel- schlcuse. Die Amtshauptmaunschast macht dieses Vorhaben gemäs; 8 33 des Wassergesetzes mit der Aufforderung bekannt, etwaige Einsprüche hiergegen, soweit sie nicht ans besonderen privatrechtlichen Titeln beruhen, binnen 14 Tagen vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, hier einzureichen. Versäumnis dieser Frist zieht den Verlust des Ein spruchsrechtes nach sich. Dresden, am 5. August I929. Die Amtshauptmannschaft. Chemnitz. An der Autobushaltestelle an derKaiscr- und Weststraffe wurde am Sonntag gegen 18 Uhr der dort auf einen Kraftomnibus wartende Prokurist des Chemnitzer Tageblattes Schödel von einer Kugel getroffen und brach schwer verletzt zusammen. Der Schütze konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Man nimmt an, das; es sich um eine aus den umliegenden Gärten kommende Kugel handelt. Lokales und Sächsisches. Rabenau, den 9. August 1929. * Am 17. November sächsische Gemeindewahlcn. Bekanntlich hatte das Kabinett Heldt den 17. November als Tag der Gemeindewahlen in Aussicht genommen. Nach der Neuwahl der sächsischen Regierung tauchten Gerüchte ans. das; diese nicht an den Beschluff des früheren Kabinetts gebunden und daher eine Aenderung des Wahltages möglich sei. Wie von zuständiger Stelle hierzu mitgeteilt wird, hält das Kabinett Bünger am 17. November fest, so daß an diesem Tage, genau so wie in Preuffen, die Gemeindewahlen durchgesührt werden. * Zahlen, die die Zerstörung unserer Wirtschaft grauenhaft illustrieren. In Deutschland werden monatlich 3 Millionen Wechsel präsentiert. Ein Drittel von ihnen geht zn Protest, sodaff täglich für 33 000 Wechsel kein Geld vorhanden ist. Täglich werden 90000 Zahlnngs- befehle geschrieben. Täglich werden 35 000 Pfändungen vorgenommen. Von diesen 35 090 Pfändungen sind 12 000 pro Tag fruchtlos. Als Folge der fruchtlosen Pfändungen werden täglich 8—10000 Offenbarungseide geschworen. Davon allein in Berlin täglich 500 bis 700. Das Wochenblatt, dem diese Zahlen entnommen sind, be gleitet sie mit den Worten: „Jubelhyme der deutschen Wirtschaft, zu singen mit Marx und Nachdruck; Wir kommen vorwärts!" * In den Orla-Lichtspielen Rabenau hält morgen Sonnabend Charlie Chaplin seinen Einzug, es läuft „Goldrausch", sein bester Film, den Charlie Chaplin je gemacht hat Dec Film ist ein Meisterwerk des Humors, das beispiellos in der Geschichte des Films dastehl. Man könnte Zeitungen mit Lobesworten füllen über Charlie Chaplin und man hätte immer noch nicht genug gesagt. „Goldrausch" ist die allerhervorrragendste Perle aller Filme . . Sie müssen dieses Bild sehen. Lassen Sie alle Arbeit ruhen und machen Sie es sich zu Ihrer fröhlich sten Pflicht, sich den „Goldrausch" anzusehen. * Die Reinigung stark verfetteter Sachen Gerade diese Arbeit bereitet der Hausfran ost ganz besondere Last. Spülbecken, Badewannen, Putzeimer, Wisch- und Bohncrtücher, Mops, kurz alle Sachen, die durch den Gebrauch ölige nud fettige Bestandteile in sich ausge nommen haben, lassen sich mir mit groffer Mühe säubern. Jetzt ist in Kolonialwarenhandlungen und Drogerien unter dem Namen i m i ein Mittel zu haben, das als Geschirrspül- und Reinigungsmittel verkauft wird und eine ganz frappante Wirkung hat. Schmutz und fettige Bestandteile werden spielend gelöst Anch für Holz- und Steinböden, Fenster, Fensterrahmen, knrz für jeden er denklichen Neinigungszweck eignet sich das neue Erzeug nis ganz hervorragend. Hennersdorf. Ein Blitzstrahl traf am Montag nachmittag das Wohngebäude des ehemals Wahlschen jetzt Walthcrschen Gutes in Hennersdorf. Das mit Stroh gedeckte Gebäude stand im Nu in Hellen Flammen und brannte nieder. Schandau. Der Wasserspiegel der Elbe senkt sich immer mehr. Es ist schon der berüchtigte Hungerstein sichtbar. Die letzten Tage brachten ein weiteres Sinken, so daß nur noch wenige Zentimeter fehlen und es kommt am Steine die berüchtigte Jahreszahl 1904 zum Vor schein, klltimantMMsiMlieiiii Rabenau. ab OnterlisItullKsironirert öann Atliei- (fp-mr!, Obei-ba^n) /V. >VssoI » ' » 1 «WM»» III » Burgstädt. Vor wenigen Tagen erschien in der Geschäftsstelle des hiesigen Anzeigers ein in den dreißiger Jahren stehender noch unbekannter Mann und wollte dort angeblich für einen Oberpostsekretär aus Limbach, dessen Frau kurz vorher verstorben war, eine dieserhalb zum Abdruck gelangte Todesanzeige und Danksagung bezahlen. Als dem Unbekannten der Kostenbetrag in Höhe von 60 Mk. genannt wurde, erklärte er, nicht soviel Bargeld cinsteckeu zu haben und erbat sich dicstinquittierte Rechnung aus, die ihm auch unbedenklich überreicht worden ist Und das war sein Trick Mit dieser Original- rcchnuug begab er sich dann sofort nach Limbach in die Wohnung des Oberpoftsekretärs und kassierte dort den Betrag ein. Um auch in den Besitz des Geldes zu ge langen, ließ der Betrüger als Kassenskonto 3 Mark in Abzug bringen. Man sieht ans diesem neuartigen Betrug, was sich alles machen läßt. Und deshalb sei zur Vorsicht geraten. Limbach (Sa.) Drei junge Mädchen aus Hart mannsdorf fuhren mit ihren Rädern zum Wittgensdorfer Schützenfest. Dabei war dem einen eine Mücke ins Ange geflogen, weshalb die jungen Mädchen von ihren Nädern stiegen. In diesem Augenblick fuhr ein Kraftwagen vor bei, der die 18jährige Hedwig Lindner mit einer Verdeck stange so unglücklich streifte, daff dem bedauernswerten Mädchen ein Arm abgerissen wurde. Es wurde blutüber strömt weit in eine Wiese hineingeschleudert und starb infolge des starken Blutverlustes im Krankenhaus. Leipzig. Beim 17. Deutschen Bundeskegeln in Achilleion hat sich ein tragischer Unglücksfall ereignet, in dem der Kassierer Willibald Görlitz aus Leipzig einen Gehirnschlag erlitt. Der hiuzugernfeue Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. — Der 60 Jahre alte Lokomo tivführer Sportig wurde hier von einem Hitzschlag ge troffen. Der Tod trat ein, bevor dem Mann Hilse ge bracht werden konnte. Bautzen. Ani Freitag vormittag Machte sich das zwei Jahre alte Söhnchen des Zigarrenhändlcrs Schlenk rich aus der Neusalzaec Straffe an einem dort ausge stellten Süßigkeiten-Apparat für lO-Pfg.°Einwurf zu schaffen. Dabei stürzte der schwere Apparat plötzlich um und schlug das Kind zu Boden. Der Knabe erlag, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, mittags 1 Uhr seinen schweren inneren Verletzungen. Der Apparat war sehr fahrlässig befestigt. Wetter - Nachrichten nnseres meteorologischen Sonderdiensies. Voraussichtliches Welter am Sonnabend! Veränderlich, Wind, warm, strichweis ge witterig. Sonntag: Wolken, Sonne, strichweis Regenfälle, teils gcmitterhast. Montag: Sonne, vielfach wolkig, Regenfälle, angenehm, Gewitter. Kirchett-Nachrichten. Rabenau. Sonntag: 9 Uhr Gottesdienst (Kandidat Gelscrt- Thacandt.) Montag: 8 Uhr Fraucuverein im Ratskeller. Donnerstag 8 Uhr Jungmädchenvercin. Freitag 8 Uhr: Jnnqmännerverein. Oelsa. Sonntag: 9 Uhr Gottesdienst. Katholischer Gottesdienst in Freital. Jeden Sonn- und Feiertag früh 7 Uhr und 9 Uhr Gottesdienst. »Line Arabische Brautwerbung. Bei allen Völkern gibt es eigen tümliche Gebräuche, die sich um das wichtige Kapitel der Ver lobung und Heirat gruppieren. Einen der sonderbarsten findet man bei den Arabern. Alle jungen Leute, die sich um ein Mädchen bewerben, versammeln sich an einem Punkte außer halb des Lagers, alle bewaffnet und alle auf den besten Pferden. Die Braut, aus einer windschnellen Stute, hält, umgeben von ihren Verwandten, eine Strecke von ihren Verehrern entfernt, und übersieht die Zahl ihrer Freier. Einer ist darunter, für den ihr Herz schlägt, doch die Sitte gestattet ihr nicht die ein fache Wahl. Sic ist der Preis, nach dem jedem Freier, der als unbescholten im Stamme gilt, die Jagd sreisteht, und wer sie fängt, dem mutz sie als Weib folgen. Nach einem kurzen Zögern wendet sie ihr Rotz und sprengt ans dem Kreis ihrer Angehörigen eine Strecke weit in die offene Wüste, um Vor sprung und freien Raum zu gewinnen. Sobald sie ihr Ziel erreicht hat, streckt sic beide Arme aus; der Vater des Mädchens gibt dann den Freiern ein Zeichen, und dahin brausen sie, ihr nach. Bald sind ihr die Verfolger nahe, das Mädchen wirft rasch einen Blick zurück und biegt plötzlich dorthin ab, wo sie den Geliebten bemerkt, so daß ein Teil der zu eifrigen Freier vorbeischießt. Schon ist sie in der neuen Richtung einem Teil ihrer Verfolger aus den Augen; nur wenige, darunter der, für den sic das Manöver ausgeführt hat, haben sich nicht irre machen lassen. Durch allerlei kühne Schwenkungen zn richtiger Zeit hat sie die andern Freier derartig verwirrt, daß sie meist aufeinander losrciten oder in übergoßem Eifer heftig gegenein ander prallen. Dem Geliebten ist cs jetzt leicht gemacht, sich ihr zu nähern und seinen Arm um sie zu schlingen. Und so hat das Mädchen sich jagen lassen und hat selbst alle Listen des Jägers angewandt, um de« Mann ihrer Wahl zu gewinnen. Das gelingt ihr fast immer. Grausamkeit in der „guten alten Zeit". Im Herbst 1625 wurde zu Dombühl die zweiundzwanzigjährige Helena Giller als Kindesmörderin znm Tode verurteilt, obwohl cs nicht ein wandfrei gelungen war, sie dieser Tat zu überführen. Sie sollte den Tod durchs Schwert finden. Der Henker hatte vor der Hinrichtung geklagt, daß er sich schwach in den Armen fühle, da cr drei Monate lang krank gewesen sei, aber man achtete nicht darans. Als cs zur Hinrichtung kam, sah cr voll bangcr Unruhe zum Himmel, fiel auf die Knie und flehte die arme Sünderin um Verzeihung an. Er bat auch das ver sammelte Volk, man möge nicht Hand an ihn legen, falls ihm der Schwertstreich mißlingen sollte, und benahm sich so verstört und verzagt, daß ihm die bei der Hinricbtnng anwesenden Geistlichen Mut zusprechen mußten, seine Schuldigkeit zu tun. Endlich legte er der armen Sünderin die Binde vor die Augen, entblößte das Nichtschwert, schwang es über sich und traf die Ärmste in die rechte Achsel, so daß sie neben dem Block aus der linken Seite zn Boden sank. Der zitternde Henker ließ das Schwert fallen; sofort begannen die Zuschauer mit Steineu nach ihm zu Wersen. Das Weib des Scharfrichters hob die arme Sünderin aus und brachte sie so weit, daß sie, nochmals niederkniend, den tödlichen Streich empfangen wollte. Der Henker ergriff das Schwert, das ihm sein Weib reichte, und traf die Unglückliche zum zweiten Male in den Kopf, statt in den Hals; sie sank abermals zu Boden. Wütend geworden, warf die Menge mit Steinen; der Henker, um sich vor der wütenden Masse zu retten, lies davon und suchte Schutz in einer nahe liegenden Kirche. Inzwischen versuchte sein Weib die halb bewußtlose arme Sünderin mit einem Strick zu er drosseln. Helena Giller legte widerstrebend die Hände um den Hals; da griff das Weib nach der langen Schere, mit der man der zum Tode Verurteilten vorher die Haare abgeschnilten hatte, und versuchte, ihr damit den Hals zu durchschneidcn. Sie vermochte aber nur einige Stiche damit auszuführen, denn der Steinhagel wurde immer lebensgefährlicher. Ein Volks banfe wollte den Henker aus der Kirche holen; andere ver langten, man solle die arme Sünderin reiten. Zwei Bürger zerrten sie vom Blutgerüst und Übergaben die Bewußtlose einem Wundarzt. Weder die zwei Schwerthicbc noch sechs Stiche mit der Schere waren tödliche Wunden: Brust, Gesicht und Arme waren von schweren Stcinwürsen blutunterlaufen. Der Henker und sein Weib konnten vor der wütenden Menge nicht gereitet weroen; man steinigte beide zu Tode. Da man im Falle einer zweiten Hinrichtung einen Volksausruhr fürchtete, wurde Helena Giller begnadiat und aus der Stadt verwiesen.