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Nr. 7. Anedria) Georg Wiesil's 186S. Deutsche Urtheilc und Versuche über die gebräuchlichen Methoden der Gewinnung fetter Säuren. Bon Prof. I. S. Stas in Brüssel. Dm Auszug aus dem Bericht der belgischen Experten bei der Londoner Lndnltrie-Iusltellung 1862. (Fortsetzung.) 5. Schwefelsäure in nur augenblicklicher Einwirkung auf das Fett, zur Erzeugung der fetten Säuren. Braconot, Ehcvrenl und Frcmy hatten constatirt, daß die Fette durch bloße Berührung mit Schwefelsäure zerlegt werden kön- neu; Knab war der erste, der hiervon industriellen Vorthcil zu ziehen suchte. Schon 1855 arbeitete man in einigen Werkstätten nach seinem Princip, indem man in einem stippkessel 60—80 stiiogr. Fett mit 50 Proc. concentrirtcr Scknvefelsäurc, beide vorher aus 90" E. er hitzt, mischte und nach vierminutlichcr Einwirkung das Ganze in kockwndes Wasser goß. Das Verhältnis; der Schwefelsäure wurde uacb nnd nach vermin dert von 50 Proc. ans 80 Proc. (Petit L stcmouet in Paris), 15 Proc. (Mitly für Palmöll, 10—12 Proc. (Roubaix L Ondenkoven in Antwerpen), ja bis ans 5,75 Proc. nnd 4 Proc. (Roubaix-Jenar «st Janssens Eomp. zu Enreghcm bei Brüssel). Bei Anwendung von 80 Proc. Schwefelsäure soll die Tempera tur nicht über 80" E. steigcu und die Dauer der Einwirkung nicht länger sein, als zur innigen Mischung beider störper unumgänglich nöthig ist. Bei 10 Proc. Schwefelsäure kann die Einwirkungsdauer nm l'/r—2 Minuten verlängert, und die Temperatur muß mindestens ans 100" E. gesteigert werde». Man erhält auf diesem Wege 94 Proc. rohe und 89 Proc. dcstil lirte Säuren. Bei Roubaix-Jenar «st Janssens verfährt man wie folgt: Die 8,75—4 Proc. Schwefelsäure werden zuerst auf 100" E. er wärmt, dann langsam in ein Gemenge von gleichen Theilen Talg und Palmöl, das 110 -H5" E. warm gemacht ist, gegossen und l"—12 Minuten damit nmgerührt. Nachdem dies geschehen ist, wird dies Gemisch, von welchem 1,75—2 Proc. einer dicklichen Masse, die aus Schwefelsäure nnd fetten Säuren besteht, sich ab geschieden hat, sogleich in ", ihres Volums kochendes Wasser ge i schüttet und damit 2 Stunden gekocht, nm die Fcttzcrsetznng, wenn z sie nicht vollständig stattgefnnden haben sollte, zu beendigen. Die fetten Säuren werden sodann mit heißem Wasser aus gewaschen. Der Ruhe überlasten, setzen sie noch eine kleine Menge Thcer ab. Sie sind dunkel bernsteingelb, wenig ins Schwarze zie hend. Die von den Fabrikanten angegebene Ausbeute ist —91, ja selbst 92 Proc. destillirtc Säuren von 100 Proc. Rohmaterial, wozu aber die im Thcer steckende Menge derselben nach dem Aus ziehen mit Schwefelkohlenstoff gerechnet sind. Diese Resultate wurden von mehreren Industriellen, namentlich von Mill y nnd Motard bestritten; diese nehmen an, die Verseifung ! durch Schwefelsäure sei mit weniger als 7,5—7 Proc. Schwefelsäure von 66" nicht möglich. StaS hat deshalb alle einschlägigen Fragen untersucht. Er fand, daß Ncntralfcttc, wie z. B. Dchscn nnd Ham meltalg, Pfcrdefctt, Palmöl, durch bloßen Eontact mit Schwefel säure, die auf 90—100" E. erwärmt worden, nicht können in fette Säuren nmgewandelt werden. Selbst bei 28 Proc. Schwefelsäure entzog sich '/, und wenigstens des Fettes der Einwirkung. Aber i durch stochen der unvollkommen verseiften Pfaffe mit Wasser nnd Säure während 5—6 Stunden wird eine neue Ncenge Fett verseift, nnd man kann auf diesem Wege ohne Schwierigkeit '"ino von dem Rohmaterial an fetten Säuren erhalten. Palmöl verseift am leichtesten, Talg am schwersten, nnd ersteres dem letzter« zugcsetzt, befördert dessen Verseifung. Ohne Verlust an Fett ist die Verseifung durch Schwefelsäure nicht ausführbar, nud er ist nm so größer, je größer die Säuremenge und je höher die Tcm pcratnr ist. Wenn diese 80" nicht übersteigt, so bleibt die zerstörte Masse in den fetten Säuren gelöst: cs ist ein weicher, elastischer Kör per, der keine Fettsäure durch alkalische Verseifung abgicbt. Wird über 100" erhitzt, so scheidet sich diese Substanz in Form von Thcer mehr oder weniger bart ab nnd enthalt fette Sänren, die durch Naphta oder Schwefelkohlenstoff entzogen werden können. Das Pfcrdefctt unterliegt am schnellsten dieser zerstörenden Wirkung der Schwefelsäure. 2n der Absicht, ' die Grenze der möglichen Ausbeute durch Einwirkung der Schwefelsäure z» bestimm«.'», versuchte Stas die Verseifung durch verdünnte Säure. Er fand, daß Schwefelsäure von 1,88, d. i. 40" Be'., wenn man verhindert, daß sie durch Verdampfung Wasser verliert, noch im Stande ist, bei >10" E. und in knrzer Heil und mit wenig Verlust die Verseifung zu bewiesen.