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61. Jahrgang. AL 2Ü2. Sonntag, 23. September 1917. Drahtanschrift: Nachricht«, »reddrn. Aemsprecher-Sammrlnummer: LS »41. Nur jllr Rachtgesprächc: «0011. 188b 8 /L -M,/ /VVMÄS/-/ Schrtstleitung und Hauptgeschäft»slrll«: Marienstraffe 38/4V. Druck u. Verlag von Liepsch L Neichard« in Dresden. Bezugs-Gebühr I Anzeigen-Preise. Nachdruck nur »i« druMchrr Ourllrnan^d« I.Dread»«! NachrV, pMft,. - Un«rl-n^e SchrOOacke »rrdrn nichl »ufdrwadn. vnß«rI,»Nui»g»- »««ULNIßluvS» kiir fsmilie, l-srsrette unä fürs felä. LL"«'.» 1.1. Rill».»«?tM AM 11. 5pisl« Kostüms Slscti stein iVilsäpuffsr 8lrsvo 18, Alsunslksko 1, Xvssolsöoi'ioi' 8trs8o 5 bL» K - 8 «r tr^vs i tt übermLLixe Lcliveiüsbsonckerunx rn ^üSon, fiänckan, ^cks.I- ftüftlvn usv. virck beseitiot resp. in normale Verhältnisse über- xetüfttt ckurcst anttsspt. Softvroigcrvsm „I>Ioi^»nn»I1r>" m l'uben. VersLnci nscli susvärts als ftiuster. Depot: I Ü^VVI» - ^P«tl»el4«, vresäea, 8V8VVV Tonnen im August versenkt. Anrgelsmt llMökI rinne» seit Beginn de» nneiageschrilnlten tiaterseekieli» dersenlt. — Verfolgung der Buffen an der Siina. Die Biederlage der knglSnder in der »ritten Slandernschlacht.- Sin neuer rageidesehl der rusffscheu Regierung an Heer und Ritte. Um tleutschlandr Zulunst. 888810 Tannen Im Auguft dersenlt. Berli». SS. Sept. jAmtlich.j Am Monat August sind au Haudelsschisfsraum 8V80V0 Bruttoregift er, touueu durch kriegerische Maßnahme« der Mittelmächte versenkt worbe«. Seit Beginn des uneingeschränkten Unterseeboot-Krieges find damit S 808 »liüBruttoregistcrtonnen des für unser« Feinde unstbare« Handelsschisfsranmes vernichtet worden. IW. T. B.j Der Chef des Abmiralftabs der Marine. im. Das Ergebnis des Unterseeboot-Krieges im Monat August ist mit 808 000 Tonnen in absoluter Höhe etwa das gleiche wie das des Juli. Relativ jedoch steht es un streitighöher und mutz doppelt günstig erscheinen, wenn man berücksichtigt, bah unsere Unterseeboote im Laufe deh MouatS August einen Seeverkehr beobachtete», der einlchließ- Itch aller Neubauten um eine halbe Million Tonnen Schiffs raum niedriger etnzuschätzen war als im Juli. Bor allem anderen hat aber besonders die Zahl der verkehrenden gang großen Dampfer abgenommen und damit der überhaupt zur Verfügung stehend« Schiffsraum. Schiffe von über 10 000 Tonne» Ranmgehalt werden kaum noch auf der See an- getrosfen. Einmal ist ihre verhältnismäßig nicht grobe Zahl ohnehin schon stark vermindert, sodann ist aber durch die fortschreitenden Erfolge unserer Unterseeboote das Risiko für Reeder, Verfrachter und Empfänger zu grob, um wertvolle Güter — und nur solche werden bei dem knappen Schiffs raum überhaupt nur noch befördert — in groben Massen ladungen einem einzigen Schiff zum Transport anzuver- trauen. Man verkeilt sie lieber auf 2 bis 3 kleinere Schiffe und rechnet.mit der Möglichkeit^ dab, wenn nicht alles, so doch die Mehrzahl ans Ziel gelangt. Dies dürste die neueste Taktik unserer Feinde sein, das unaufhaltsame Schwinden des Frachtraumcs hinzuhalten und diese Tatsache vor ihren eigenen Völkern zu verschleiern. In dem Wettkampfe mit den Abwehr m.itteln gegen den Unterseeüoot-Kricg haben sich die Unterseeboote bet weiten» als die Stärkeren erwiesen und gezeigt, dab sie trotz der Erfahrungen, die auch unsere Feinde gesammelt haben, die Maschen des Netzes um die feindlichen Küsten, besonders die englische Küste, immer enger gezogen haben. Selbst die jenige« Aowehrmaßnahmen, von denen sich die Gegner bis her noch am meisten Erfolg versprachen, sind durch die Tüch tigkeit unserer Unterseeboot-Kommandanten mehr als aus geglichen. Immer häufiger konnten die ständigen veröffent lichten Lagesmeldungen berichten, dab unsere Unterseeboote gerade aus stark gesicherten Geleitzügen ihre Beute mit grober Sicherheit hcrauSholtcn, und zwar nicht nur ein Schiff, sondern vielfach mehrere Schisse. Dqtz da» Fahren in Geleitzügen nicht viel nützt, be weise« die sich häufenden Meldungen von -er Versenkung mehrerer Schiff« aus einem und demselben Zu«. Di« Taktik des GejeitzugeS haben unsere Unterseeboot« mit Bildungen von kleineren oder gröberen Geschwadern erwidert und da durch sie so hoffnungsfroh begrüßten Züge matt gesetzt. Bor der Hand operiert England in seinen Seeverkohrsnachweisen noch mit der nackten Zahl der «in- und auslaufenden S-ftiff«. Durch beliebige Verschiebung kleiner Küstenfahrer aus einem in den anderen Hafen kann es die Frequenzzahl konstant er halten. Aber der Tag wird kommen — -eS sind wir gewiß —, baß England die Bilanz in Raumton»«« ziehen wird. Möge« sie auch ihr« größten Schiffe altz Reserve hüten. Wir verstehen auch dieses Zeichen zu deuten. -er deutsche Abeudbericht. Berlin. SS. «evt.. abends. (Amtlich. «. T. «i Dar Fe«erk«»»f in Flandern dauert an. I» der Verfolgung der «eiche-»'-« Russen wnrde von füchsk Liwenhof »bwärts überall die Düna erreicht. Lrsterrelchilch-ns,»rischer Brle„»ericht. Wie«. SS. Tept. Amtlich wird verlantdart: Südöstlicher Kriegsschauplatz. Westlich vom Ochrida.See habe« österreichisch, ««»arisch» und b««tsche Truppen eine« starke« französische« Angriff i» schper,« Kampfe abgewiese». vesMcher Kriegsschauplatz. Bai de« österreichisch»ungarische» Tr«ppe« keine de» s»»dere« Ereignisse. Italienischer Kriegsschauplatz. U«»erL«dert. —- M.T.V1 Der Chef de« Ge«eralftabS. Von Gustav Freuffe«. Es gibt Leute unter uns. die sagen: Oh . . .. wenn wir nur Frieden hätten . . ., einerlei, was für einen! Nur ein Ende dieser Abwesenheit und Gefahr unserer Lieben, Zn Ende dieser Qual am Morgen, wenn wir erwachen: «es ist l^rieg" . . ., dieser Qual am Abend: „es tst immer noch Krieg!" Friede! Friede! Ach. wenn wir Frieden hätten! Frieden! Wenn es nicht anders geht, um jeden Preis! Um jeden Preis?! Der Preis, den wir zahlen müßten, möchte uns doch zu teuer sein, wenn er uns vorgcrechnet ! mürbe! Da sind die Kosten des Staates selbst! Da sind die Schulden der Gemeinden! Da sind die Beträge für die Be schädigten, für die Witwen und Waisen! Das alles soll be zahlt werben. Von wem? Bvn wem anber», als von dir. der du fragst? . . . Sieh! Bisher gingst du aufrecht! Die Last vom Staat und von der Gemeinde her war nicht groß! Die Steuern. . . Du zahltest sie von dem, was du übrig hattest! Bon nun an würde es umgekehrt sein: Du würdest zuerst Steuern zahlen müssen: leben würdest du von dem, was übrig bleibt! Ich sage dir: Du würdest geduckt gehen, ein Lastträger bis an dein Ende! . . . Aber, wenn das alles wäre! Skeh, da ist unser Außen handel, der völlig ruiniert ist. ja, der mit Stumpf und Stiel ausgerottet ist! Unser Außenhandel gab uns allen, au'ch dem Bauern, die bessere Nahrung, das bessere Kleid, die bessere Wohnung! Weil der Außenhandel Geld ins Land brachte und das Volk kaufkräftiger machte, war alles reich licher, schöner, behaglicher. Wenn unser Außenhandel ruiniert ist — und um ihn zu ruinieren, begann England diesen Krieg! — und siebzig Millionen Deutsche sich wieder nähren sollen von dem Weizen und Roggen und von den Wäldern, die auf deutschem Boden in Win- und Sonne wachsen: das würde ei-n armes, kümmer liches Deutschland und ein dürftig Volk sein! Aber auch das ist noch nicht alles! Das Schlimmste kommt noch: wir würden auf hundert Jahre verachtet sein... von der ganzen Menschheit: mir, die Frieden machten, um jeden Preis, wir: die Besiegten! Oder ist Ehre nichts? Hat nicht jedermann seine Ehre... ob König oder Knecht... Königstochter oder Arbeiterkind?! Und ein Volk sollte keine Ehre haben?! Das deutsche Volk nicht?! Was haben sie mit dem deutschen Volke gemacht? Sie haben es schändlich überfallen... bas des schönen, fleißigen Friedens sich fvrute und von Krieg nichts wißen wollte! Was haben sie mit den Deutschen getan, die sie fangen konnten?! Seit der Zeit, da man die Juden verfolgte, da man Hetzjagd hinter den Negersklaven machte, hat die Menschheit nicht wieder solche Schande gesehen! Deutsche... fliehend durch Belgien und Frankreich, durch die Steppen Rußlands, Sibiriens, durch die Wälder Afrikas, über alle Meere in allem Schmutz fremder Schiffe! Deutsche... in trostloser, gemeiner Ge fangenschaft in den verlausten Dörfern Rußlands, in den Gluten Afrikas, in trauriger Verlassenheit und Sehnsucht in Häfen und auf Schiffen in England und Amerika! Deutsche, beraubt, ausgeplündert, verhöhnt, angespien von den verstrmmensten Völkern, von Negern, Portugiesen, von jedem schmutzigen Maul auf der ganzen Erde! Baralong... King Stephen... weißt du noch, was das war?! Deutsche Geschäftsbücher, deutscher Fleiß, deutsche Gewissenhaftigkeit, deutsche Arbeit von fünfzig JaKren unter die Füße getreten, auSetnandergeworfen. zerfetzt, zerrissen! Was sind sie. die Deutschen? .Hunnen sind sie. Lügner sind sie. Verworfene sind sie! Ehrlos sin- sie!" „Was sollen sie werden?" „Werden? Di« Verachteten! Die Arbeitstiere, die Land arbeiter. die Kellner in der Fremde, die Uhrrnacher in Tagc- lohn... mit einem verächtlichen Fußtritt dazu: das sollen sie werden!" Das ist geschehen in unseren Tagen am deutsche» Volk! Und nun sagen einige unter umS: Frieden um jeden Preis? Schmach um jeden Preis? Wer das sagt, der weiß nicht, was er sagt! Alfo einen anderen Frieden! Einen sogenannten Ber- stänüigungSfrieden! Ader wo ist er. dieser verständigungs- frivden? Es gibt ihn ja gar nicht! Wir können ihn ja gar nicht haben! Wenn Deutschland mit der Zipfelmütze winkt... wa» tun Ne? Die lacken und höhnen! Sie ant worten mit tausend Kanonen, mit Not und Tod! Sie sagen: Krieg wollen wir... Krieg bis zum guten oder bitteren Ende! ... Bis wir mißen: Sieg oder Niederlage! Und ich finde, das ist recht so! Das kann gar nicht anders sein! Das ist die Wahrheit, die einzige, die der Feind hat und kwir nickst! Krieg... das ist Gottes Atem... das ist die gräßliche, große Stunde Gottes! Das ist Gottes Gericht! Es ist die Stunde des Ausstiegs des einen Volkes und der Niedergang des andern!... Daß wir darüber jammern und klagen, bas hilft uns gar nichts! Es ist Bölkerschicksal, unter dem wir stehen! Es ist Schöpferwille, unter dem die Menschheit leidet! Völker hinauf... hinunter! Mit unserer Macht ist's nicht getan! Wir müssen kämpfen, bis wir siegen oder unterliegen! Wenn es aber so steht, deutsches Volk, daß wir kämpfen Müssen, wir mögen wollen oder nicht... der Wille unserer Feinde und unsere Not und Zukunft, und das Wesen des Krieges, und Gott selbst, wollen cs so... wir müssen streiten bis zum Sieg oder zur Unterwerfung: dann sage ich dir, deutsches Volk: Es ist schön zu siegen! Es ist sehr schön! War er schön... der Sieg vor hundert Jahren. 1813? Er ließ die Kornfelder wieder blühen: er baute die Häuser wieder auf: er füllte wieder die Truhen! Er dehnte das Land, er dehnte die Brust! Er gab dem deutschen Volk den ersten gemeinsamen Stolz ins Herz! Und war er schön... der Sieg von 1870/71? Er brachte ein deutsches Land wieder heim: und er brachte Leben und Arbeit.... ^Er baute Taufende von Straßen und Bahnen, Zehntausende von Fabriken, HunLcrttansendc neuer Häuser... Er gründete den Reichstag und das allgemeine Neckst!... Er brachte Einigkeit. Streben. Fortschritt. Weite, Meerfahrt. Stolz und Ehre! Und ich sage euch: Es wird auch diesmal schön sein, wenn wir siegen! Wir. ungerecht angegriffen, besudelt, geschmäht, um die ganze Erde gehetzt! Wir. mit io vielen teuren Gräbern in Flan dern. in Polen, in Rumänien und Serbien, auf dem Grund aller Meere! Wir, mit unserer großen Last aus diesem Krieg, mit unseren überfüllten Städten, mit unseren ge ringen Kolonien, mit unserem groben Außenhandel, Len wir sichern müssen, den mir dehnen müsse»! Wir, die wir bedrängt worden sind durch tausend Jahre: die wir meinen, nun endlich einmal wert zu sein, groß und mächtig zu werden und zu führen, wie andere Völker vor uns getan! Wir, die wir glauben, daß wir besser führen werden, als die vor uns: zu allem Edlen, zu allem Großen und Reinen! Ja, es würde schön sein, wenn wir siegten! Seht, wir sind in diesem Kriege ein einiges und gleiches Volk geworden. Wir werden dafür sorgen... wir werden darüber wachen... wir werden es durchsetzen, daß jeder Einzelne, jeder Mann im Lande, jedes Kind im Lande, des Sieges sich freuen sollte! Es sollte keinen Enkel geben eines. Ser in diesem Kriege in Flandern oder Polen gefallen ist oder gekämpft hat, der nicht empfinden sollte, daß sein Vorfahr für ihn gestritten, zu seinem Guten und Besten! Wie wollten wir blühen und fortschrciten, in aller Ge rechtigkeit! Wie wollten wir cs hoch und hell bei uns machen! Wie wollten wir gerecht sei» gegen alle, auch gegen die, die um uns wohnen! Nie begehrte ein Deutscher nach fremder Völker Unterdrückung! O ja. es wäre schön, zu siegen. Deutsche! In allen Dörfern und Städten stehen Denksteine von 1813. 1864, 1866 und 1870/71, und über jeden können wir sagen: Dafür gefallen! Dafür! Das. war des Sieges Lohn: wiedergebrachte Ehre, aufgerichtetes Recht, größere Helle und Weite! Wir werben in den nächsten zehn Jahren noch größere Denksteine setzen Müllen, mit Platz für Namen über Namen, hunberttauscnde Namen! Und wir sollten keine rechte Antwort haben: warum? Nein, darum sollen sie gefallen sein: baß das deutsche Volk, jeder Deutsche, dazu seine Kinder und Enkel, völlig wieder zur Ehre kamen in der Welt, daß sie breiter, sicherer, reicher dastchen unter den Menschen! Wahrlich: es ist schön, zu siegen! Es ist sehr schön! WaS gehört zum Stegen? Millionen tapferer Männer, die stehen und nicht weichen, und müßten sie darum ' sterben! . . . Seht, die haben wfr! . . . Was gehört mehr zum Siegen? Eine Waffe, die wirkt und wirkt, bei Tag und Nacht, die zuletzt zu Boden wirft! Seht, die habe»