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Mchmtz-Miuig Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenjeile oder deren Raum berechnet. — Ta» bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, di« Spaltenteil» A) Pfg. Die „Welßerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Ski Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 4S Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- »alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , - Amtsblatt für die Könialiche Umtshaurtmannschasl Dippoldiswalde, sowie sm die Königlichen Amtsgerichte und die Ktadträthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redakteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 13. Dezember 1883. Nr. 146. Eine Konstitution in Rußland!? Bereits unter dem Zaren Alexander II., den ein tragisches Geschick vom russischen Kaiserthrone riß, sollen die Bestrebungen, Rußland eine Verfassung zu geben, Gestalt angenommen haben, unter Alexander III. hörte man über diese brennende Frage der Zukunft Rußlands aber weiter nichts als dunkle Gerüchte, denen ebenso viele Verneinungen folgten. Vor einigen Wochen mel dete man nun, der lange Aufenthalt des russischen Kaisers am Hofe seines Schwiegervaters, des Königs von Dänemark, im letzten Sommer, und die auch dort stattgehabte Begegnung Kaiser Alexanders mit Glad stone, dem Führer des' englischen Parlamentsstaates, hätten den Beherrscher aller Reußen der Einführung einer Konstitution geneigt gemacht. Eine Zeit lang hieß es dann, Tolstoi, Pobiedonoszeff und Katkoff seien mit den Vorarbeiten für die Einführung dieser Ver fassung betraut; doch man lächelte und spöttelte über diese Nachricht, da gerade diese drei Staatsmänner Vertreter des reaktionären Altrussenthums sind. Jetzt tritt aber wieder mit einiger Zuverlässigkeit die Mit theilung auf, daß auf Befehl des Kaisers Alexander unter dem Vorsitze des Großfürsten Konstantin eine vom Grafen Loris-Melikoff, dem ehemaligen Reform diktator, dem Minister Tolstoi, den ehemaligen Mi nistern Walujeff und Miljutin, den Staatsräthen Kat koff und Abasa und dem Präses des heiligen Synod Pobiedonoszeff gebildete Kommission zusammengetreten sei, um ein Neichsstatut als Uebergang zur Verfassung, also eine Art Konstitution für Rußland auszuarbeiten. Aus der Zusammensetzung dieser Kommission geht her vor, daß der Zar die hauptsächlichsten Vertreter der beiden entgegengesetzten Parteien Rußlands zur Prü fung der Verfaffungsfrage berufen hat, denn Loris- Melikoff, Miljutin, Walujeff und Abasa gelten als liberalisirende Reformer und Tolstoi, Katkoff und Vo- biedonoszeff als konservative, wenn nicht reaktionäre Altrussen, während der Präses der Kommission, Groß fürst Konstantin, wieder als liberal bekannt ist. Da raus erhellt des Weiteren, daß der Zar es mit einer die Wünsche der Liberalen berücksichtigenden Reform regierung versuchen will, wenn auch die Wünsche der konservativen Altruffen in dem neuen Programm be rücksichtigt werden. Unmöglich wäre dies ja nicht, wenn die Kommissionsmitglieder erleuchtete und tolerante Männer sind und den beiden politischen Parteien Ruß lands auf den trennenden Gebieten Konzessionen machen, in den Einigungspunkten aber sich aneinanderschließen. Ein Riesenwerk bliebe das Unternehmen der Ein führung einer Konstitution und einer Theilnahme des Volkes an den Negierungsgeschäften aber trotzdem, und mehrere russische Zeitungen täuschen sich darüber auch nicht. Ja, in den nur von Russen bewohnten Pro vinzen käme man mit dem russischen Geiste entsprechenden Reformen wohl durch, aber wie können Kirgisen und Kaissaken mit Polen und Letten, Tscherkessen, Armenier und Grusier mit den Deutschruffen der Ostseeprovinzen und Finnländer in einem Parlamente sitzen? Einige russische Zeitungen meinen daher, man müsse mit den Reformen unten anfangen, und zunächst den Gemeinden und Provinzen eine gewisse Selbstständigkeit geben. Aber wo bleibt dann die allgewaltige Zentralmacht des Zarismus? — Dieser eigenartigen Regierungsform ist nun einmal seit Peter dem Großen der russische Staat auf den Leib geschnitten und mehr mit Schwert und Knute, Gefängniß und Verbannung, als Bildung und Humanität zusammengehalten und erweitert worden, und es ist nun ein unabänderliches Gesetz, daß jede ernste Äeformbestrebung auch das bisherige Regierungs system und Staatswesen Rußlands erschüttern muß. Lokaks und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Schlittenbahn und die Eisenbahn haben in den letzten Tagen »ns zwar er freulichen Besuch von auswärts gebracht und zahlreiche Einkäufer sah man in den hiesigen Geschäftsladen und Straßen; aber bedeutender noch würde der Verkehr sich gestalten, wenn die rauhe und unfreundliche Witte rung — Wind und Schneestöbern — Nachlassen wollte und dafür ordentlich Schneefall eintreten würde. Heute Mittwoch früh hatten wir Glatteis und bei rauhem Winde mäßiges Schneetreiben. — Für die nächste Finanzperiode soll bekanntlich der 20prozentige Zuschlag zur Einkommensteuer weg fallen, und es wird danach die auf das Jahr 1884 zu zahlende Einkommensteuer betragen: Steuerklasse: bei einem Einkommen von: M. Pf. 1 über 300 bis 400 50 2 - 400 - 500 1 —- 3 - 500 - 600 2 4 - 600 - 700 3 — 5 - 700 - 800 4 — 6 - 800 - 950 6 — 7 - 950 - 1100 8 8 - 1100 - 1250 11 — 9 . 1250 - 1400 14 — 10 - 1 400 -- 1600 17 — 11 - 1600 - 1900 22 — 12 - 1900 - 2200 30 — 13 - 2 200 - 2 500 38 — 14 - 2 500 - 2800 48 — 15 - 2 800 - 3300 59 — 16 - 3 300 - 3800 76 — 17 - 3 800 - 4 300 94 — 18 4 300 - 4800 114 — 19 - 4 800 - 5409 136 — 20 - 5400 - 6300 162 — 21 - 6 300 - 7 200 189 — 22 - 7 200 - 8400 216 — 23 - 8 400 . 9600 252 — 24 9 600 - 10800 288 — 25 - 10 800 - 12 000 324 — 26 . 12 000 - 14 000 360 — 27 - 14000 - 16000 420 —— 28 - 16000 - 18000 480 — 29 - 18000 - 20000 540 — 30 . 20 000 . 22 IM 600 31 . 22 000 - 24 000 660 — 32 - 24 000 - 26 000 720 .— , 33 - 26 000 - 28 000 780 — 34 - 28000 - 30000 840 — — Bei der Königl. Amtshauptmannschaft ist die „4. Mittheilung an die sächsischen Pferdezüchter vom König!. Landstallamte zu Moritzburg 1883" einge gangen und kann von da unentgeltlich bezogen werden. Auch sind noch einige Exemplare der 3. und 2. Mittheilung vorräthig und zu vergeben. — Nachdem die Masernepidemie unter den Kindern der Schule in Ammelsdorf als erloschen zu be trachten ist, hat die König!. Bezirksschulinspektion ge nehmigt, daß der Unterricht air dieser Schule von Montag, den 10. er., ab wieder beginnen kann. — In Schlottwitz bei Weesenstein ist am Mon tag Vormittag die 58jährige Johanne Caroline Ebert geb. Lehmann, Ehefrau des Wirthschaftsbesitzers Ebert in Oberschlottwitz, in der Müglitz ertrunken aufge- funden worden. Ohne Zweifel liegt ein in geistiger Störung verübter Selbstmord vor. Die Genannte ist dem Vernehmen nach erst Ende Oktober aus der Heilanstalt Sonnenstein entlassen und nach heimlicher Entfernung seit einigen Wochen vermißt worden. — In Berthelsdorf bei Liebstadt ist am 9. Dezember der zeitherige Gemeindevorstand Herr Ernst Wilhelm Richter auf die nächsten 6 Jahre, von Neujahr 1884 ab, einstimmig wiedergewählt worden und fand am 11. d. M. bei der König!. Amtshaupt- mannschast die Verpflichtung desselben für sein von Neuem zu übernehmendes Änit statt. /X Glashütte, 10. Dezember. Um die Förderung des Müglitzbahnprojektes zu erzielen, war heute eine Deputation, bestehend aus den Herren Großmann- Glashütte, Eichhorn-Dohna und Trump-Dresden bei den Herren Landtags-Abgeordneten Ackermann, Frenzel, Schreck und v. Bosse, während einige andere Herren abwesend oder abgehalten waren. Sämmtliche Herreit gaben die wohlwollendsten Versicherungen und werden auch thätig für unsere Interessen eintreten, wenn die Berathung unserer Petition, die jetzt zum Zwecke der Unterzeichnung im Umlaufe ist, stattfinden wird. Hoffen wir also das Beste. * Rabenau. Auf die auch in unserm Blatte er folgte Aufforderung fanden sich am vergangenen Sonn tag im Gasthofe zu Rabenau 67 selbstständige Stuhl bauer aus Rabenau und Umgegend ein, und zeigte schon diese rege Betheiligung, daß in den betheiligten Kreisen ein lebhaftes Interesse an der beabsichtigten Gründung einer Stuhlbauer-Jnnung vorhanden war. Herr Bürgermeister Keller begrüßte die An wesenden und legte in einer länger« Auseinandersetzung dar, unter welchen Uebelständen das Stuhlbauergewerbe leide. Schon 1848 habe eine Innung bestanden, die sich aber nach Einführung der Gewerbefreiheit wieder auflöste; nur einzelne noch vorhandene Statuten zeigen von ihrem Bestehen. Er wies ferner darauf hin, welcher Schaden dem Gewerbe dadurch erwüchse, daß sich junge Leute, die kaum der Lehre entlaufen wären, als selbstständige Arbeiter niederließen, und zu Schund preisen nun eine Waare lieferten, welche aber auch darnach irväre, immerhin aber die Preise der reellen Waare hcrabdrücke. Als zur Debatte aufgefordert wurde, meldete sich nur ein Redner gegen das Projekt, der aber auch nur zu einer Darlegung gelangte, wjp traurig es jetzt um das Gewerbe stehe. Wesentliche ! Punkte, die gegen den Versuch mit Gründung einer Innung sprechen, kamen nicht zur Anführung. Nach dem hierauf noch Herr Direktor Lamer aus Hainsberg, der auf erfolgte Einladung in der Versammlung er schienen war, mit kurzen Worten die Gründe dargelegt hatte, welche für die Gründung einer Innung sprächen, erfolgte seitens der Versammlung gegen nur eine Stimme Annahme des Vorschlags: eine Innung zu errichten, und wurden ferner in ein Komitee zur Entwerfung des Statuts gewählt die Herren Beyer, Einert, Kunath, Büttner, Keller, Hofmann, Richter und Kühn, letztere beide aus Neuölsa und Seifcrsdorf. Dresden. Die 2. Kammer unterzog in ihrer Sitzung am 10. Dezember das kgl. Dekret, betreffend den Bau mehrerer Sekundärbahnen, der allge meinen Vorberathung. Die ziemlich umfängliche Dis kussion ergab im Allgemeinen Einverständniß mit den Vorschlägen der Staatsregierung, in der nächsten Finanzperiode Eisenbahnen Geithain - Lausigk - Leipzig, Potschappel-Wilsdruff und Wilischthal- Ehrenfrieders dorf, in der übernächsten eine Eisenbahn Schönfeld- Schivarzenberg nebst Zweigbahnen ausführen zu lassen. Das Dekret wurde alsdann der Finanzdeputation überwiesen. Derselbe Beschluß wurde gefaßt bezüglich des kgl. Dekrets, betreffend die Erbauung eines Ge bäudes für die Amtshauptmannschaft Meißen. (Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß bei der Eisenbahn debatte die Abgeordneten Jungnickel (Limbach) und Ackermann besonders warm für das Müglitzthal ein traten.) — Bei der am 10. Dezember vorgenommenen Wahl zur Gewerbekammer wurden u. A. neu bczw. wiedergewählt: Fleischermstr. Roscher son. in Freiberg, Zirkelschmied Hanisch in Pirna und Tischler meister H. Eichler in Altenberg. — Zur Hebung des Weberelends im sächsischen Erzgebirge werden Schritte vorbereitet, welche den Einrichtungen analog sein solle», die im Eulengebirge bereits Platz gegriffen haben. Von dort wird näm lich Folgendes geschrieben: Um das Loos der zahl reichen armen Weber im Eulengebirge zu verbessern, hat der vaterländische Frauenverein zu Hausdorf bei Neurode die Einrichtung getroffen, daß er sie in den Stand setzt, für eigene Rechnung ohne Vermittelung der Fabrikanten oder sogenannten Faktoren zu arbeiten. Der Verein übernimmt den Vertrieb der von den Webern gefertigten Maaren und hat zu diesem Behufe in xiner Anzahl von Städten Verkaufsstellen errichtet