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und Tageblatt. Amtsblatt drs Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. .V 147. Erscheint jeden Wochentag ftüh 8 U. Inserate werden bis Nachm. Z Uhr für die nächste Nr. angenommen. Donnerstag, den 29. Juni. Preis Vierteljahr!. SV Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren I Mb Raum mit S Pf. berechnet. V v > Tagesgeschichte. Wien, 24. Juni. Für die österreichische Legion in Mexico sollen 5000 Mann angeworben werden. In Constantinopel soll von mexikanischen Agenten wegen Anwerbungen unter den aus dem Kaukasus eingewanderten Tscherkessen unterhandelt werden, in Kairo gleichfalls wegen Anwerbung von Kopten und Nubiern und die „Roma" von Neapel berichtet, daß geheime Verhandlungen zwischen Frankreich und Italien über die Sendung eines italienischen Armee corps nach Mexico staltfinden. TepliH, 26. Juni. Gestern starb hier nach einem kurzen und schmerzlosen Krankenlager der Generalmajor a. D. Graf Otto Friedrich MagnnS Baudissin (geb. 1792 zu Rantzau). Coburg, 23. Juni. Der Herzog ist gestern zu einer Bade- rotse nach Biaritz abgereist. — Der hiesige Sonderlandtag hat heute Abends an die Negierung einstimmig das Ersuchen gerichtet, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln auf das Zustandekommen einer Eisenbahn von Coburg über Rodach nach Münnerstadt hin zuwirken. Bern, 26. Juni. Der Bundesrath hat seine Bevollmächtigten autorisirt, ven Handelsvertrag mit Italien, vorbehältlich der Be rücksichtigung einiger nachträglichen Forderungen, zu unterzeichnen, und proponirt, die Gleichstellung mit den meistbegünstigten Staaten bereits mit dem I. Juli d. I. eintreten zu lassen. Aus Antwerpen, 23. Juni, wird gemeldet: „Gestern Abend gegen 8 Uhr fand auf dem Schiffe „Gesina" mit 3l1 Fässern Naphtha, für Leer bestimmt, eine furchtbare Explosion statt. Wenige Augenblicke später war das Schiff in dicke Rauchwolken gehüllt, dem bald häuserhohe Flammen folgten. Der Canal hatte nur einen halben Fuß Wasser, und bis zur Fluth dauerte es noch einige Stunden, es konnten deshalb die Schiffe, womit der Canal dicht bedeckt war, nicht von der Stelle gebracht werden. Die Gefahr, daß alle im Canal befindlichen 27 Schiffe, wovon die zunächstliegen den bereits ergriffen waren, sämmtlich zu Grunde gehen würden, wuchs von Stunde zu Stunde. Den angestrengtesten Bemühungen gelang es, daß das Feuer um Mitternacht, als die Fluth 8 Fuß Wasser gebracht hatte, auf acht Fahrzeuge concentrirt blieb, welche mehr oder weniger beschädigt wurden. Loudon, 24. Juni. Nachrichten aus Washington zufolge ist Jefferson Davis wahnsinnig geworden. Viele zweifeln noch an dem Ernst dieser Krankheit. Athen, 17. Juni. Die Regierung hat bis jetzt in der Kammer die Mehrheit. Die Minister des Krieges, des Innern und der Marine, welche nicht gewählt wurden, sollen zurücktreten. — In Missolunghi wird nächstens auf Anregung des Königs ein Byron- Denkmal gesetzt werden. New-Uork. Nähere Mittheilungen über die Explosion zu Mobile melden, daß dieselbe in dem Hauptartilleriedepot der Ver einigten Staaten vor sich ging. Der Inhalt des Depots bestand aus 200 Tonnen (mehr als 400,000 Pfund) Munition, darunter Musketenpatroncn, Kanonenpulver, geladene Bomben, Traubenschüsse, Kartätschen und Vollkugeln. Das Gewicht des Pulvers allein machte über 60,000 Psd. aus und war zum Theil von Dick Taylor überliefert worden. Die Zerstörung in der Stadt erstreckt sich auf acht Gevierte und Hunderte von Menschenleben sind zu Grunde gegangen. Die Zahl der letztem war bei Abgang der letzten Nachrichten noch nicht genau ermittelt; man schätzte sie aber mindestens auf 300. Im Depot selbst befanden sich fünf Weiße, zum Zeugamte gehörend, 30 farbige Soldaten und 1 Offizier. Sie wurden sämmtlich getödtet. Mehrere Dampfer fingen Feuer und brannten nieder. Noch eine halbe Stunde nach der Explosion flogen die geladenen Patronen, Bomben und Kartätschen in allen Richtungen umher. Dutzende von Gebäuden sind rein weggefegt; Hunderte von andern in Trümmern und Tausende beschädigt. Die Zahl der Menschen, die der Luftdruck getödtet hat, ist nicht gering, uud die aus den Trümmern gezogenen Leichname sind bis zur Un kenntlichkeit verkohlt. Den verursachten Schaden schätzt man auf 5 bis 10 Millionen Dollars. Gegen 3000 bis 10,000 Ballen Baumwolle, die meistens Privatpersonen gehörten, gingen dabei ebenfalls zu Grunde. Sachsen. -j- Dresden, 27. Juni. Leider gewinnt es immer mehr den Anschein, als würde die land- und forstwirthschaftliche Ausstellung mit einem nicht unbedeutenden Deficit geschloffen werden. Da« Publikum ist äußerst karg mit dem Besuch, was wohl zum Theil dem ungünstigen Wetter zuzuschreiben ist, aber auch die Zahl der Theilnehmer ist weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Mindestens hatte man auf 4 bis 5000 Land- und Forstwirthe ge rechnet und nur 900 sind erschienen. Da auch der Festplatz nach jenem Maßstab angelegt wurde, so wird derselbe, auch wenn die Thierausstellung beginnt, bei Weitem nicht vollständig gefüllt sein. Wie man sagt, gehören täglich 4000 Thlr. Einnahme zur Deckung der entstandenen Kosten; da aber gestern und heute kaum 1000 Thlr., ' geschweige 8000 Thlr. gelöst sind, so macht man sich, falls keine Aenderung zum Besseren eintritt, schon jetzt auf ein Deficit von circa 20,000 Thlr. gefaßt. Das wäre freilich sehr bedauerlich. — Soeben ist die Festkarte für das große deutsche Sängerfest aus der Heinrich'schen Offizin hervorgegangen; sie ist ein wahres Kunst werk und verdient wohl, daß wir sie einer kurzen Besprechung unterwerfen. Die Karte, von unserm tüchtigen Historien-Maler Sachße sinnig und geschmackvoll in der Zeichnung entworfen, hat die Aufgabe, das nationale Element des Festes zu repräsentiren. Der Künstler wählte zu diesem Zwecke die edle Gestalt der Germania, welche, den größten Theil des Raumes füllend, in sitzender Stellung von frischem grünen Eichengebüsch umschattet wird. Ihr zur Rechten ragt das deutsche Reichswappen aus Weinranken hervor; die Brust des deutschen Reichsadlers ziert eine Lyra, Germania schlingt mit der Rechten einen Lorbeerkranz über das Ganze, um anzudeuten, daß der deutsche Gesang die ihm gebührende Ehre und Würdigung finden werde. Mit der Linken greift sie an das auf ihrem Schoos ruhende Schwert, gleichsam als Zeichen der Bereitwilligkeit zu allen Zeiten, in Krieg und Frieden, Beschützerin des deutschen Geiste« sein und bleiben zu wollen. Das volle blonde Haar schmückt die goldene Maurerkrone, von ihren Schultern wallt der rothe Pur purmantel und den majestätischen Leib umkleidet ein goldnes Gewand. Als Umfassung dienen dem Bilde Stäbe von deutschem Eichenbaum, dessen Laub das Ornament in höchst gefälliger Form umrahmt. Der zwischen der Figur und dem Ornament frei gebliebene Raum enthält auf goldenem Grunde in roth und schwarzer Schrift die Worte: „Erstes deutsches Sängerbundesfest in Dresden''1865". Die das Wappen umragenden Weinreben sind eine symbolische An deutung des bekannten: „Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, Der bleibt ein Narr sein Lebelang." Ueber dem Haupt der Germania schlingt sich ein Band mit dem Sängerspruch: ....... „Herz und Lied, frisch, frei, gesund, Wahr' Dir's Gott, du Sängerbund". Ganz seitlich bescheiden zu den Füßen der Germania entsprießt dem deutschen Boden das liebliche Bild des „Vergißmeinnicht", welches seine blauen Aeuglein bis in das Wort „Dresden" hinein-.