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WaM für Mckuss TharM DM Mtnlthli md die AmMÄtN. —— Imlsblult für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne t Nummern 10 Pf. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. JnsertionsvreiS 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. No. 8. Freitag, den 27. Januar 18Ü3. Gen svalversaimirlung -es Krankenkassenverbandes im Amtsgerichtsbezirke Wilsdruff. Zu der am Dienstag, den 31 Januar dss. Js., Nachmittags 3 Uhr, im Saale des Hotels „zum weißen Adler" hier abzuhaltenden Generalversammlung des Krankenkassenverbandes im Amtsgerichtsbezirke Wilsdruff werden die Herren Ausschußmitglieder ergebenst eingeladen. Tagesordnung. 1 ., Mittheilung der Bewerbungen um die ausgeschriebene Stelle eines Krankenhaus- und Krankenkassen-Arztes; 2 ., Allgemeine Verbandsangelegenheiten. Wilsdruff, am 25. Januar 1893. Der Vorstand des Krankenkassenverbandes im Dntsgerichtsbyirke Wilsdruss. Brgmstr. Bekanntmachung. Die Leier -es Geburtstages Sr. Mai. unseres deutschen Aaisers soll Lreitag, -en 27. -. M. vsrm. 10 Uhr durch einen in -er Turnhalle feierlich begangen werden. Die hiesigen Behörden, insbesondere der Schulvorstand, die Eltern und Erzieher der Kinder, sowie alle Freunde der Schule werden hierzu ganz ergebenst eingeladen. Der Dir. Zer städt. Schulen. Gerhar-t. Zum 27. Januar. Heil dem Kaiser! Wenn auf den weiten Blachfeldcrn um Mainz und Frank furt, .wo in den ersten Zeiten des germanischen Königthumö die Fürsten und Völker sich sammelten, um Deutschland wieder ein Haupt zu küren, die Wahl geschehen war, dann hoben die Mannen Schild und Schwert übers Haupt und donnernd klang der Heilruf: Heil dem Könige! Und wenn in späteren Zeiten des heiligen römischen Reiches Oberhaupt im Römer gewählt war und die Domglocken die Botschaft hinaustrugen in das dichtgeschaacte Volk, so klang einstimmig und mächtig zum Him mel empor das: Heil dem Kaiser! Dann kam eine lange, kaiserlosc, schreckliche Zeit. Ein Spott der Nationen war das Volk der Denker und Dichter geworden, dessen politische Ohnmacht die Folie wurde, auf der sich die Thaten anderer Völker um so glänzender abhobcn. Vergebens träumten die Besten von einem einigen großen Va- terlande; wie der Nibelungen Hort, schien die deutsche Kaiser krone auf ewig versenkt zu sein in den grünen Rhein, der nicht mehr Deutschlands Strom, nur seine Grenze war. Aber „welch' wunderbare Wendung durch Gottes Führung"! Ein Greis erwarb es wieder, das Diadem Karla des Großen und der Ottonen, und heute trägt sein Enkel die Kaiserkrone des ge einigten Deutschen Reiches, in gerechtem Krieg auf dem Walser feld erfochten, aber nun die Friedcnskrone, die seit zwei Jahr zehnten den Frieden in Europa wahrt. Heil dem Kaiser! An seinem Hause ist des Psalmisten Wort in Erfüllung gegangen: Wohl dem, der den Herrn fürchtet! Dein Weib wird sein, wie ein fruchtbarer Weinstock darinnen in deinem Hause, deine Kinder wie Oelzweige um deinen Tisch. Ein Vorbild echt deutschen Familienlebens in Zucht und Gottesfurcht, steht das Kaiserhaus vor seinem Volk. In der Stille wirkt die theure Kaiserin; nur wo es Gutes gilt, wo man dem Herrn das Haus baut, tritt sie hervor, die Mutter der Armen und Elenden, die Kirchengründerin, wie sic einst die Geschichte nennen wird. Und um sie die jungen Knaben, die wie die Pfeile in der Hand des Starken gerathen, und als letzte lieb liche Blume die kleine Prinzessin — Heil dem kaiserlichen Hause! Es ist wohl eine ernste Zeit, in welche der Geburtstag unseres Kaisers fällt. Schärfer Spitzen sich die Klassengegen sätze zu; trotziger hebt der Abfall von göttlichem und mensch lichem Gesetz sein Haupt; eine tiefe Unruhe und Unzufrieden- beit geht durch weite Volksklassen, und an den Grenzen von Ost und West schärft man das Schwert, als müsse der Ent scheidungskampf endlich geschlagen werden. Wie ein Wetter leuchten vor dem Gewitter flammen die Zeichen tiefer Fäulniß und sittlichen Verderbens da und dort auf — deuten sie auf einen furchtbaren Zusammenbruch, oder kommt nach schwüler Nacht und Sturm wieder Gottes Helles Morgenroth? Er weiß es, der im Regimente sitzt, der König der Kö nige, Gott der Herr. Er gebe unserem geliebten Kaiser, worum wir sonntäglich bitten: königliche Gedanken, einen starken Muth, festen Arm, verständige und getreue Räthe, sieghafte Kriegsheere, gehorsame Untcrthanen. Er helfe das große Ver- mächtniß des Heldenkaisers, die Fürsorge für die Armen, so ausführcn, daß den Verführern jede Waffe aus der Hand ge rungen werde und der Arbeiter erkenne, wer sein wahrer Freund ist. Es festigen sich wieder die Grundmauern deutscher Treue, Wahrheit, Ehrlichkeit und Keuschheit — sie neu zu stärken und in alter Macht wieder erstehen zu lassen, sei des Kaisers und seines Volkes gemeinsames Ringen. Stark und schneidig sei und bleibe das Schwert, das nicht drohend, aber schirmend au des Landes Grenzen blitzt — vor allem gebe Gott seinem deutschen Volk wieder Einkehr und Rückkehr zum schlichten Glauben der Väter, die unter dieser Fahne gestritten und ge siegt haben. Wahrlich — eine gewaltige und schöne Aufgabe für das neue Lebensjahr unseres Kaisers. Daß sie ihm gelinge, ist heute das Gebet der Treuen im Lande, und freudig in Hoff nung hallt ihr Ruf: Heil -em Aaiser! Tagesgeschichte. Der Reichstag hat am Donnerstag und Freitag den dritten der neuen Reichsstempelgesetzentwürfe, die Vorlage über die Erhöhung der Börsensteuer, in der Generaldebatte erörtert und die Vorlage schließlich ebenfalls an die Militärcommissiou verwiesen, an welche bekanntlich auch die Entwürfe über die Erhöhung der Brau- und der Branntweinsteuer gegangen sind. Ueberblickt man nochmals den Verlauf der erstmaligen varla mentarischen Erörterung aller drei Vorlagen, so ergiebt, daß die Börsensteuer-Vorlage die meisten und die begründetsten Aus sichten auf Annahme im Reichstag besitzt. Namentlich haben sich die Redner der Conservativen und des Centrums sehr sym pathisch gegenüber dem Entwurf und seiner Tendenz, besonders die bemittelten Bevölkerungsklassen zu den Mehrkosten der neuen Heeresvorlage heranzuziehen, geäußert. Auch die Vertreter der Nationalliberalen und der Freiconservativen äußerten sich im Allgemeinen zustimmend zur Börsensteuer-Vorlage, während die selbe von den Redern der Freisinnigen und der Sozialdemokraten unter allerdings sehr verschiedenen Gesichtspunkten bekämpft wurde. Im Uebrigen hängt das weitere Schicksal der drei Steucrvorlagen zunächst vom Verlaufe der Commissionsver handlungen über die Militärvorlage ab. Sollten dieselben zu einem negativen Ergebnisse führen, so dürfte es fraglich sein, ob dann die Commission überhaupt an die Berathung der Steuer-Vorlagen herantritt; mindestens würde nachher das Re sultat der weiteren Plenardebatten über die Heeresvorlage ab zuwarten sein. Der Reichstag erörterte in seiner Sonnabendfitzung zum ersten Male den Gesetzentwurf über die Abzahlungsgeschäfte. Conseroativerseits sprach Abg. Ackermann seine Befriedigung über die nun auf diesem Gebiete eingeleitete Reform aus, nur meinte er, es ließen sich einige Vorschriften des Gesetzes wohl noch schärfer fassen. Von den Freisinnigen betonte Abg. Wöllmer, daß das Abzahlungswesen in unserem wirthschaftlichen Leben nicht mehr entbehrt werden könnte und hob er unter theilweiser Bekämpfung der Ausführungen des Vorredners die Vortheile, welche die Abzahlungsgeschäfte den unbemittelten Bevölkerungs klassen böten, hervor. Namens des Centrums erklärte Abg. v. Buol, daß seine Partei die wirthschaftlich Schwachen vor Ausbeutung schützen wolle und deshalb den vorliegenden Gesetz entwurf mit Geuugthuung begrüße. In längerer Rede ließ sich hierauf der nationalliberale Abg. Dr. Casselmann über die Vorlage vernehmen, deren ganze Tendenz er rückhaltlos billigte, doch wies er darauf hin, "daß die Einzelheiten des Entwurfes einer gründlichen Prüfung bedürfen. Alsdann sprach der Sozial demokrat Tutzausr, er erachtete die gegen das Abzahlungswesen vorgebrachten Klagen größtentheils als begründet, bemängelte 1 aber in verschiedener Richtung die Regierungsvorlage, indem er eine Reihe von Einzelfragen als von dem Entwürfe durchaus nicht glücklich gelöst bezeichnete. Namens der Regierung er örterte Staatssekretär v. Bötticher den Entwurf in präciscr uns klarer Weise und betonte er, es sollten nur die Auswüchse des Abzahlungswesens beschnitten werden, wobei der Regierungs- Vertreter das Mittel der Rückzahlung der bereits gezahlten Raten als den gerechtesten Ausweg bezeichnete, der gefunden werden konnte. Die Frage des böswilligen Zahlers werde durch die Vorlage überhaupt nichr berührt. Von der Reichspartei stimmte Abg. v. Lucius den Bestrebungen der Vorlage durchaus zu, während der sozialistische Abg. Stadthagen dieselbe einer ziemlich absprechenden Kritik unterzog, speziell wies er darauf hin, daß ein vorhandener Hauptschaden, der Vertrieb von Conservations lexikons auf dem Agentenwege, durch die Regierungsvorschläge gar nicht getroffen werde. Zuletzt bekämpfte der Freisinnige Schrader die Bestimmungen, welche der Entwurf hinsichtlich der Vergütung für Benutzung trifft, indeß wurden dieselben vom Staatssekretär v. Bötticher lebhaft vertheidigt. Die Vorlage ging dann an eine Commission von 21 Mitgliedern. Der russische Großfürst-Thronfolger ist am Dienstag in Berlin eingetroffen, um in Vertretung des Zaren an dem H o chz ei ts f e st e der Prinzessin Mar garethe, der Schwester unseres Kaisers, theilzunehmen. Daß unter den nächsten Verwandten Alexanders III. gerade seinem Sohne diese Mission übertragen wurde, darf wohl als ein Akt besonders liebenswürdiger Courtoisie angesehen werden, und deshalb gewinnt die Reise des Thronfolgers thetlweise einen Ausdruck, der immerhin politisch gedeutet werden kann. Es wäre gewiß mit Rücksicht auf die Rangordnung der Braut und des Bräutigams auch die Anwesenheit eines anderen hervor ragenden Großfürsten in Berlin mit gleicher Zuvorkommenheit ausgenommen worden, aber der Umstand, daß man gerade in Rußland der Reise des Thronfolgers in diesem Augenblicke eine besondere Bedeutung beigelegt hat, sichert seiner Anwesenheit unter den Hochzeitsgästen in Berlin einen Eindruck, der über den Akt einer selbstverständlichen Hofetikette hinausgeht. Die Absicht des Zaren, welche sich in der Entsendung des Thron folgers mauifestirt, ist also vor allen anderen im Sinne einer besonders pointirten Liebenswürdigkeit zu deuten, die nicht nur ein Kaiser dein andern, sondern auch ein Nachbar dem andern erweisen will. Und wenn man den offenen und ritterlichen Charakter Alexanders III. in Erwägung zieht, so liegt in der Reise des Großfürsten Nikolaus die aufrichtige Absicht, vor aller Welt kundzuthun, daß zwischen den Monarchen von Deutschland und Rußland derzeit durchaus freundschschaftliche Beziehungen obwalten. Und von da bis zu den Beziehungen zwischen dem einen und dem andern Reiche ist nur ein Schritt der logischen Schlußfolgerung — und eben darin scheint uns etwas von politischer Bedeutung zu liegen, die auch außerhalb Berlin und Petersburgs wahrgenommen werden dürfte. Eine vernichtende Verurtheilung der Soldatenmißhand lungen hat kürzlich der Oberst des 3. Infanterieregiments in