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-LoLakes ««h Sächsisches. Dippoldiswalde. Da» undankbarste Geschäft eine- Zeitungsschreibers ist eS, wenn er über das Wetter und wa» mit diesem zusammenhängt, schreiben und berichten soll, hat doch ein Jeder, der die betr. Notiz in der Zeitung liest, den ganzen Vorgang selbst mit erlebt. Die wirklich abnorme Witterung des dies maligen Februar mag aber heute doch eine Ausnahme machen. Schon seit Wochen ist jede Schneedecke von den Feldern geschwunden und eine Wärme herrscht, wie manchmal nicht im Mai; dazu hat sich seit meh reren Tagen ein Sturm erhoben, der am heutigen Montag Vormittag zum wüthenden Orkan anwuchs. Waren bisher an Dächern nur geringe Schäden wahr zunehmen gewesen, so scheint heute all das Versäumte nachgeholt werden zu sollen. Vom RathhauSdache stürzten ununterbrochen Ziegelstücken, wobei ein vor übergehender Mann verwundet wurde, so daß zuletzt die Herrengasse gesperrt werden mußte. Auch an anderen Gebäuden des Marktes war der Schaden groß, und wieviel Fensterscheiben in Stücke gegangen find, dürste zunächst kaum festzustellen sein. Auch ist der Schaden an Zäunen und Bäumen groß, wie z. v. der Nußbaum am Pforlenberge umbrach. Auf den um- liegenden Höbe^daMe_sür Fußgänger kaum oder nur mit groben Anstrengungen sortzükommen sein. — Wie fürchterlich der Orkan aber überhaupt gehaust, werden di« Posten der nächsten Tage uns genugsam berichten. — Erfreulicherweise werden die Sammlungen für die Suppenkolonie immer noch fortgesetzt. Erk dieser Tage gingen bei Herrn Schuldirektor Rasche wiederum in 2 Posten 10 Mark ein. Da die An forderungen der Kolonie immer noch große sind, nimmt genannter Herr gern weitere Beiträge entgegen. — Am Freitag Abend, (gegen Mitternacht wird bekanntlich ein sogen. Theaterextrazug von HainS- berg nach Kipsdorf abgelassen), ist das Altstädter Hof theater geschlossen, während im Neustädter Theater zum ersten Male „In Fesseln" gegeben werden wird. Der EircuS Busch, wie der Viktoriasalon dürften eben falls viel Zuschauer anlocken. — Zu besetzen: die Schuldirektorkelle zu Glas hütte, Kolla tor: das königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen, außer freier Amtswohnung und event. Honorar für Fortbildungs unterricht, 2250 Mk. BewerbunqSgesuche nebst den erforderlichen Zeugnissen find bis zum 28. Februar bei dem königl. Bezirksschulinspektor Richter in Dippoldiswalde einzureichen. Hermsdorf im Erzgebirge. Dem hiesigen Königl. Sächs. Militärverein ist aus Anlaß seines 25jähr. Bestehens von Er. Maj. dem deutschen Kaiser, König von Preußen, ein kostbarer Fahnenschmuck, bestehend in einem Bande in den Reichsfarben und einem mit dem Reichsadler versehenen Nagel, für die Vereins fahne allergnädigst verliehen worden. Dresden. Wenn auch am Abend des 8. Febr. wiederum in dem Befinden des König« erheblichere Beschwerden eintraten, so hat derselbe doch nach deren Beseitigung die Nacht gut geschlafen. Die Blutung scheint zum Stehen gekommen zu sein. Da» Allgemein befinden ist den Umständen nach gut. — Den 9. Febr. hat der König gut verbracht und auch nur wenig Schmerzen gehabt. Der Schlaf war in der Nacht un gestört. Alle Erscheinungen lassen annehmrn, daß keine frisch« Blutung stattgefundrn hat. — Sonnabend und Sonntag blieb der König frei von Schmerzen, auch funkttonirte das erkrankte Organ in nahezu normaler Weise. Die vlutbeimischunge« waren in der Abnahme. — Vor Eintritt in die Tagesordnung der Sitzung der Zweiten Kammer am 9. Februar wurde ein königliches Dekret verlesen, wonach der Schluß de» Landtag» auf den 6. März festgesetzt worden ist. Auf Nnzeln« Stumm«» z. — Wr Postan- . Postboten, sowie «um nehmen Be- Munzen an. «fLedikmochmMch drei mal: Dienstag, DorMerS- Ma und Sonnabend. — P»i« vierteljährlich 1«. Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadtrLthe Raum berechnet. — Ta bellarisch« uno eompüeirt» Sülemtemtt entsorge» dem HmfswraA. — dMIe» sandt, ü, rLaMoÄke HÄr, die Spaltes «Pf* Inserat,, welch« btt de» Hdävkmorn UiMzaa deA Platte» ein, seh, wirk same Verbreitung-stndeu, werden mit lOPsa. di» zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Dättl Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtfettige« »Lllustrirten Unterhawm-WUatt".Mit land- und hauStvirthschaftlicher Manatsbeilage. Nr. 19. Dienstag, dm 13. Februar 1894. 60. Jahrgang. der TägeSordnung stand die Schlußberathung deS Berichts der Finanzdeputation über Kapitel 22 bi st d«S Etat» der Zuschüsse: allgemeine EtaatSbedürf- niffe betreffend. Bei Kap. 22: Zivilliste, entstand in Folge der Erklärung der Sozialdemokraten, sich der Abstimmung enthalten zu wollen, eine SeschäftS- ordnungsdebatte, wonach Kap. 22 nach der Vorlage bewilligt wurde. Die Kap. 23 bis 31 wurden den DeputattonSanträqen entsprechend, Kap. 23: Apanagen, gegen 14 Stimmen, die übrigen Kapitel einstimmig bewilligt, nachdem Abg. Kästner zu Kap. 24: Samm lungen für Kunst und Wissenschaft, einen Antrag ein- gebracht hatte, der eine veränderte Art bei Ankäufen von Gemälden bezweckt. EtaatSminister v. Thümmel legte seinen Standpunkt zum Antrag Var. Segen den Antrag sprach Abg. Philipp, während Abg. von Trebra-Lindenau sich theilweise zustimmend äußerte. Der Antrag Kästner wird auf eine Tagesordnung zur allgemeinen Vorberathung kommen. — Da» in seiner ganzen Ausführung einen mo numentalen Eharakter tragende GeneraldirektionS- Tebäude der sächsischen Staatsbahnen an der Wiener straße ist bereit» bis zur Dachausrüstung gediehen, so daß noch vor Ostern der Rohbau vollendet sein wird. Di« schmucken, an den Flankenseiten auSgeruudrteu Dachforme» karrespondlreu mW denen des gegenüber liegenden Verwaltungsgebäudes in harmonischer Weise. Auch sonst haben die hiesigen BahnhofS-Umbauteu sammt den im Uebrtgen damit verbundenen Aus führungen, durch welche technische Aufgaben der her vorragendsten Art zu erfüllen find, infolge der herr schenden milden Witterung in den letzten beiden Wochen wieder eine ganz wesentliche Förderung gefunden. — Für die nächsten Wochen finv im AusstellungS- saale der Kunstglaserei und Glasmalerei von Bruno Urban, Friedrichstraße 40 hier, zwei große Figure Il sen fier, bestimmt für die Stadtkirche in Dippoldis walde, zur freien Besichtigung aufgestellt worden. Dieselben stellen die „Anbetung der Hirten vor der Geburtsstätte des Christkindes" und „die Kreuzigung Christi" dar. Die figurenreichen Bilder find von einer im spätgothischen Stile gehaltenen Architektur um rahmt. — Im Königreich Sachsen wurden wegen Bettelns bestraft im Jahre 1889 8S8K Personen und im Jahre 1892 18292 Personen. Die Zahl der Bestraften hat sich also in den letzten 4 Jahren mehr als verdoppelt. — Von der geologischen Karte für das König reich Sachsen (die Herausgabe derselben ist ein staat liche» Unternehmen) sollen im Jahre 1894 erscheinen die Sektionen Bautzen, Hochkirch, Neusalza, Königstein und Wilsdruff, 1895 und 1896 die Sektionen Kittlitz. Ostritz, Sebnitz, HinterhermSdorf, Oderwitz, Hirschfelde, Schöna, Zittau und Bobenneukirchen. Seit dem Jahre 1877, in welchem die Publikationen begannen, find bi» zum Juni 1893 dem buchhändlerischen Betriebe übergeben worden: 105 Sektionen und Erläuterungen; ferner find in geologischer Ausnahme fertiggestellt und zum Theil der Drucklegung übergeben: 9 Sektionen, so daß noch 9 Sektionen ganz oder theilweise aufzu nehmen find, um die im Jahre 1872 begonnene geo logische LandeSuntrrsuchung des Königreichs Sachsen zum Abschlüsse zu bringen. Von den bis Ostern d. I. publizirtrn Sektionen und Profiltafeln nebst Erläute rungen wurden im Ganzen über 17000 Exemplare durch Verkauf abgesetzt. Di« Zahl lieferte den erfreu lichen Beweis, daß die Bevölkerung Sachsens sowohl die wissenschaftliche, wie namentlich auch die praktische Nutzbarkeit unserer Speztalkarte und zugleich deren Bedeutung für Heimathskunde zu würdigen versteht. Radeberg. Der „Vorstand" eine» hiesigen Ver- gnügungSvereins hat sich bis jetzt beharrlich geweigert, die feiten» der Stadt für sein erkrankt gewesene« Kind in der Dresdner Diakonissenanstalt aufgewendeten Kosten ratenweise zurückzuerstatten. Infolgedessen ist die Genehmigung zu einem von «rtüähntem Lerrrne zu veranstaltendem Balle behördlicherseits verweigert worden, so lange der bisherige Vorstand noch an der Spitze dieses Verein» steht. — Der hiesige HauSbefitzerverein hat nun end- giltig beschlossen, den bereit» erwähnten Plan — di« Einführung der pneumatischen Srubepräumung — zu verwirklichen. Der Kostenpunkt wird sich auf reich lich 6000 Mk. beziffern und da« Kavital durch Aus gabe von DarlehnSscheinen aufgebracht werden; auch wird der Verein vorher die Rechte einer juristische« Person zu erlangen suchen. Stolpen. Erst jetzt wird bekannt, daß auf der Bahnstrecke Etolpen-Dürrröhrsdorf letzthin leicht ein größere» Unglück hätte entstehen können. Im Zuge 1124, der lOUHr 48 Mtn. Vormittag-Stolpen verlaßt, war ein Coupee de» Wagen», der die Post und Coupee» 2. und 3 Klaffe enthält, durch vriquetheizung in Brand gerathen. Gar bald entwickelte sich solch eine mächtige Hitze, daß der Postbeamte im Nebencoupee die Sachen zusammenpackte, um diese noch retten zu können. Der Zug konnte nicht zum Haften gebracht werden, denn die Bremse, die der Insasse, rin Post inspektor, zog, sunktionirte nicht. Zum Glück hieft der Zug schon 15 Mnutrn «ach der Abfahrt von Stolpen an der Haltestelle OberhelmSdorf. Hier konnte der Brand gelöscht werden. Zittau. Der am 25. Dezember 1893 verstorbene Kommerzienrath Ginsberg, der viele Jahre Vorsteher de» hiesigen Stadtverordnetenkollegiums gewesen ist, hat in seinem Testamente an verschiedene Vereine und gemeinnützige Gesellschaften Legate ausgesetzt. Durch den Sohn de» Verstorbenen, Amtsrichter vr. Eduard Ginsberg zu Dresden, find dieser Tage 1000 Mk. an die Kinderbewahranstalten, 1000 Mk. an den Verein für freiwillige Krankenpflege, 1000 Mk. an das Di rektorium des Rettungshauses und 500 Mk. an den hiesigen Frauenverein auSgezahlt worden. Tharandt. Vor einigen Tagen fanden mehrere Forstleute auf SpechtShausener Forstrevier in einem Dickicht in der Nähe de» Landberge» bei Mohorn in der Erde zwei Höhlen, in welchen ihren Ausstattungen nach zu ersehen war, eine Diebesbande ihre Heim stätte gehabt haben mußte. In den Höhlen wurden nicht weniger als 7 Sparkassenbücher mit ansehnlichen Beträgen, sowie eine Menge verschiedener Kleidungs stücke vorgefunden. Nachweislich stammen diese Bücher und Sachen aus Grund bei Mohorn, wo Diebe im vergangenen Herbste de» Nachts ihre Besuche machten, unter Anderem auch in ein Hau» einbrachen und die angeblichen Sparkassenbücher entwendeten und nach diesen da» Haus in Brand steckten. Von den Dieben fehlt noch jede Spur. Ehrenfriedersdorf. Sicherem Vernehmen nach beabsichtigt eine auswärtige ElektrizitätSbaugesellschaft die Städte Ehrenfriedersdorf, Geyer und Thum mit elektrischem Licht zu versorgen. In der Bret- schneider'schen Holzschleiferei in Tannenberg soll die Kraft erzeugt werden; die LeitungSdrähte beabsichtigt man von Tannenberg aus nach Ehrenfriedersdorf, Seyer und Thum oberirdisch läng» der fiskalischen Straßen zu legen und hat dazu bereit» um amtShaupt- mannschaftliche Genehmigung nachgesucht. Mittweida. Ein schwerer Etsenbahnunfall konnte am Mittwoch Abend leicht das Familienglück vieler hiesiger Einwohner zerstören. Kurz nachdem der hier '/»6 Uhr nach Chemnitz abgehende Personen zug vor dem Oberlichtenauer Bahnhof den Wald passirt hatte, entwurzelte der Sturm eine stark« Fichte, welche in ihrer ganzen Länge sich quer über den Bahn körper legte. Glücklicherweise war eine den Bahn körper entlang gehende Frau Augenzeugin dieses Vor falls gewesen. Sie eilte schleunigst nach dem Bahn,