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Senntav, sr. Rai isso M drei Tagen von Berlin nach Südamerika De. Sckener hält einen ständigen kombinierten Fluszeug- und Luftschiff-ienst für möglich Pernambuko, 24. Mat. Kurz vor dem Start deS „Graf Zeppelin* erklärte Dr. Sckener erneut, es werde von den Mternngsverhältnisfe« abhängen, ob bas Luftschiff in Rio de Janeiro lande« werde, da dort kein Ankermast vor handen sei. Der Zeppelin werde am Montag früh nach Pernambuko zurückkehren, um dann nach einer Ergänzung der Vorräte den Weiterflug nach Havanna am Dienstag früh anzutreten. Der etnzige neue Passagier, der in Pernambuko an Bord teS Luftschiffes ging, ist der Präsident des Condor-Syndikats, Fritz Hammer. Die Condor-Flugzeuge versehen bekanntlich den Luftdienst zwischen Pernambuko und Nio de Janeiro. Die Lbrlgcn Fluggäste» die den Weiterflug nach Havanna mit- mcheii wollen, werden im Flugzeug von Rio de Janeiro nach Pernambuko gebracht. Dr. Sckener erklärte sich Hier über di« Möglichkeit einer re-elmätzige« Lustschissverbinbung Berlin—Pernambuko sehr optimistisch. Zur Ueberwindnng dieser Strecke werde man drei Tage benötigen. Ein S)^ tägiger Dienst sei selbst bei ungünstigen Wettervebingungen möglich. Der Zweck des jetzigen Uulernehmens sei» den Wert eines kombi nierten Klngzeng» «ud Luftschissbienftes zwischen Europa «nd Südamerika z« beweisen. Die restlose Verwendung des Zeppelinlustschisses ans der ganzen Strecke würbe allerdings wegen der allzu hohen Kosten unwirt schaftlich seist. Infolgedessen würde» die Fahrgäste von Berlin bis Sevilla in Flugzeugen befördert werden, um dann an Bord -es Zeppelins z« gehen. Für de« letzten Teil -er Strecke von Pernambuko nach Rio de Janeiro und Buenos Aires könnte« Wasserflugzeuge verwendet werden. AumIkmitsKer Lob stir Fräs zevmlin" Nenyork, S4. Mat. Der stellvertretende Staatssekretär im Washingtoner Martnemuseum, Jngall», äußerte sich über den Sübamertkaflug des „Graf Zeppelin* überaus lobend. Er erklärte, der Flug rechtfertige den Glauben an eine er folgreiche Zukunft des Luftschiffdienstes. Im Marine ministerium sei man überzeugt, baß -er „Graf Zeppelin* programmäßig in Lakehurst eintreffen werde. Aufmarsch un- Sammlung Die Kürze der Zeit bis zum sächsischen Wahltag drängt die Parteien zu schnellen Entscheidungen. Nur ein paar Tag« bleiben für die inneren Vorbereitungen und für die Listen aufstellung, dann kommen nach Ser kurzen Pstngstpause zwei harte Wahlkampswochen mit Höchstanfordcrungen an die Tat kraft der Parteien und an ihre Klugheit. Bei dem Aufmarsch, der sich vollzieht, haben sich ganz natürlich, dem Krisenver lauf entsprechend, drei Heerhaufen gebildet, die um die Gunst der Wähler ringen. Von links marschiert der Block der Marxisten an, einig in dem Ziel, die bürgerliche Mehrheit zu brechen nnb Sachsen wieder rot zu machen, un einig in allen anderen Dingen. Die Kommunisten geben zwar ihre alte Parole aus: Klaffe gegen Klaffe! Aber ihre Stoßkraft richten sie doch in der Hauptsache gegen die sozia listische Nachbarpartel, die ihnen allein Material zur Stär kung ihrer Reihen liefern kann. Schwerer ist schon die Stellung der Sozialdemokratie,- denn sie kämpft diesmal in drei Fronten. Gegen den bürgerlichen Block, dem sie erheblichen Abbruch tun muß, wenn die rote Mehrheit wiederhergestellt werben soll, und in gleicher Weise gegen Kommunisten und Nationalsozialisten, deren sie sich er wehren mutz. Dabet scheint es fast, als ob die Angst vor Sen Nationalsozialisten noch größer sei,- denn die sozialdemokratische Presse wirft zwar in ihrem bereits einsetzenden Abwchrkampf die »„Kommunazi" als gleich gefährlich und gleich schädlich in einen Topf, aber der Nachdruck liegt doch mehr auf den „Nazis", denen auch der äusgegebene Schlachtruf gilt: „Es ist Not am Mann. Verhindert ein Nazi-Sachsen!" Das Thüringer Beispiel ist ihnen als fürchterlicher Schreck in die Glieder gefahren, so daß sie fast ihr schönstes Vorrecht, den sächsischen Radikalis mus, darüber vergessen. Denn die revolutionäre Seite der Sozialdemokratie mit den Klaffenkampfsprüchen wird nur den Kommunisten gegenüber herausgekehrt,- in linksbürger- lichen Kreisen wird der Stimmenfang auf ganz andere Weise versucht. Da zieht man mildere Saiten auf, versichert treu herzig, daß alles nicht so schlimm gemeint sei, und weist auf die bereits im aufgelösten Landtag bekundete Bereitschaft zur Großen Koalition hin. Diese bleibt denn auch das sozial demokratische Kgmpfziel, uild zwar mit der Absicht, daß eine verstärkte Linke und eine geschwächte Rechte der Sozialdemo kratie die Plattform zur Aufrichtung einer absoluten Herr schaft über Sachsen liefern soll. Dagegen richtet sich der Stoß der bürgerlichen Parteien, denen alles darauf ««kommen muß, ein rotes Sachsen zu verhindern und die von ihnen ins Amt gesetzte Regierung Schieck, die nicht gestürzt worden ist, sondern mit voller Autorität ihres Amtes waltet, durch Volköurteil be- stätigen zu lassen. Sie sind äußerlich zusammengeschlosscn durch ihre gemeinsame Ablehnung des jetzt an den Haaren herbeigczogenen Wahlabenteuers, aber diese Uebcreinstim- mung im Negativen genügt natürlich nicht, um so tiefe Gegen sätze, wie sie auf der Front von den Demokraten bis zu den Deutschnationalen selbstverständlich sind, zu einer Gemein schaft im Wahlkampf zu Überdrücken. Darum war der wieder zur Debatte gestellte Gedanke einer gesamtbürgerltchen Ein heitsliste von vornherein aussichtslos, und er ist auch unseres Wissens von den verantwortlichen Stellen gar nicht in Er wägung gezogen worden. Auch die von dcutschnationalet Seite propagierte Umgruppierung des bürgerlichen Aufmarsches durch Zusammenfassung der Kräfte in einer Rechten und in einer Mitte ist sofort am Widerstand der Deutschen Bolkspartei zerschellt, die sich — in Sachsen wenigstens — nicht so eindeutig nach links hin festlegen will. In der Tat birgt dieser Vorschlag bei manchen Vorteilen doch auch die Gefahr in sich, daß durch den Zusammenschluß der Bolkspartei mit den Demokraten in einer sächsischen Mitte bereits die Grundlage für eine künftige Große Koalition organisatorisch geschaffen würde. Und daß die Deutsche Volks partet dieser Tendenz widerstrebt, -aß sie im Gegenteil so lange und so weit als möglich mit den konservativen Kräften zusammenarbetten möchte, bas hat sie klar bewiesen durch den Vorschlag eines Wahlbündnisses, den sie den Rechtsparteien sofort nach Auflösung des Landtages gemacht hat. Nach Lage der Dinge werden die angekündtgten weiteren Verhand lungen über diese Frage wahrscheinlich wieder in Abmachun gen über einen Burgfrieden ausmünben, in dem sich die bürgerlichen Parteien verpflichten, den ihnen aufgczwun- genen Wahlkampf möglichst geschlossen, ohne gegenseitige Ge hässigkeit un» Selbstzerfleischung, zu führen. Ein anderes Kapitel, auf das die bestehenden Parteien wenig Einfluß haben, ist die Frage der Splitter« Zemli» mtttwess na» Ri» de Fmiki» Sonnabend früh 3,3« Ahr gestartet Pernambuko, 24. Mai. „Gras Zeppelin* ist «m Mitternacht f»,SÜ Uhr MEZ.) zur Rundfahrt nach Ri» be Janeiro «nd Gao Paulo gestartet, die über SN Stunden dauern wird. Eine halbe Stunde vor dem Start traf Dr. Eckener in Begleitung des dentschcn Konsuls und Ver tretern der brasilianischen Regierung aus dem Flugplatz ein. Die Passagiere hatten bereits in ihren Kabinen Platz ge nommen. Eine ungeheure» vieltausendköpfige Menschenmenge jubelte dem „Graf Zeppelin* zu, als Eckener das Kommando „Los!" gab und der Lnstkreuzer im Hellen Licht der vielen Scheinwerfer langsam aussticg. Der größte Teil der Bevölke rung war trotz der späten Nachtstunde aus den Beinen «nd begrüßte den Zeppelin, der durch die sternenklare Nacht in Richtung Nio über die Stadt hinwegflog. „Gras Zeppelin* passierte «m 8,25 Uhr «ittelenropäischer Zeit Port» de Pedras, 18V Kilometer südlich von Pernambuko. Daö Luftschiff flog mit einer Stunden- geschwindigkcit von 120 Kilometer. Das Wetter ist klar. Es herrscht leichter Gegenwind. Das Luftschiff überflog 1,25 Uhr früh die Stadt Mara- gogipe (Provinz Bahia), die 7S Meile« südlich von Pernam buko liegt. „Gras Zeppelin* ist kurz vor Bahia auf heftigen Gegenwind gestoßen. Gleichzeitig gehe« starke Regen schauer nieder. Die Geschwindigkeit des Luftschiffes hat sich trotzdem kaum vermindert. Das Lnstschisf überflog heute früh 8,18 Uhr fll.50 Uhr MEZ.) die Stadt Bahia. Dr. Eckener beabsichtigt, wie der „Associated Preß* aus Pernambuko gemeldet wirb, von Rio de Janeiro aus die deutschen Kolonien in den Südstaaten Santa Katharina, Parana und Rio Grande bo Sul zu überfliegen un- möglicherweise eine Landung in Sao Paulo zu versuchen. Voraussichtlich wirb das Luftschiff „Graf Zeppelin" krst am Montag nach Pernambuko zurückkehren. Bei der GaSübcrnahme in Pernambnko entstand, «ie ergänzend zu melden ist, am Ventil der GaSpnmpe eine Stichslamme, durch die ei« Arbeiter eine leichte Brandverletzung erhielt. Der Zwischenfall ist von einer Reuyorker Zeitung stark über trieben dargestellt «ordeu. In Wirklichkeit konnte di« Flamme sosort gelöscht werden. Der Borsall hat kein« Ber- »Sgernng bei de» Startvorbereitnngeu,«« Folg« gehabt. Rio -e Janeiro in Grwartunv Rio de Janeiro, 24. Mai. Die Bevölkerung Rio de anciros scheint sich vorgenommen zu haben, dem „Graf eppelin einen noch stürmertscheren Empfang zube- reiten als P e r n a m b u k o. Sämtliche Behörden geben ihren Angestellte» Sonderurlaub. Alle Geschäft« schließe» früher. die Hotels sind überfüllt. DaS Nationalinstitut für Musik gab am Freitagabend zu Ehren Dr. Eckeners ein Fest konzert. Aus Sao Paulo, dem 800 Kilometer landeinwärts liegendeu- Zentrum des Kaffeebaugebietes, ist eine große Aborduuu« der deutschen Kolonie etngetrofsen, die Dr. Eckener einen Ehrcnkranz überreichen will, falls das Luftschiff, wie man allgemein hofft, hier landet. Ein Abstecher des Zeppelin nach Sao Paulo ist noch ungewiß, da zur Zeit dort dichter Nebel herrscht. Auf dem Flugplatz von Rio de Janeiro sind alle Vor bereitungen für den Kall einer Landung getroffen worden. 800 Mann des brasilianischen Armecfliegerkorps stehen bereit. Auf dem Büro des Condorsyndikats häufen sich die Geschenke für Eckener, die Besatzung und die Passagiere. Sft 1««" ozeanlüchtLs? Starke Zweifel über bi« Eignung für eine Kanabafahrt London, 24. Mat. Die Schäden, die das Luftschiff „K 100" bei seiner letzten Probefahrt über England davontrug, werden von der „Morning Post" als ein« s e h r bedenkliche An gelegenheit bezeichnet. Die Beschädigung der Schwanz- Hülle habe zusammen mit den Beschädigungen bet früheren Fahrten ernste Zweifel darüber aufkommen lassen, ob das Lnstschisf für eine Fahrt nach Kanada und zurück geeignet sei. Da „U 1VV" «ach jeder Probefahrt mit Beschädigungen «ach Hause komme, werde in Lufffahrtkreisen angeregt, daß vor der Reise nach Kanada noch wettere Probefahrten ausgesührt werden sollten. Die längste Fahrt des Luftschiffes hat bisher 83 Stunden gedauert, während man für die Fahrt nach Kanada mindestens 80 Stunden ansetze» und unter Umständen mit 100 Stunden rechnen müsse. In St. Hubert set eine Reparatur von gröberen Schäden nicht möglich, so daß das Luftschiff 7000 Meilen zurücklegen müsse, bevor derartige Ausbesserun gen ausgesührt werden könnten. Der Korrespondent erinnert an die Beschädigungen, die der „Graf Zeppelin" während seiner Atlantikfahrt 1928 erlitt und verlangt, daß der Luft druck auf die äußere Hülle des Luftschiffes vor Antritt des Kanadafluges einem gründliche» Studium unterzogen wird. Der Wortlaut -es Amnestiesesetzes vraNtmolklang nnioror UorUnor Sebrlklloltnag Berlin, 24. Mai. Das vom RechtSausschuß des Reichs tags beschlossene Amnesttegesetz hat folgenden Wortlaut: Entwurf eines Gesetzes zur Aenberung des Gesetzes über Straffreiheit vom 14. Juli 1938. Der Reichstag hat das folgende Gesetz beschlossen, das mit Zustimmung beß RetchS- ratS hiermit verkündet wird, nachdem zur Vermeidung von Zweifeln festgestellt ist, daß dt« Erfordernisse ver- sassungsändernder Gesetzgebung erfüllt sind: Artikel 1. Es wird Straffreiheit für die aus politischen Beweggründen begangenen Straftaten gewährt, wenn die Tat vor dem 1. September 1824 begangen ist, und wenn sie sich nicht gegen ein Mitglied oder früheres Mitglied der Reichsregterung gerichtet hat. Artikel 2. Daö Gesetz tritt mit dem auf die Verkündung folgenden Tage tu Kraft. Dieser Antrag wurde hente i« RechtSauSschuß mit IS: 11 Glimme« bei eiuer Gtimmenthaltnug angenommen.