Volltext Seite (XML)
Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit r«snatzms der Lage noch Bonn- and Festtagen. Annahme non Inseraten für die nächster- scheinende Nnmmer bis mittags 12 Uhr. Ler Adoimementsprei« beträgt vierteljähr lich 1 M!. SS Pf. Einzelne Nrn. 5 Ps. Huserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergafse 29! L. und Dat-enburger Anzeiger. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaus unser bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchurs dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Frau Kaufmann Max Härtig, Leipzigerstr. 163; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Amtsblatt für den StadLrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichteuftein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 1896 N 101. Sonnabend, den 2. Mai Witterungsbericht, ausgenommen am 1. Mai, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 762 NM. reducirt auf den Meeresspiegel. Thervlometerstand -s- 11,'" 6. (Morgens 8 Uhr -s- 7,'".) Feuchtigkeitsgehalt der Lust nach Lambrechts Polymeter 48"/». Thau-unkt -s- 0,' Grad. Windrichtung: Nordwest. Daher Witternngsansfichten für den 2. Mai: Meist halbheiter. "Waldenburg, 1. Mai 1896. Die Berichte über die entsetzlichen Verstümmlungen und unmenschlichen Mißhandlungen, denen die von den Abessyniern gefangenen italienischen Truppen ausgesetzt waren, werden durch die in den letzten Tagen ausge gebenen italienischen Grünbücher über Afrika vollauf be stätigt; auch Englands zweifelhafte Haltung wird durch die Grünbücher gebührend gekenntzeichnet. Ueber deren Inhalt wird folgender Auszug in den Tagesblättern ver öffentlicht: Es gelangten drei Grünbücher zur Vertheilung, von welchen die beiden ersten den Zeitcaum vom Januar 1895 bis Monat März 1896 und das dritte die Monate März und April 1896 umfaßen. Letzteres enthält 126 Documente und betrifft namentlich die Friedensverhand lung und die Lage in Kassala. Es geht daraus her vor, daß Friedensverhandlungen gepflogen wurden, wo nach eine Linie Mareb-Pevesa-Noma als Grenze zwischen Aethiopien und Erythräa und die Ernennung eines von Menelik zu designirenden und von Italien zu genehmigenden Chefs von Tigre festgestellt wurde. Aus einem Docu mente vom 20. v. M. geht hervor, daß unter den von Menelik gestellten Bedingungen und den italienischen Gegenbedingungen folgende Divergenz bestand: Menelik verlangte Geheimhaltung, die von der italieni schen Regierung nicht bewilligt wurde. Zur Zurückgabe der Gefangenen wollte sich Menelik nicht ausdrücklich verpflichten, während die italienische Regierung sie natür lich verlangte. Die Aushebung des Vertrages von Uccialli wurde von Menelik ausdrücklich gefordert, von Italien aber nur unter der Bedingung bewilligt, daß im Falle des Aushörens des italienischen Protectorats auch das jenige irgend einer anderen Macht ebenfalls ausgeschloffen werde. Baldiffera telegraphirte am 5. April, daß zahlreiche Leute cintrafen, denen, wie es heiße, auf Befehl des Negus, Gliedmaßen abgeschnitten worden waren. Am 6. und 7. April verlangte die italienische Regierung von Baldiffera Mittheilung, ob sich unter diesen Leuten Italiener befinden, denn es wäre unmöglich, die Unter handlungen fortzusetzen, wenn die Gefangenen mißhandelt und verstümmelt würden, da ihr Wohl vornehmlich der Zweck der Unterhandlungen sei. Baldiffera erwiderte am 9. April, daß die anoerweit Verstümmelten durch weg Eingeborene, die Entmannten aber bis auf zwanzig durchweg Italiener seien. Es bestätige sich, daß der Be fehl zu diesen Verstümmelungen von dem Negus ertheilt worden sei. Am 21. April telegraphirte Baldiffera, daß thw Menelik geschrieben habe, daß er, nachdem die zwischen ihm und Major Salsa vereinbarten Friedens bedingungen nicht angenommen worden seien, die bezüg lichen Briefe zurückzuerhalten wünsche. Einstweilen be halte er Salsa als Geißel zurück und verspreche, ihn so fort nach Empfang der Briefe freizulasien. Baldiffera habe ihm dieselben, ohne irgendwelche Schwierigkeiten zu machen, zurückgeschickt, danach seien die Unterhandlungen abgebrochen. Bezüglich Kaffala's telegraphirt Baldiffera am 15. April, Oberst Stevani sei der Ansicht, daß die Derwische >n diesem Jahre nicht mehr nach Kaffala zurückkehren würden. Baldiffera erbat am 19. April Instructionen für Kaffala. Die Regierung erwiderte am 20. April: »Trachten Sie die Occupation Kaffala's bis zum Herbst ausrechtzuerhalten." Man werde dann sehen, was zu Hun sei. Wenn aber Gefahr vorhanden sei oder es der Trust der Lage fordere, bleibe es unbenommen, Kaffala zu räumen. Die beiden anderen Grünbücher beleuchten die Hal tung des Cabinets Crispi und des Generals Baratieri vor und während des gegenwärtigen Feldzuges in Afrika. Aus diesen Documenten geht hervor, daß General Bara tieri vor der Eröffnung der Feindseligkeiten wiederholt seine Demission angeboten habe, da ihm die Vermehrung der Streitkräfte verweigert wurde, während er den Krieg vorhersah. Nach der Schlacht von Amba Aladji ant wortete Baratieri, über seine Ansicht und darüber be fragt, wieviel Truppen er brauche, er habe bereits so viele Truppen verlangt, als er verpflegen könne. Eine Defensive sei durch die Nothwendigkeit geboten, und es wäre Wahnsinn gewesen, den Feind vor Ankunft der Verstärkungen anzugreifen. Bezüglich der Abschwenkung gegen Harrar, aus welcher Baratieri bestand, erklärte Crispi am 17. Januar, daß er dieselbe billige, daß aber die englische Regierung ein Einvernehmen mit Frankreich und die Bekanntgabe der Einzelheiten der Expedition verlange. Dieses mache die Erlaubniß, in Zeilah zu landen, illusorisch, weshalb sich der Weg über Affab empfehlen würde. Am nächsten Tage verständigte Crispi Baratieri, daß der Ministerrath das Project, Truppen über Affab zu entsenden, aufge geben habe. Mangascha wandte sich an die Königin von England, deren Hilfe er anrief, indem er erklärte, die Oberherr schaft Menelik's nicht anerkennen zu wollen. Auf Auf forderung Jtalien's antwortete die britische Regierung dem Mangascha, es sei das beste für ihn, wenn er mit Italien in Frieden lebe. Minister des Auswärtigen, Baron Blanc, machte am 10. Februar gegenüber dem italienischen Botschafter am englischen Hofe darauf auf merksam, daß die projectirte Note Englands an Man gascha keinen Unterschied zwischen Italien und dem Ras mache, während Lord Roseberry unter anderen Umständen von Italien als einer verbündeten Macht gesprochen habe. Unterm 28. Februar wurde der italienischen Regierung sodann der Wortlaut der Note Englands an Mangascha mitgetheilt, die dem Wunsche Italiens gemäß abgefaßt war. Hierauf folgt eine Reihe von Ducumenten, die vom December 1895, Januar und Februar 1896 datirt sind, welche Verhandlungen zwischen der italienischen und eng lischen Regierung behufs Erwirkung der Erlaubniß zur Landung italienischer Truppen in Zeilah und zum Vor marsch von dort nach Harrar betreffend. Baron Blanc machte am 5. Februar dem englischen Botschafter Vor stellungen über die Haltung Englands bezüglich Harrars und sagte, wenn Harrar auf diese Weise den Feinden Italiens durch das von England unterstützte Frankreich gesichert sei, so ergebe sich daraus die Alternative für Italien, entweder seine colonialen Unternehmungen auf zugeben, oder jede Feindseligkeit aufzunehmen, selbst eine europäische. Italien würde nicht umhin können, das Parlament zum Richter über die in dieser Hinsicht zu fassenden Beschlüsse anzurufen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser wohnte Donnerstag Vormittag auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin der Besichtigung des 3. Garderegiments bei und nahm hierauf das Frühstück bei dem Offiziercorps des Regiments ein, worauf die Rück kehr nach dem Neuen Palais erfolgte. Abends fand bei den Majestäten aus Anlaß der Anwesenheit des Fürsten von Bulgarien eine größere Tafel statt, zu welcher sämmt- liche Minister und die Generalität geladen waren. Der Fürst traf nachmittags auf dem Centralbahnhof Friedrich straße ein und begab sich alsbald nach Wildpark, wo er mit den üblichen Ehren empfangen wurde. Hierauf er folgte die Fahrt nach dem Neuen Palais. Der Kaiser und die Kaiserin wohnen heute, Frei tag, mit ihrem Gast, dem Fürsten Ferdinand von Bul garien, der Eröffnung der Berliner Gewerbeausstellung im Treptower Park bei. Am 2. Mai wird der Kaiser als am Tage von Großbeeren in Potsdam das 1. Garde- Regiment zu Fuß besichtigen und am Nachmittage nach Berlin kommen, um in der Rotunde des Alten Museums an der 250jährigen Erinnerungsfeier der königlichen Aka demie der Künste theilzunehmen. Am Sonntag werden die Majestäten die Internationale Kunstausstellung am Lehrter Bahnhof in Berlin eröffnen. Am 5. Mai reisen die Majestäten zum 14. Geburtstage des Kronprinzen nach Ploen, am 8. Mai findet im Berliner Schlöffe eine Gedenkfeier für die deutsche freiwillige Krankenpflege 1870 bis 71 im Beisein der Kaiserin statt, am 9. Mai reisen der Kaiser und die Kaiserin zur Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals nach Frankfurt a. Main, werden von dort nach Wiesbaden fahren und am 13. Mai beim Her zog Ernst Günther von Schleswig-Holstein im neuer bauten Schlöffe zu Primkenau eintreffen. Am 15. Mai werden sie im Neuen Palais retour erwartet. Dem Bundesrath in Berlin sind zu seiner Donners tagssitzung außer der Vorlage über die vierten Bataillone noch die Gesetzentwürfe über die Wehrpflicht in den Schutz gebieten und über die kaiserlichen Schutztruppen zugegan gen. Der erste Entwurf bezieht sich einerseits auf die Ableistung der activen Dienstpflicht in den Colonieen, während er andererseits die Heranziehung von Personen des Beurlaubtenstandes zu nothwendigen Verstärkungen der Schutztruppe vorsieht. Geistliche und Missionare sollen aber von diesen Verpflichtungen frei bleiben. Der Gesetzentwurf über die Schutztruppen beseitigt das Neben einanderbestehen der militärischen und civilen Instanzen. Alle Gesetzentwürfe gehen dem Reichstage in diesen Tagen zu. Die Erledigung aller Vorlagen wird den Reichs tagsschluß erheblich hinausschieben. Aus Anlaß des Hinscheidens Heinr. v. Treitschke's erhielt die Familie deS Verstorbenen folgendes kaiserliche Telegramm: Ich werde nie vergessen, wie der Verewigte als gottbegnadeter Geschichtsschreiber, als begeisterter Pa triot und begeisternder Führer der deutschen Jugend für Kaiser und Reich gewirkt hat. Der Name Heinrich v. Treitschke, durch die „deutsche Geschichte" mit der Wieder aufrichtung des deutschen Reiches aufs Engste verbunden, wird dem Vaterland alle Zeit thcuer und sein Andenken in Segen bleiben. Or. Wohltmann, Professor der Landwirthschaft und Director des Versuchsfeldes ver landwirthschaftlichen Aka demie Poppelsdorf-Bonn, ist soeben von einer Forschungs reise aus Kamerun zurückgekehrt. Der ausgezeichnete Fachmann ist von der Entwickelung der Colonie, die er bereits 1888/89 bereiste, in hohem Grade be friedigt. Insbesondere hat der Plantagenbau (Cacao, Kaffee) die großartigsten Fortschritte gemacht. Das Ka merungebirge ist in Bezug auf Klima und Boden ein Plantagenland ersten Ranges, und die Zukunft Kame runs liegt trotz seines bedeutenden Handels vornehmlich im Plantagenbau, den Hamburger Kapitalisten jetzt im Begriff stehen in großartigem Maßstabe auszuführen. Es hat auch den sicheren Anschein, daß unter den von