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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.12.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051215026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905121502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905121502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-15
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
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Anreizen-Lalif. tlonakme von Ankündi,u»,en bis „ackmiltaod » Ukr So»«- und fteierlaaS nur Marieustrahr Z» von N biL V,I Ukr Die ItvaltraeArund- »eile «ca. s Lilbenl so Pta., tln- kündiauuaen au! der Prwalieite Zelle ss P!a l die Livalliae Zeile au! Den leite so Pig., als Eingelandt Zeile so Pia Ju Stummer« noch «inm- und Kelertage, rtvaltiae Brundzeile so P!a. au! Privaiieile so Pf, , Livalliae Zeile aui Leilieite und als Emaciandt so Pia Auswärliae Auf trage nur aeoen BorauSkejakluna. Belegbttilier keilen to Pseilnise. Fernfprecher ^ Nr, 1l und rvW HauptzelchästSstelle: Marienltt.SS. VoriStie s Stück 5V kkx. io silan /ip-nksken, Drohnen vllä kurkümsriso. gsIa» Goldsleinsche Interpellation. Neueste Drahlberichte. Hvsnachrichlen, Äesellschast sür Literatur und Kunst. I 1,^ 1 ^' * »>'»»« Mordprvzeß Linke. Zur Heimkehr Trothas. „Sofiensruh", Fälschungen im Knnslhandel. I l k»I INj, L »I. INUkt 4veI» Die Goldsteinsche Interpellation über die Wahlrechts-Demonstrationen im Sächsischen Landtage kam heute in der Hw eitenKammcr als erster Punkt der Tagesordnung zur Verhandlung. Wie zu erwarten stand, waren mfolgedessen die öffentlichen Tribünen überfüllt, doch auch die Regierungstribürie und die Minisrerbänke zeigten eine starke Be setzung. w,e überhaupt das ganze Aeußere der Kammer wieder emmal die Zeichen eines großen Tages an sich trug. Die Inter pellation hat folgenden Wortlaut: „Am 18, und IS. November dieses JahreS bat ein grober Teil des sächsischen Volkes in Versammlungen ein besseres Wahl recht gefordert. Die Arbeiter Leipzigs haben dies insbesondere durch friedliche Demonstrationen aus den Strohe n in eindrucksvoller Weise zum Ausdruck gebracht. Gleichwohl haben bei der Wiederholung dieser Meinungsknirdaebungen des Volkes die Polizeidirektionen in Dresden und Chemnitz am komme, um unier Wahlrecht zu ändern und das allgemeine Wahl- recht zu erreichen. Seit 10 Jahren seien die Arbeiter bestrebt, durch Versammlungen, Agitation in der Presse usw. auf die Schaffung des allgenieinen Wahlrechts zu wirken. Auch die itungen am 3, Dezember in Dresden und Chemnitz hi mit der blanken Waffe eingehauen, eine grosse Zahl von Personen verletzt und hierdurch weite Bevölkerungskreiie in maßlose Er bitterung verletzt. Angesichts dieser Vorgänge richtet der Unter zeichnete an die Regierung folgende fragen: 1. Ist die Regierung Chemnitzer Polizei gewillt, daS von der Dresdner mg gewalttätiger Handlungen vorzubeugen? 2, Glaubt die Re> grerung angesichts der großen Empörung, wie sie sich in den spontanen Kundgebungen vieler Tausender gezeigt hat, an ihrer m der Kammersitzung vom 27. November dargelcalen Auffassung über die Wahlrechtsreform sesthalten zu sollen?" Nachdem <sich Staatsminisler v. Metz sch bereit erklärt hat. hie Interpellation zu beantworten, erhält Abg. Gold - ttel.n zu deren Begründung das Wort: Am 18- uno 19. Nov. hätten in Leipzig die Arbeiter in friedlicher Weise für das allgemeine Wahlrecht demonstriert, ohne von der Polizei daran gehindert zu lvcrdcir. Anders hätten sich die Demonstrationen rn Dresden und Chemnitz, besonders in Dresden, abgespielt, detm hier hätte die Polizei die Demonstration gestört und da durch nicht nur bei den Teilnehmern derselben, sondern auch in weiteren Kreisen des iBürgerliims Empörung erregt. Abg. Goldstein verliest nun zunächst die amtliche Darstellung über di« Dresdner Vorgänge, wie sie im „Dresdn. Journ." enthalten ist. und stellt dieser die Berichte mehrerer anderer Zeituns«r, darunter der „Sachs. Arbeiter-Zlg.", gegenüber: ebenso verliest er Berichte über die Chemnitzer Demonstrationen. Aus diesen Berichten gehe hervor, daß es zu seiudscligen Kundgebungen nirgends gekommen sei, im Gegenteil hätten die führenden Sozialdemokraten die Massen ermahnt, keine Dummheiten zu machen. Aus den Berichten gehe aber unzweifelhaft hervor, daß die Polizei zu schroff vorgegangen i'ei, und die Stauungen der Menge seien erst entstanden durch die unnötigen Absperrungen der Polizei. Was die Absicht der Demonstrationen war, sei bekannt: eS hätte die Herbeiführung des allgemeinen Wahlrechts erstrebt werden sollen. Es sei nun die Frage aufgeworfen wor den, ob die Demonstrationen nicht besser unterblieben wären. In bezug auf die Rechtsfrage hätten die De- monstranten gegen die bestehenden Gesetze ge fehlt, denn nach oen bestehenden Gesetzen sei noch kein Recht gegeben, auf der Strotze zu demonstrieren. Die Be hörden seien wohl berechtigt gewesen, alle Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um die Demonstrationen zu verhindern. Es frage sich nun> aber, ob man mit der bestehenden Rechtslage aus- Versammlungen am 3. Dezember in Dresden und Chemnitz hätten lediglich diefem Zwecke gegolten, da nach dem Verlause der Wa.-lrechts-Jnterpellation die Sozialdemokratie auch fernerhin mit allen Kräften bestrebt sein müsse, das fetzige Wahlrecht zu Falle zu bringen. Es sei hierbei nicht zu übersehen, datz die Referenten in den Versammlungen gar nicht gesagt hätten, datz die Versammlungsteilnehmer aus die Straße gehen wtlten: wenn dies dann doch geschehen sei, so sei dies anderweit de- chlossen worden, wo, wisse er nicht. Auf jeden Fall aber hätten ich die Massen nicht mehr nur mit einer Demonstration in Versammlungen zufrieden gegeben. Nun sei gesagt worden, die olizeibchöroen hätten voryer darum ersucht werden sollen, die Demonstrationen zu gestatten. Nach allen seitherigen Erfahrun gen habe man aber gar nicht daran denken können, diese Er laubnis zu erhalten, und er wolle nur daraus Hinweisen, datz seine Partei grotze Prozesse durchgefochten habe wegen der Maifeier-Demonstrationen. Mit der Rechtsfrage komme man also nicht aus, sondern die ganze Angelegenheit müsse von der politischen Seite betrachtet werden. Anc«sichts des seit zehn Jahren an der ungeheuren Masse des sächsischen Volkes, und zwar an 60^ Prozent der sächsilchen Wälücr, begangenen Unrechts durch die Wahlentrechtung seien die Demonstrations- züae vom politischen Standpunkte aus gerechtfertigt. Diese 90M Prozent entrechteter Wähler, unter denen sich die grotze Masse der kleinen Handwerker, Künstler, Aerzte, Lehrer, kleinen Beamten und Rentner befinde, hätten über die Stratzendemon- lrationon ebenfalls ein mildes Urteil. Die ganze Wahlrechts s' . . frage empfange hinsichtlich des Rechtsstandpunkles eine ganz ander« Beleuchtung, wenn man sich sage, daß sich der Bürger nicht jedes Unrecht gefallen lassen könne. Man habe bis jetzt aus papierene und rednerische Proteste nichts gegeben; seine Partei habe gegen das Dreiklassenwaglrecht eine Petition mit über 400 000 Unterschritten einaereicl't. man habe sie aber eben falls nicht beachtet. Im vorigen Landtage habe die Regie- .ung eine Denkschrift vorgelegt, die sich mit der Wahlrechts- Aenverung befaßte und die eingehend zu prüfen die konserva tive Partei im Hause verpflichtet gewesen wäre' nichts sei ge schehen. Die bloße Versammluugs- und Redefreiheit, die Literatur sei ausprobiert, was sollen denn nun die Hundert tausend«: draußen im Lande tun? Sollten sic sich in der Weise loie bisher fortbehandeln lassen? Meine Herren lzur rechten Seite des Hauses gewendet!: Wenn sic ihre Kundgebungen zehn-, zwanzigmal umsonst an die maßgebenden Stellen gerichtet baden, dann fügen sie sich entweder und knicken zusammen, oder erzwingen sich ihr Recht. Das lei der leitende politische Gedanke, der die Demonstranten bewegt habe. Ueber das Dreiklassenwählrecht sei selbst von hervorragenden Politikern und Staatsmännern das Urteil ge- fällt worden, und auch in der Kammer sei es ousgelyrochen worden, datz cs so nicht weiter gehe. Angesichts der jetzigen friedlichen 'Demonstrationen hätten die „Sachs. Pol. Nachr." schon nach Einschränkung des Versammlungsrechts geichrien: was solle dann aber werden, wenn eS zu ernsteren Demon strationen komme, und diese würden sich auf die Dauer gar nicht verhindern lassen, denn in Sachsen sei das Recht gebrochen worden. Präsident D r. Mehnert: Ich kann nicht znlassen, daß hier ausgesprochen wird, daß das Recht gebrochen worden sei: die Wahlrcchts-Aenderung ist auf legalem Wege zu staube ge kommen. Abg. Gold stein stört fahrend): Das Wahlrecht ist also verletzt worden. Man werde außerhalb der Kammer schon den rechten Sinn auch m dieses Wort legen. Wir tuen alles nur des Effektes willen sHeiterkcit), und ein Wahl recht, das nian nicht ausüben könne, das sei kein Effekt. Ange sichts der Verhältnisse in England und Frankreich, wo solche Demonstrationen wie hier gesetzlich zulässig seien und sich sogar unter Begleitung der Polizei abspielten, sei es durchaus ungn- gebracht von der Scharfmacherpresse, die Demonstrationen, die doch keineswegs eine so große Geictzesvcrletzung seien, als so fürchterlich hinzustellcn und die Teilnehmer daran als Krakeeler, Aufwiegler usw. zu bezeichnen. Unter Umständen seien cs erade die Sicherheitsorganc, die den Staat in Gefahr brachten, ganz anderes gewesen. Von seiten der Ordnungsparteien der Kammer werde auf den Vorhalt, datz das Volk doch gewisse Rechte'habe, immer gesagt: „Ja. aber diese abzuwägen, ist jetzt nicht die Zeit." Man würde ein politisch kluges Werk tun, wenn man oem Volke das allpemeine. gleiche und direkte Wahl recht geben würde. Wenn wir die Dinge in Oesterreich be trachteten, könnten wir es doch nur mit Genugtuung begrüßen, daß Bismarck dem deutschen Volke das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht gegeben habe. Seine Partei müsse jedes Wahlrecht ablehnen, das nicht das allgemeine, gleiche und di rekte sei, werde sich ober wohl schließlich auch mit einem freieren Wahlrecht, das der Arbeiterschaft einen Einfluß in dieser Kam mer gewähre, absinden müssen, weil sie ja nicht die herrschende Partei sei. Vor allen Dinqen aber müsse er fordern, seine Vorschläge ernsthaft zu prüfen, um das Volk zu beruhigen. Die Negierung möge sich darüber äußern, ob sie angesichts der gesamten politischen Zustände und der Vorgänge in Süddeutsch land noch glaube, an ihrer bisherigen Auffassung sesthalten zu müssen, ob sie weiter das Vorgehen der Polizei billige, datz diese mit blankem Säbel einhieb, wo es nicht notwendig war. und ob sie cs billige, wenn friedliche Massen ntederaeiäbeli werden. Das Bürgertum sympathisiere bis in die höheren Kreise hinein mit der Sozialdemokratie im Hinblick aus ihre Forderungen eines anderen gerechteren Wahlrechts. Weit in iene Kreise hinein sei man gewannt auf die Antwort, die heute die Regierung geben werde. Auf keinen Fall werde man damit zufrieden sein, wenn etwa wieder gesagt werden würde: Kommt nur an uns heran, wir werden mitmachen! Er hoffe, daß die Antwort der Negierung so ausfallcn werde, daß si« besieh er könne vor der Kammer, vor dem Lande und vor sich selbst. (Bravorufe aus der öffentlichen Tribüne.) StaatSministcr v. Metzsch: Ehe ich zur eigentlichen Be antwortung der von -Herrn Goldstem begründeten Interpella tion verschreile, möchte ich gegenüber seinen Ausführungen es doch der Beurteilung der Kammer überlassen, ob die von ihm hier zitierte amtliche Darstellung über die Dresdner und Chem nitzer Vorgänge oder die aus der Tagespreise entnommenen Mitteilungen einen größeren Wert für sich m Anspruch nehmen könne. Ich habe namens der Regierung gegenüber der in dieser Interpellation an erster Stelle gestellten Frage folgendes zu er widern: Die Königl. Staatsregierung bedauert, daß eS bei den Wahlrechtskundgcbungen in Dresden und Chemnitz am 3. d. M. zu polizeilichem Einschreiten Jat kommen müssen. Die Polizei- ' 'e>e ^ ehürden durften aber ein Hinaustragen dieser Kundgebungen aus die Straße unter keinen Umständen dulden und ivaren zum Einschreiten geradezu verpflichtet. Denn diese Straßendemon- strationen stellen sich, tvie ja sogar der Herr Interpellant selbst heute unumwunden anerkannt bat. als gesetzwidrige Hand lungen dar. Sie sind als eine Verkehrsstörung nach den örtlichen Polizei-Regulativen zu betrachten und weiter «ls ohne behördliche Genehmigung veranstaltete Kund gebungen auch nach 88 13 und 23 des Vcreinsgesetzes von 1850 strafbar. Hierzu kommt, daß in Dresden und dessen Umgebung während der Tagung der Stände nach 8 15 des Vereinsgesetzes Versammlungen unter freiem Himmel über haupt nicht stattfinden dürfe». Nach den vorliegenden antt- Kilnft und Wissenschaft. Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof» 1 heater. Die Königi. Genemldirektivu hat die Oper „Acts" von Jean Manen zur Uraufführung aiigeiwmme». — Die ienStag, den 19., und Sonnabend, den 23. Dezember, statt- ndenden Auffübrllngr» der Märchenoper „Hä »sei und Äretel" <zu kleine» Preisen) beginne» bereits um 5 Uhr. 's* »TosieiiSruii". — das ist der Titel eines Buches, das zu den eigenartigsten literarischen Erscheinungen dieser Saison gehört. ES verdankt einer weiblichen Feder sein Dasein: S- Ianse » heißt die Verfasserin, der vorteilhaft bekannte Verlag von I. Ncu- mann zu Nciidamm hat es verlegt. S. Jansen? Ei» neuer Name, aber man wird gut daran tun. sich ihn zu merken. Ter Untertitel des Werke-, daS halb ein Roman, halb ein VekenntniSbuch ist, deutet seinen Inhalt: „Wie ich mir daö Landleben dachte und wie ich eS fand". DaS klingt etwas umständlich, ist aber treffend. Und beides — nmständlich, doch treffend — a»t für das ganze Bnch. Ein kontemplativer Zug. der aber nichts Aufdringliches oder Ermüdendes an sich hat, geht durch den dickleibige» Band, sn dem mehr Lebensweisheit, aber auch mehr poetische Stimmung niedergelegt ist. als in einem reichlichen Dutzend beltetristiicher Modeerscheinungen. Dabei tritt die Verfasserin die erst in reife ren Jahren die Großstadt verlassen und sich auf daS Land zurück gezogen hat. ahne jede Prätention ans; daS macht ihr Buch vornehmlich sympathisch. Sie erzählt einfach, was sie »in sich sieht, zieht Resultate daraus und verdichtet WirktichkeitSeindrücke zu kleinen Stinmiungsklinsliverken, die der Darstellung der eigent lichen Fabel — denn die darf beileibe nicht fehle» in einem Roman! — eine» besondere» Reiz gibt. Den Landwirt ivird daS Buch in höchstem Grade interessieren, das von einer Frau geschrieben ist, die ein ziemlich verwahrlostes Gut in der Nähe von Hamburg durch ihre Tatkraft zu einer Musterwirtschaft empor- orbeitet. Aber nicht nur die Standesgenossen der Verfasserin, sondern auch die Laien werden daS Werk mit Teilnatzme lesen, da eS über eine Menge Einzelheiten aus der Lebensführung der Arbeiter und des Gesindes anfklärt, die für die meiste» bislang wohl böhmische Dörfer gewesen sein werden. Ich habe bei der Lektüre von „Sosirnsrnh" immer an den trefflichen Grabcnhäaer" unseres früh veistmbeircn Polenz denke» müssen. Hier wie dort die gleiche Liebe für die Scholle, die beiden Büchern jenen stärke» Erdgeruch der Wirklichkeit gibt, hier wie dort das gleiche Herz für die Leute a»S dem Volke, der sichere Blick für alle Eigenart und die große Anschaulichkeit in der Darstellung, der einem starken Temperciment entspringt, das überzeugend zu gestalten ver steht. Und hierin liegen auch die künstlerischen Vorzüge des Buches von S. Jansen, die es beranshcben ans den Dntzenderscheinnngen linserer schreibenden Frauen, die leider mir gar zu oft weichliche Sentiments für poetische Slimmniige» halten. Wie sehr sich gerade in dieser Hinsicht die Verfasserin nngcküiistclter Einfachheit befleißigt, wie sie gerade dadurch, daß sie nur so schreibt und svricht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. tiefe Eindrücke er zielt. — das beweise» ihre Schilderungen, die mit einer sympa- ihischen Andacht fürs Kleine", mit offensichtlicher Vorliebe für das Intime anSaesührt sind. Ei» Beispiel für viele. S. Jansen spiicht von der Poesie des Landlebens im Winter. Sie tut das ohne jede Feierlichkeit, ohne jeden Ueberscbwang. ohne jedes Pathos, aber weiß wnnderbar sei» den Reizen der Jahreszeit belzukoinmcn. die sie in der Heimlichkeit der großen Diele wicder- gibt ES heißt da: „Am schönsten und traulichsten ist es im Winter auf der großen Diele, besonders des Ülbends Wen» man vom letzte» Besuche des Änhstalles ruruckkehrt. winkt daS Haus schon mit seinen hell erleuchtete» Feilstem. Aus der Küche, ans der Wohnstube, aus der Kinderschlafslube, wo Mucki-Baby zu Bett gebracht wird, falle» Helle Lichtvierecke ans den weißen Schnee, aber die Fenster der Diele glimme» nur matt, denn »och brennt die Lampe nicht, nur der große Anicirkaiier im grünen Majolika-Kaehellteid wirst de» rötlichen Schein seines Dauer- brandes durch seine Marienglasscheiden und malt rotflackcriide Lichter ans den blanken Pitchvuie-Jiißboden und dle wann- aetönte, glänzende Föhrenholzdcckc. Abwechselnd erglitzern die Messingbeschläge der alten Mahagoni-Kommode und sinken ins Dunkel ziiiüa. die Knpferoriiameiite der Lampe leuchten auf. huschende Lichter fahre» über die rote» Vorhänge des Vücherborts. die dniikelblauen Lederbezüge der Stühle, die vlaurolweiße Tisch decke und über die weißgetittichten Wände, die mit alten gestickten Bildern, ein- und mehrfarbigen Lithographie» der Großstadt aus der ersten Hälfte des vorige» Jahrhunderts niit Tellern, Krügen und Reiseandenken auS aller Herren Ländern bedeckt sind." — So schreibt keine simple Landwlrttn. so schreibt eine Künstlerin von stilistischen Qualitäten, aus die nian für unsere Belletristik — um das fürchterliche Wort einmal zu brauchen — noch Hoffnungen setzen darf. „SosienSrnh" bedarf keiner umstüiidirche» Empfeh lung. cs empfiehlt sich am besten selbst. W. tz* FranzStuck wurde der Verdienstorden der Bayrischen Krone verliehen, womit der Adel verbunden ist. Jahre durch eine Schiller-Ehrengabe der Stadt Dresden aus gezeichnet worden ist. bringt in dem vornehm ausaestattete» Werke an die 200 Gedichte und Sinnsprüche über deutsches Wesen und manch' scharfes Epigramm gegen leine Feinde. Ausgenommen sind in das „Vaterland", das rm Goethe-Verlag, Lauvegast bei Dresden, erschienen ist. auch sämtliche Bismarck-Lieder und das preisgekrönte Schiller-Lied Bewcrs. Mil großer Freude werde» die Verehrer des Dichters des rveitcren die „Äravschristen auf Bismarck" begrüßen, deren Soirverausgabe im Buchhandel ver griffe» war. Bedenket doch diese einer Anregung Bismarcks ihr Dasein verdankende Sammlung von Simisprüchen mrt das Beste.was Vewer geschrieben hat. Bon den zahlreiche» patriotischen Liedern, für die der Verfasser den Ton schwungvoller Begeisterung ganz besonders gut trifft, soll als Probe der Bewerschen Begabung dos „Flottenlied" hier Platz finden, übrigens ein druckbarer Borwurf für unsere Koinponiiten. Es lautet: tz' !ax Be wer hat »nter dem Titel „Vaterland eine» neuen Gedichtband veröffentlicht, ei» rechtes Wrihnachts- bnch, daS ei» Gegenstück für des Amors „Lieder ans der kleinsten Hütte" bedeutet. Der Dichter, der bekanntlich erst in diesem Sehnsucht Auf einen Freier wacht! Noch ward kein Held gebaren. Der diese Braut errang, Wie Siegfried einst Brunhilden Im Waffeiistnrm bezwang ! Hörst du die Wogen brausen? Äie werben auch um dich, Deutschland, so stolz und mächtig. So kühn und ritterlich. Wie keins von allen Völkern So strahlend und so schön. Und du willst unter allen Allein beiseite stch'n ? So schön von allen Frauen Ist keine ans der Welt, Der über lichte» Schultern Das Haar i» Wellen fällt. Tie frei wie du und fröhlich Aus blauen Augen schant, Als sei sie schon vom Himmel Zur Braut mr angetraut! O. laß nicht fremde Mächte Um ihre Schönheit fici'n. O. lotz sie nicht die Sklavin Gemeiner Völker sein!
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