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Großenhainer MterhMW- L Anzeigeblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd stüdtischen Behörden zu Großenhain und Radeburg. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden Tags vorher bis früh 9 Uhr für ^0. IW. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. L>VNNerSiag vkN LO. ^eplemver. die nächste Nummer angenommen. LOL <5 Bekanntmachung. In dem Bautzener historischen Schreibkalender ist vermerkt, daß der hiesige Jahr markt am SS. September er. stattfindet. Diese Angabe ist irrig. Der Jahrmarkt hierorts wird am Nontag, den 29. September 1879, abgehalten. Hoyerswerda, den 12. September 1879. Der Magistrat. Auf dem den Consumverein „zum Baum" in Großenhain, eingetragene Genossen schaft, betreffenden Fol. 147 des hiesigen Handelsregisters ist heute Herr Carl Wilhelm Traugott Herbst in Großenhain als Vorsitzender des Verwaltungsraths und Vorstands mitglied eingetragen und weiter verlautbart worden, daß Derselbe und der als Vor standsmitglied eingetragene Herr Carl Oswald Müller berechtigt sind, einzeln für die Genossenschaft zu zeichnen, daß dagegen die ebenfalls als Mitglieder des Vorstands ein getragenen Herren Carl Oskar Stötzner und Friedrich Carl Gutmann von der Vertretung der Genossenschaft und der Berechtigung, für dieselbe zu zeichnen, ausge schlossen sind. Großenhain, am 13. September 1879. Das Königliche Gerichtsamt. Schröder. S. Der Kirchenvorstand für dtauwalda besteht zur Zeit aus folgenden Mitgliedern: Gasthofsbesitzer Johann Gottlieb Ziegenbalg, stellv. Vorsitz., Wirthschaftsbesitzer Friedrich August Fritzsche, Cassirer, Wirthschaftsbesitzer Friedrich August Boragk, Gutsbesitzer Johann Karl Ernst Schönitz und dem unterzeichneten Pfarrer als Vorsitzenden. Nauwalda, den 15. September 1879. Werner, k. Tagesnachrichten. — Dresden, 16. Septbr. Das Ergebniß der 28 Er gänzungswahlen in unsere zweite Ständekammer ist in so mancher Beziehung für den politischen Beobachter von Inter esse gewesen, und besonders sind es zwei Momente, die auf das letztere größeren Anspruch zu machen haben: Der Rück gang der sächsischen Fortschrittspartei und die Eroberung zweier Sitze durch die Socialdemokratie. Die sächsische Fortschrittspartei ist allerdings von jeher eine eigenthümliche Erscheinung gewesen. Außer so manchem Fortschrittömann von 1849 flüchteten sich unter die Firma Fortschrittspartei bei uns meist jene verhältnißmäßig weniger freisinnigen Elemente, welche den Umschwung von 1866 nicht zu ver winden vermochten, lieber den Rückgang dieser Fortschritts partei und jenen Sieg der Socialdemokratie bringen die in Bezug auf politische Verhältnisse Sachsens sehr gut unter richteten „Hamb. Nachr." einen längeren Artikel, in welchem es, anknüpfend an die obige Zusammensetzung der sächsischen Fortschrittspartei, heißt: „Die Unnatur einer solchen Fortschrittspartei mußte sich bald zeigen. Längst waren in ihrem Schooße Spaltungen ausgebrochen; ein „rein demokratischer" linker Flügel trennte sich von ihr ab. Der Führer desselben, Buchhändler Findel in Leipzig, der mit der Socialdemokratie zu liebäugeln pflegt, hat soeben bei den Wahlen erfahren müssen, daß die Bevölkerung an seiner Richtung ebensowenig Geschmack findet, wie an dem Rest der Fortschrittspartei. Die natürliche Logik der Verhältnisse südrt eben nach und nach dahin, daß, wer particularistisch gesonnen ist, sich zu den Eonservativen schlägt, wer sich zum Libera lismus bekennt, mit den Nationalliberalen geht, und wer „rein demo kratische" Aspirationen hat, sich lieber gleich der Socialdemokratie zu- wcudet. Die sächsische Fortschrittspartei geht an ihrer inneren Un möglichkeit zu Grunde. — Ungleich bedeutsamer als das Fiasco der Fortschrittspartei sind die Triumpbe, welche die Socialdemokratie ge feiert hat. Schon bisher war dieselbe durch ein Mitglied, den Advocaten Freytag, in der ll. Kammer vertreten. Jetzt kommen zwei weitere Genossen, Liebknecht und der Advvcat Puttrich, binzu, jener für den Landbezirk Leipzig, dieser für den Landbezirk Zwickau. Außerdem haben es die socialdemokiatischen Kandidaten in zahlreichen Wahl bezirken zu großen Minoritäten gebracht, so besonders in der Hauptstadt Dresden. Erwägt man die Schwierigkeiten, welche ein Wahlgesetz mit Census und all den anderen Beschränkungen der Socialdemokratie entgegenstcllt, so würden diese Wahlresultate schon an sich auffallend sein. Vollends aber, wenn man bedenkt, daß den Socialdemokratcn mit Hülse des bekannten Reichsgesetzcs jede öffentliche Agitation un möglich gemacht wurde. Es bestätigt sich eben die Vorhersage, daß dieses Gesetz die Organisation der Socialdemokratie nicht brechen werde. Wie wenig diese Organisation erschüttert ist, hat die Wahl im Zwickauer Landbczirk gezeigt. Der Erkorene desselben war den Arbeitern der dortigen Kohlenbergwerke ganz und gar unbekannt, aber wie ein Mann gaben sie ikm ihre Stimmen. Noch ist die Zeit nickt gekommen, wo sich über die Wirkungen des Socialistengesetzes ein abschließendes Urthcil fällen ließe; es mag sein, daß der weiteren Ausbreitung der Socialdemokratie durch dasselbe ein Riegel vorgeschoben ist; aber daß man mit ihm das Uebel selbst nicht aus der Welt schaffen wird, dafür ! haben wir nach der Breslauer Reichstagswahl dieses Sommers jetzt den zweiten, und zwar einen sehr deutlich redenden Beweis. Immer von Neuem werden wir zu der Erkenntniß gedrängt, daß nur die I einträchtige und kraftvolle Selbsttkätigkcit aller nichtsocialistischen Ele- . mente unieren Volkskörper von dem Krebsschaden befreien kann. Was s aber haben die nichtsocialistischen Elemente, was hat das „Bürger thum" gethan? Nur eine geradezu strafwürdige Untbätigkert konnte, ! wenigstens im Leipziger Landbezirk, den socialdemokratischen Wahlsieg numerisch ermöglichen. In der That wird von dort eine unerhört > geringe Wahlbetheiligung constatirt. Viele werden geneigt sein, die- ! selbe auf die sichermachende, die einschläfernde Wirkung des Socialisten- gesetzes zu schieben. Sie mögen zum guten Theil Recht haben. Aber wir fürchten, auch die Wendung, welche die politischen Dinge über haupt im Laufe dieses Jahres genommen, ist hier nicht ohne Einfluß gewesen. Es ist leider Thatsache, daß viele der besten Männer sich seit dieser Wendung vom politischen Leben mißmuihig zurückziehen. Im Leipziger Landkreis haben außerdem die Eonservativen wieder einmal einen Beweis von der Aufrichtigkeit ihres „staatserhaltendcn" Strebens gegeben, indem sie, den schlechtesten Aussichten zum Trotz, eigensinnig auf der Aufstellung eines eigenen Eandrdatcn bestanden, und so den Socialisten zum Siege verhalfen." Sachsen. Nachdem nunmehr das Resultat der am 9. Septbr. stattgefundenen Ergänzungswahlen für die zweite - Kammer der Ständeversammlung amtlich festgestellt worden ' ist, hat sich FolgmdeS h?ra'-lSg^ uni. geschieden aus der § Kammer waren 16 Conservative, 6 Nationalliberale und 7 Fortschrittsmänner; gewählt sind 16 Conservative, 9 Na- tionalliberale, 2 Fortschrittsmänner und 2 Socialdemokraten. Die Eonservativen haben also ihren Besitzstand sich erhalten, die Nationalliberalen drei Sitze gewonnen, die Fortschritts partei fünf Sitze verloren und die Socialdemokraten zwei Sitze gewonnen. Dieses Verhältniß wird sich noch dadurch um etwas ändern, als der nationalliberale Abgeordnete Kirbach in zwei Wahlkreisen gewählt worden ist, also in einem der Kreise eine anderweite Wahl erfolgen muß. Se. Epcellenz der Herr Kriegsminister v. Fabrice hat sich am 17. Septbr. früh in Begleitung seines Adjutanten, Premierlieutenants Frhrn. v. Stralenheim, zur Beiwohnung an den großen Herbstübungen des XV. Armeecorps nach Elsaß-Lothringen begeben und wird Ende dieses Monats nach Dresden zurückkehren. In einem großen Theile der Stadt Dresden wurde am Montag die Legung des Berlin mit Dresden verbin denden Telegraphenkabels von dazu eingeübten Arbeitern vorgenommen, welche ihre betreffenden Beschäftigungen so pünktlich und ruhig verrichteten, als seien sie soldatisch dis- ciplinirt. Die Arbeiten sind deshalb rasch beendet worden. In Freiberg ist am Sonntag der Bergrath Bernhard v. Cotta, Professor an der dortigen Bergakademie, in einem Alter von ziemlich 71 Jahren gestorben. Wie man aus Freiberg vom 15. Septbr. schreibt, hat der Rothschönberger Stölln nun doch zu einem hocherfreu lichen Resultate geführt. Es ist nämlich in den letzten Tagen bei dem fiscalischen Berggebäude „Beihilfe" zu Halsbrücke, dessen Wiederaufnahme durch den Rothschön berger Stölln ermöglicht wurde, in den dortigen Tiesbauen der längst gesuchte Haupterzgang „Halsbrücker Spat" end lich erreicht worden. Ueber die Freigebigkeit des neuen Fundes cursiren zwar mancherlei Gerüchte, doch läßt sich heute etwas Bestimmtes darüber noch nicht sagen. Beim Unterhöhlen einer schwachen Felslehne in einem Königsteiner Bruche wurde am 12. Septbr. ein Hohlmacher durch eine plötzlich herabbrechende Bank sofort getödtet. Am 11. Septbr. hat sich von einem auf der Eisenbahn strecke Leipzig-Borna-Chemnitz fahrenden Güterzuge auf der Göhrener Brücke eine ungefähr 50 Jahre alte Frau über fahren lassen, über deren Herkunft rc. nichts hat ermittelt werden können. Deutsches Reich. Se. Majestät der Kaiser, welcher am 16. Septbr. Abends 7 Uhr von Stettin nach Berlin zurückkehrte, begab sich in Stettin am 14. d. Nachm. 1 Uhr mit hohem Gefolge nach der Werft des „Vulcan", um die Taufe der auf derselben neu gebauten gedeckten Corvette vorzunehmen. Hierbei hielt Se. Majestät folgende kurze Taufrede: „Ich taufe dich auf den Namen „Stein" zum Andenken an die Zeit der Wiedergeburt unseres Vaterlandes. Möchtest du ein festes Glied in der deutschen Flotte sein!" — Am 17. Septbr. Abends ^10 Uhr gedachten der Kaiser und die königlichen Prinzen von Berlin über Gießen und Karlsruhe nach Straßburg abzureisen. Gegenüber den Unwahrheiten, welche von politischen Sensationscorrespondenten über einen angeblichen Schriften diebstahl bei dem deutschen Militärbevollmächtigten, Major v. Liegnitz, in St. Petersburg verbreitet wurden, schildert genannter Herr selbst den wirklichen Sachverhalt in einem an die „N. A. Z." gerichteten Schreiben folgendermaßen: „In diesem Frühjahr an einem mir nicht mehr erinnerlichen Tage in der Mittagsstunde, als ich und mein Diener aus gegangen war, öffnete ein jedenfalls gewandter Dieb mit einem Instrument meine Thür uud mehrere Schubfächer in meiner Wohnung. Er suchte nach Geld und GeldeSwerth, fand aber im Wesentlichen nur Orden. Beschriebene Papiere haben ihn jedenfalls nicht interessirt, denn eS fehlte nicht das Geringste. Nach kaum acht Tagen brachte mir die Polizei den größeren Theil der gestohlenen Orden und Werthobjecte zurück, und der Dieb, welcher in der relativ sensationsarmen Zeit so viel Federn in Bewegung ge setzt hat, ist wegen ciests Cinb.uch^ und nocy zehn ganz ähnlichen Diebstählen verurtheilt und wahrscheinlich schon auf dem Wege nach Sibirien." Seitens des Neichseisenbahnamts sind bekanntlich über die für den Eisenbahnbetrieb höchst wichtige Frage, ob die im äußeren Betriebsdienste thätigen Beamten die Farben der Signale zu unterscheiden und zu erkennen vermögen, Erhebungen angestellt worden. Die Untersuchung darüber ist bereits vor einiger Zeit abgeschlossen und das Resultat derselben gutem Vernehmen nach in einer umfangreichen Zusammenstellung niedergelegt worden. Dieselbe umfaßt die bei sämmtlichen Eisenbahnverwaltungen Deutschlands in dieser Richtung angestellten Versuche, welche theils nach dem System Stilling — mit farbigen Tafeln, theils nach dem System Holmgreen — mit farbigen Wollfäden, theils in anderer Weise ausgeführt worden sind. Im Ganzen sind 85,996 Beamte des äußeren Betriebsdienstes (Weichensteller, Bahnwärter, Locomotivführer, Heizer rc.) untersucht und hier von 537 oder 0,02 Procent als farbenblind und zwar theils als rothgrüublind, theils als gelbblaublind, theils als voll ständig farbenblind erkannt worden. Wenn man bedenkt, welche große Gefahren den Eisenbahnreisenden daraus er wachsen können, daß ein Beamter die Signalzeichen bei Nacht nicht zu unterscheiden vermag, so muß es dankbar anerkannt werden, daß die Reichsbehörde diese Frage zum ersten Male in so eingehender Weise behandelt hat. Die Unglücksfälle, welche durch zum Theil lebensgefähr liche Erkrankung neugeimpfter Kinder in neuester Zeit vor gekommen sind, werden zu energischerem Vorgehen hinsichtlich der bereits schwebenden Erhebungen über die Frage führen, wie weit die Impfung mit animaler Lymphe überhaupt durchführbar ist. Der „Köln. Ztg." zufolge sind die er forderlichen Anordnungen getroffen. Auch der soeben in Eisenach versammelte 7. deutsche Aerztetag, auf welchem 73 Delegirte 114 Vereine und 6776 Mitglieder vertreten, hat in dieser Frage Stellung genommen. Der Aerztetag hält die allgemeine obligatorische Einführung der animalen Impfung zur Zeit weder für nöthig, noch für ausführbar, befürwortet aber die weitere Ausbildung dieser Jmpfmethode wo möglich von Staats- oder Vereinswegen. Bei Be sprechung der Frage der eventuell mit den Impfungen ver bundenen Gefahr für die Gesundheit der Geimpften wurde constatirt, daß bei Beobachtung aller durch Wissenschaft und Erfahrung an die Hand gegebenen Vorsichtsmaßregeln diese Gefahr so gering ist, daß dieselbe gegenüber den großen Segnungen der Impfung gar nicht in Betracht gezogen werden darf. Die Centrumsfraction wird sofort nach der Constituirung des neugewählten preußischen Abgeordnetenhauses einen An trag auf Aufhebung der Maigesetze unter Nominirung der einzelnen Gesetzentwürfe einbringen. Von einem Anträge auf Beseitigung des Schulaufsichtsgesetztes wird dieselbe schon aus politischer Klugheit Abstand nehmen, weil für einen solchen Antrag weder eine Mehrheit im Abgeordneten hause, noch die Zustimmung der Staatsregierung, zumal nach dem Antwortschreiben des Cultusministers v. Puttkamer an den westfälischen Clerus, zu erwarten ist. Nach Er klärungen von Centrumsmitgliedern sollen die Anträge auf gänzliche Sistirung der Maigesetze nur eine Fühlung sein, um die Staatsregierung zu bestimmten Erklärungen heraus zufordern. Oesterreich. Die Kronprinzessin des deutschen Reiches und von Preußen ist am Sonntag früh von Römerbad in strengstem Jncognito in Agram eingetroffen, hat Vormittags die Domkirche besucht, hierauf die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein genommen und ist Abends von dort wieder abgereist. Es wird allseitig bestätigt, daß Fürst Bismarck am 20. Septbr. von Gastein nach Wien kommen werde. — In der Nacht zum 15. d. sind der deutsche Botschafter in Paris, Fürst Hohenlohe, und der päpstliche Nuntius in Wien, Erzbischof Jacobini, in Gastein eingetroffen. Ersterer reiste am 16. d. früh wieder ab. Aus Priepolje wiro officiL gemcloel, daß die combi- nirten Colonnen der 1. und 2. Infanterie-Brigade am Sonntag Vormittags 11 Uhr gleichzeitig in Priepolje ein- getroffen und von feiten der Vertreter der Stadt, sowie von der Bevölkerung freundlich und entgegenkommend em-