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Hageökatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Thesdsr Drebisch« «-». S». Donmrftaj,, Len 10. Mär, 1864. Dresden, den IO. Mär». — 29. Februar. Se. König!. Majestät hat genehmigt, daß Vr, Roderich Benedix zu Leipzig das ihm von des Königs von Bayern Majestät verliehene Ritterkreuz erster Elaste des Verdienstordens vom heiligen Michael annehme und trage. — Die Zweite Kammer hat gestern die Be ratung des Berichtes ihrer ersten Deputation über den Gesetz- ßntwurf, einige Bestimmungen hinsichtlich der Gerichtsbarkeit über die Studirenden in Freiberg und Tharand betreffend, be gönnen und die Debatte über die Frage: ob 8 55 der Ver- faffungsurkunde dem Erlaffe eines derartigen Ausnahmegesetzes entgegenstehe, beendet. Die Majorität der Deputation hat diese Frage verneint, die Minorität (Abg Ziesler) dieselbe aber be jaht und demgemäß Ablehnung der 88- 1—12 der Vorlage beantragt. — Der unter dem hohen Protektorate Ihrer Majestät der Königin Marie stehende Hilfsverein hat seinen 15. Rechen schaftsbericht veröffentlicht. Danach wurden im vorigen Jahre 49 Familien mit 219 Kindern gepflegt und nach und nach 11 Familien entlasten, davon 10 als völlig Aufgeholfene und 1 al» für längere Pflege nicht Geeignete; dagegen ausgenommen: 16 Familien mit 75 Kindern ^ — Die im Jahre 1853 gegründete Aröeitsanstalt (Schul gaste g, I.) beschäftigt jetzt gegen 50 würdige arme Näherinnen, und die Näh- und Strickschule (Ostraallee 32, UI.) ist bestimmt, die Erziehung im Elternhaus« zu unterstützen. Die Jahresein, nähme hat 1411 Thlr. (761 Thlr., Jahresbeiträge und 649 Thlr. außerordentliche Einnahmen), die Ausgabe 1071 Thlr. betragen und es verblieben als Bestand 3355 Thlr. Das Königliche Hoftheater brachte vorge stern, am 8. März, zum ersten Male: „Nachtigall oder Nichte?" Posse in einem Act von Rudolph Hahn. Dieser Scherz ist von drastischer Munterkeit und da er sich selbst pur unter dem Namen einer Posse einführt, darf man ihn als solche wohl dankbar aufnehmen, wenn auch die eigentliche Wüne der Posse, die Couplets, darin fehlen. Schon einmal mit Beifall im Schlosse zu Trtschen qufgeführt, brachte das strick auch hier eine so durchschlagende Wirkung hervor, daß eine mehr» «ckige Wiederaufführung zuversichtlich zu erwarten ist. »Den «eisten Beifall fanden Herr Räder und Frl. Allram in den Heiden Hauptrollen des Onkels und der Nichte. Hr. Meister war in der Maske des Juden untadelhaft, und Hr. Seiß ge fiel durch die trauten Töne der heimischen Mundart, die sich lieb und warm wie ein alte- Hauskleid, durch den Gebrauch selbst bequem geworden, dem inneren Menschen anschmiegen. Da- häufig gegebene Lustspiel: „Wenn Frauen weinen", das dieser Posse vorausging, ist zwar feinere Arbeit, iy man chen Einzelheiten pikant, aber bei alledem doch gemanschtes Zeug au- französischer Küche, und bietet eigeytlich nur in der N<- benfigur de- Kellner- (Hr. Seiß) eine genießhqte Schilder ung. .Akäpl. Ulrich spielte, wie gewöhnlich, die gHikterische Ehehälfte und alleinige Inhaberin de- Schlüssels -um Md» schranke mit Geist und Laune. Neu einstudirt kam sodann an demselben Abend zur Aufführung: „Die Braut aus der Residenz", Lustspiel in zwei Acten vom Verfasser von „Lüge Und Wahrheit". Die Einstudirung war eine gute, bi- auf wenige Scenen, wo nicht Alles recht zu klappen schien, zumal den Schluß, des ersten Actes, wo Herr Jauner als Jacob Wehringer zu hastig agirte und dabei den Dialog etwas ver nachlässigte, so daß z B. Worte, wie: „Nun! ich habe ihn nicht todtgeschlagen, den Heinrich!" nicht die volle komische Wirkung erreichten. Herr Jauner, dessen Charakteristik übri gens eine treffliche zu nennen war, würde nach unserer Mei nung wohl daran thun, seinem Helden von vorn herein eine gewisse Dosis von Phlegma beizugeben, um dann in den Stel len, wo ihm der Geduldsfaden reißt, durch den Contrast noch komischer zu werden. Unbedingte Anerkennung zollen wir Frl. Ulrich in der Titelrolle. Kokette Wittwen find zwar nicht eigentlich ihr Fach, obschon sie nicht selten von ihr gespielt wer den. Eine Ausnahme macht jedoch Frau v. Stern, weil sie die kokette Wittwe nur scheinbar vorstellt, nicht wirklich ist. Dieses Spiel im Spiel erfordert mehr Intelligenz, als Wahr heit der Darstellung. Durch graeiöse Munterkeit, schlagfertigem Witz und mannigfache feine Unterschiede des Ausdrucks gewann ihre Entwickelung dieses Hauptcharaeters ein spannende- In teresse. Sehr fein und treffend im Ausdruck und Betonung waren ihre Worte: „Auf Wiedersehen denn, lieber — Jacob", und, einen Moment später: „Der Rittmeister, ja das ist ein Andere-". Ebenso fein als komisch gab sie die trocken gebieterische Antwort: „Spielen Sie mir nicht den Arzt, Herr Gemahl, da- kann ich nicht leiden." Von den übrigen Mitspielern sind be sonders Frl. Berg (Madame Dorner) und Herr Wilhelm! (Wehringers Diener) anzuerkennen. Herr Kob er stein, ql- Rittmeister von Seltern, hielt sich frei von Manier, doch ver mißt man in dergleichen Rollen bei ihm die Salontournüre und leichte ConversationSsprache. — Die hiesige Handelsinnung wird heute, Donnerstag, die letzte vollendende Hand an ein Werk legen, welches, nach manmchfachen Berathungen im Schooße der Corporation, nun- hr vor seinem Abschlüsse steht. ' Die „Verfassung der Corpo ration der Kaufmannschaft zu Dresden", wie sie auf dem zuletzt stattgefundenen Generalconvente der Handelsinnung am 13- Nov. 1862 mit großer Mehrheit, schließlich gegen nur 35 Stimmen, beschlossen worden, hat seiten der Vorgesetzten Behörden, der Kreisdirection und deS k. Ministeriums des Innern, in dm Hauptgrundsätzen Bestätigung gefunden, und die nach Maßgabe der ergangenen Verordnung lediglich „zur Vollendung des gegen wärtigen Statutenwerks bestimmte" jetzige Zusammenkunft der Corporation wird sich daher mit jenen Bestimmungen, denen die behördliche Zustimmung theils schon ertheilt, theils wenigstens m sichere Aussicht gestellt worden ist, gar nicht, sondern nur mit den Aenderungen, Zusätzen und bez. Weglassungen zu be schäftigen haben, Welche nach Ansicht der Behörden zur defini tiven Feststellung npch nothwendig find.