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Druck und Verlag von E. L- Förster» Erbern (Inh. .I.LV. Mshch Bchriftlriter^ I. W. Mohr irr Pulsnitz Geschäftsstelle: PulSnitz, Mbertstraße Nr. 2 Nummer 14 Sonnabend, den 17. Januar 1831 8S. Jahrgang Amtlicher Teil Rat der Stabt Pulsnitz, am 18. Januar 1931. 1s- Mzrigm-GrundzMen in .Hy?: -Die 41 mm breite Zeile (Mosse's Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm ZO M und 24 M; Reklame M E Tabellarischer Satz 50 °/°> Aufschlag. - Bei ^mnngsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen ^gelangt der volleMchnungKbrtrng unter Wegfall von Preisnachlaß iu Anrechnung. Bis^ -10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Unter großer Aufmerksamkeit gab dann der italienische Außenminister Gran d i «eine Erklärung ab, in der er die Stellungnahme der italienischen Regierung zum europäischen Problem scharf umriß. Der italienische Außenminister bediente sich bei seinen Ausführungen der italienischen Sprache. Der italienische Außenminister erklärte u. a. unter all- gemeiner Aufmerksamkeit und großer Spannung, daß eine europäische Union zwei Bedingungen zur Vor aussetzung haben müsse: erstens die völlige politische und rechtliche Gleichstellung sämtlicher europäischer Staaten und zweitens die Erfüllung der Abrüstungsverpflichtungen des Völkerbundpaktes, da allein die Herabsetzung der Rüstungen die einzige Lösung des Sicherheitsproblems darstelle. Nur auf dieser Grundlage werde das Problem der europäischen Sicherheit und der Europäischen Union selbst ge löst werden können. Nach der Rede Grandis machte der englische Außen minister Henderson den Vorschlag, sofort ein engeres Büro zu bilden, das das Arbeitsprogramm der jetzigen Tagung des Europäischen Ausschusses festsetzt. Nach längerer Geschäftsordnungsdebatte wurde ein achtgliedriger Ausschuß, bestehend aus Briand, Curtius, Henderson, Grandi, Hymans, Deelaert van Blockland, Herzog von Alba und Michala- kopulos eingesetzt, der als Organisationskomitee das Arbeits programm des Ausschusses ausarbeiten und Vorschläge für die Behandlung der einzelnen politischen Fragen im Ausschuß machen soll. Das Problem der europäischen Zollsenkungen. Im Europäischen Ausschuß erstattete der Präsident der Europäischen Zollwaffenstillstands.konferenz, der Holländer Eollijn, einen ausführlichen Bericht über das gesamte Problem der europäischen Zollsenkungen. Der Bericht stellt im ganzen ein erschütterndes Bild des völligen Zusammenbruches der bisher aus diesem Gebiet geleisteten Arbeit des Völkerbundes dar. Von der Weltwirtschaftskonferenz 1927 ausgehend, wies Collijn nach, daß sämtliche Versuche zu einer Senkung der europäischen Zolltarife und damit zu einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit und einer wirtschaftlichen Einheit Europas Ankündigungen aller Art in dem „P nlsmitzer Tageblatt" find van denkbar bk Hem Erfolg Standesamt betr. Hiermit wird beüanntgegeben, daß Herr Oberverwaltuugssekretür Wagner an Sielle des Herrn Oberbosseninipektor Dutschmann als 2. Stillvertreter des Standesbeamten des Stanvesamisbezirks Pulsnitz am 8. Januar in Pflicht genommen worden ist. Fernsprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz Postscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 Rededuell im Europäischen Ausschuß 27 europäische Minister «ud zahlreiche Pressevertreter wohne« der Tagung bei Aussperrung der englischen Baumwollindustrie Folgen für die wirtschaftliche Zukunft Europas. Völliger Mißerfolg m der Zollsrage. Drohender Zolltarif-Krieg. Der Präsident der Europäischen Zollwasscnstillstands- koiifercnz, Colijn, Holland, der in internationalen Wirt- schastslreiscn größtes Ansehen geniesst, erstattete im Euro päischen Ausschuß einen selten bedeutungsvolle» Bericht über die Frage der europäischen Zollsenkungen. Der Be richt stellt sich als ein erschütterndes Bild des völligen Zu sammenbruchs der bisher auf diesem Gebiet geleisteten Arbeiten des Böllerbundes dar. Colijn betonte, daß zwar die auf Beseitigung der Zollschranken gerichteten Beschlüsse der Weltwirtschasls- konferenz von den meisten Staaten angenommen Wörden, jedoch ohne praktische Folgen geblieben seien. Die Bemü hungen der südosteuropäischen Agrarstaaten, zu besseren Absatzverhältnissen zu gelangen, seien an der bisherigen Regelung der Meistbegünstigungsklausel gescheitert. Colijn stellte fest, dass die Bcrsuche, unter der Auf sicht des Völkerbundes zu einer europäischen Regelung der Zollfrage zu gelangen, gescheitert seien. Alle Persuche der erKI Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, PulSnitz n> ülfbUv 1H11 Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Erscheint an jedem Werktag Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Bcfördcrungscinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung -oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 ME bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 M/L; .durch die Post monatlich 2.60 M/k freibleibend Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen BekanntmachWkgm der Amtshuuptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte GrbcknWmdÄrf und Weißdach behördlicherseits bestimmte Blatte Hauptblatt und älteste Zeitung iu den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: PulSnitz, PulSnitz M.°S., GMßröhrSdotf, Bretnig, HauSwaTbe, Oshvrn, Oberstem«, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Moßumiudorf, Lichtenberg, KlemdiLmanuSdorf Die zweite Tagung.des Europäischen Ausschusses wurde vom französischen Aussenminister Briand in der großen Glasveranda des Dölkerbundsekretariats eröffnet. Sämt liche 27 europäischen Staaten sind durch ihre Minister präsidenten oder Außenminister vertreten, die von einem Stab weiterer Beamter und Sachverständiger begleitet sind. Die internationale Presse ist ungewöhnlich stark vertreten. In der Eröffnungsansprache brachte Briand, der französische Außenminister, u. a. die Hoffnung zum Ausdruck, daß das kommende Jahr den Völkern und den .verantwortlichen Staatsmännern geringere Sorgen und Lasten bringen werde als das vergangene. Noch niemals habe in der Geschichte der Nachkriegszeit ein derartiger schwerer Druck wirtschaftlicher Not und wirtschaftlicher Krise auf den europäischen Völkern (mit Ausnahme Frankreichs) gelastet wie heute. Die Völker seien sich der großen Ge fahren der Gegenwart bewußt, daher dränge die öffentliche Meinung immer mehr auf Verwirklichung des Gedankens einer europäischen Union. Der Wille zur Aufrechterhaltung der europäischen Zivilisation müsse für die Arbeit des Europäischen Ausschusses maß gebend sein. Die Arbeiten müßten getragen werden von dem entschlossenen Willen zum Frieden. Briand erklärte dann weiter, daß die Arbeiten des Europäischen Ausschusses zur Grundlage hätten das ursprüngliche Paneuropa- Memorandum Frankreichs, die Antworten der 26 europäischen Staaten und die Denkschrift des Generalsekretärs des Dölker- bundes und des Internationalen Arbeitsamtes. Unmittelbar nach der Eröffnungsansprache Briands ergriff Reichsaußenminister Dr. Curtius das Wort, um den Standpunkt der deutschen Regierung zu der Tagung des Europäischen Ausschusses darzulegen. Deutsch land wünsche eine Friedenspolitik, Zusammenarbeit der Völker und gerechten Ausgleich aller Interessen auf dem Boden vollster Gleichberechtigung. Ganz Europa und im ganz besonderen Deutschland leiden heute unter der großen Wirtschaftskrise. 4,3 Millionen Arbeitsloser, drückendster Kapitalmangel und Kapitalabfluß ohne Gegenleistung seien die hauptsächlichsten Merkmale der heutigen wirtschaftlichen Lage Deutschlands. Reichsaußenminister vr. Curtius machte dann einige allgemeine Ausführungen über den Aufgabenkreis des Europäischen Ausschusses. Dabei wies er darauf hin, daß der Ausschuß von der Vollversammlung des Völkerbundes be auftragt sei, ein Gesamtprogramm der europäischen Zusammenarbeit auszuarbeiten. Weiterhin sei die Frage der Bildung eines Büros des Europäischen Ausschusses in Angriff genommen, während die Frage der Zuziehung der europäischen Nicht mitgliedstaaten zunächst verschoben worden sei. Dann be tonte vr. Curtius, er halte daran fest, daß zur Erfüllung der dem Ausschuß von der Völkerbundversammlung gestellten Aufgaben nunmehr sowohl die praktischen Vorschläge der einzelnen Regierungen, insbesondere der dänischen und auch der deutschen, in Angriff zu nehmen seien und daß auch die Frage der BUrobildung und der Zuziehung der europäischen Nichtmitgliedstaaten nunmehr zu erörtern sei. Nachdem Reichsaußenminister vr. Curtius seine Rede be endet hatte, erwiderte sofort der französische Außenminister Briand. Briand erklärte, daß zunächst die wirtschafts politischen Fragen auf dem Plan ständen, daß der Ausschuß selbst jedoch in der Feststellung seines Arbeitsprogramms frei sei. Darauf stellte Reichsaußenminister vr. Curtius fest, daß nunmehr die von ihm vorgebrachten Fragen auf der jetzigen Tagesordnung des Ausschusses zur Verhandlung ge langten. Zum 18. Januar 1931 Nicht klagen, nicht grübeln, was einstens war,, Was die Väter im Sturme erzwungen, Nicht fragen warum ihrer Enkel Schar Das Schicksal so niedergezwungen! Mcht quälend die Seele zermartert, warum Der Steg unsern Händen entrißen — Mcht klagen, nicht zagen, nur kalt und stumm Die Löhne zusammengebissen! Erschüttert, verblutend das Reich. Doch es steht! Noch groß in Qualen und Schmerzen. Und die alte, die heilige Fahne weht In Millionen kerndeutscher Herzenk Was auch zu Trümmern und Scherben ward — Den Geist soll uns keiner zerschlagens Die Flamme der Not hat uns eisern und hart Geschmiedet in Achtlosen Tagen. Wir senken beschämt nicht heute das Haupt: Wir rufen zum ernsten Besinnen: Das Schicksal hat uns unsre Größe geraubt^ Daß wir sie uns wiedergewinnen! Die Flammen des 18. Jänner sind Ein Vermächtnis unserer Ahnen Sie -sind für Kind und für Kindeskind Ein ewiges heiliges Mahnen! Schon geht ein Raunen durchs deutsche Land, Ein frühlinghaft heiliges Wehen: Die deutsche Seele will aus dem Brand Der Nest und des Leides neu erstehen. Wir klagen heut' nicht, wir grübeln heut' nicht, Warum uns so Bittres geschah — Wir schreiten durch Nacht, doch wir streben zum Licht, And wir werden einst auferstehen! Felix Leo Göckeritz. rveuwtrtschaftslonserenz, zu einer Senkung der Zolltarife ;u gelangen, müßten jetzt offen als mißlungen erklärt werden. Colijn wies zum Schluffe auf die außerordentlichen Gefahren des gegenwärtigen Zollprotektionismus hin. Der drohende Zolltarif-Krieg bilde heute das ernste Hin-' dernis für jede Annäherung der europäischen Völker. Weitere Kmanzimssprache im Haushalisausschuß. Im Haushaltsausschuß des Reichstages wurde die allgemeine Aussprache über die Wirtschafts- und Finanzlage fortgesetzt, vr. Stolper (Dt. Sp.) teilte die Skepsis gegen den Etat 1931 sowohl nach der Einnahmen- wie nach der Ausgabenseite hin. Man solle durch wirksame Abstriche den Haushalt sichern. vr. Albrecht (Natsoz.) griff di« Finanzpolitik der Reichsregierung aufs schärfste an. Als er erklärte, daß man das Volk zwölf Jahre lang belogen und betrogen habe, bat ihn der Vorsitzende, Abg. Heilmann (Soz.), sachlich zu reden, vr. Albrecht erklärte, daß er cm der Spitze der Ausführungen des Ministers einen flammenden Protest gegen die Tributverpflichtimge« erwartet hätte. Der nationalsozialistische Erfolg sei die Quittung für die verfehlte Politik der Reichsregierungen und der Reichs tage der letzten zwölf Jahre. Der Redner bekämpfte den zehnprozentigen Beamtenabbau in den Ministerien und ver langte dafür rücksichtslosen Abbau aller Beamten, die sich in den letzten zwölf Jahren auf Grund des Parteibuches in Amt„und Würde hineingeschlichen hätten. zu gelangen, völlig gescheitert leien und daß dieser Zusam menbruch der bisherigen gesamten europäischen Wirtschaft- Politik unvermeidlich begleitet lein müsse von vernichtenden Pulsnitzer Tageblatt