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Dresdner Journal : 08.12.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187412081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-12
- Tag 1874-12-08
-
Monat
1874-12
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 08.12.1874
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Dienstag, den 8. Decemder ASL84 1874 Ldv»»»»»»t»pr»I»r DreMMMmml L—r>»»td<j«, ltsiob« tritt Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath A G. Hartmann in Dresden s») visrt»x». eil. Ämtlicher RichtnmlüchitTheil ch«. Utl er s, Sonntag, 8. December, B.) Der Kaiser hat jetzt Ministern bestehenden Con- «v tULIll. Seminars zu Calln- Vogel, das Ritter- en geruht. em Oberlehrer am rg Friedrich August „Musikdirector" ver- Dresden, 7. December. SeinjNajestät der König und Seine Königliche Hoheit derlpriuz Georg sind heute früh ' ? I Uhr von Berlin h» wieder eingetrofsen. Dresden, 3. December. Se/Majestät der König I» U—» ä—t—d»» 4LLilioN:. ...» rdlr. : r u^r. »r haben dem Director des Lchrerinn berg, Dr. pl>. Hermann Heinri kreuz vom Berdienstordcn zu vcr Dresden, 4. December. Lehrerinnen - Seminar zu Calli Wermann ist das Prädicat liehen worden. Pamplona. St. Petersburg, Sonnt«! Nachmittags. (W. T. R) einer auS mehreren Ministern bestehenden In—rittsdnannitlimo H OommixniovLr U«;« »reiner ^ourmrl«; ek>«>ntlL8.: u. N N»«dLr^-»«rIU»- , N«rNo V!«n kuN ». H. «lünrd-o: N»rlm^ Nr«m«vi F Lrs« I»o: Z„Z>enny<^,'>, ttürk-iru; Ck-wmli: k aiAe, turt» »l.: <7. Z/^^»>o>i»'xc>i»- tjuciilv, VI« VitrNtr: N»nvov»r: k»ri»i /.„/i'eee, U k^Ä., Sto!t^»rt: /-«uke <t c'l-., Kütilt. / Vivo: ^1/ , Hs>r»u8>eot»orr - - .'iLinx-l. ci<^ I>r« sUns>r .tnurnivl», ?s/>Xo. 1. ^jLNrlivt»! 1 IRlr. 1b U«r. g^p» lcuuslosUawlllvri»» 1 U^r. DisciplinaMmnier in Colmar. Dann folgte Verhand lung über die Vorschläge Preußens wegen Errichtung einer Reichs, ank und die nun weiter cinzulcitendcn Schritte in, der Bankfrage. Cndlich wurden mündliche Ausschußberichte erstattet über die Vorlage, betreffend den Entwnrf eines Gesetzes wegen Abänderung des Ge setzes vom 8. Juli 1872 über die französische Kriegs kostenentschädigung; über die Crrichtung eines Hospitals für die deutsche Marine- und Handclsschifssmannschaftcn in 'Yokohama und den Vertrag mit Rußland über die Sicherstellung und Negulirung von Hinterlassenschaften; schließlich über den im Reichstage eingebrachten Antrag, betreffend den Entwurf eines Gesetzes wegen Umände rung der Actien in Reichswährung. — Der Behauptung der „N. Pr. Z." gegenüber: „ein an den Botschafter Grafen Arnim gerichtetes Schreiben des wirkt. Geh. Raths Sulzer erhebe feiten des Heroldsamts Einspruch gegen die Führung des Grafentitels durch den Sohn des Grafen Harry Arnim", bemerkt heute die „N. A. Z." Folgendes: „Das Heroldsamt hat, nachdem die bei der 1870 erfolg ten Verleihung der Grafcnwürde an den Botschafter v. Arnim Vorbehalten«: Bestimmnuaen über die Vererblichkeit dieser Würde nach längeren Verhandlungen darüber mit ihm neuer dings, und zwar noch vor dem gerichtlichen Einschreiten gegen ihn, von Sr Majestät erlassen waren, solche dem Grasen dahin, dab die Grafenwürde stets nur auf den Erstgeborenen mit der Erbfolge in einem bestimmten Grundbesitz übergehe, und die übrigen Nachkommen den Freiherrntitel zu führen hätten, mit dem Bemerken eröffnet, dab wenn, worauf er sich in jenen Verhandlungen berufen hatte, seinem Sohne in dessen Patent der Grafentitel beigelegt sei, dies nur aus dessen Bezeichnung mit demselben in dem Vorschläge der betreffenden Behörden beruhe und keine Verleihung dieses Titels sei. Daß das Heroldsamt dem Grafen Arnim die allerhöchsten Bestimmnn- aen über die Vererblichkeit seiner Grafenwürde und über den, seinen nicht in dieselbe succedircnden Nachkommen nunmehr verliehenen Freiherrntitel zu eröffnen und ihn dabei auch über die Unerheblichkeit des von ihm für den Grasentitel seines Sohnes geltend gemachten Umstandes zu bescheiden hatte, leuchtet ein, und ein Mehreres enthalt die an ihn erlassene Verfügung des Heroldsamtes in dieser Beziehung nicht," Posen, 5. December. (K. Z.) Der Decan Rzeznicwski, der gegen den Propst Kubeczak die große Ercvmmunication aussprach, ist auf Anordnung der Regierung zu Pesen aus der Haft in Pieschen entlassen worden. Münster, 4. December. Wie man der „Köln. Volksztg." schreibt, trafen gestern Mittag aus England die Marquise of Lothian und die Lady Herbert of Lea hier ein, um den vcrnrthcilten westfälischen adeligen Damen eine Adresse zu überreichen. Die der höchsten eng lischen Aristokratie angehörige Deputation wurde auf dem Perron des westfälischen Bahnhofes von zahl reichen Mitgliedern des Adels empfangen. München, 5. December. Wie die „A. Z." erfährt, hat Se. Vias, der König von Hohenschwangau au s dem Staatsminister des k. Hauses und des Acußern, Herrn v. Pfretzschner, Specialvollmacht ertheilt, den für unseren lönigl. Hof neuernannten Gesandten Sr. Maj. des Königs von Sachsen, Herrn v. Fabrice, zu em pfangen und das Beglaubigungsschreiben desselben ent gegenzunehmen. Karlsruhe, 4. December. Der Vicar v. Rüpplin in Donau - Eschingen, welcher wegen unbefugter Vor nahme geistlicher Amtshandlungen auf den 2. d. vor die Strafkammer in Constanz geladen war, gab, wie man dem „Fr. I." berichtet, folgende Erklärung ab: „Ich kann in kirchlichen Angelegenheiten nur eine Autori tat anerkennen, die zuNandige Kirchcnbehörde Somit kann ich über Vornahme geistlicher Amtshandlungen nur dieser zur Ver antworiung mich verpflichtet fühlen wie ich bereits mehrmals vor diesem Amtsgerichte erklärt habe. Um dies nochmals aus drücklich zu constatiren, erkläre ich hiermit, daß ich der gegen mich in vorliegender Anklagcsachc gestellten Vorladung freiwillig nicht folgen, vielmehr blos der physischen Gewalt weichen werde." Auf diese Erklärung hin wurde er am 1. d. Morgens verhaftet und durch einen Gendarm in Eivil in das Amtsgefängniß nach Constanz gebracht. — Aus Baden schreibt man der „R. Pr. Ztg.": Der frühere ultramontane Landtags und Zollparla- mentsabgcordnetc Ur. Ferdinand Bis sing, welcher zuerst Redacteur des ultramontanen „Pfälzer Boten" und dann bis vor Kurzem Redacteur des ultramontanen Hanptblattes in unserem Lande, des „Bad.Beobachters", war und als sol cher mit seiner gewandten Feder der ultramontancn Partei wesentliche Dienste geleistet bat, ist nunmehr Mitarbeiter der nationalliberalen „Constanzer Zeitung" geworden. Ueber sein Zerwürfnis; mit der „katholischen Volkspartei" und seinen "auffallenden Uebergang in das nationalltbe- rale Lager hat er in der „Constanzer Zeitung" eine ausführliche Erklärung abgegeben. Auffallend aber ist nicht der Rücktritt Bissing's vom „Badischen Beobachter", sondern sein Uebergang in das liberale Lager, das er seit einem Jahrzehnd als einer der entschiedensten Ultra montanen bekämpft hat. Wir können uns diesen letzte ren Schritt nur mit der Annahme eines in ihm vorge gangenen Wechsels der religiösen Ucberzeugung erklären; denn Unfehlbarkcitsgläubiger, als welcher Ur. Bissing bisher galt, und nationalliberalcr Journalist kann ein und derselbe Mensch nicht sein, ohne ein psychologisches Räthsel zu bilden, weil die liberalen Zeitungen das Un- fchlbarkcitsdogma selbst, nicht blos seine politischen Con sequenzen bekämpfen. * Wien, 5. December. Das Abgeordnetenhaus setzte in seiner heutigen Sitzung die Spccialdebttte über den Staatsvoranschlag für das Jahr 1875 fort. Die Berathung begann beim Etat des Landesperthridigungs- ministeriums, worauf das Budget des Finanzministermms zur Verhandlung kam. Unter den zu diesem Etat vom Ausschüsse vorgeschlagcnen Resolutionen befand sich als letzte jene, in welcher die Regierung zur Einbringung einer Gesetzvorlage noch in dieser Session anfgeforderl wird, durch welche der Zettungsstcmpel auf die Hälfte seines gegenwärtigen Betrags herabgesetzt wird. Abg. Für wollte seinen Antrag auf gänzliche Beseitigung des Zcitungsstempels auf die Tagesordnung bringen. Der Präsident machte ihn jedoch daraus ausmerksam, daß ein Antrag, der bereits abgelcbnt wurde, in derselben Session nicht mehr eingebracht werden darf. Der Antrag des Budgetansschusses wurde angenommen. Gegen denselben stimmten das Ecntrum und die Minister. — Die Lösung der Frage des Abschlusses des rumänischen Han delsverträge steht, wie die „Tagcspresse" melket, demnächst bevor, und zwar in dem Sinne des von der österreichischen Regierung bereits vor längerer Zeit ge machten Vorschlages, welcher damals von der Pforte abgelehnt worden war, neuerdings aber sowohl von der deutschen, wie von der russischen Regierung unterstützt worden ist. 'Rach diesem Vorschläge wird die Pforte ihren sämmtlichen Vasallenstaaten analog der Stellung Aegyptens durch einen Ferman das Recht, mit den aus- wärtigcn Mächten Handelsverträge abzuschließen, er- thcilen. Die Regierungen von Frankreich und England sollen, dem Vernehmen der „Tagespressc" zufolge, diesem Vorschläge zustimmcn nnd gleichfalls beabsichtigen, dem nächst mit Rumänien Handelsverträge abzuschließen. Paris, 4. December. Die Botschaft Mac Mahon's konnte, ihrer unbestimmten Fassung zufolge, in der Nationalversammlung keinen präciscn Ein druck Hervorrufen. Ihre Verlesung durch den General de Cissey ließ die Kammer frostig; bei den Hauptstellcn und am Schlüsse hörte mau nur schüchterne und ver einzelte Beifallsrufe im rechten Ecntrum. Wenn aber in Erwägung gezogen wird, wie verwickelt die parlamen tarische Lage, wie erbittert die Eonflicte der Parteien und Personen, wie zusammcnhangslvs und zersplittert das Ministerium selber, so wird zugestanden werden müssen, daß der Verfasser der Botschaft ein diplomatisches Kunst stück gemacht hat. Von vorn herein war die Versamm lung in der schlechtesten Stimmung; die Entstehungs geschichte der Botschaft hatte das ungünstigste Vorurtheil erweckt. Zwei Tage vorher hätte man die Worte des Präsidenten besser ausgenommen. Es ist daher schon viel, daß die Botschaft das allseitige Mißtrauen nicht zum Ausbruch kommen ließ. Entschieden unzufrieden waren nur die äußerste Rcchte nnd die äußerste Linke; die letztere, weil sic sich nicht wohl verhehlen konnte, daß Mac Mahon's Ausfall aus „die verderblichsten Lehren", die im Lande Anhang suchen, gegen die radikale Partei unk Bogitschrvitsch, Justizminister; Protitsch, Krieg«- Minister; Novakovitsch, CultuSminister. Das Mi nisterium will nach außen eine loyale Friedens politik befolgen, im Innern aber den Weg liberaler Reformen einschlagen. Buenos-Aires, Freitag, 4. December. (W. T B.) ES bestätigt sich, daD sich der General Mitre am 2. d. M. dem Obersten Arias auf DiScretion ergeben hat. Die Ruhe erscheint dem- nach in dem Staate BuenoS-AireS definitiv wieder hergestellt. Telegraphische Nachrichten. Tagesgcschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Münster. München. Karlsruhe. Wie» Paris. Rom. Madrid. London. Kopenhagen. St. Petersburg. Belgrad.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichteu. Leipzig. Chemnitz. Crim mitschau. Werdau. Limmch. Burgstädt. Freiberg. Kirchberg. Strehla a. E. pautzen. Kamenz.) Vermischtes. Statistik nnd Volkswirtschaft. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. TaieSkalender. Beilage. Deutscher Reichstag, (ttttzung vom 5. December.) Inserate. Börsennachrichten. Telegraphische WitterumSberichte. ferenz, deren Vorsitz der Tomänenminister, wirkt. Geh. Rath Waluzcw führt, den Auftrag ertheilt, „über die Veranlassung zu den Wirren in einigen höheren Lehranstalten einen gutachtlichen Bericht zu erstatten". Die Meldungen einzelner auswär. tiger Blätter von der angeblich bereit« erfolgten Einsetzung einer bezüglichen „UntersuchungScom- misfion" sind hiernach richtig zu stellen. Belgrad, Sonntag, 6. December, Nachmit tags. (W. T. B.) Das neue Ministerium (vgl. unter „Tagesgcschichte") ist constituirt und besteht au«: Zumitsch, Ministerpräsident und Minister de« Innern; Pirotschanatz, Minister der auswärtigen Angelegenheiten; Mijatovitsch, Finanzminister; Garaschanin, Minister für Communicationen; F'kil'qr.wsiMs' Nachrichten. Pari«, Sonntag, K. December, Abends. (Tel. d. Dresdn. Jouln.) Die Lirke hat beschlossen, vor der Berathung der confitutionellen Gesetz entwürfe die Auflösung der NaKvualversammlung nicht zu beantragen. Die Linke hält die Ableh nung dieser Gesetzvorlagen l, ^r grwiß und hofft, das linke Centrum werde m diesem Kalle auch für die Auflösung stimmen. Bayonne, Sonntag, 6. December, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bom spanischen Kriegs schauplätze wird gemeldet, daß General Loma mit 5000 Mann Regierungstruppen in San Seba stian gelandet ist. Salamanca soll gleichzeitig von Bilbao gegen die Carlisten aufbrechen. Daü Ziel dieser Operation ist die Verproviantirung von I»«er»to»prvl»o, ?Nr Kaum «wer Vvtsr „killte—oät" clio Zsils: b TLßüob mit LuiviUmrs 6sr 8000- no Lbsvcl» Mr Uso sol^voclvo Tagesgeschichte. Dresden, 7. December. Vom Reichs-Gesetz blatt ist das 28. Stück vom Jahre 1874 hcute hier eingetroffen. Dasselbe enthält nur Nr. 1026) Gesetz vom 30. November d. I. über den Markenschutz. 1.. Berlin, 6. December. Der Reichstag erledigte gestern den Etat des Reichseisenbahnamts, bei welchem verschiedene Redner über mangelhafte Verwaltung der thüringer Eisenbahn klagten und Abg. Richter (Meißen) sich über die im Laufe diescs Jahres ins Leben ge tretene Tariferhöhung mißbilligend aussprach, und ging sodann zum Etat des auswärtigen Amts über. Abg. Ur. Windthorst beklagte die Zurückziehung des Postulats für den Gesandtschaftsposten beim römischen Stuhl, woraus der Reichskanzler auseinandersetztc, daß die Hoffnungen, auf Grund deren er bei der vorigen Etats- berathung die Aufrechterhaltung dcr Position gefordert habe, inzwischen gänzlich geschwunden seien. Die Abgg. Ur. Lucius (Erfurt) und Ur. Löwe, ebenso Ur. Reichen sperger (Crefeld) sahen in der Zurückziehung ein — nach ihren verschiedenen Partcistandpunkten erfreuliches oder beklaqenswerthes Anzeichen dafür, daß die Negierung auf dem von ihr in der Kirchenpolitik betretenen Wege beharren wolle. Zum Schluß wurden noch einige andere Etats ohne bemerkenswertste Discussion erledigt. (Vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) — Die von dcr kürzlich stattgehabten Eisenacher Vorversammlung in An regung gebrachte Gründung eines „Deutschen Steuer- reformvereins" hat heute hier stattgefunden. Als Hauptziel des Vereins ist, wie „W. T. B." berichtet, die Ersetzung der Matricularbeiträge durch eine Reichs einkommensteuer bezeichnet. Die heutige constituirende Versammlung war zahlreich u. A. von v. Stauffenbcrg, Schauß, Wagm , Blum, Ur. Hirsch, Zinn, Völk und v. Minnigcrodc besucht. Der gcschästsführende Aus schuß hat seinen Sitz zu München. * Berlin, 5. December. Se. Majestät der Kai ser ist mit den königlichen Prinzen und seinen fürst lichen Gästen hcute Abend '^0 Uhr von Hubcrtusstock wieder nach Berlin zurückgekehrt. Morgen Nackmittag wird, soweit bis jetzt bestimmt, die königliche Familie mit ihren Gästen zur Tafel ini königlichen Palais ver sammelt sein, und beabsichtigen Letztere dann Berlin wieder zu verlassen. — Der Bundes rath hielt Nach mittags V^2 Uhr eine Plenarsitzung unter dem Vorsitz des Präsidenten Staatsministcr Delbrück. Es folgte zunächst die Mitthcilung vom Schreiben des Präsidenten des Reichstages, betreffend: die cinzusetzende Commission zur Berathung des Gerichtsverfassungsgesetzes, der Strafproceßordnung und der Civilproceßordnung; den Berner Vertrag über die Gründung eines allgemeinen Postvereins, ferner die Mitthcilung über erfolgte Ueber- weisung des Antrages Bayerns, betreffend den Entwurf eines Gesetzes wegen Einführung des Ouartierleistungs- gesetzes vom 25. Juni 1868 in Bayern an die Aus schüsse, daran schloß sich die Vorlegung des Entwurfs von Bestimmungen zur Ausführung dcr Paragraphen 101 bis 108 des Mllitärpcnsionsgcsctzcs vom 27. Juni 1871 und der Novelle vom 4. April 1874; eine Mit- theilung einer Beschwerde über Doppelbesteuerung; An trag des Reichskanzleramts betreffend die Pensionirung eines Militärgeistlichcn; Wahl eines Mitgliedes für die Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Residenztheater. Am 5. December wurde auf dieser Bühne „Monsieur Alphonse" zum sechsten Male wiederholt und es forderte diefc Darstellung zu der Bemerkung auf, daß nur ein fortwährendes ehr geiziges Bestreben die Mitwirkendcn zu einer solchen Abrundung dcs Zusammenspiels und Tüchtigkeit der Einzelleistungen, wie sie an dem erwähnten Abende er freuten, hinangeführt haben kann. Auch Frl. Theisen hatte sich als Raymonde wirksamer mit dem Sinne und dcr künstlerischen Aufgabe ihrer Rolle vertraut gemacht; sic sprach infolge dessen mit mehr Wärme des Gefühls und mit weniger rhetorischer Emphase. Die Vortheile der Sicherheit und der ruhig sondirten Wirkung kamen auch Frau Mülller und Herrn Frecmann (als Madame Guichard und Schiffscapitän Montailin) bcach- tenswertl) zu Gute. Bei Hrn. Müller haben mich in dieser Repetition die wahren Leistungen seiner Schauspielerkunst in Er staunen gesetzt. Es haben sich in seinem Bilde des Alphonse alle psyckologischen Details, sowie auch deren Zusammenwirken zu einem ungemein natürlichen Ge- sammtbilde mit merkwürdiger Feinheit gesteigert. Schon die erste Aufführung bot in dieser Partie geistig wie technisch ein bedeutendes Resultat. Daneben aber machte sich damals in diesem Alphonse ein wenig der Eindruck gel tend, wie ihn die Haltung und das gesellschaftliche Wesen mancher eleganten, sittlich verkommenen, aber durch und durch französirten Polen macht, deren Treiben man besser in Paris, als in Warschau kennen lernt. Ties fremde Element hat sich verloren; der jetzige Alphonse hat keinen Dualismus in seiner Nattonalität, er ist ein Pariser geworden, nnd mit dieser Purification hat er zugleich jene äußere Liebenswürdigkeit, jene versöhnende Geschmeidigkeit und mephistophelische Bonhomie ge wonnen, welche das Antipathische seiner entsetzlichen Moral wenigstens äußerlich mildert und ihn für dcn Verkehr mit reinen Menschen möglich erscheinen läßt. Nicht minder hatte bei Herrn Müller die Feinheit in dcr Conversation gewonnen. Scine Sprechkunst würde vielen deutschen Schauspielern eine lehrreiche Schule werden können; das Sehen einer einzigen Rolle kann von segensreichem Einfluß sein; die Theaterdircctoren könnten solche Künstler oft mit Vortheil von weiter Ferne hcrscnden und getrost die Spesen zahlen. Hr. Karl Mittel! vom Stadtthcatcr zu Leipzig ga stirte in zwei Rollen, in der genrebildlichcn Aufgabe „der Zigeuner" (von Bcrla) und als Baron Wallbach „Im Wartesalon I. Klasse" von Hugo Müller. Nur diese Partie habe ich gesehen. Hr. Mittelt hat in der Darstellung mancher chargirten Charaktere ynd Bon vivants einen guten Künstlerruf. Was der beifällig auf- gcnommcne Gast als Wallbach gab, bekundete seine lebendige sccnische Illusion und seine gewandte praktisch geübte Technik, seine Intentionen auszuführen. Fein und von einem taktvollen Geschmack inspiritt waren diese Intentionen allerdings nicht; sie stattetcn die Rolle mit sehr derben Pointen und Zusätzen aus und strebten nach einem Coulisseneffect, dcr durch stark mar- kirte Linien und grelle Farben zu siegen suchte. Wallbach ist ja an und für sich schon eine gewagte Gestalt; soll aber das allerliebste kleine Lustspiel nicht im anekdoten haften Eindruck der Unwahrscheinlichkeit stecken bleiben, so muß es der jungen Wittwc nicht unmöglich gemacht werden, sich in den Baron zu verlieben. O. B. Ein Kampf um daü Leben. (Fortsetzung aus Nr 28:«.) ' Das Gerassel der Räder war in der Luft ver hallt, als Philipp, verstört wie Jemand, der unver sehens aus deni Schlummer geweckt wird, die Augen öffnete. Er richtete sich, auf den einen Arm gestützt, empor und starrte in die schwarze 'Nacht hincm, die ihn umgab. Wo war er? In einer Sccunde blitzte die Wahrheit in ihm auf. Er war in der Gruft zu- rückgclasscn worden. Während er an dcr Hinteren Seite des Steinsarges kniet, war er vielleicht in Ohn macht gefallen, und während der letzten feierlichen Ceremonicn war seine Abwesenheit unbemerkt geblieben. Das Erste, was er empfand, war natürlich Schrecken. Aber dies verging so schnell, wie es gekommen. Das Leben hatte aufgehört, ihm ein sehr werthvolles Gut zu sein, und war es, wenn ihm beschicken war, an Juliens Seite zu sterben, nicht die Erfüllung eines Wunsches, den er an diesen! Morgen hundert Mal selbst ausgesprochen hatte? Ein Gefühl, wie ein Ge- wissensbiß, folgte auf diesen Gedanken. Konnte er mit so leichtem Herzen die Liebe bei Seite stoßen, die sich über scine Wiege gebeugt? Der geheiligte Name Mutter stieg ihm ohne sein Zuthun auf die Lippen. War es nicht Feigheit, ohne Kampf das Leben aufzugeben, das er um ihretwillen zu bewahren verpflichtet war? Bei einer Organisation, so zart, wie die eines Weibes, besaß er jenen Geist, der zwar in ruhiger Zeit langsam zum Entschluß ist, aber mit einer Art von Begeisterung vorwärts stürzt, wenn es gilt, seine Kraft mit dem Unglück zu messen. Er setzte em Streich holz in Brand und sah, daß die Wachskerze auf dem Sarkophage zurückgelassen worden war. Er zündete sie an — aber plötzlich sprang er vorwärts nnd löschte das Licht aus. Seine Existenz hing von dieser Kerze ab. Er hatte irgendwo, in irgend einem Bericht von einem Schiff bruche gelesen, wie die Uebcrlcbenden Tage hindurch von einer Kerze gelebt hätten, welche einer der Passa giere in das große Boot geworfen hatte. Und hier hatte er im strengsten Sinne dcs Worts sein eigen Lebenslicht aufbrcnncn wollen! Bei dcr vorübcrgcbcnden Erleuchtung, welche ein zweites Streichholz gewährte, sah er auf seine Uhr. Sie rvar in dcr elften Stunde stehen geblieben — aber ob in der elften Stunde dieses Tages oder der vorher gehenden Nacht, konnte er nicht sagen. Dcr Leichen zug, das wußte er, hatte die Kirche um lo Uhr ver lassen. Wie viel Stunden waren seitdem verflossen? Wie lange hatte er in Ohnmacht gelegen ? Ach, cs war ihm nicht länger mehr möglich, diese Stunden zn messen, die wie Schrecken an dem Unglücklichen vor- übcrschlcichcn und wie Schwalben über den Glücklichen hinfliegen! Er hob die Kerze auf und setzte sich auf die steinernen Stufen. Er war ein sanguinisches Tempera ment, aber wenn er die Aussichten, hier hcrauSzukom- men, ins Auge faßte, so erschreckte ihn der Ausblick. 'Natürlich mußte er vermißt werden. Sein Verschwinden unter den obwaltenden Umstänocn würde, so sagte er sich, seine Freunde ohne Zweifel in Angst versetzen, sie würden eine 'Nachforschung nach ihm anrcgen, aber wer würde wohl daran denken, einen lebendigen Men schen auf dem Frieohofc dcs Montmartre zn suchen? Der Polizeipräsident würde hundert kluge Köpfe in Bewegung setzen, um ihm nachzuspürcn , die Seme würde vielleicht mit Rechen durchfurcht, die „ölinüral»!«»" in der Morgue würde ungewendet werden, in jedes
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