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MsdmfferTageblatt Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, "schont tL,N» »ach,». L llh« f«r »« «q»,,pr^,, «ct«dholun, la I» -»v »-« Nu»,<>>xS-!Ml r M». n» w»»«t. !>tt Auft-L-ol« »ar» »lr »«t« r.« Mir.. I><! Anftd«ft.l!»ng Wochenblatt für Wilsdruff n. Umgegend SM»« mrd Drschüfts^Krn ' "" " nehm«« zu jrSer Zeit De- entgegen. Am Falle dSherer Gewalt, Krieg oder sonstiger BetrisbostSnrngen besteht Kei« Anspruch cruf Liefernde K«KettLN4 »der KKrzrrn, der Berugspreiser. — Aückferrduvg eingesandt« SchriststSeke erfolgt nur« wenn Porto drittes^ für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. LuAeigerwreir: dir «gespaltene AasMzrLr M Goldyfcnrrtg, die 2ßespa!rrneAr!lr der irmLttchrnB«kn»mt«!achunyen4USo!Ä- Pfennig, di« 2OefvsltrneReLla«reAetle inr textlicken Teile 1VV Goldpsrnniy. Nachweisun^sgebIhr 2t) Goldpfennige. Dor- werden !>«<h ^erusprsch er : Amt Wilsdruff Nr. 6 SerürksichM-^'^^^! -Mi-dni-di» »orw.rv Uhr Fve Aichiigdeil »er durch F-rnrui Lbrrsoneiteu A«,eigen üdcruehrnrn wir keine.iSllrsniU. JederRadlllioniyrnch erüschi. wenn der Betrag durch «lagecingejogen werden mutz oder der «uftraggedee in Kondur» gerSi. «»zeige»nehmen alte B-rmirrlungüst-ll-n entgegen. Wilsdruffer Tageblatt enthält die amMMen Bekanutmachuuge» der Bmtshauptmavnschatz Meitze», des Amtsgerichts u»d Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts LdnrauLt, Finanzamts Stoffe«. Nr. 256 — 83. Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt- !8 Wilsdruff-Dresden P°m»eck: Dr-»»-» r«« Freitag, 31. Oktober 1924 MchMÄ i« kr WWW Nur ein paar Wochen hat der englische Wahlkampf gedauert, er war kurz, aber desto heftiger, und die Scn- ation war der „Rote Brief" Sinojews, eine von der Opposition außerordentlich geschickt zum Platzen gebrachte Aumbe. Macdonald hat die Unechtheit dieses an die eng- ischen Kommunisten gerichteten Schreibens mit klaren Worten jedenfalls nicht abgestritten, diese Frage pielte aber auch eigentlich gar keine Nolle mehr, veil bekanntgeworden war, daß der Ministerpräsi- >ent selbst an der Veröffentlichung und Beantwortung »ieser Note an Rußalnd unschuldig war, die Note üelmehr von einem der Unterstaatssekretäre des Auswär- igen Amtes unterzeichnet worden war. Anders liegt es mit der politischen Auswertung der Kote selbst, und es ist ganz sicher anzunehmen, daß das Schreiben die Wahlaussichten der Arbeiterpartei vohl zweifellos stark vermindert hat. Tatsache ist, daß wi den letzten Wahlen weite Kreise für die Arbeiterpartei timmten aus Protest gegen die erfolglose Politik der konservativen. Bloß ist die Regierung der Arbeiterpartei richt gerade viel erfolgreicher gewesen, weil die Tat, die re zustande brachte, nämlich die Londoner Konfe renz und die Erledigung der Reparationsfrage, in England durchaus nicht einhellig als ein Erfolg be dachtet wird. Die Versuche Macdonalds, auf und mit sem Völkerbund praktische Politik zu machen, sind wenso gescheitert wie sein Streben, das Verhältnis zu Kuß land zu bereinigen. Man muß dabei sich auch daran erinnern, daß das hauptversprechen Macdonalds, durch die Erledigung der keparationsfrage der Weltwirtschaft einen neuen Ansporn zu geben und damit vor allem die eiternde Wunde Englands, nämlich die Arbeitslosigkeit, iu bessern, nicht zur Wirklichkeit wurde. Macdonald hat ju wenig daran gedacht, daß die Größe dieser Arbeits- vsigkeit keineswegs allein in dem Ausfall Mittel- und Osteuropas als Absatzgebiet sür die englischen Waren be- zründet liegt. Der englische Kapitalismus mußte aber sor allem die Versuche Macdonalds mit scheelen Augen betrachten, weniger aus wirtschaftlichen als aus soziali- tisch-idealistischen Beweggründen mit der Sowjetrepublik in ein friedliches Verhältnis zu gelangen, Versuche« eenen der Arbeiter-Ministerpräsident kapitalistische Inter essen zu opfern gewillt war und die nur daran gescheitert sind, daß die radikale Richtung in Moskau jede Kon zession auf dem Gebiete des Privateigentums verweigerte. Mag daher auch der echte oder unechte Brief Sinojews von Macdonald selbst nicht herrühren, — weite englische Kreise werden der Meinung sein, daß er zu Macdonalds Geistesrichtung paßt. Möglich, daß das immer wieder prophezeite Wiedcr- anschwellen der Konservativen Partei zugleich auf Kosten der Liberalen und der Sozialisten geht. Die Arbeiter partei will aber trotzdem die Schlacht nicht als verloren ansehen, sondern, wie der Kriegsminister Thomas am Dienstag noch erklärte, ohne Rücksicht auf das Wahl resultat vor das Parlament treten. Und zwar würde dann von Macdonald eine Thronrede, also ein Pro gramm verlesen werden über die politischen Ziele des bisherigen Ministeriums, und das Parlament habe dann über Vie Annahme oder die Ablehnung dieses Pro gramms ein Urteil zu fällen, damit aber auch gleichzeitig über den Charakter des Kabinetts, das im Falle der Ablehnung andieStelledesbisherigen treten müsse. Dte Arbeiterpartei will sich also nicht sogleich er geben; aber eine wirklich klare parlamentarische Lage würde sich doch wohl nur dann herauskristallisieren, wenn etwa die Konservativen die absolute Mehrheit erhalten. ? Ob es andernfalls zu einem konservativ-libe- ralen Koalitionsministerium kommt, oder ob wirklich Macdonald aus Mangel an anderen Führer persönlichkeiten am Ruder bleibt, darüber werden erst die endgültigen Wahlresultate die Antwort geben können. Oer erste Wahltag. Unter sehr lebhafter Beteiligung begannen die Wah len am Mittwoch morgen. Die Wahlhandlung wickelt sich in England nicht an einem Tage ab, infolge der eigentüm lichen Bedingungen. Bekanntlich wurde schon ein Teil ver Resultate vorweggenommen, da in Wahlkreisen, wo nur ein Kandidat aufgestellt ist, dieser einfach als ge- wählt gilt. Das war diesmal in ungefähr 50 Kreisen der Fall. Dann werden am ersten Tage etwa 230 Ergebnisse festgestellt, der Rest der im ganzen zu wählenden 564 Unterhausmitglieder am folgenden Tage. Die ersten Re- sultate kommen aus den Städten, die späteren vom Lande. In London herrscht ungemein bewegtes Straßenleben, bei dem die Menge auch allerhand Ulk treibt, so daß die Wahl sich nach außen wie ein lustiges Volksfest präsen tiert. Aonlervaliver WaWieg in Lngianä. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Lvndon, 30. Oktober. Um 1,30 Uhr früh war der Stand folgender: Konservative 124, Arbeiterpartei 54, Liberale 19, üb rige Parteien 3 Sitze. Die Arbeiterpartei gewinnt 1, verliert 19, die Konservativen gewinnen 41, verlieren 2, die Liberalen gewinnen 5 und verlieren 34 Sitze. London, 30. Oktober. Stand der Sitze um 2,30 Uhr: j Konservative 153, Arbeiterpartei 73, Liberale 21, übrige Parteien ' 4 Sitze. Die Konservativen gewinnen 52, verlieren 5, die Ar- l beiterpartei gewinnt 16, verliert 29, die Liberalen gewinnen 6 und verlieren 41 Sitze. London, 30. Oktober. Um 4,30 Uhr früh war der Stand folgender: Konservative 170, Arbeiterpartei 83, Liberale 22. As quiths Niederlage ist besiegelt. Zum Abb«u der Regie Eigener Fernfprechdienst -des „Wilsdruffer Tageblattes". Trier, 30. Oktober. Im Eisenbahnbetrieb sind in den letzten Tagen Veränderungen eingetreten. Die Regie arbeitet nicht mehr für Neparationskonto, sondern sür Rechnung der neuen Reichsbahngesellschaft. Der Trierer Hauptbahnhof hat bereits einen deutschen Vorsteher. Bis zum 15. November werden von der Eisenbahn nur Franken in Zahlung genommen, dann jedoch nur deutsches Geld. In der Nacht vom 15. zum 16. November von 12 Uhr abends ab werden wieder deutsche Fahrkarten aus gegeben. Die Verwendung der deutschen Anleihe iu Amerika Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyor k, 30. Oktober. Da heute die Einzahlungen auf die deutsche Anleihe bei Morgan ausgenommen werden, beschäftigen sich die Börsenkreise mit der mußmaßlichen Verwendung des einkommen den Betrages. Wie verlautet, soll das Geld sofort zur Verfügung der Reicksbanl stehen, doch ist die weitere Verwendung selbst in gut unter richteten Kreisen unbekannt, da Morgan und die Federal Reserve Bane Stillschweigen bewahren. In Bankkreisen wird vielfach an genommen, daß die Reichsbank die Anleihe als Depositen auf ver schiedenen amerikanischen Banken verteilen wird. Daneben bestehen aber auch Vermutungen, daß die Rüchsbank sich den Ertrag unver züglich zustcllen läßt. Verhandlungen über die Kölner Zone. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Düsseldorf, 30. Oktober. Die Verhandlungen der alliierten Mächte über die Kölner Zone sind für den 10. Dezem ber in Düsseldorf anderaumt worden. Die Micum wird nun mehr endgültig Düsseldorf den Rücken kehren. Sie versteigerte gestern ihren Autopark und den Nest ihrer Immobilien. Di« Vierte Sitzung der Pariser Finanz- Konferenz. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 30. Oktober. Die Interalliierte Finanzkonferenz trat gestern zu ihrer vierten Sitzung zusammen. Clemente! er klärte, daß die Verbündeten Regierungen genau wissen müßten, wieviel sie von Deutschlands Zahlungen in den Budgetentwürfen der nächsten Jahre berücksichtigen dürfen. AetliMen rur Luit. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". "N euyork, 30. Oktober. In amerikanischen Marinekreisen wird der englische Plan über den Bau von zwei neuen Zeppelin lustschiffen für die britische Luftflotte lebhaft erörtert. Man be tont, daß auch sür die Luftverteidigung das von der Abrüstungs konferenz festgesetzte Mächteverhältnis eingehalten werden müsse. Danach dürste Amerika noch ein weiteres Luftschiff in Auftrag geben. " Zum türkisch-englischen Uebereinkommen in der Irakfrage. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Brüssel, 30. Oktober. In der gestern bis zum späten Abend andauernden Sitzung des Völkerbundsrates haben sich die Parteien wegen der vorläufigen Festlegung der Iralgrenzen ge einigt. Reichstag von 1871 bis IY24. Entwickel» ngbisheute. Die jetzige Auflösung des Reichstages war die sechste gewaltsame Beendigung der Tagung des Gesetzgebungs körpers im Deutschen Reiche seit seiner Errichtung im Jahre 1871. Wie sich seit jenen Tagen die Zusammen setzung der Parteien geändert, wie sie sich getrennt, ver einigt haben oder ineinander aufgegangen sind, ist aus uuferer in Form eines Stammbaumes gehaltenen Abbil dung zu ersehen. Die vielbeklagte Zersplitterung in kleine und kleinste Parteien, die bei der Neuwahl im Mai 1924 konstatiert werden mußte, ist wie ersichtlich auch früher schon dagewesen. Sie ist leicht zu erkennen, wenn man die Zusammensehuna der Legislative in den verschiedenen Evocben vrükt. Wit Sie Wähle». Deutsch nationale und Zentrumspartei, Wahlaufruf der Deutschnationalen. Die Dcutschnationale Volkspartei wendet sich mit einem zweiten Aufruf an die Wähler. Es heißt darin: . Jetzt gilt es, so stark zu werden, daß wir unseren Ein tritt in die Negierung mit dem unserer Stärke und Bedeutung entsprechenden Einfluß erzwingen. Auch in diesem Kampf bleibt unsere Parole: Christlich-Völkisch- national-sozial! Die Volksgemeinschaft wollen wir, die aus christlichem Boden aufbaut, den Klaffenkampf verwirft und die Arbeiter vom Terror befreit. Wir erstreben eine Ver fassung, die der deutschen Eigenart entspricht. Die beste Staats form ist für das deutsche Volk diekonstitutionelleErb- Monarchie. Die Dawes-Gesetze sind jetzt bindendes Recht. Ihre Ausführung, die die Notwendigkeit einer Milderung unserer Lasten erweisen wird, verlangt wachsame, mannhafte Vertretung des deutschen Standpunktes, damit Reich und Volk nicht in wirtschaftliches Elend versinken. Der Staat mutz wieder ehrlich werden, feinen Beamten und allen seinen Bürgern gegenüber. Soweit es irgend in seinen Kräften steht, muß der Staal das furchtbare Unrecht wieder gutmachen, das er durch unehrliches Geld und ungerechte Gesetze den Volksgenoffen zufügte, die ihm vertrauensvoll ihre Ersparnisse Hingaben. Wir treten ein sür eine durchgreifende Verein fachung, für wirtschaftlich erträgliche und sozial gerechte Um gestaltung des Steuersystems, sür strengste Spar samkeit. Wir erstreben Durchdringung aller Arbeitsverhältniffe und des ganzen Volkslebens mit sozialem Geist. Auf all unseren Wegen begegnen wir besonders einem Feind: der dem Christentum abgewandten, international denkenden, sozial ent zweienden und wirtschaftlich zerstörenden Sozialdemo kratie. Der Wegweiser, vor dem das deutsche Volk am 7. Dezember im Reich und in Preußen steht, hat nur zwei Arme. Der eine zeigt nach rechts, der andere nach links. Rechts: Christentum, Vaterland, gesunde Wirtschaft. Links: Unglaube, revolutionäre Wirrnis und wirtschaftliche Ruinen. Links: Schwarz-Rot-Gelb. — Rechts: Schwarz- Weiß-Rot! Wählt deutschnational, das ist Schwarz- Wcitz-Rol! Aufruf der Zentrumspartei. Lom Parteitag der Zentrumspartei in Berlin wurde ein soeben veröffentlichter Wahlaufruf genehmigt. Der Auf ruf sagt, daß der letzte Reichstag sich unfähig gezeigt habe zu weitschauender nationaler Gemeinschaftsarbeit. Wei ter wird gesagt: Als Partei der Mitte, stehend auf dem festen Grund echten Christentums und lebenden Volkstums, waren wir jederzeit bereit, mit all denen zusammenzuwirken, die gleich uns den Wiederausbau von Staat und Volt auf dem Boden der be- , stehenden verfassungsmäßigen Ordnung und friedlicher Entwicklung wollen, mögen sie von links oder von rechts kommen. So setzen wir bewußt beiseite alles, was unser ohnehin zerrissenes Volt nock mebr zerklüitcn