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Dresdner Journal : 08.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189602081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-08
-
Monat
1896-02
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 08.02.1896
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^32 1896 Sonnabend, den 8. Februar, abends. Ämtlicher Teil -NN tNchtnmMchkr Tril Wen« er von Erwägungen über Flottcnvermebru. g ge- an. Kunst und Wissenschaft sie selbst ist e«, eigene innere Neigung schützen imier» wieber die die Augen des gefährlichen Herrn von vie die irr das ichi K. Hofthcater. — dicustadt. Am Mu us". Lustspiel in drei Akten Deutsch von Otto Brandes (Hum i, das «n ge- ie da« t nach le die ringen 7. d Mts.: „Die von Pailleron. crstcnmale.) und ivicder auf Martha v Moisand hinlenkt Und während ihre LiebcSpolitik endlich Erfolg hat und Max v. SimwrS feinem Schicksal verfällt, sich plötzlich wahrhaft in die junge Martha zu verlieben, wird Clotilde Witwe und kehrt mit der Zuversicht heim, jetzt ihrem Bewerber Clehör schenken zu können Da findet sie zu ihrem Ent setzen ein glückliches Paar und gewinnt es sich nur unter schweren inneren Kämpfen ab, auf eigenes Glück zu vrr- S ver- »digste , wird (Sehr fehlen, ü wat Spitze trugen « nicht » Sie, ir eine «hmen Dir Unkenntnis sächsischer BcrhäUniyc, die man auch bei anderer Gelegenheit an der Berliner Presse zn beobachten Gelegenheit hat, tritt bei der Be sprcchung der sächsischen Wahlrechtsändernng wieder einmal in eklatanter nnd geradezu belustigender Weise hervor. Tenn wer könnte wohl ernst bleiben, wenn er heute in der „Bossischen Zeitung" liest: „Tie sächsische Regierung hat mit ihrem Gesetzentwurf über die Änderung des Landlagswahlrechts einen Sturm heraufbeschworen, von dem sie vielleicht selbst hinweggefegt wird, wenn sie nicht recht zeitig den Rückzng antritt und sich durch Ber zieht auf die Vorlage in Sicherheit bringt. Schon spurt man im Königreich Sachsen allenthalben eine Bewegung, so scharr, so nachdrücklich, wie in Preußen bei dem Schulgesetz des Grafen Zedlitz oder bei dem unglückseligen Umstnrzgesetz ..." — und wenn man Herzenolauto hindurchklingcn, die der Darsteller schuldig blieb Bon den fünf Fraucnrollcn dcS Stückes sind die von Frau Bastö (Martha v Moisand) und Frl. Salbach (Clotilde v Wois'a) die wichtigsten Frau Baste entfaltet in der Wiedergabe der Wandlung, die in der „Mano" vorgeht und die dao Kind zum liebenden Weibe umbildct, den ganzen Reichtum ihre» Naturells und ihrer auf seine Beobachtung gestellten Kunst; Frl. Salbach ließ uns die innere Erschütterung und bittere Wehmut, die Clotilde bei der Vollendung ihres eigenen Werkes überkommt, fast zu stark und wahr für die letzte Absicht der Komödie, mit erleben. Einen Damcnkampf eigenster Art verkörperten Frl. Diacono (Hermine v Sa- gancev) und Frl Tullingcr (Pepa Rimbault) besonders drastisch und ergötzlich; Frl Guinand (Frau v Moisand) traf ganz gut das Bild der altern Französin, für die die Welt in Ordnung ist, wenn gewiße gesellschaftliche Her kömmlichkeiten hübsch aufrecht bleiben. Adolf Stern n Be id ich qt ist, tischen t ein- ch die tzterer chtung r Art misten g hat, Preß- t sind. ihrem wirklichen Namen, sondein die Maus genannt wird, und in ihrem heißen kleinen Herzen eine unbewußte Liede für den zum Ideal erklärten Lebemann hegt, könnte ver blüffend und koinisch zugleich willen, obschon cs eine recht alte Geschichte ist, daß Männer, die sich der angenehmen Sommerreise von vierzig nähern, für den Frühling in Weiß, Blau und Rosa eine plötzliche Vorliebe fassen. Auch die charakteristische Hilflosigkeit, in die ein Liebes künstlcr der bezeichneten Art der reinen Neigung des Mädchens und der bisher nicht erlebten Rührung gegen über, die ihn selbst überfällt, geraten muß und die Not wendigkeit, nun zu Gunsten des wirklichen Bandes alle die bunten Fäden zu zerreißen, die er sonst angeknüpst hat, würden sich zu lustigen Scene» verwerten lassen Etwas von alledem ist denn auch in der „Maus" vorhanden Aber Pailleron hat zugleich gefühlt, daß man bei solcher Be handlung deS Motivs kein Jahr über den letzten Aktschluß hinaus denken und sich das Schicksal der armen Maus neben Hrn. Max nicht eben rosig ausmalen dürste Und so hat er eine stärkere Tosis von den Rührmitteln der eomvckiv Invmoznnts angewendkt, das komische Motiv, daß eine von LeidenschastSgewittern bedrohte ältere Schwester den einschlagcnden Blitz aus die jüngere Schwester ab lenkt, in ein höchst ernstes Resignationsmotiv ver wandelt. Clotilde v Woiska, die unglücklich Ver mählte, will sich als pflichttreue Frau gegen die SntNtuungen, vtrsttztmqen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Staatseisen- bahn - Verwaltung sind ernannt worden: Ernst Moritz Keller und Georg Bruno Berthold, zeither Regierungs bauführer, als Regierungsbaumeistcr. Departement veS Kultus und öffentlichen Unter richts. Erledigt: 4. ständige Lehrerstelle in Weinböhla. Kollator. das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Gehalt: t000 M und freie Amtswohnung. Meldungen sind bis 20. Februar einzusenden an den König!. BezirkSschulinsvektor Wangemann in Eölln a. E. Ter Burgschauspieler Joses Lewinskn, der jetzt ein Gastspiel in Moskau absolviert hat, berichtete einem Mit arbeiter des „Wiener Extrablattes" über eine Begegnung, die er mit Leo Tolstoi hatte, folgendermaßen: „Ich befand mich im kaiserlichen Theater von Moskau, wo die Generalprobe m des Grafen Drama „Macht der Finsternis" siattsand Mein Platz war in der ersten Reihe des Parketts und ich verfolgte die Vorgänge aus der Bühne mit großer Aufmerksamkeit Fm Zwischenakte machte mich ein russischer Schauspieler aus Tolstoi aufmerksam, der in einer Parterre loge sich befand Mein Wunsch, dem genialen Schrift steller vorgestellt zu werden, ging rasch in Erfüllung Nach einigen Minuten öffnete man nur die Logenthür, in deren Rahmen der Gras sichtbar wurde Tolstoi stand vor mir in der Tracht der russischen Bauern, in einem schwarz blauen, faltigen Hemde, das durch einen Gurt zusammen- gekalten war, die weiten Pumphosen in hohen Stieseln. Dit ^ricntfraqe in russischer Bkltuchtnnq. Ter bekanntlich mit den maßgebenden russischen Kreisen in enger Fühlung stehende St. Petersburger Mitarbeiter der offiziösen „Politischen Korrespondenz" sendet diesem Blatte den folgenden interessanten Stimmungsbcricht: Es kann nirgends mit lebhafterer Pcsriedigung als in Rußland wahrgenommen werden, daß die armenische An gelegenheit, wenngleich sie noch immer nicht ans dem Auge verloren werten darft immerhin ausgchört hat, eine akute Ge fahr für Europa zn bilden. Tie Gcnngtblinog, die man hierüber in St Petersburg empfindet, hat einen zweifachen Ursprung. I» erster Linie entspricht die Thaisachc an sich, daß die Gefahr, welche dem allgemeinen Frieden durch die armenischen Wirren und die in folge derselben in der Türkei entstandene Krise gedroht hat, nunmehr als beseitigt gelten kann, den vcr allem auf die Er Haltung der Ruhe Europas gerichteten Bestrebungen der rujjifchen Politik Tann aber erblickt man in der günstigeren Wendung, welche die armenische Frage genommen hat, auch ciue Bestätigung der Richtigkeit des vom St Peters burger Kabinette vom Anbeginn an vertretenen Standpunktes, Weißbuch zu haben; man könnte dann allerdings im Plenum nicht eher verhandeln, als bis diese Bücher vorlägen. — Frhr. v Marschall erklärt, das Weißbuch über Transvaal könnte recht bald vorgelegt werden; ein Weißbuch über die ostasiatifche Frage würde nichts neues bringen, er sei aber bereit, im Plenum jede Auskunft zu geben —Abg Hammacher wünscht nur ein Weißbuch über Transvaal; in der ostasiatischcn Frage sei ihm nur wünschenswert zu ersahren, wie weit der Handelsvertrag mit Japan gediehen sei. — Frhr. v. Mar schall bekundet, daß die Verhandlungen so weit gediehen seien, daß man kurz vor der Entscheidung stehe. Bei Kap. 5, Konsulate, kam dann noch der Fall Hammerstein zur Sprache. Abg. Singer fordert Auskunft übec den Einfluß der Re gierung aus die Auslieferung des Frhrn. v. Hammerstein; er ist der Meinung, daß die Regierung ihre Kompetenz über schritten habe. Frhr. v Marschall: Ter Kaiserliche Gesandte in Athen war seit September im Besitz eines Haftbefehls gegen v Hammerstein. Gleich nach Weihnachten ging ihm die Nach richt zu, daß v. Hammerstein unter dem Namen Herbert in Athen lebe, seine Identität fei durch Kommissar Wolff festgestcllt. Tas auswärtige Amt habe daraus beschlossen, bei der griechischen Negierung die Verhaftung zu beantragen. Die griechische Re gierung hat das entschieden abgelehnt, doch sich bereit erklärt, infolge der schweren Verbrechen den Frhrn » Hämmerstein aus- zuwciscn Ter Gesandte habe dann den Kommissar Wolff aus das Schiss gesandt; erst in Brindisi habe die Verhaftung stattgesunden. Die deutsche Regierung sei korrekt verfahren. Abg. v. Kardorfs ist der Meinung, daß diese Sache eigent lich nur vor die griechische Kammer gehöre, denn die deutsche Regierung habe sich nichts zn Schulden kommen lassen. Abg. Singer will nur seststcllev, ob aus Veranlass!» g des deutsckwn Reiches ein Truck etwa ans die griechische Regierung auSgeübt sei, Frhrn. v Hammerstein auszuwciscn. Frhc. v. Marschall wiederholt seine srnhcrcn Erklärungen. Tie griechische Negierung habe schon öfter von ihrem Answcijungs- reht Gebrauch gemacht; wahrscheinlich sei das nur ein srennd- liches Entgegenkommen. Abg. Bebel: Ter Fall reiche in Be deutung über den Fall Hammerstein hinaus; denn was v. Hammerstein, geschehen fei, könne auch jedem politischen Ver brecher begegnen. Tavon fei er überzeugt, daß die Regierung nicht offiziell vorgegangen sei. Ausfällig fei, daß Hammerstein nicht in Korfu ans Land gegangen sei, weil er dort gewiß sicher gewesen fei Wurde ihm das verwehrt? Frhr. v Marschall: Hammerstein wurde angewiesen, mit dem ersten abgehenden Dampfer abzurcisen. Griechische Beamte hatten den Auftrag, eine Landung in Korfu zu verhindern; es ist aber nicht bekannt, daß v. Hammerstein den Versuch dort auszusteigcn gemacht habe. Korsu ist eine griechische Insel, n:.d es gilt dort, ivas sonst in Griechenland gilt. Wenn ein politisches Vergeben zu Grunde gelegen hätte, würde man eine Auslieferung nicht verlangt haben. Was die Erklärungen des Staatssekretärs über die bevorstehende Vermehrung der deutschen Kriegsflotte anlangt, so sind durch sie wohl mir wenige Leute in Deutschland überrascht worden. Alle diejenigen, denen das Wohl und das Ansehen des Vaterlandes am y^zen .iegt, werden sich auch schon setz: darüber klar sein, welchen Standpunkt sie in dieser Frage einzu nehmen haben werden. Tie Frage der Flottenver mehrnug besteht jedenfalls nunmehr auch offiziell, und die Parteien werden gut thun, damit zu rechnen, das; es der Reichsregicruug mit der Lösung dieser eminent nationalen Frage voller Ernst ist. sichten und die Maus zu beglücken Dieser nahezu tragi sche Ernst erweist sich entschieden zu schwer für das leichte Gerüst des Lustspiels und läßt für den Schluß keine rechte Heiterkeit aufkommen. Im Grunde hat der nachdenkliche Zuschauer den Eindruck, daß er nicht in der Haut des Herrn v. SimierS stecken möchte, trotz der licbcnswürdigcn Braut an seiner Seite! Beeinträchtigt schon allzuschroffer Wechsel von der heitern zur rührenden Behandlung des Hauptmotivs die volle fortrcißcndc Wirkung des Wertes, so tritt ein anderer Mangel hinzu, der entweder ans die allzuminutiösc Be handlung vieles einzelnen oder auf die Verschiedenheit dcS Tempos französischer und deutscher Konversation zurückzn- sührcn ist. Obschon die intimen, ganz auf Cauferic ge stellten Seenen interessieren und fesseln, so bekommen sic doch nach und nach etwas Schleppendes, Ermüdendes, die typischen Verschiedenheiten und Koketterickünste der Frau Hermine v. Saganecy und des Fräuleins Pepa Rimbault wiederhole» sich zu oft, und im Bestreben, psycho logisch zu vertiefen, vergißt der Tterfasscr gelegentlich, daß der schlagende, lnappe und kurze Ausdruck schließ lich der überzeugendste bleibt Bei alledem enthalt PaillcronS „Mauü" genug Leben, Bcivegung und geist reiche Mannigfaltigkeit, um, vielleicht mit etlichen Kürz ungen, eine Anzahl von Abenden das Publikum anzu- ziehen. Die Darstellung der einen Mannerrollc des Stückes, deS Hrn v SimierS, gab Hrn Paul Gelegenheit, die unermüdliche Gewandtheit und oberflächliche Liebens würdigkeit eines Pariser Viertels-Don Juans höchst wirk sam zu verkörpern Auch die Verwirrung, in die der Vielerfahrenc durch das überraschende, ja uberwalügendc neue Gefühl für Martha gerät, wurde vortrefflich ver körpert Nur gegen den Schluß hin sollten durch die halb ironische, halb bewegte Sprechweise des umgcwan- dclten Ltbenskünstler» einige ganz ivarme, roll ergreifende daß die Herstellung normaler Zustände in den von Armeniern be wohnten Provinzen sich auch ohne die direkte Intervention einer oder mehrere Mächte erreichen lasse, und die Pforte im stände sein werde, auS eigener Kraft der in diesen Gebieten entstande nen Bewegung Herr zu werden. Der bisherige Verlauf der Dinge habe, wie man betont, diese Auffassung als zutreffend er wiesen, und während die Eventualität eines unmittelbaren'Ein greifens von auswärts Keime der bedenklichsten Verwickelungen geborgen habe, feien durch die Verhütung diefer Eventualität die gefährlichen Momente des armenischen Problems unleugbar geschwunden. An dieser willkommenen Gestaltung der Situation gebührt, wie in St Petersburg rückhaltSlos anerkannt wird, ein wesentliches Verdienst der vom Grafen Goluchowski ergriffenen Initiative, welcher es zu verdanken ist, daß etwa be absichtigten isolierten Schritten einzelner Mächte vargebeugt und eine Verständigung über ein einvernehmliches Vorgehen aller Mächte in Bezug aus etwaige Aktionen in der armenischen An gelegenheit erzielt worden ist. Indem aus diese Weise jede ein seitige Intervention unterblieb, wurde der Pforte die Möglich keit geboten, die Herstellung der Ruhe in der Türkei mit ihren eigenen Mitteln und Kräften zu unternehmen und niemand kann bestreiten, daß sie auf bestem Wege ist, dieses Ziel zu erreichen. Vor diesen Thatsachen ist man nunmehr auch in England genötigt, sich zn beu gen, und in der jüngsten Kundgebung deS Lord Salisbury lwgt das unumwundene Geständnis, daß England in dieserAngc- legcnheit anfänglich seiner Aktion zu weitreichende Ziele gesteckt habe, daß das Londoner Kabinett, wenn cs nicht euro päische Kalamitäten heraufbeschwörcn will, sich dem Rahmen des Einvernehmens mit den anderen Regierungen einstigen, und daß der Pforte für die allmähliche Beilegung der armenischen Schwierigkeiten Zeit gelassen werden müsse. Wenn man sich nun, wie dargelegt, von Besorgnissen wegen der armenischen Angelegenheit erleichtert fühlt, so wird der Blick der politischen Kreise um so mehr aus ein europäisches Gebiet gelenkt, das im vergangenen Jahre gleichfalls der Schau platz von Unruhe» war und möglicherweise den Boden für neuerliche Agitationen bilden kann: auf Makedonien. Man glaubt hier zwar nicht den Eintritt von bedenklichen Ereig nissen in dieieni Weklerwiukel befürchten zn müssen. Nichts destoweniger hält man es sür ein Gebot voraussehcuder Politik, den möglichen G-sahrcn gegenüber prophnlak- tischc Mittel zu ergreifen Ein Hauptmoment der Gefahr besteht in envaigcn Ak'iousplänen der kleinen Balkan staaten. Es ist eine Thatsache, daß dieselben sich anschicken, für den Fall, daß die in Makedonien unter der Asche fort glimmenden Funken zur Flamme angesacht werden sollten, Vor bercüungen zur Wahrnehmung nationaler Interessen und As pirationen zu treffen. In den politischen Kreisen St. Peters burgs erachtet man eS nun als die Ausgabe de- Großmächte, in dieser Richtung mäßigend und beschwichtigend einzuwirken. Tas St. Petersburger Kabinett selbst nimmt, wie versichert werden kann, seinerseits jede Gelegenheit wahr, uni an den Stellen, die seinen Ratschlägen zugänglich sind, in diesem Sinne zu wirken, die Besorgnisse der betreffenden Regierungen wegen etwaiger ernster Verwickelungen in Makedonien zu zerstreuen und von allen von dieser Voraussetzung ausgehenden Unter nehmungen abzumahnen Allerdings entbehrt Rußland der Möglichkeit, eine derartig beruhigende Thäligkcit in Losia zu entlasten, allein man ist überzeugt, daß dort die übrigen an der Erhaltung des Weltfriedens interessieren Faktoren in gleicher Richtung thälig sind und sein werden Dein in den letzten Worten beklagten Übelstande abzuhelfcn, ist man, wie die jüngsten Ereignisse er kennen erlassen, nunmehr ebenfalls ans dem besten Wege. Die deutsche auswärtike Politik und die Flottenvermehrunff standen gestern in der Budgetkommission des Reichs tags zur Diskussion. Bei der Wichtigkeit des Themas erscheint eine eingehendere Wiedergabe dieser Kom- missionsverhandlungen gerechtfertigt. Zu de» sortdauernden Ausgaben Kap 4 (Auswärtiges Amt, Besoldungen) Titel I (Staatssekretär üOOvo M) ergriff Or. Lieber das Wort: Seit einigen Wochen sind der Reichstag und das Voll in Beunruhigung über die Stachrichten von einer be deutenden Vermehrung unserer Flotte Diese Gerüchte werden einerseits mit der Depesche Sr Majestät des Kaisers an den Präsidenten von Transvaal Krüger in Verbindung gebracht, anderseits mit der Rede, welche der Kaiser am 18. Januar im Weißen Saale des Königl. Schlosses gehalten hat. Diese Aspirationen sind unrealisierbar. Andere Nationen schieben uns bereits unter, wir seien eine Nation, welche die Weltherrschaft anstrcbe. Es herrscht also Beunruhigung im Jnlande und Auslande. Das ist der Grund, warum hier Klarheit geschaffen nnd die Frage gestellt werden muß, weil der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes am besten in der Lage ist, zutreffende Mitteilungen zu mache». — Staatssekretär Frhr. v Marschall gab daraus folgende Er klärung ab: Dem Reichstage werde in dieser Cefsion eine über den gegenwärtigen Etat hinausgehende Forderung für Marinezwecke nicht vorgelegt werden. Schon seit geraumer Zeit bilde die Frage einer stärkeren Vermehrung der Flotte Gegenstand der Erwägungen der beteiligten Ressorts. Ter Zeitpunkt, wann dieselben zum Abschluß gelangen würden, sei noch nicht bestimmbar. Ihr Ergebnis werde seiner Zeit den verbündeten Regierungen und sodann dem Reichstag nnd zwar in einer Forni unterbreitet werden, welche volle Klarheit ge währe sowohl über die Bedürfnissrage und die angestrebten Ziele, wie über die finanziellen Mittel, welche sür die Gegen wart und die Zukunft an einmaligen und fortdauernden Aus gaben erfordert würden. Boni Standpunkt des auswärtigen Dienstes könne vorläufig nur betont werden, daß das Be dürfnis nach Vermehrung unserer Flotte, ins besondere an Kreuzern, sich seit vorigem Jahre nicht nur nicht vermindert, sondern im Gegenteil erheblich vermehrt Hube. Ties beruhe nicht etwa aus einer Änderung unserer überseeischen oder überhaupt unserer auswärtigen Politik; eine solche sei weder eingclrcten noch beabsichtigt; vielmehr seien die im vorigen Jahre entwickelten und vom Reichstage gebilligten Gesichtspunkte maßgebend geblieben; es handle sich um Sicherung unserer Kolonien, um Erhaltung und Befestigung der deutschen Autorität daselbst und dann darum, die Deutschen im Auslande und unsere überseeischen Interessen, vornehmlich unser.n Handel und unsere Schiffahrt nach Maß gabe der Verträge und des Völkerrechts wirksam zn schützen. Tie Steigerung jenes Bedürfnisses entspringe auch nicht einzelnen Vorgängen der jüngsten Zeit, sie habe sich viel mehr organisch entwickelt aus der stetigen Zunahme unserer überseeischen Interesse!!, insbesondere auch der Ausfuhr deutscher Produkte nach fernen Ländern, welche im vergangenen Jahre einen besonderen Aufschwung genommen habe. Daß die deutsche Flotte niit der Zunahme jener Interessen gleichen Schritt halte, sei eine Forderung, welcher das Reich sich nicht entziehen könne. Tic nähere Darlegung dieser Gesichtspunkte werde für die Beratung des Marineetats vorzubehalten sein. — Richter: TaS Gerücht von der Vermehrung der Flotte hängt mit In triguen in der inneren Politik zusammen Dieser Umstand ist viel gefährlicher, als die Beunruhigung des Inlandes nnd Aus landes. DaS Zugeständnis, daß eine Vermehrung der Flotte stattfinden solle, daß hier eine besondere Vorlage ausgearbcitet iverdr, sei im höchsten Grade überraschend. Zwischen der Ver mehrung des Handels und unserer Flotte bestehe durchaus kein Zusammenhang Tie Interessen unserer Angehörigen würden immer am besten gewahrt durch das Gewicht, welches Deutsch land im ganzen in die Wagschale zu werfen habe. — v. Kar- dorss bezweifelt, daß die Frage der Vermehrung unserer Flotte mit Jntriguen in der inneren Politik zusammenhänge. Tie Erhaltung deS Friedens hänge nicht allein von uns ab Wir könnten und müßten unsere Flotte soweit vermehren, daß wir unseren Handel schützen könnten und in der Ostsee Rußland wenigstens gewachsen seien. Mit der Erklärung dcS Staatssekretärs sei er einverstanden. — v Massow: Meine Ausführungen tragen nur einen persönlichen Charakter. Wenn es möglich ist, daß man über kurz oder lang mit einem solchen Projekt an uns herantritt, so müßten wir umsomehr Ansporn haben, unsere Sparsamkeit ans alle Etats auSzudehnen. Auf die Einzel heiten werde ich bei Beratung des MarineetatS eingehen. Schon die diesjährigen Marincforderungen sind eine Flottenvermehrung. Wir werden die Flottenvermehrung einer objektiven Prüfung unterziehen, wie weit sie gerechtfertigt ist. Tic Erklärung des Staatssekretärs enthält allerdings keine große Beruhigung sür die Zukunft — vr Hammacher ;natlib): Tie Erklärung des Herrn Staatssekretärs sei durchaus beruhigend Jene uferlosen Pläne in der Presse seien vom Herrn Staats sekretär aus das richtige Maß zurückgcführt worden. Tic vcr- bündeten Negierungen beschäftigten sich mit der Frage, ob eine Ver mehrung der Flotte notwendig sei Tas sei die Pflicht der Re gierung. Er und seine Freunde seien nach keiner Richtung hin präjudizicrt. Tie Bedürfnisse würden s Z. gewissenhaft geprüft werden. Abg Richter habe mit feiner Darstellung übertrieben. Redner stellt die Anfrage, wie sich unser Berhälnis zu England gestaltet habe. — StaatssekretärFrhr. v Marschall wünscht, daß diean ihn gestellte Anfrage im Plenum wiederholt werde, woStcno graphen vorhanden feien. Tie Sache sei so wichtig, daß eS aus jedes Wort ankommc. Er erkenne die richtige Interpretation feiner Worte über die Flottenvermehrung seitens des Vorredners sprachen habe, so sei damit noch nicht gesagt, daß sie in der Richtung geschehen solle, wie sie bisher in dec Presse zum Aus druck gekommen sei. — kW Hammacher erklärte sich bcsrie- digt. — vr. Lieber: Tie Erklärung dcS Hrn. Staatssckretäls dürste wohl als eine verantwortliche angesehen werden. (Frhr. v. Marschall stimmt dieser Auffassung zu) Tie zweite Erklär ung des Staatssekretärs sei allerdings beruhigend. Er habe die Überzeugung, daß weder der Reichskanzler noch der Staats sekretär sür jene uferlosen Pläne zn gewinnen sein würden. Aber ein Wechsel in den Personen sei nicht unmöglich Er giebt dem Abgeordneten in der Auffassung recht, daß der großen Flottenvermchrungsbewegnng ein Jutriguenspicl gegen die leitenden Männer zu Grunde liege, wenn vielleicht auch nur, nm durch andere Persönlichkeiten ihre Hoffnungen in Erfüllung gehen zu sehen Ein Seekrieg werde uns nicht aufgedrungcn werden. Einen Seekrieg z B. mit England halte er sür eine absolute Unmöglichkeit. Tie Marinccnlhnsiasten haben in letzter Zeit allerdings gewaltigen Lärm geschlagen, sic haben abcr nickus zu sagen, sie fallen nicht in die Wagschale. — v. Massow findet die zweite beruhigendcre Erklärung deS Sw. lssekrerarS in der schriftlich n E"klLru:> nicht enthalten, und wünscht, daß diese letztere Erklärung dcr ersten hinzugesügt werde. — Frhr. v Marschall erklärt, daß die beiden Acußerungen sich decken. — Abg Bebel findct im Gegensatz zum Staatssekretär, daß in unserer auswärtigen Politik sich eine große Aenderung vollzogen habe. Wir haben zu gewärtigen, daß wir uns eines schönen Tages in der äußeren Politik in der größten Verlegenheit befinden. Unter den wenig Hunderten Marinecnthusiastcn ist auch einer, deiscn Wort und Wille von der größten Bedeutung ist. Redner findet darum auch die Erklärung des Staalssckrctärs durchaus nicht beruhigend; er geht daun aus eine Kritik unserer ganzen auswärtigen Polin' über — Frhr v Marschall: Abg. Bebel hat dcn Passus in der schriftlichen Erklärung völlig unbeachtet gelassen, nämlich dcn, welcher sagt, daß wir die bestehenden VeUcäge respektieren wollen, und das sind nicht nur Verträge, die wir geschlossen haben, sondern auch jene, die andere Völker umer sich geschloffen haben. — Prinz von Arenberg polemisiert gegen den Abg. Bebel. Englands Aufregung werde sich bald legen und einer ruhigeren Auffassung Platz machen. — Abg. Richter geht aus die ostasiatijche Frage ütcr und erklärt schließlich, daß in der schriftlichen Erklärung des Frhnl v Marschall ein großer Grund zur Beunruhigung hinsichtlich der Flottenvermehrung enthalten sei Abg v. Kardorjs ergänzt seine srüheren Er klärungen. Abg. Hammacher wünscht ein Weißbuch über die Verhandlungen mit England hinsichtlich der Transvaalsragc. Frhr. v Marschall ist bereit, kann abcr keine bindende Er klärung abgebcn, weil er erst die Zustimmung des Hrn Reichs kanzlers cinholen müsse. Abg. Lieber ist über die Anregung dieser Frage sehr erfreut und schließt sich den Wünschen des Abg Hammacher an. Spricht sich dann dahin auS, daß wenn ein Flottenerweiternngsplan an das Haus kommen sollte, die Teckungssrage zugleich vvrgclegt werde. Abg Richter erklärt für wünschenswert, auch bezüglich der ostasialischcn Frage ein Die gestern erstmalig hier gefpielte Komödie dcs fran zösischen Dramatikers ist keine "Neuigkeit im strengeren Linne des Worts, ihre Entstehung liegt um mehr als ein Jahrzehnt zurück, und cs ist wohl einem Zufall zuzu schreiben, daß „Die Maus" nicht längst durch den Spiel plan unserer Hosbühne gehuscht ist Mehr als huschen wird sic schwcrlich, obschon ^zuch dies dreiaktigc Lustspiel hinreichend bekundet, daß Ed. Pailleron, der Verfasser der „Welt, in der man sich langweilt" zu den französische» Autoren gehört, die sich gewisse wohlthucnde Eigenschaften vergangener Tage: Haltung, Bestimmtheit und Klarheit der Motive, Feinheit des Dialogs und die Art Witz und Lchlagfertigkeit der Replik bewahrt haben, die in dcn Pariser Salons von ehedem Esprit hieß. Das Pcrsoncn- vcrzeichnis des Stückes sieht auch verheißend genug aus, ein Herr und fünf Damen auf den Brettern, die sich voraussichtlich alle um den einen Begehrenüwürdigen reißen werden, welch' eine Fülle von komischen Situa tionen, von reizenden kleinen Eifersuchtsgefechtcn, von echten und künstliche» Verlegenheiten, nicht zu vergessen von eleganten Toiletten, steht zu erwarten. Denn obwohl die Handlung auf irgend einem einfältigen Landhaus in der Provinz vor sich geht, so leuchtet doch das cinzigc, strahlende, göttliche Pari» überall hinein. Und da» Grund- motio des Lustspiels, daß der vielerfahrenc, die ms mnnncki zum «igentlichcn Lebenszweck erhebende „Held" Hr. Max v SimierS unter vier jungen Damen gerade die jüngste, eben erst aus der Klosterpension gekommene Martha v Moisand erwählt, die im ganzen Haus nicht einmal bei der >um uut ue" aise ten, »«4«» BezusStzretS: Fsr Dresden vierteljährlich »Mark SOPf, bei den Kaiser lich deutschen Postanstaltrn vierteljährlich »Mark; außer- halb de« Deutschen Reiche« Post- und Ktrmpelzufchlag. Einzelne Nummern: t0 Pj. Erfchetne»: Täglich mit AuSnahm« der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr -Anschluß. Ne Dresdner Zourn al An kün«tguu«v,ebtlhreu: Für den Raum einer gespal tenen geilt kleiner Schrift ltv Pf. Unter „Eingefandt" die Zeile so Pf. Bei Tabellen- und Ziffernfatz entsprechender Aufschlag. Heraa««eher: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr. «0. Hernspr.-Anschluß: Nr 1TVL,
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