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MGscheUMsMmg Unabhängiges Tageblatt ^ . . ^.^«4.804»..^ für Wahrheit, Recht und Freiheit mit UntevhaLtungsdeilage Die illusteievte Zeit ve„,»pr«tS, »*»a«b« ^ mit Beilage viertel! Dresden und ganz Di »n Oesterreich L.« X. LÄÄWsM«!? "" regelmühi« in den ersten I Annahme von GeschLftSanzeigen bi« IO Uhr. von FarnUien-1 i anzetaen bl« 1 > Uhr. I Preis für dt« Pettt-Spaltzeiie SO 4, tm ReNametetI OO 4.1 l Für mideutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aus- »gegebene «liueigen können wir dt« Verantwortlichkeit süi di« Dichtigkeit de« Leite» nicht übernehmen. Redaktions-Sprechstunde: IO bt« 11 Uhr vormittag». I sür Rückgabe «Inaesandtcr Schriftst. macht sich die Redakttan I licht dcrbtndNch.Rücklevdung ersolgt. wenn Rückporto b«t«I I gefügt ist. Brtesiichen Anfragen tstAniwortSporto beijusügen. Skr. 269 GckschSstSfteü« mrd Redatti»» Dr«8de«,U. 1«, Holbei»ftraße L« Dien-rag de« 23. November 1915 Kernfprecher S18V« 14. Jtthkst Vov dev Entscheidung uns dein Anrselfeld Zutunfiswege des Weltkrieges Mit der Niederwerfung Serbiens und der Gewinnung des Anschlusses an Bulgarien und die Türkei ist der Höhe- punkt des großen Weltdramas erreicht. Die kommenden Wochen und Monate bringen den Abbau der großen Welt- Handlung, der zum siegreichen Ende des Weltkrieges führt. Wenn wir uns die einzelnen Akte des welthistorischen Schauspieles, das gegenwärtig nahezu den ganzen Erdkreis in Mitleidenschaft zieht, ins Gedächtnis zurückrufen, drängt sich uns auch die Frage auf, welche Wege in Zukunft der Weltkrieg bis zu seinem Ende noch gehen kann, noch gehen muß, um das große Endziel, einen sieghaften dauernden Frieden für die verbündeten Staaten Mitteleuropas ganz außer Frage zu stellen. Betrachten wir den in den ver flossenen 15 Monaten erfolgten Aufbau der Kriegshandlung auf den einzelnen Kriegsschauplätzen bis zum gegenwärtigen Höhepunkte derselben, so wird sich uns die Beantwortung der Frage nach den Möglichkeiten der Zukunftswege des Weltkrieges von selbst aufdrängen. Am einfachsten und raschesten hat sich die Kriegshand lung auf dem westlichen Kriegsschauplätze entwickelt. Nach dem stürmischen, siegreichen Vorwärtsdringcn der deutschen Armeen in den ersten sechs Wochen des Weltkrieges, das zur Eroberung nahezu ganz Belgiens und eines Großteiles von Nordfrankreich führte, trat hier nach Scheitern der sranzösisch-englischen Gegenoffensive ein labiler Ruhezustand ein, der nur durch vereinzelte zeitlich sehr begrenzte Offen- sivvorstöße der Gegner und deutsche Gegenstöße unterbrochen wurde, welche Teiloffensiven ihren Höhepunkt fast gleich- zeitig init dem Höhepunkt des Weltkrieges überhaupt, den Beginn der Balkanaktion, in der großen und doch so erfolg- j losen englisch-französischen Septcmbcroffensive dieses Jahres erreichten. Auf diesem Teile des Wcltkriegsschauplatzes ist j für die Zukunft wohl kaum etwas anderes zu erwarten, als eine neue kräftige Offensive seitens der deutschen Armeen, welche die Widerstandskraft der Gegner vollkommen brechen und durch neuen Raumgewinn den Endausgang des Welt krieges mit herbeiführen und mitbestimmen dürfte. Viel verwickelter spielte sich der Gang des Kriegsdramas auf dem östlichen Kriegsschauplätze ab. Sehen wir aber von Nebenhandlungen auch größeren Stiles ab, so läßt sich mich hier der Aufbau der Handlung in ihren Hauptmomenten klar und deutlich erkennen. Sie beginnt mit der Offensive der österreichisch-ungarischen Armeen, die jedoch noch im ersten Kriegsmonate von der mit überlegenen Kräften ge führten russischen Gegenoffensive abgelöst wird, und welche, von dem Rückschläge im Oktober des Vorjahres abgesehen, ihren Höhepunkt in den furchtbaren Karpathenkämpfen des Frühjahres erklimmt. Der eigentliche Höhepunkt des Feldzuges im Osten fällt aber mit dem Beginn der Mai- Offensive der verbündeten Zentralmächte zusammen, deren I sür das russische Heer so niederschmetternde, für'die ver- > Kündeten Armeen so herrliche Siege zeitigenden Folgen auf diesem Teile des Weltkriegsschauplatzes unzweifelhaft be- rcits den Abbau der Kriegshandlung eingeleitet haben. Hier im Osten ist augenscheinlich in Zukunft wohl noch mit einem Wiederaufflackern der russischen Offensive, voraus- sichtlich auf dem südlich des Pripet gelegenen Teiles der Front zu rechnen, mit einer kleinen Neuauflage der Kar- pathenfchlacht, deren Ergebnis, die völlige Erschöpfung des russischen Heeres, auch hier zum siegreichen Abschlüsse des Kampfes im Sinne der Zentralmächtc führen dürfte. Auch hier im Osten dürfte also die Kriegshandlung in ihrem Ab- bau ähnlich wie im Westen noch eine Steigerung erfahren, die das Ende des Kampfes beschleunigt, die aber vom Gegner und nicht wie im Westen von den Zentralmächten I selbst herbeigeführt würde. Betrachten wir die Kampflage auf dem südwestlichen ! Kriegsschauplätze gegen Italien, so dürste die Annahme, I daß hier mit der gegenwärtigen Offensive des italienischen Heeres der erste Hauptteil des Kriegsdramas seinen Ab- I schluß gefunden hat. und daß mit derselben die Offensivkraft des Verräters gebrochen sein wird, keine irrige sein. Hier bedeutet die gegenwärtige Offensive des Gegners den Höhe punkt der Kriegshandlung, die ihren natürlichen Abbau in einer kräftigen siegreichen Gegenoffensive seitens der Armeen der verbündeten Zentralmächte, vielleicht Oesterreich- Ungarns allein, finden wird und muß, wodurch der sühnende Abschluß dieses frevelhaft von Italien heraufbeschworenen Kampfes herbeigeführt würde. Noch vor wenigen Wochen stand der Grundsatz als un bedingt richtig fest, daß der Weltkrieg, komme was wolle, einzig und allein auf den Kriegsschauplätzen Europas im Osten und Westen werde entschieden werden. Mit dem Einsehen der Balkanaktion seitens der verbündeten MXmlieiWM (Tagesbericht siehe Seite 2.) Nach Mazedonien Berlin, 23. Novcniber. Im „Lokalanzciger" schil dert Kurt Aram seinen Besuch in Nisch bei General Bojad- jeff. Die Stadt sei fast unbeschädigt. Der General sagte u. a., die serbische Armee sei in völliger Auflösung. Als Aram die Frage stellte: Und wenn die serbische Armee zer schmettert sei, was dann Exzellenz?, erwiderte der General: dann gehen wir mit vereinten Kräften nach Maze donien, um mit den Koffern und anderen Negern fer- tig zu werden. Me Franzosen landen zwar unausgesetzt Truppen, bis jetzt 100 000, aber sind wir mit 300 000 Ser ben fertig geworden, werden wir auch bald fertig sein mit diesen Franzosen. Zur Umstellung des Amsclfeldcs schreibt die „Tägl. Rundschau": Sollten die Serben auf ihm einen Kampf wagen, so wird wiederum, wie im Jahre 1389, ihr Schicksal zu ihren Ungunsten entschieden werden. In einem Kriegsbericht verschiedener Blätter, der den Sturmschritt nach dem Amselfelde be schreibt, heißt es: Jeder Widerstand gegenüber- stehender serbischer Mvisionen wurde dadurch gebrochen, daß die deutschen Truppen die fast 2000 Meter hohen Ge- birgskämme erklommen und immer neuen serbischen Stel lungen im Jbartale von der Flanke her beikamen. Der Vortrag Björnsons Björn Björnfon hielt, wie der „Lokalanzeiger" aus Kopenhagen meldet, am 21. November seinen Vortrag über die Eindrücke von drei Fronten, der vor acht Tagen in Kopenhagen unmöglich gemacht wurde, in Malmö. Es war unschwer zu erkennen, daß seine Sympathien ebenso wie die des anwesenden Publikums auf deutscher Seite sind. Zum heutigen 25jährigcn Rcgierungsjubiläum der Königin Wilhelminc von Holland hebt die „Voss. Ztg." hervor, daß die Königin keinen Augenblick von ihrer vorsichtigen Bahn abgewichen sei und ihr Jubiläum in schwerer Zeit begehe. Um so mehr dürfe ihr heute der Tribut der Sympathie für ihre Persön lichkeit und ihr Regententum bezeugt werden. Durchhalten in Eintracht Unter der Ueberschrift: „Durchhaltcn auch in der Ein tracht" veröffentlicht Graf Schwerin-Löwitz im „Tag" eine Mahnung, auch in der Zurückstellung unnötiger Klagen durchzuhalten bis zum völligen Siege. Jedes, wenn auch noch so geringfügiges Anzeichen einer Uneinigkeit oder Un zufriedenheit des deutschen Volkes werde von der aus wärtigen Presse mit einer wahren Gier aufgegriffen und müsse mit Naturnotwendigkeit zu einer Verlängerung des Krieges führen. In ganz besonderem Maße gelte dies von der übertriebenen Darstellung unserer Lebensmittel teuerung. Zunehmende Stärke der griechischen Regierungspartei Budapest, 21. November. Aus Sofia wird gemel det: Me griechische Wahlkampagne hat überall im Lande begonnen. Die Regierung gewinnt täglich neue Anhänger. Skuludis wird in Attika kandidieren, Venize- los tritt nicht wieder auf. Der Zusammentritt der Sobranje Budapest, 21. November. Aus Sofia wird gemeldet: Der Präsident der bulgarischen Kammer Dr. Waltschew er klärte, daß die Sobranje in der ersten Hälfte des Dezember zusammentreten und über die Einverleibung des von der Türkei abgetretenen Gebiete? und eventl. auch über die Ein- vcrleibung Mazedoniens verhandeln werde. Zentralmächte hörte man vielfach die Ansicht vertreten, daß der Weltkrieg am Balkan zur Entscheidung komnien werde, also an seinem ursprünglichen Brandherde. Wir glauben nun annehmen zu müssen, daß auch diese An sicht nur im übertragenden Sinne Geltung haben dürste, insoferne nämlich, als der gegenwärtige Kampf am Balkan, an d^m ja nicht so sehr die Niederwerfung Serbiens als mehr die Herstellung des unbehinderten Verkehrs zwischen den Zentralmächten und der Türkei über Bulgarien das Wichtige und Bedeutsame ist, dem Weltkrieg neue ungeahnte Zukunftswege eröffnet, die Grundlage bildet und die Mög lichkeit bietet zur Erschütterung, wenn nicht gar zur Zer- trümmerung der Kolonialreiche unserer Gegner, vor allem des britischen Weltreiches. Von Konstantinopel aus lassen sich in Verbindung mit den türkischen Armeen und gestützt auf die Mithilfe der persischen Stämme und Afghanistans einerseits, auf die Beduinenstämme Syriens und Arabiens sowie die lybischcn Stämme Nordafrikas andererseits wirk same Schläge führen gegen Indien und Turkestan, gegen den Suezkanal und Aegypten. Ist aber einmal letzteres in den Händen der Verbündeten, dann können Aufstand und Empörung gegen Engländer und Franzosen unschwer in ganz Afrika entfacht und wirksam auch militärisch unter stützt werden. Tripolis zählt für die Gegner ohnehin nicht mehr, da es den Italienern bereits fast zur Gänze entrissen ist. Aber Tunis und Algier, sowie Marokko und Sene- ganibien werden dann nicht zögern, dem Rufe ihrer Glau bensbrüder zu folgen und die verhaßte Fremdherrschaft von sich zu schütteln. Dann ist aber auch für die Engländer die Gefahr herangerückt, die Beherrschung der Straße von Gibraltar zu verlieren, indem die schweren Geschütze der Ver bündeten, an der Küste Nordafrikas gestellt, diese trotz der Festung Gibraltar zu beherrschen vermögen. Von Aegypten aus führt aber noch ein zweiter Weg ins Kolonialreich unserer Gegner. Der Sudan harrt nur des geeigneten Zeit punktes, um die Engländer zu verjagen. Von hier läßt sich der Anschluß an Deutsch-Ostafrika erzwingen und Britisch- Ostafrika, Belgisch-Kongo und das südafrikanische Reich Englands wirksam bedrohen, um so mehr, als mit dem An schluß der Abessinier und der Buren zu rechnen ist, wenn diesen der Erfolg halbwegs verbürgt erscheint. Die Ilbes- sinier vor allem werden die Gelegenheit nicht versäumen wollen, Somaliland und Erythräa den Italienern und Eng ländern zu entreißen und so das Meer zu gewinnen. Von Konstantinopel führt aber der Weg nicht nur ans Rote Meer und den Suezkanal, sondern auch nach Bagdad. Wehe den Engländern an der Mündung des Schaft el Arab, wenn die türkisch-arabische Macht in Mesopotamien Verstärkung erhält. Daß dann auch die Straße von Bab el Mandeb (Aden) nicht mehr zu halten ist, ist leicht zu ermessen. In Indien wird Wohl Japan Englands Herrschaft Vertrags- gemäß zu beschirmen versuchen, wir glauben aber nicht, daß der kluge Japaner sich in das Innere des millionenreichen Dölkergewoges Indiens wagen wird, wenn dieses vor Empörung schäumt, er wird vielmehr sich mit dem Schuhe eines mehr oder minder breiten Streifens der .Küstenzone begnügen. Daß vom Kaukasus, Persien und Afghanistan aus auch der asiatische Besitz Rußlands nicht ohne Aussicht auf Erfolg gefährdet werden kann, ist klar. Und so scheint es, daß die Zukunftswegen des Weltkrieges, welche die Entscheidung desselben bringen sollen, nicht nach Asien und Afrika weisen und daß unsere Gegner, die sich nicht scheuten, selbst auf den europäischen Kriegs- schauplätzen uns mit den Völkern ihrer Kolonialreiche zu be- kämpfen, ihr Verbrechen an der europäischen Kultur und Rasse durch eben diese Völker gesühnt sehen wird, die sie gegen Europa zu Hilfe rief. Königsbesuch im Felde KO An: 12. Noveniber traf Se. Majestät der König von Sachsen wieder an der Westfront ein. Anfang Juni hatten wir Soldaten das letzte Mal die Freude, unfern obersten Kriegsherrn hier im Felde zu begrüßen. Mit dem König kam sein jüngster Sohn Prinz Ernst Heinrich, der mit seinen prinzlichen Brüdern den ersten Heimatsurlaub in Dresden verlebt hatte. Neberak wurde Se. Majestät mit Freuden begrüßt, bei den Paraden und Vorstellungen, in den Lazaretten, wo der König sich mit jedem Verwundeten unterhielt und Bücher verschenkte, und in den übrigen mili tärischen Anstalten, die er besichtigte. Besondere Freude bereitete er uns kathol. Soldaten, da er am Sonntag den 14. November dem Militärgottcsdienste in L. beiwohnte. Punkt 8 Uhr 30 Min. betrat er, schlicht und einfach, wie immer, begleitet von Prinz Ernst Heinrich, die schöne große Kirche St. Callistus, wo 800 kathol. Soldaten und 20 Offi-