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«r. 1VS. Sonntag, de« S. Mai LVO« t». Jayrgn«,. ll»»dd>«-i-er c»gebla»l f. (vadrdrll. krcd»«. Ariden. " ^g»ipalt. Brttizetle oder deren Raum »U 18^,Reklame m. 8« 4 die Zeile, der«»n.,«. »iederb. »edeut.ir.-'vaU. «ud »«fchSftAßl^r, »r»<de« «-."S» r>». - »er-rlpr -Se> Ve. '»vq V. Streiflichter auf eine Evangelische Bande-Versammlung. Der Evangelische Bund hat am Montag in dem abgc- hatten Diskussionsabend fleißige Arbeit geliefert. In drei Resolutionen wurde Stellung genommen zum Katechis mus des Papstes Pius X., der Klosterrede des bayrischen protestantischen Reichsrates Freiherrn Cramer-Klett und zu der Verurteilung Bachsteins. Ein Lächeln muß es erwecken, wenn man die Fassung der Beschlüsse im Amtsstil liest. Ta heißt es in der ersten Resolution: „Ter Evangelische Bund nimmt Kenntnis von dem Katechismus des Papstes"; in der zweiten Resolution: „Der Evangelische Bund nimmt Kenntnis von der Lobrede des Protestanten Cramer-Klett" und in der dritten Resolution: „Der Evangelische Bund nimmt Kenntnis von dem Falle Bachstein . . Doch das sind nur Aenßerlichkeiten. In der ersten Entschließung, welche Herr Pfarrer Blanck meist er vorschlug, behauptet der Herr, daß im Katechismus des Papstes der „Fanatismus der römischen Kirche gegen die evangelische Kirck>e unverhüllt zum Aus ^ druck komme", er nennt das Buch ein „Machwerk" und hofft, daß „alle nichtultramontanen Katholiken" es zum Anlaß nehmen lvcrden, sich der „Kirche des Evangeliums" anzu- schließen. Die Sache hat nur einen Haken. Nichtultramon- tane Katholiken' gibt es gar keine, denn so bald sie „von Rom los" sind, sind es eben keine Katholiken mehr. Ter Appell an die nichtnltramontancn Katholiken enthält daher einen Widerspruch. Eine zweite Schwierigkeit macht cs, sich der „Kirche des Evangeliums" anzuschließen. Wo ist denn diese Kirche?— Luther spricht in seinein kleinen Katechismus von -er ganzen Christenheit ans Erden, die der heilige Geist durch das Evangelium berufet, sammelt, erleuchtet, heiliger und bei Jesu Christo erhält im rechten einigen Glauben — als der Kirche. Und der alte, sogenannte Dresdener Kreuzkatechismus (1688), eine Erklärung des kleinen Kate chismus von Luther spricht in der Ausgabe (1854), die uns vorliegt: „Die Kirche ist eigentlich die Gemeine derer, die zu Christi Reich berufen, sich allein an Gottes Wort und die heiligen Sakramente halten und dadurch im wahren Glauben zum ewigen Leben erbauet werden." (Seite 168, Nr. 283.) Herr Pfarrer Blanckmeister spricht auch von der Kirche des Evangeliums, denn er betet jeden Sonntag seiner Gemeinde die Stelle des Apostolikums vor: „Ich glaube an den heiligen Geist, Eine heilige christliche Kirche usw."— Warum spricht er und das Apostolikum von Einer Kirche? Der Kreuzkatechismus gibt folgende Ant wort: „Weit nur eine einige, allgemeine, wahre Kirche ist, I außer welcher kein Heil zu hoffen und zu welcher sich alle d i e tuenden und begeben müssen, welche wahre Glieder der Kirche sein wollen." (Seite 169.) Wo ist nun, sehr der- hrter Herr Pfarrer, diese Eine Kirche im Protestantismus? Nach der protestantischen Lehre ist das die unsichtbar" Gemeinschaft, die sich allein auf Christus und dessen Werk gründet. Aber alle die vielen Sekten des Protestantismus behaupten dies, angcfangen von den Altlutheranern bis herab zu den — Monisten und Harnakianern. Und im Kreuz- katcchismus heißt cs, daß man cs sich angelegen sein lassen soll, zu wissen, welches die wahre christliche Kirche sei, daß man zu derselben halten und alle anderen falschgläubigen Kirchen und Versammlungen mit höchstem Flciße meiden solle. (S. 171, Nr. 289.) Also wo ist die „Kirche des Evangeliums"? Man wirft der katholischen Kirche vor, daß sie unverbrüchlich an der einen Lehre festhält. Was tat Luther? Er erklärte den Papst und die Bischöfe für abge lebt von der Regierung der Kirche und setzte sich selbst kraft eigener Machtvollkommenheit an deren Stelle. Be kannt ist ja sein Ausspruch: „Kein Engel im Himmel und kein Mensch auf Erden soll über meine Lehre urteilen; wer sie nicht annimmt und wer anders glaubt, den wird Gott verdammen, denn mein Gericht ist Gottes Gericht." So Luther im Jahre 1522. Der Gründer des Protestantismus hat also eine sicht bare Lehrautorität aufgestellt, weil sie notwendig ist. Wo ist sie im 2(1. Jahrhundert? Eine jede Sekte bis zum religiösen Anarchismus sucht die bestehenden Kirchenordnun gen zu brechen, um ihre selbsterdachten an deren Stelle zu fetzen. Die protestantische Kirche ist „zum Derwaltungs- gebiet des Staats herabgesunken", wie der Protestant Bey- schlag sagt — „ein mehr als byzanthinisches Verhältnis, Las wohl gegen außen gegen Vergewaltigung Schutz ver lieh. aber die innere kirchliche Entwickelung mit den ver derblichsten Fesseln unrschnürtc". — Die „Kirche des Evan geliums", zu der Herr Pfarrer Blanckmeister einladet, kann Loch nicht jene sein, die in Sachen des religiösen Glaubens und kirchlichen Lebens von Staatslenkern und Staatsbeam- ten, von Kirchenvätern Konsistorien, Predigern autori tativ beeinflußt wird! Die souveräne Macht der Wahr heit kann sich doch nicht unter den verschiedenartigsten, oft entgegengesetzten Mcnschensatzungcn und der Kosistorialge- Walt beugen? Wir wollen keineswegs leugnen, daß die äußere Kirchlichkeit entgegen dem protestantischen Prinzip der un- sichtbaren Kirche sich im Volke vielfach erhalten hat. Das ist eben der Ueberrcft einer katholisierenden Kirch lichkeit, gegen die die liberale Richtung Sturm läuft. Es ist eine neben der Bibel einhcrgehende Tradition oder Ueberliefcrung, welche sich in Form von Bekenntnisschriften (Apostolikum) frommer Gebräuche, Hausandachten. Gebets- formen, Liedern, religiösen Sprüchen von einem Geschlecht zum anderen fortpslanzt. Noch mehr ist es ein lebendi ges Lehramt, welches in jenen Kreisen mit großer Macht tätig ist. Gibt es ja unter den Protestant. Predigern noch manche einzelne Männer, welche ihre Gemeinde mit aufrichtiger Gewissenstreue zu Christus führen. Und die guten Protestanten lassen sich lehramtlich herzlich gern leiten und führen, wie es nach katholischen Prinzipien geschehen soll. Wo es gut christliche Gemeinden und gläu bige Protestanten gibt, da geschieht es nur in der Begleitung einer gesunden Ueberlieferung und an der Hand eines leben- digen Lehramtes von Geistlichen, also im Widerspruch mit dem protestantischen Prinzip von der alleinigen Glaubensqnelle der Bibel! Leider besitzt die den Prote stanten noch gebliebene Kirchlichkeit nicht die Macht, der alles zerstörenden Ausgestaltung der protestantischen Prin zipien stand zu halten. Im guten Protestantismus ist viel fach noch der beste Wille vorhanden, und Gott belohnt diesen guten Willen reichlich- Aber die Träger dieser Kirchlichkeit sind nicht in der Lage, über die Nechtmäßigkeit ihrer Sen dung zum Hirtenamte Auskunft zu geben. Daher erlahmt diese Kirchlichkeit zusehends und macht jener liberalen Richtung Platz, die mit allem allmählich aufräumt, worauf der Christ mit Pietät als auf das Fundament der Kirch' blickt! Es wird immer mehr mit einleuchtender Gewißhc': klar, daß sichtbare Kirchenbildung mit autoritativer kirch licher Leitung zum Fortbestand des —Evangeliums unbe dingt notwendig ist. Wo ist nun, Herr Pfarrer, das Kirchen regiment im Protestantismus, dessen Einfluß die Gemeinden und die Einzelnen in der „Kirche des Evangeliums" zu- sammenhalten kann? Das moderne Christentum wird uns entgegnen, daß das „Evangelium" eben diese einzige Auto rität sei. Tenn Christus habe der Gemeinde das Evan gelium gegeben niit den Aeußerungen: „Alles, was ich euch gelehrt habe, habe ich in diesem Buche aufzeichnen lassen; lasset es drucken und gebet es jedem in die Hand; es ist viel deutig, damit ein jeder sich daraus nach seinem Belieben seine Ansichten znrechtlegen könne; wie diese Ansicht lautet, daran liegt gar nichts. Auf Wahrheit kommt es ja über haupt nicht an; uxrhr ist das, was man den jeweiligen Zeit- bediirfnissen entsprechend ausgibt. Sehnsucht, Ahnung, selige Erfahrung eines unbestimmten Etwas, Abhängigkeit vom Universum: das ist meine Religion . . ." Den Mo dernen ist das die „Kirche des Evangeliums". Und welchen Begriff verbindet Herr Pfarrer Blanckmeister mit ihr? Wir haben uns auf die Einladung an die Katholiken, sich der „Kirche des Evangeliums" anschlicßen zu sollen, ein wenig fragen müssen, wo sie denn ist. Dies führte uns zu der kleinen Auseinandersetzung. Ter Tisknssionsabend des Evangelischen Blindes lvar überhaupt sehr reich an Auslassungen, die eine Beleuchtung verdienen. Wir meinen da gar nicht die geschmacklose und unbeweisbare Behaup tung, daß der Katechismus des Papstes ein „Machwerk" sei, in dem der „Fanatismus der römischen Kirche gegen die evangelische Kirche unverhüllt zum Ausdruck komme". In den Berichten, die uns vorliegen, fehlt jede Begründung dieses Satzes, wir können also gegen die Behauptung Blanck- meistcrs nur die Gegenbehauptung ansstellen: Tie Reso lution ist dem (sst'iste jenes Mannes entsprungen, der gesagt hat: „Verflucht, verdammt, zerstört soll werden das Papst tum. Wahrlich, so bete ich alle Tage mündlich und mit dem Herzen ohne Unterlaß." — Daher ist auch alles, was vom Papst ansgeht, selbstverständlich schlecht, ein „Machwerk" und die einfache Niederschrift der katholischen Lehre ist „un- verhüllter Fanatismus der römischen Kirche gegen die evan gelische Kirche". — Belveise sind überflüssig! Es geht dein Papste wie dem bayrischen Neichsrat Freiherrn v. Cramer- Klett. Dieser spricht seine Anerkennung dem Ordenswesen aus. und Herr Pfarrer Blanckmeister sieht in dem Herrn, der ein guter Protestant ist, sofort einen „verkappten Jesuiten", wie er sich ausdrückte. Auch sonst hat Herr Pfarrer Blanckmeister nach Kräften dazu beigetragcn, damit die Katholiken in den Augen der gläubigen Zuhörer das bischen Achtung cinbüßen, das sie noch besitzen. Der Herr Pfarrer zog einen Vergleich zwischei dem Verhalten der Bevölkerung in San Francisco und beim Ansbruch des Vesuvs und sagte: „Während in Italien durch Prozessionen und Anbetung der Heiligen das Unglück be schworen werden sollte, ohne eine Hand zur Rettung zu er heben, legte die Bevölkerung San Franciscos sofort Hand an zur Rettung und Neuerbauung der Stadt. Im katho lischen Italien bar man die Heiligen um Hilfe, im prote stantischen Amerika griff man zur Selbsthilfe, dort der reine Götzendienst, hier die Tatkraft des Evangeliums." So berichtet die „Deutsche Wacht". Diese Worte flößen uns Mitleid mit dem Redner ein. Es ist traurig, wenn die konfessionelle Brille das Benr- tcilungsvermögen so stark trübt, wie cs hier der Fall ist. Wie in San Francisco hat auch in Italien sofort dii Rettungsaktion mit aller Macht eingesetzt. Das katholische Volk in Italien hat sich freilich auch zu den Schutzheiligen um Fürbitte gewendet, während die stolzen Milliardäre in San Francisco auf den Geldsack klopften und noch während des Brandes der Stadt in alle Welt hinaustelegraphieren ließen, daß die Stadt schöner wieder erstehen soll, als sie je- mals gewesen. Die armen Bewohner Kampagniens sind eben nicht mit Glücksgiitern so gesegnet,' daß sie die Sprache des Hochmutes sprechen können, die an den Turmbau zu Babel gemahnt. Es ist sehr unrecht, für diese Sprache den Protestantismus zu preisen. Dann müßte Herr Pfarrer Blanckmeister auch die abstoßenden Szenen auf Rechnung desselben Protestantismus schreiben, die der Telegraph tag täglich zu melden wußte. Raub und Mord lauerten in den zerstörten Straßen. Das verschüttete Eigentum wurde ge- stöhlen, die fliehenden Einwohner wurden geplündert Und ermordet, und die bewaffnete Macht schoß täglich Dutzend weise die Räuber nieder, die sie auf frischer Tat ertappte. Von katholischen Italien hat der Telegraph davon nichts zu melden gehabt — da gingen die unglücklichen Bewohner in die Kirche oder zu den Prozessionen, um Gott um Ab wendung des Unheiles anzuflehen. Auch ein Unterschied zwischen dem protestantischen Amerika und dem katholischen Italien — davon schwieg freilich der Herr- Pfarrer. Dafür ermangelte er nach dem Zeugnisse -er „Deutschen Wacht" nicht, seine große Unkenntnis in katholischen Dingen wieder einmal vor den Zuhörern breit zu machen, indem er ihnen von der „Anbetung der Heiligen" erzählte und den „reinen Götzen - dien st" in Italien der „Tatkraft des Evangeliums" in Amerika gegeuüberstellte! Er kann darin dem jüdischen „Berliner Tageblatt" freudig die Hand reichen; das Blatt schrieb beim Ausbruch des Vesuvs: „Beim Herannahen der Lavamassen in Torre Anunziata stellte sich ein Priester m i t dem Tabernakel in der Hand der Lava entgegen, um ihr Halt zu gebieten." Warum nun der Priester nicht gleich mit dem Kirchturm in der Hand der Lava Halt ge boten hat? Wahrscheinlich hat das Blatt nicht den Taber nakel, sondern die Monstranz gemeint. Damit steht aller dings in Widerspruch, daß es schreibt: „Aber das Glas am Tabernakel war zerbrochen, und die Madonna konnte deshalb das Wunder nicht tun!" — Als wir das lasen, tvar cs uns klar, daß im Verstandes gehäuse des jüdisckK-n Berichterstatters etivas zerbrochen sein muß; Tabernakel und Madonna haben aber so wenig mit einander zu tun, wie der Götzendienst und das An rufen derHeiligen um ihre Fürbitte. Solche Lächerlichkeiten entstehen, wenn man über katholische Dinge spricht, von denen man keine Anhnung hat, wie cs Herr Pfarrer Blanckmeister zeigte. Die „Berl. Illustrierte Ztg." brachte am 22. April eine Abbildung mit der Unterschrift: „Beschwörung der Lava durch den Ortsgeistlichen von Bos- cotrecase." Im Tcrte heißt es dazu an einer Stelle, der heilige Januarius sei der „Schutzgott von Neapel". Das ist ein Beitrag zu dem von Herrn Pfarrer behaupteten „reinen Götzendienst" in Italien! Es wäre gut, wenn solche Unwissenheit in der Oefseutlichkeit etwas bescheidener auf- treteu würde. Sic würde sich dann weniger häufig und weniger gründlich blamieren! r. Der gestürzte Witte. Ter erste russische Ministerpräsident Graf Witte hat eine kurze Amtsdauer gehabt; sein Entlassungsgesuch fand uncnvartet rasch Annahme. GescHvöchte Gesundheit soll die Ursache sein, weshalb Witte um seine Entlassung einkam. Als Nachfolger Wittes bezeichnet man in gut unterrichteten Kreisen Goremykin, von dem man annimmt, daß er die Po litik Wittes fortsetzcn werde. Witte genießt, wie versichert wird, nach wie vor das volle Vertrauen seines Monarchen und tritt lediglich wegen einer Störung seiner Gesundheit, die durch außerordentliche Arbeitsüberlastung hervorgerufen ist. zurück. Er hat sich jetzt entschlossen, sich die Ruhe zu gönnen, weil er nicht im stände ist, sich neuen Anstrengungen zu unterziehen. Aber man flüstert sich auch ganz offen zu. daß andere Ursachen das Entlassungsgesuch diktierten. Der Kampf Wittes gegen Durnowo, dem Minister des Innern und die ganze Hofpartei ist cs gewesen, der ihn Gesund heitsrücksichten vorschützen ließ. Witte ist ein recht geriebe ner Politiker und hat es seit 15 Jahren stets verstanden, sich in kluger Weise auszusparcn, in den Vordergrund zu treten, wo es Früchte für ihn zu ernten gab und zu ver schwinden, wo seinem Prestige Gefahr drohte. Allem An schein nach scheidet Witte vorläufig unverbraucht und im ungeschmälerten Besitz der Gunst seines Monarchen, und es ist daher anzunehmen, daß auch für die Zukunft der russi schen Politik mit diesem zweifellos begabten Staatsmann noch zu rechnen ist. Kein ganzes Halbjahr lat die Tätigkeit Wittes als Mi nisterpräsident gedauert; sein Stern stieg stets, seitdem er Rußlands Delegierter ans dem Friedenskongreß in Ports mouth war und er russische Anleihen noch mit Geschick im Auslande untcrbringen konnte. Ter neueste russische Beute zug aus Kosten der ausländischen Gläubiger ist gelungen; jetzt tvar Witte entbehrlicher. Sein Rücktritt vor der An leihe hätte die russischen Papiere noch tiefer gedrückt, das wußten auch seine Gegner. Darum sollte sein Name den Kurs halten. Jetzt sind die Papiere leider bereits in den Händen der Kapitalisten und namentlich kleiner Leute ge langt und darum hat auch die Börse kein hohes Interesse mehr am Rücktritt Wittes. Sie lat ihr Schäfchen, das gut mütige Publikum, wieder in aller Gemütsruhe geschoren Man sah in Witte den Reorganisator des russischen Rei ches. Erst die Zukunft kann beweisen, ob die Tätigkeit Wittes dem russischen Volke zum Heile oder zum Schaden gereicht hat. Wenn aber heute der Westen Europas mit Besorgnis I. I. Witte in dem Augenblicke von der Bild- fläche verschwinden sieht, wo mit der Duma ein neuer un- vorläufig in seiner Wirkung gar nicht abschätzbarer Faktor in das russische Staatsleben tritt, wenn an den Rücktritt des bisherigen Ministerpräsidenten sich die Befürchtung knüpft, daß nunmehr die reaktionären Strömungen die Oberhand gewinnen und die freiheitlichen Tendenzen im