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Anzeiger für 52. Jahrgang. Arrnr ILSnib Alberts Mittwoch, den 25. Juni 1902. geschiedenen König als Feldherrn und als Friedens fürsten; bei seiner Geburt sei die Hoffnung erwacht, daß das Haus Wettin ein neues Aufblühen erleben möchte. Diese Hoffnung sei nicht getäuscht worden. Dann zeichnet er den Lsbensgang des Verstorbenen, dessen hehres Ziel die Wiederherstellung des Deutschen Reiches gewesm sei. Er rühmt seine Charakterstärke, »eine Gottesfurcht und vor allem seine Pflichttreue; er schildert zum Schluß die glücklichen Stunden, die dein Verstorbenen das Eheleben geschaffen, und endet mit einem stillen Gebet, das von der Trauergemeinde übernommen wird. Nach dem Gebet beginnt die Ver- senkang der Leiche, die langsam in die Begräbniß- gewölbe hineingelassen wird. Das änlve er» lö.it, nach ihm das Postlulium der Orgel. Die Cere- monie hat ihr Ende erreicht. Draußen vor den Psor. ten der Hosftrche geben die Truppen den Ehrensalut ab. Die Gewehre knattern, und dumpsdonnernd hallen Vie Kanonenschüsse wieder. Während sich die Theil achmer der Feier langsam entfernen, schreitet der Hos- marschall Gras Vitzthum, dem das Amt deS königlichen Kommissars anvertraut ist, in die Tiefe der Gruft, und übergiebt nach der Versiegelung dem Pfarrer den Schlüssel zum Sarge. Das Herz, sowie die edlen Tbeile des verblichenen Monarchen, dessen Sarg neben dem des vor ca. 2 Jahren tödtlich verunglückten Prin zen Albert u flehen gekommen ist, wurden bei Fackel beleuchtung von König!. Kammerherren in die Grast getragen. Alsbald nach Beendigung der Feier reisten das deutsche Kaiserpaar und der Kaiser von Oesterreich, sowie mehrere Fürstlichkeiten wieder von Dresden ab. Den Schluß der kirchlichen Veranstaltungen anläßlich des Todes des Königs Albert werden Vie am morgigen Dienstag Nachmittags 4 Uhr beginnenden Vigilien und das am Mittwoch Vormittag beginnende Requiem in der katholischen Hofkirche zu Dresden bilden. Nr. 144. Eine bemerkenswerlhe Würdigung König ÄlbertS bringen die „Hamburger Nachrichtens die mit Vor- liebe vom verstorbenen Altreichskanzler Fürsten Bis marck als Sprachorgan gebraucht wurden. Es heißt in dem von einem Trauerrand umrahmten Artikel: „Die ganze Nation steht tief trauernd an der Bahre diefes herrlichen Königs, dieses illustersten Repräien lauten der Zeit Kaiser Wilhelms I. und des Fürsten Bismarck unter den deutschen Bundesfürsten, des treuen, besonnenen und wahrhaftigen Freundes dreier Kaiser. Was dieser Verlust für Deutschland zu bedeuten hat, kann nur beurtheilen, wer Kenntniß besitzt von dem segensreichen Wirken des Königs und von seinem heil- iamen Einfluß aus den Gang der Dinge im Deutschen Reiche. Im Gegensatz zu denjenigen Bundesfürsten, denen mit den bewährten Traditionen der großen Vergangenheit unseres Volkes auf allen Gebieten deS staatlichen Lebens nicht schnell und ausgiebig genug gebrochen werden konnte, war König Albert stets sorg- sich bemüht, seinen Rath nach der entgegengesetzten Seite hin geltend zu machen; er soll die Äussühru q so mancher Projekte gehindert haben, die sich in der gleichen Richtung bewegten, wie etwa die Nicht erneuerung deS deutsch-russischen Neutralilätsvenrages, d e Herausgabe des Welfensonds, die Aufhebung des Diktaturparagraphen usw. Werkann wissen,welche Folgen dieser Todesfall in heutiger Zeit nach sich ziehen wird, wo Elemente zu Einfluß gelangt sind und noch ge langen, die srüher in der Nähe des Hofes nick! einmal geduldet wurden, wo deutsche Bundessürsten mit Sozialdemokraten fraternisren und andere bedenk Ueber das von Sr. Majestät dem Könige bei dem Antritte der Regierung verfassungsmäßig abge gebene Versprechen ist Allerhöchster Anordnung zufolge die nachstehend abgedruckte Urkunde in doppelten Exemplaren ausgefertigt worden, wovon das eine Exemplar den beiden Kammerpräsidenten der letzten Siändeversammlung eingehändigt, das zweite Exemplar aber den Oberlausitzer Ständen zur Ausbewahrung ,m ständischen Archive übergeben worden ist. „Bei dem Antritte Unserer Regierung haben Wir am heuti en Tage in Gegenwart der mitunterzeichneten Staats minister und dec beiden Kammerpräsidenten der letzten Ständeversammlung gemäß ß 138 der VerfassungS- urkunde vom 4. September 1831 und § 55 der Urkunde vom 17. November 1834, die durch Anwen dung der Verfassung des Königreichs Sachsen auf die Oberlausitz bedingte Modifikation der Partikularver- sassung dieser Provinz betreffend, bei Unserem fürst- lichen Worte versprochen, daß Wir die Verfassung des Landes, wie sie zwischen dem Könige und den Ständen verabschiedet worden ist, sowie den Inhalt der zuletzt erwähnten Urkunde in allen ihren Bestimmungen wäh- rend Unserer Regierung beobachten, aufreiterhalten und beschützen werden. Hierüber haben Wir gegen wärtige Urkunde in doppelten Exemplaren aussertigen lassen, eigenhändig vollzogen und mit Unserem Hand- Petschaft besiegelt. Gegeben zu Dresden, am 22. Juni 1902. (T.. 3.) Georg. Karl Georg Levin v. Metzsch. Karl Paul Edler v. d. Planitz. Dr. Kurt Damm Paul v. Seydewitz. Dr. Konrad Wilhelm Rüger. De. Viktor Alexander Otto. Anlegung von Trauerzeichen seitens der Staats eisenbahnbediensteten. Aus Anlaß des Ablebens Sr. Majestät des Königs Albert hat die Königl. General direktion der Sächsischen Staatseisenbahnen angeordnet, daß zum Zeichen der Trauer sämmtliche bei der Staats eisenbahnverwaltung angestellten Beamten und Be diensteten — soweit nicht aus einzelne von ihnen die wegen der Hoftrauer ergehenden besonderen Anord nungen Anwendung leiden — dann, wenn sie sich in Dienstkleidung befinden, während der Traueizeit, deren Länge noch bestimmt werden wird, schwarzen Flor um den linken Arm zu tragen haben. Diejenigen Ange stellten, welche zur Tragung von Epauletten, Achsel stücken, Portepees usw. berechtigt sind, haben diese mit Kreppflor zu umhüllen. Die Trauer-Kundgebungen zum Tode unseres geliebten Königs Albert im ganzen Deutschen Reich wie im Auslande bringen durch ihre Herzlichkeit und ihren Umfang so recht den Beweis von der innigen Verehrung, die alle Welt unserem gütigen, ehrwürdigen König entgegengebracht hat. Sie erheben uns über den Schmerz des Sachsenlandes zu dem Bewußtsein, daß alle deutschen Völker, ja die ganze Menschheit, in unserem König einen Unvergeß lichen verloren hat. Bon allen Seiten übermittelt der Draht der königlichen Familie und den Behörden die Bekundung trauernder Theilnahme, und der Erste, der in Sibyllenort durch ein Telegramm sein Beileid aus drückte, war, was besonders dankbar anerkannt sei, der König von England. Ganz ungeheuer war gestern und heute der An drang des Publikums zu der öffentlichen Aufbahrung der hohen Königlichen Leiche in der katholischen Hos- Ikirche. Nur nach Zehntausenden können die Schau- l btflissenen geschätzt werden, die den Wunsch nach I Eintritt in das Gotteshaus hatten, um noch einen I Scheideblick auf den verblichenen Fürsten zu werfen. Erscheint jeden Wochentag abends für den wlgcnden Tag und kostet durch die Austräger pro Quarta! Mk. 1HL durch die Post Mk 1.82 frei in'S Haus Inserate nehmen auxer oer Expedit on auch die Austräger aut dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, sngenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstcnbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbac Archberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. r Schule Oersdorf. Anläßlich des Heimganges Sr. Hochseltge» Majestät unseres inuiggeliebten Königs W Sonnabend, den 28. Jmü, 10 Uhr im Schuliaale ein öffentlicher Traueraktus obgehalten werden. Alle Verehrer unseres teuren Königs sind hierzu ergebenst eingeladen. Gersdorf, den 23. Juni 1902. Das Lehrerkollegium. Pfeifer. Aus allen Theilen des Landes hatten zahlreiche Extra- züge auch Tausende aus der Provinz der Residenz zugeführt. Der Eintritt in die Kirche erfolgte durch die Thür dem Georgenthor gegenüber, der Austritt nach dem Theckerplatz. Schon viele Stunden vor der festgesetzten Zeit um 1 Uhr standen am Sonntag die Menschen in sechs- und achtfacher Reih? am Königl. Schloß, der Hauptwache und der Gemäldegallerie ent lang bis weit in den Theaterplatz hinein; am Nach mittag aber dehnte sich die Kette über das Hoftheaier hinaus bis auf den freien Platz am Fernheizwerk. Die Polizeimannschaften und das Militär hatten öfters Mühe und Noth und mußten bisweilen fehr energisch eingreifen, um das manchmal reckt ungeduldig drängende und schiebende Publikum in Schranken zu halten. Der am Sonntag gegen 6 Uhr Abends niedergehende staikc Gewitterregen veranlaßte Viele ihre mühfam behaup teten Plätze aufzugeben, aber trotzdem mußten die noch nach Hunderten zählenden Letzten zur abgelaufenen Zeit vor der verschlossenen Kirchthür umkehren. Dafür standen heute früh in der 5. Stunde schon die Ersten wieder der Einlaßpforte gegenüber, auch heute wieder dehnte sich die Kette bis weit über das Theater hinaus. Die Beisetzungsfeier. Dresden, 23. Juni. Die sächsische Residenz dürfte seit dem 25jährigen Regierungsjubiläum und der Feier des 70. Geburts tages Sr. Maj. weiland des Königs Albert wohl kaum so viele Fürstlichkeiten in ihren Mauern gesehen haben, wie am heutigen Tage. Es waren anwesend Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Deutsch- land, Kaiser Franz Josef von Oesterreich, die Groß herzöge von Baden, von Sachsen-Wermar-Eisenach, von Oldenburg und von Mecklenburg-Schwerin, Frau Prinzessin Leopold und Prinz Friedrich Heinrich vou Preußen, der Großfürst Alexis von Rußland, Erz herzog und Frau Erzherzogin Otto und der Erzherzog Leopold Ferdinand von Oesterreich, der Herzog von Genua, der Prinz Ludwig von Boyern, der Prinz Heinrich der Niederlande, der Prinz Gustav Adolf von Schweden und Norwegen, der Graf und die Frau Gräfin von Flandern, der Herzog und die Frau Her zogin Carl Theodor in Bayern und der Herzog Ro bert von Württemberg, der Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, der Fürst von Hohenzollcrn, der Fürst zu Schaumburg-Lippe, der Herzog Johann Al brecht, der Herzog Paul Friedrich und der Herzog Heinrich Borwin zu Mecklenburg-Schwerin und der Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg-Strelitz, der Eroprmz und die Frau Ecbprinzessin von Sachsen- Meiningen, der Prinz Leopold von Sachsen-Coburg- Gotha und der Prinz Eduard von Anhalt, der Prinz Christian zu Schleswig-Hvlst-in, der Erbprinz Reuß j. L. Heinrich XXVIl., der Prinz Friedrich von Hohenzollern, der Prinz Leopold von Schwarzburg- Sondershausen, der Prinz Sizzo von Schwarzburg. Rudolstadt, der Fürst und die Frau Fürstin von Thurn und Taxis, der Herzog und die Frau Herzogin von Urach, der Prinz Paribatra von Siam und der Graf Leopold von Lippe-Biesterfeld. Die während des ganzen Tages erfolgende Ankunft der Fürstlich keiten, sowie deren Auffahrt und Empfänge bei ein- ander veranlaßten fortgesetzt im Centrum der dicht mit Menschen gefüllten Stadt große Menschenansammlungen. In außerordentlicher Botschaft des Präsidenten der französischen Republik ist Marquis de Noailles er- schienen. Die kaiserliche Marine ist durch den Cyes der Marinesiation der Nordsee Admiral von Thomsen mit Suite vertreten. Vom zweiten preußischen Garde- Ulanen-Regiment und vom preußischen Dragoner- Regiment König Albert von Sachsen sind die Kom mandeure von Stangen und Oberstleutnant Koppe mit großem militärischen Gefolge eingelroffen. Ein bay- ri'ches, württembergifches und russisches Infanterie- Regiment haben schließlich Deputationen zu Feier entsandt. Die Stadt Hamburg ist durch den Gesandten Dr. Kluegmann, Dänemark durch den Gesandten Kam merherrn von Wied, Rumänien durch Dr. Beldiman, Spanien durch den Botschafter Ruota y Sicher, Chile durch den Geschäftsträger Viktor M. Pietro und Amerika durch Botschafter White vertreten. Als der Abend sich über die in tiefe Trauer ge hüllte Stadt, in der tagsüber auch eine ganze Anzahl Läden geschloffen blieben, niederjenkte, erfolgte die Ab sperrung der Augustusbrücks, sowie die di? Hoskirche und das Residenzschloß umgebenden Plätze und Stra ßen durch Gendarmerie und Militär, und alsbald be gann auch die Auffahrt der Wagen am Schlosse und der Kirche. Auf dem Theaterplatz nahm, kommandirt von Hauptmann von Carlowitz, ein Bataillon des 1. Grenadier-Regiments Nr. 100 Aufstellung zum Ab- ieuern des Trauersaluts, während am rechten Elbuser zu gleichem Zwecke die 3. Batterie Artillerie unter Führung des Hauptmanns von Funcke auffuhr. Um 9 Uhr begaben sich Se. Maj. der König Georg mit Ihren königlichen Hoheiten den Prinzen Friedrich August, Johann Georg und Max und den anwesenden fremden Fürsten, allen voran Ihre Maje stäten Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Joses, unter Vortritt und Begleitung des großes Dienstes in die Kirchs vor den Ältarplatz. Ihre Majestät die Königin-Wittwe und Ihre königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Friedrich August, Johann Georg und Mathilde, sowie die anwesenden fremden Fürstinnen und Prinzessinnen begaben sich kurz vor 9 Uhr in die Owtorien und Tribünen der Kirchs. Das Schiff der Kirche füllten die Deputationen der verschiedenen Re gimenter, zu denen der verstorbene König in Bezieh ung stand, und Abordnungen zahlreicher Vereine. Der ganze Raum des gewaltigen Gotteshauses war durch- drungen von starkem Blumengeruch, der vom Kata- »all und vom Altar her drang, wo tausende von Blumen, Kränzen und Palmen niedergelegt worden waren. Der geschlossene purpurne Sarg stand unter einem schwarzen silberberänderten und mit Reyher büschen verzierten Thronhimmel. Die Orgel ist aus- g-klungen, schwer hallen die Töne durch die säulen getragenen Hallen; jetzt setzt der Chorus ein, Kyrie eleison, so tönt es durch den Raum, sanft und zart erklingen die Weisen, leiser und leiser mir) der Schall, und unter den Klängen deS nachfolgenden Miserere nimmt die Geistlichkeit ihren Einzug in die Kirche, mitten durch die bajonettstrotzenden Grenadiere bis hinauf zum Hochaltar. Zwei Fouriere eröffnen den Zug, Chorknaben tragen das Kruzifix und die Kerzen voran, ihnen folgen die Geistlichen im weißen Ornat, den Schluß bildet Präses Matz, dec königliche Hos- kaplan. Sanft klingen die letzten, leisen Klänge des Miserere aus, nur ein melodischer Hauch noch durch sieht die Räume, dann heilige Stille auf wenige Augen- ölicke, und der schwermüthige Gesang dec Responsorien beginnt. Eine weihevolle Stimmung. Nach Beendig ung der Responsorien besteigt der Hosprediger Brend ler langsam die Kanzel zu R'chten des Sarges unter halb der Oratorien. Er feiert zunächst den dahin Bekanntmachung. Verschiedene Maler- und Abputzarbeiten der städtischen Schulen sollen vergeben werden- BlanquetS hierzu sind im Stadtbauamte zu erhalten und ausgefüllt bis zum 28. dss. Mts., Mittags 12 Uhr, dortselust wieder einzureichen. Hohenstein-Ernstthal, am 24. Juni 1902. Der Stadtrath. I V. W. Zeißig. für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller Geineinöe-Vern'altnngen bor ninliogonörn Ortschaften