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Sächsische Elbzeitung 7,. Iahrg. Nr. 3S Bad Schandau, Mittwoch, den 16. Februar M7 Da« Erdbebcnaebiel. regung verzeyt. Herdzenirum wagt sich die ver ängstigte Bevölkerung nicht wieder in die Häuser zurück, um so mehr, als sich die Erdstöße, wenn auch mit ver minderter Stärke, wiederholen. USr etlize Leser. * Kestern vormittag überschlug sich infolge des Glatteises das Auto eines Bamberger Tabakfabrikanten auf der Landstraße und stürzte eine Böschung hinab. Der Besitzer und seine Frau kamen unter das Anto zu liegen und waren sofort tot. * Der frühere Fabrikbesitzer Möhncfcld aus Wiesbaden, Ler mit 25 MI Mark nach Zoppot gekommen war, verlor diese Summe im Spiclklub restlos. Da er in einem Drohbriefe an den Spicl- klub zur Tilgung seiner Schulden eine Geldsumme forderte, wurde er wegen Erpressung verhaftet. * Chamberlain teilte gestern nachmittag im Unterhause mit, Laß er noch keine offizielle Mitteilung über den Abbruch der Ver handlungen in Hanka» erhalten habe. * Wie ans Moskau gemeldet wird, ist der Leiter Ler Sowjet- polizci im Kreise Neidischem aus politischen Gründen ermordet worden. Die Mörder konnten bis jetzt noch nicht scstgcnommcn werde». Die Erdbebenverheerungen in Jugoslawien ötändiae Wockienbeilaaen: »Unterhaltu«, Wissen", „Unterhaltungsbeilage", Agg Leben im Bild" Aus der Welt der Frau-, Illustrierte Sonntagsbeilage -- Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung de» Bezugspreis«, oder zum Anspruch auf Lieserung der Zeitung Tageblatt für die Enthält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, da, Amtsgericht, »as Hauptzollamt Bao Schandau, Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Stadt- bank: Rad Schandau 12 — Ostsächsische Genossenschaftsbank Zweigniederlassung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden SS 827 Fernsprecher: Bad SchandauNr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Bezugs- »reis (in NM.) halbmonatlich ins Haus gebracht SO Pfg., für Selbstabholer 80 Pfg. Einzelnummer IN bzw. 15 Pfg. — Bei Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhn« und Materialienpreisr behalten wir uns da. Recht der Nachforderung vor Da sich in Erdbcbengcbictc» sehr schncll Banden bil den, die die verschüchterte Bevölkerung brandschatzen, und weil auch gewisse Bezirke als besonders gefährdet abgesperrt werden müssen, hat die Negierung in Belgrad sofort Militär auf allcu verfügbaren Wegen nach der Herzegowina entsandt. Tiefer Schnee, der über der heim gesuchten Gegend liegt, erschwert das Hcraukommcu an die betroffenen Ortschaften, deren telephonische und telc graphische Verbindung vollkommen abgerissen ist. Die Bewohner sind sonst leichtere Erdstöße durchaus gewöhnt und erklärten, daß dieses Beben das schwerste sei, das sic seit Mcnschengcdcnken hcinisnchle. Da die oberirdischen Leitungen schlagartig abrisscn, war es nnmöglich, sofort Hilfe hcrbeiznrnfcn. Weitere Einzelheiten. Die Einzelmcldungcn liegen nur aus den größeren Orten vor. In Scrajcwo, der Hauptstadt des früheren Bosniens, bewirkte das Erdbeben einen Bergsturz. In der Stadt selbst brach eine Panik aus,' da fast alle Häuser Risse bekamen »nd die Schornsteine und Dächer ciustürzten. In der Küstenprovinz Dalmatien erlitten bisher den schwersten Schaden Sebenico, Makarska, Per- kovic, Mctkovic und Gabcla. Mit den von dem Erdbeben betroffenen Gebieten ist vorläufig kein Eisenbahnverkehr möglich, weil die Strecken stark beschädigt sind. In Bel grad ist sofort nach dem Eintreffen der Meldungen ein Ministcrrat zusammengetretcn und hat vorläufig 10 0 Millionen Dinar für R e t t u n g S z w c ck c be willigt. Besonders schwer waren die Zerstörungen, die durch die Felsbrocken ungerichtet wurden, die sich überall in dem gebirgigen Lande von den Bergen lösten und zn Tal donnerten. In das Donnern der Erde mischte sich ein regenloses Gewitter, das bei sternklarem Himmel beobachtet wurde. Die Feststellungen der Erd- bebcnforscher in den jugoslawischen Stationen, die übrigens sehr schnell außer Betrieb gesetzt wurden, gehen dahin, daß der Erdstoß die ungefähre Richtung Ljubinje— Ragusa hatte. Sächsische Schmetz Tageszeitung für die Landgemeinden Allendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners- darf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Reinyardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie für das Eesamtgebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohvlapper Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gespalten« 85 mm breite Petitzeilc 15 Psg., für au,- wättige Auftraggeber 20 Pfg., 85 mm breite Reklam«zetle 80 Pfg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in« und ausländischen Zeitungen SOO Opfer der Erdbebenkatastrophe. Nach deu vorliegenden Erdbcbcnmeldungcn wnrden in Bosnien nnd Dalmatien mehrere tausend Hänscr vollkommen zerstört. Die Zahl der Menschenopfer wird ans 6 0V geschäht. Bei Mostar wnrdc ein großes Zeltlager errichtet, in dem Tausende Obdach lose Unterkunft fanden. In Ragusa sind beim Einsturz des „Hotel de Bille" mehrere Personen getötet worden. Der Gesamtschadcn ist noch nicht feststellbar, wird aber auf über 10V Millionen Dinar geschäht. Der Herd des Bebens. Das Erdbeben und seine Folgeerscheinungen haben die ganze Herzegowina und auch die angrenzende« Landesteile des Königreichs Südslawien in große Ans- Polen lehnt Deutschlands Vorschlag ad. Schwierigkeiten auch iu Paris. Der Borsihendc der polnischen Delegation für die deutsch-polnischen HandelSvcrtragSverhandlnngen hat im Auswärtigen Amt eine Antwortnote überreicht, die eine Ablehnung des dcntschcn Vorschlages enthält, die eigent lichen HandclSvertragsvcrhandlnngcn zu uutcrbrcchcn und zunächst in eine Erörtcrnng der Frage des Niedcr- lassnngörcchtcS einzutreten. Die polnische Note kündigt die Abreise der polnischen Delegation ar: nnd damit den endgültigen Abbruch der Handelsvertragsvcr- handlungen. In der Note wird betont, daß nach Auf fassung der polnischen Negierung die Unterbrechung der in Berlin geführten Vcrhandlnngcn keineswegs geboten war, vielmehr nach der Überzeugung der polnischen Re gierung die wirtschaftliche Verständignng zwischen den beiden Ländern nur erschweren und verzögern kann. An zuständiger Stelle sind jetzt Berichte über die während der letzten Tage in Paris geführten Handels- vcrtragsverhaudlungen eingegangcn. Eine Unter« brechung in dem Vertragsverhältnis zwischen Deutsch land und Frankreich erscheint fast unvermeidlich; das augenblicklich gültige Provisorium läuft zwar noch bis zum 21. Februar. Selbst bei Inkraftsetzung auf dem Verordnungswegc wäre, nach dem Gesetz über die pro visorische Inkraftsetzung von Verträgen, immerhin erst noch der Handelspolitische Ausschuß des Reichstages zn hören. Streitobjekt sind nach wie vor die Wein« zölle und die V e r l ä n g e r u n g s f r i st für das Pro- visorium. Die deutsche Negierung hat alles versucht, um einen vcrtragölosen Zustand zn vermeiden; auf der ande ren Seite kann aber schon jetzt gesagt werden, daß die deutsche Negierung keineswegs geneigt ist, die Einfuhr französischen Weines nach Deutschland, eines ihrer größ- ten Kompensationsobjekte im Provisorium, jetzt schon z« regeln. Sie wird darauf bestehe», daß diese Frage erst im endgültigen Handelsverträge geklärt wird. Dagegen verstärkt sich der Widerstand der französischen Weinbaner» und Weinhändler gegen eine Verlängerung des deutsch- französischen Handelsprovisorimns unter Ausschluß der französischen Weine. wuroe, oic neue.yeercsoronung ca. 40 Millionen Kronen jährlich kosten zu lassen. Finnland, der halb skandinavische und halb baltische Staat, der mit seiner Einwohnerzahl von 8,4 Millionen mit ^Dänemark vergleichbar ist, kann, obschon seine Selbständigkeit seinerzeit von Sowjctrußland anerkannt ivurde, dennoch seine Sorge vor dem Nachbarn im Osten nicht los werden. Es mag daran denken, daß dieser Nachbar nur grollend und notgedrun gen zusehen kann, wie man ihn von der Ostsee zuriickgedrängt und wie man Finnland den militärisch neutralisierten Sperr gürtel der Alandsinseln zugcsprochen hat. „Es muß mit der Möglichkeit russischer Rückeroberungsversuche gerechnet werden", dieser besorgte Satz findet sich in einem Gutachten, das eine 1028 eingesetzte Militärkommission jetzt auf Veranlassung des finnischen Krregsministers erstattet hat. Vorwiegend auf solche nationale Sorge ist offenbar der Vorschlag der Kommission zuruckzukühren, cs möge ein weiterer erheblicher Ausbau des Heeres, oer finnischen Küstenflotte und des Flugwesens statt- stnden. Ueber den Petersburger Ostseeabschnitt Sowjetruß« lands reicht der Rundgang am Ostseegcstade in die eigentlichen baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie weiter, hin Polen, ein Gebiet, dem Sowjctrußland seine gespannte Auf merksamkeit widmet. Die großpolitischen Anklagen der „Praw- da" und „Iswestija" mögen zuweilen in Einzelheiten übertrieben sein. Aber vom sowjetrussrschen Standpunkt aus gesehen mag die ständige Ereiferung namentlich gegen England, dem man im Baltikum bis hinauf nach Finnland nicht die besten Absichten gegen Rußland zutraut, zum Teil begreiflich erscheinen. In der Befürchtung, daß ein vor einigen Jahren eifriger als gegen wärtig von Polen, dem Vasall Frankreicl)s, erstrebter Bund der baltischen Staaten mit Polen eine feindselige Spitze gegen Sow- jetrußland habe, zeigt sich die Moskauer Politik hartnäckig bc- nuiht, die Bildung einer solchen Union, womit es übrigens wegen innerer Gegensätze (die Feindschaft zwischen Polen und Litauen, Polens unbeliebte Hegemoniewünsche am Baltikum) noch gute Weile haben dürfte, zu verhindern und zu Sonderverträgen mit den baltischen Staaten zu gelangen. Gelungen ist ihm dies bis her bekanntlich nur bei Litauen, und cs liegt ein etwaige Zu sammenstöße im Baltikum unter Umständen unabsehbar arcs« weitend« Umstand darin, daß Sowjctrußland die litauische» An« spräche auf das von Polen besetzte Wilna anerkannt hat. Daß Polens weitsliegende Flottenpläne in der Ostsee, die 1910 i» polnischen Kriegshafen Gdingen zu der theatralischen Geste der „Vermählung Polens mit dem Polnischen Meer" (der Ostsee nämlich!) führten, nicht zur Beruhigung der Verhältnis« in der Ostsee beitragen können, ist klar. So ist es leider be rechtigt, auch von der Ostsee von einem Meer der Sorge zn reden. vir Orlzee — rin Meer sei Zorge. Von Adolf Gregori-Rendsburg. Wir kennen sie, die Meere der Sorge, die Meere mit dem Janusgesicht: das Mittelländische Meer mit seinen Nebenmcercn und den Großen Ozean. Daß auch die Ostsee, an der Deutsch land mit weiter Küste und lebenswichtigen Interessen beteiligt ist, ein Meer der Sorge geworden ist, dürste noch nicht genügend in das politische Bewußtsein der Allgemeinheit eingegangen sein. Früher, als Rußland noch ein Zarenreich war, das die ganze riesige Ostslankc der Ostsee besaß, während das heutige Sowjet rußland nur mehr mit einem Winkel im Finnischen Busen am Ostseegcstade beteiligt ist, war die Ostsee weniger ein Meer der Sorge zu nennen als heute. Denn militärisch wurde, von Dritten unbestritten, dieses Meer von Ruhland und Deutschland be- herrscht, und keiner der beiden hatte es nötig, eine Vorherrschaft für fick zu beanspruchen. Der Friede in der Ostsee wäre ourch die beiden Mächte, wenn sie nicht auf Umwegen in Krieg mit einander geraten wären, gewährleistet gewesen. Seitdem jedoch aus Rußlands Körper die Randstaaten samt Polen und Finn land herausgeschnitten sind und Deutschland nur noch eine Flotte von untergeordneter Bedeutung besitzt, haben sich in der Ostsee Verhältnisse herausgebildet, die durch das in Skandinavien im Hinblick auf die baltisch-polnische Staatengruppe geprägte Schlag wort vom „Balkan der Ostsee" blitzartig beleuchtet werden. Es find unter den Staaten nicht allein innere Gegensätze vorhan den, die wesentlich auf der Spannung zwischen Litauen und Polen und polnischen Hcgemoniegclüsten in der Ostsee beruhen, sondern es wirken sich auch auf das Staatcnvielerlci an der Ostsee großpolitischc Einflüsse aus, deren Exponenten Frank reich, England und Ruhland sind. Kennzeichnend für die politisch bewegte Luft über der Ostsee ist, dah man selbst im friedlichen und neutralen Skandina vien Verteidigungsfragen in erhöhtem Maße das Augenmerk zuwendet. Besonders interesskmt sind die Erörterungen in Dä nemark, das, im Besitz der Belte und des Sunds, gewisser- mahen der Wächter an der Schwelle vom Atlantischen Ozcan zur Ostsee ist. In diesem Lande sind lebhafte Einwände erhoben worden gegen die von dem früheren sozialistischen Verteidigungs minister Rasmussen geplante Herabsetzung des Heeres und der Flotte auf den niedrigeren Rang einer Land- und Secpolizei. Die Widersacher einer Abrüstung glauben darauf verweisen zu klönnen, dah die Schonung der dänischen Neutralität im Welt kriege auch auf die dänische Entschlossenheit zum Schutz der däni schen Wasserstrahen zurückzuführen sei, sie verwerfen einen pazi fistischen Idealismus auf einem Erdball der Unruhe und begrün den nachdrücklich, es gehe nicht an, dah Dänemark als Schlüssel- ^siaat der Ostsee abrüste, wo sonst rings um die Ostsee Mars noch nicht abgesetzt sei. Der frühere dänische Ministerpräsident Neer- , gaard sagte vor einiger Zeit im Zusammenhang mit der däni schen Abrüstungssrage, nach seiner Auffassung werde die gröhte Gefahr für Aufrechterhaltung des Weltfriedens künftig in Ost europa liegen, selbst wenn er keineswegs die Schwierigkeiten unterschätze, die rings um das Mittelländische Meer und im Kernen Osten entstehen könnten. Das ist ein sorgenvolles Mort, das nicht aus irgendwessen Munde kommt, und Neer- gaard folgerte weiter, Dänemark könne bei seiner geographischen !Lage nicht auf Verteidigung verzichten, widrigenfalls es ge schehen könne, dah andere sich für berechtigt haltende Mächte eines Tages seiner Oberhoheit zu nahe träten und ihm eine Verpflichtung abnähmen, die nach internationaler Auffassung Sache des eigenen Landes sei. Von der jetzigen, durch die Bauernpartei gebildeten Negierung Dänemarks ist übrigens vor auszusetzen, daß sie, trotz der dem Lande von der Wirtschafts lage ausgezwungenon Sparsamkeit, keiner Heeresbeschränkung jplldigt, wie sie dem sozialistischen Verteidigungsminister Ras- !«ntflen vorgeschwcbt hat. Was Schweden mit seiner langgedehnten Ostseeküste angeht, fo hörte man unlängst wieder, daß auch dort das Verteidigungs bedürfnis verstärkt empfunden wird. Dor Flottenausschuß des Mvedijchen Reichstages schlägt dem Parlament eine erhebliche Vermehrung und Modernisierung der Kiistenflottc vor. Nor wegen ist ja zwar kein Ostseeanlieger, läßt aber seine außen- polttischen Anschauungen nicht ohne Beziehung zu den anderen skandinavischen Staaten. Kürzlich hat das norwegische Stor- jing gegen 33 Stimmen den Abrüstungsvorschlag der unbedingt ^pazifistischen Arbeiterparteien verworfen und mit 106 Stimmen vegen 30 auch deren Ersatzvorschlag, das Verteidigungsbudget auf Höchstens 25 Millionen Kronen jährlich zu begrenzen,- beschlossen