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Dresdner Journal : 15.04.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190204154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-04
- Tag 1902-04-15
-
Monat
1902-04
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 15.04.1902
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A»rK»dt«»»»»«e»ühren: ve,n««»ret»r Dir Zeile kleiner Schrift 7 mal gespaltener» Antik W Dresdner Herauögegeberr von der König!. Expedition de» Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine», Werktag« nach« » Uhr. M85 1902 Dienstag, den 15. April nachmittags Amtlicher Teil ^VehSrde vekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Leit. AM Md Wissenschaft. ansstrich (Eingesandt) di« »eile mittler Schrift oder Gebühren - Ermäßigung bei Sfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« i« Uhr für die nach mittag« erscheinende Nummer. Mit Genehmigung deS König!. Finanzministeriums wird der Name der Station Breitingen an der Linie Leipzig-Hof ab 1 Mai 1902 in „Breitingen- Regi»/ umgeändert. "td Ziiiz! ßtultstinlltin ßn Zilhsislhri Ztutstistißshit». Zufolge einem Telegramm deS „Reuterschen Bureaus" enthält jene von den Burenführern Kitchener gemachte Mitteilung dem Vernehmen nach jedoch wenig mehr als die Bitte, man möge ihnen gestatten, den Telegraphen zu be nutzen zur Befragung Krügers und der Buren- delegicrten in Europa betreffs der Grundlagen eines Abkommens, das man vorzuschlagen beabsichtige; bisher seien als Ergebnis der Klerksdorper Kon ferenz der britischen Regierung keine umfassenden oder abschließenden Vorschläge gemacht worden. Demgegenüber wird über den mutmaßlichen Inhalt deS durch Kitchener seiner Regierung übermittelten Burenbericht- zusammenfassend von oem Londoner Korrespondenten der „Cöln. Ztg." gemeldet, daß die dortigen höheren politischen «leise die Ankunft der Burenführer in Pretoria insoweit als einen Fort schritt auffaßlen, als die Transvaal- und Oranje- Freistaatler nunmehr übereingekommen seien, auf gemeinsamem Boden wegen der Uebergabe zu unter handeln. Ueber diese Thalsache, sowie über den Inhalt ihrer Verständigung seien am Sonnabend abend Nachrichten Kitcheners eingegangen; eS stehe fest, daß die mit der Frage der Garantie für die allgemeine Waffenstreckung verknüpfte Amnestiefrage Schwierigkeiten mache. Die von den Burenführern angenommenen Bedingungen müßten zunächst von ihren Truppen gutgeheißen werden. Deshalb frage sich, ob die in ihren Reihen fechtenden Kaprrbellen, sowie die fremden Abenteurer dazu geneigt sein würben, wenn nicht gewisse Zusicherungen erfolgten. Die Regierungskreise äußerten sich hinsichtlich des Ausgangs der Verhandlungen noch keineswegs zu versichtlich. Außerdem liegen heute Meldungen über ver schiedene kriegerische Ereignisse vor, die wie folgt lauten: Nach einer Drahtnachricht Kitcheners vom 13. April aus Pretoria griff Oberst Colen- brander am 8. April BeyerS Lager an, Oberst Murray wurde dabei schwer verwundet, Leutnant Lincoln getötet, ein Leutnant und fünf Mann ver wundet. Der Verlust des Feindes an Toten, Ver wundeten und Gefangenen betrug 106 Mann. — Die Streitmacht deS Obersten Terman wurde in der Nähe von Bulfontein von einer an Zahl stärkeren feindlichen Macht angegriffen; ein Offizier, zwei Mann sind gefallen, 14 Mann wurden verwundet und ein Teil einer Patrouille gefangen. — In West- Transvaal in der Nähe von Rooiwal griff der Feind am 11. April den Obersten Kekewich an. Es ent spann sich ein heißer Kampf, der Feind wurde zurück geworfen und ließ 44 Tote, darunter den Kom mandanten Potgieter, auf dem Schlachtfelde. 34 Ver wundete und 20 Unverwundete wurden gefangen. Der Verlust der Engländer war: ein Offizier und fünf Mann tot, 52 Verwundete. Bei der Verfolgung erbeutete Oberst Kekewich zwei Kanonen und ein Maschinengrschütz. — Lord Kitchener berichtet ferner aus Pretoria vom 14. d. MtS.: Seit dem 5. April sind von verschiedenen britischen Abteilungen 55 Buren gelötet, 43 verwundet und 167 gefangen genommen worden; fünf haben sich ergeben. In der Kapkolonie halten sich die Buren noch in verstreuten Trupps auf, die zumeist nach dem äußeren Westen gezogen sind. — Nach einer gestern in London veröffentlichten Verlustliste ereignete sich am 13. April beiMachavic('i) ein Eisenbahnunfall, bei dem 13 britische Soldaten umgekommen und 13 verwundet worden sind. Der Krieg in Südafrika. Ueber die FriedenLverhandlungen liegen uns heute besonders wichtige Mitteilungen nicht vor. Während Schatzkanzler Hicks Beach im Londoner Unterhause gestern seine Budgetrede hielt (zu vergl. Tagesgeschichte London), wurden dem Kolonialsekretär Chamberlain Telegramme überbracht, die sich, wie man anzunehmen hat, auf diese Verhandlungen bezogen. In der nämlichen Sitzung erklärte der Erste Lord des englischen Schatzes Balfour unter dem Beifall des Hauses, eine Botschaft der Buren führer sei der Regierung durch Kitchener am Sonn abend mitgeteilt worden; es sei eine Antwort auf diese Botschaft gesandt worden und die Regierung erwarte weitere Nachrichten. Wird Zurücksenduna der für die Schnftleüna, bestimmt«:, «der von dieser sicht rin- geforderten Beitrag« bean sprucht, so ist da« Postgeld beizufüge». Die Zelle keiner Schrift der M 7 mal gespaltenen Antündi» IMNlM. ff Dresse», 8. April. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist der König!. Hofkaplan Eberhard Klein zum zweiten geistlichen Rate bei« Likariatsgericht ernannt worden. Dresses, 3. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Probst des Klosters Marienthal, Anton Viel- lind, und die Äbtissin dieses Klosters, Michaela Vanrik, die ihnen von Sr. Majestät dem Kaiser von Österreich verliehenen OrdenSauSzeichnungen, und zwar Probst Vielkind das Ritterkreuz des Fnuu-Zoseph-Ordens und die Äbtissin Waurik de» Elisabeth-Orden 2. Klasse, annehmen und anlegen. Gnmuumgeu, Versetzungen re. tm öffentl. Dienste. Im SeschLftSbereiche de« ev.-luth. LandeS- corsiftorium» sind solgrnde Stellen im regelmäßigen tSchyaug« verfahren zu besetzen: da« Pfarramt zu Zabeltitz mt Sirzig (Broßenhain). — Cl. Vl (A). — Coll. Kammer- »m vr. v Frege-Weltzien auf Zabeltitz; da« Pfarramt zu lreuen (Auerbach). — El VII (8). — Coll.: Rittrrguts- befiyer geh Hofrath Opitz auf Treuen ob. Theil«; da-Pfarr- mt zu Gittersee (Dresden II). — Cl. I. — Coll.: da« ev.-luth Landrsconfistorium. — Dagegen wurden an gestellt dez besdrdert: Friedrich Wilhelm Karl Neubauer, Vikar m Annaberg, al« EphoralhilsSgeiftlicher in Glauchau; Gott hold Saido Päßler, Hllf«aeistlicher in Treuen, al» Diakon»- daselbst (Auerbach); Han« Krug, Diakonats Vikar in Meerane, als Hilssgeistlicher in Harthau (Chemnitz II); k. Carl Wil helm Förstemann, DomdiakonuS in Freiberg, al« Pfarrer in Colmnitz (Freiberg); Johanne« Wilhelm Walther ktüdiger, Pfarrer in Rüdigsdorf, al« Pfarrer in Mülsen- kt. Jacob (Alauchau); Or pkil. Friedrich Johanne« Loth, Lphoralhilfsgeiklicher in Glauchau, al« Hofpitalprediger in Unnaberg und Pfarrer von Sleinrücker-walde (Annaberg); ?. Heimann Zillinger, III Diakonu» an der Martin Luther- kirche in Diesdev, al« Archidiakonu« daselbst (Dresden I). die häuslichen Dienstleistungen noch auf die Land wirtschaft; dagegen bildet die Vorlage insofern eine wesentliche Neuerung, als sie nicht vor der Schwelle der Familie Halt macht, sondern auch die Kinder davor zu schützen versucht, daß sie von ihren Eltern im Uebermaßc zur gewe» blichen Arbeit herangezogrn werden. Wir sagen absichtlich, daß in dem vorliegenden Entwürfe die Herstellung eines solchen Schutzes „ver sucht" wird; denn man hat sich im Bundesräte den Bedenken, die gegen eine Regelung der Kinderarbeit in solchen Betrieben sprechen, in denen der Arbeit geber ausschließlich Familienangehörige beschäftigt, nicht verschlossen, sondern darüber eingehende Er wägungen angestellt. Auf Grund der letzteren aber ist die Notwendigkeit eines solchen Eingreifens an erkannt und trotz der Schwierigkeiten einer aus reichenden Kontrolle, wie geschehen, beschlossen worden, da schon dadurch viel gewonnen worden ist, wenn überhaupt Bestimmungen bestehen, die eine un zulässige Kinderbeschäftigung für die Folge auS- schließen und die den Eltern einen Maßstab dafür geben, waS sie ihren Kindern ohne Gefahr für deren körperliche und geistige Entwickelung zumuten dürfen. AIS Kinder im Sinne deS Gesetzes gelten Knaben und Mädchen unter 13 Jahren sowie Knaben und Mädchen über 13 Jahren, die noch zum Besuche der Volksschule verpflichtet sind. Als eigene Kinder im Sinne der Vorlage gelten: 1. Kinder, die mit dem, der sie beschäftigt, oder mit dessen Ehegatten bis zum dritten Grade verwandt sind, 2. Kinder, die von dem, der sie beschäftigt, oder dessen Ehegatten an KindeSstatt angenommen worden sind oder be vormundet werden, 3. Kinder, die dem, der sie be schäftigt, zur gesetzlichen Zwangserziehung überwiesen worden sind, sofern die Kinder zu dem Hausstande dessen gehören, der sie beschäftigt. Ueber die Be schäftigung eigener Kinder wird bestimmt, daß diese unter zehn Jahren im Handelsgeschäfte gar nicht und in anderen Gewerben nicht in der Zeit von 8 Uhr abends bis 8 Uhr morgens beschäftigt werden dürfen. Im Schankbetriebe ist die Beschäftigung eigener Kinder gestattet, doch können durch polizeiliche Ver ordnung Beschränkungen angeordnet und kann den Knaben unter 12 Jahren, sowie den Mädchen die Bedienung der Gäste untersagt werden. Eine gesetz liche Regelung der Beschäftigung eigener Kinder im Schankbetriebe ist als nicht gangbar erachtet worden, weil diese Verhältnisse in den Städten und auf dem Lande so verschieden liegen, daß der örtlichen Re gelung der Vorzug gegeben werden muß. In bezug auf die Beschäftigung fremder Kinder ist bestimmt, daß diese bei Bauten, Ziegeleien, Stein- klopfereien und in einer ganzen Reihe von Betrieben, die als gesundheitsschädlich anzuschen sind, nicht ver wendet werden dürfen. In Weikstätten, die von diesem Verbote nicht betroffen werden, dürfen Kinder unter 12 Jahren gar nicht, solche über 12 Jahre nicht von 8 Uhr abends bis 8 Uhr morgens und während der Schulferien auch nicht länger als vier, außerhalb derselben drei Stunden täglich beschäftigt werden. Für Schaustellungen und Schankwirtschaften ist Kindern unter 12 Jahren die Beschäftigung völlig, solchen über 12 Jahre nach 9 Uhr abends verboten. Zum Austragen von Waren und zu Botengängen ist die Beschäftigung von Kmdern von über 10 Jahren nur von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends und nicht länger als drei Stunden täglich gestattet, Sonntags dagegen darf diese Beschäftigung nicht länger als zwei Stunden und nicht nach 1 Uhr nachmittags, sowie in der letzten halben Stunde vor Die Kegelung der Kinderarbeit in gewerb lichen Betrieben. Der Entwurf eines Gesetzes über Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben ist dem Reichstage zur verfassungsmäßigen Beschlußfassung zugegangen. ES kann nicht bezweifelt werden, daß die vorgeschlagenen Maßnahmen die Billigung unserer Volksvertretung finden werden, zumal der dringende Wunsch einer Regelung der gewerblichen Kinderarbeit auch außer halb der Fabriken und der diesen gleichstehenden An lagen nicht nur von Aerzten, Schulmännern und Fabrikinspektoren, sondern in weiten Kreisen der Be völkerung bereits zum Ausdruck gebracht worden ist. Eine Aenderung an den bisher schon bestehenden reichsrechtlichen Beschränkungen der Kinderarbeit durch den neuen Entwurf herbeizuführen, ist nicht beabsichtigt, die darin vorgeschlagenen Bestimmungen sollen vielmehr eine notwendige Ergänzung des bereit- bestehenden gewerblichen Kinderschutzes dar stellen Demzufolge beziehen sie sich auch weder auf dem Gottesdienste und während diesem statlfinden. Sollen Kinder beschäftigt werden, so hat der Arbeit geber vor dem Beginn der Beschäftigung der OrtS- polizeibehörde eine schriftliche Anzeige zu machen, worin die BetriebSstätte und die Art des Betriebes anzugeben ist. Nur gegen Einhändigung einer Arbeitskarte ist, außer bei gelegentlichen, einzelnen Dienstleistungen, die Beschäftigung eines KindeS gestattet. Soweit die wesentlichen Bestimmungen der Vor lage. Welche Zahl von Kindern bei dem vor- geschlagenen vermehrten Ardeiterschutz in Betracht kommt, ist aus den bezüglichen Erhebungen ersicht lich, die im Jahre 1898 angestrllt worden sind. Danach sind 532283 gewerblich beschäftigte Kinder in noch nicht oder noch schulpflichtigem Alter er mittelt worden, von denen über die Hälfte, nämlich 306 823 in der Industrie, nahezu ein Drittel, nämlich 171 739 Kinder als Austräger, Ausfahrer, Laufburschen oder Laufmädchen beschäftigt waren, während in Gast- und Schankwirtschaften 21620, im HandelSgewerbe 17 623, und im Verkehrswesen 2691 Kinder gezählt worden sind. Die ermittelte Zahl aber bleibt hinter der Wirklichkeit noch zurück, da nicht alle Teile des Reiches und nicht alle Zweige gewerblicher Thätigkeit berücksichtigt werden konnten. Bei diesen Erhebungen ist ferner festgeftellt worden, daß die Kinderarbeit nicht nur in für Kinder un geeigneten, sondern auch in gesundheitsschädlichen Betrieben vertreten war. Sodann ist von Arbeits zeiten für Kinder in einzelnen Hausindustrien bis zu zehnstündiger täglicher Dauer und von lang dauernder Nachtarbeit bericht«! worden. Diese Zu stände erheischen dringend eine Regelung, und eine solche wird hoffentlich m erfolgreicher Weise durch den vorliegenden Entwurf herbtigeführt werden. Von einzelnen Seiten erfährt die Vorlage bereits An fechtungen, weil sie angeblich nicht weit genug gehe. In diesen Dingen, wie in der Sozialreform über haupt, kann aber nicht ander s als mit größter Behutsamkeit verfahren werden. Man möge übrigen- den Gesichtspunkt nicht außer acht lassen, daß eine mäßige Beschäftigung von Kindern insofern »ihre Berechtigung hat, als sie geeignet ist, die Kinder an körperliche und geistige Thätigkeit zu gewöhnen, den Sinn für Fleiß und Sparsamkeit in ihnen zu erwecken und sie vor Müßiggang und anderen Ab wegen zu bewahren. Es liegt also in einer maß vollen Beschäftigung der Kinder ein sehr wesentliches und nicht zu unterschätzendes erziehliches Moment. In diesem Sinne dürfte die neue Vorlage geeignet sein, segensreich zu wirken und in den imposanten Bau unserer Sozialreform einen neuen wichtigen Stein einzufügen. „Der SchreihatS", „Die Prise", „Han« Huckelein, der Unglücksrabe", „Da» Pustrohr", „Da« Bad am Samstag abend", vor allem aber auch sein berühmteste« Werk: „Max und Moritz, eine Bubengeschichte in sieben Streichen", da« eine der populärsten Schöpfungen der deutschen Litteratur überhaupt ist Al« dann Busch« „Heiliger Antonius von Padua" erschien, da bekam die fröhliche Muse unsere« Maler- Dichter« auch Gegner Busch hatte mit seinem Werke nicht die Religion treffen wollen, weniger noch die katholische Konfession an sich, sondern ihre Auswüchse. Dem „heiligen AntoniuS" folgte ein Werk mit ähn licher Tendenz „Die fromme Helene" und später der „Pater FiluciuS". Seine Trilogie „Abenteuer eines Junggesellen", „Herr und Frau Knopp" und „Julchen", ferner „Fipp» der Affe", „Stippstörchen für Aeuglein und Orhrchen", „Der Fuchs und die Drachen", „Plösch und Plun" und viele andere ähnliche Werke zeugen von der schier un erschöpflichen Quelle seines Humors, die aber schließlich doch versiegte, ,l« Busch sich vor etwa 20 Jahren in seine dörfliche Einsamkeit zurückzog. Indessen eine« Werkes ist hier noch zu gedenken, seine« Büchlein« „Kritik de« Herzen«", da« uns Busch nur als Dichter, nicht al» Maler vorführt und keineswegs auch durchweg al« Humoristen Busch giebt in diesem Merkchen gleichsam ein Tagebuch in Versen, Stimmung-bildchen, Aphorismen und dergleichen, ost ganz herrliche Einfälle von poetischem Feingehalt, und Gedichte ergreifender Art, die ihm überhaupt oft ganz musterhaft gelangen E« ist wenig bekannt, daß der große deutsche Humorist, der so leicht mit seinen Schöpfungen unbändige Heiterkeitzu erzeugen vermag, durch seine Dichtungen ernsterer Art tiefste Rührung hervorzubringen vermochte. Seine Toten- klage beim Hinsterben seine« Freunde«, de» Maler bann aber doch sehr bald, vatz die Kunst sein Ledcnt- beruf sein müffe, und ging, von einem Maler ermuntert, nach Düsseldorf, wo er im Antikensaal fleißige Studien betrieb. Dann aber zog ihn das Studium der Holländer nach Antwerpen, wo ihm erst eigentlich der wirkliche künstlerische Sinn geweckt wurde. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Heimat und bei dem Onkel in Luethorst siedelte Busch nach München über, wo sich namentlich der Direktor der Akademie Kaulbach für ihn interessierte. Aber nicht da« akademische Studium hat die eigen artige Kunst Buschs zur Reife gebracht Die seltene Frucht „Originalität" wächst eben nicht im Treibhaus der akademischen Zucht. Zu geselligem Verkehr bildete sich unter den jüngeren Künstlern der Verein „Jung- München", der in der Wahl de» Namen» schon einen gewißen oppositionellen Standpunkt verriet An jedem Sonnabend abend erschien in diesem Kreise eine feucht fröhliche Kneipzeitung, deren Hauptmitarbeiter Busch war. Hier entwickelte sich seine Begabung, Karikaturen zu entwerfen, wobei Busch al» besondere Stärke die Fädigkeit zeigte, mit möglichst Wenigem da« Wesent lichste zu treffen. So kam er denn auch einmal auf die Idee, einen seiner so entstandenen Bilderscherze an die „Fliegenden Blätter" zu senden, und da diese den Beitrag (I85S) mit großem Vergnügen aufnahmen, schuf er mehr der gleichen. Den ersten einzelnen Bilderscherzen folgten lange Bildergeschichten, sein« bekannten „Münchner Bilderbogen" entstanden in dieser Weise, und bald war der Name Wilhelm Busch so bekannt, daß sich die Verleger um seine Werke rissen Hallberger in Stuttgart, Fr Bassermann in München, natürlich aber auch immer nach wie vor Braun u Schneider, die Ver leger der „Fliegenden Blätter", haben eine Reihe von Werken Busch« veröffentlicht, dir eine herzerquickende Quelle echten Humor» bilden: „Die kühne MüllerStochter", Wilhelm Busch. Za ftiae« 70. Geburt-tage (1V. April) von Berhard Reder. ,,An all unserem Aerger sind andere schuld. Da» teste Mittel aber, um bei guter Laune zu bleiben, ist die stet« richtige Erkenntnis, daß man selber nicht» taugt." Diese« Mittel zur Erhaltung der guten Laune, da» ge« legartlich einmal Wilhelm Busch gab, zeigt ihn un» al» echten LebenSphilosophrn, al» den er sich stet« vor allem bewährt hat Daß Wilhelm Busch der größte lebende Humorist Deutschland« ist, sowohl mit der Feder al« auch mit dem Zeichenstifte, da« ist wohl längst anerkannt, nicht nur von seinen deutschen VolkSgenosien, sondern auch von anderen Nationen; Jean Grand-Carteret, der berühmte französische Gelehrte, nennt Busch den „Fürsten im Reich« der Karikatur" Ja dörflicher Einsamkeit, in Wi«s«ndahl, einem stillen Eckchen de« ehemaligen Königreich« Hannover, dicht an der Grenze von Preußen und Hessen, wurde Wilhelm Lusch heute vor 70 Jahren, am 15 April 1832 al« da« erste von sieben Kindern eine« wohlhabenden Kauf mann« geboren. „Mein Vater war Krämer", so erzählt Busch, „klein, krau«, ruhig, mäßig und gewissenhaft; stet« besorgt, nie zärtlich; zum Spaß geneigt, aber ernst gegen Dumm- tzeiten. Sr rauchte stet« Pfeifen, doch al« Feind aller Neuerungen niemal« Zigarren, nahm daher auch nie mals Kerbhölzer, sondern blieb bei Zunder, Stahl und Stein oder Fidibu« Jeden Abend spazierte er allein durch« Dorf, zur Nachtigallenzeit in den Walk Meine Mutter, still, fleißig, fromm, pflegte noch dem Abendessen zu lesen Leide lebten einträchtig und so häuslich, daß «inst über 20 Jahre vergingen, ohne daß sie zusammen -»«fuhren" Die Erzrehung der Kinder log tun Ettern m erster Linie am Herzen, und waren sie auch in allem anderen sparsam, in diesem Punkte wurden keine Kosten gescheut So haben denn auch drei der Söhne studiert, während zwei sich zum Kausmann«stande ausbildeten Eine Folge dieser liebevollen Sorge der Eltern war e«, daß Wil helm Busch frühzeitig nach Ebergötzen in das HauS de» Mutterbruder« Pastor Klein kam, der ihm ein liebevoller Lehrer und milder Erzieher war „Gleich am Tage nach der Ankunft in Ebergötzen", so schrieb Busch, „schloß ich Freundschaft mit dem Sohne deS Müllers Wir gingen vorS Dorf hinaus, um zu baden Wir machten eine Mulde au« Erde und Wasser, die wir Peter und Paul nannten, überlleistertrn un« damit von oben bis unten, legten un« in die Sonne, bi» wir inkrustiert waren wie Pasteten, und spülten » im Bach wieder ab Da« Bündnis mit diesem Freunde ist von Dauer gewesen Alljährlich besuche ich ihn und schlafe noch immer sehr gut beim Rumpumpeln de» Mühlwerke« und dem Rauschen de« Wasser«. Auch der Wirt de« OrteS wurde bald mein guter Bekannter, weil er ein Piano besaß" Bei diesem Bekannten sand der Knabe «inen dicken Notenbank, der durchgeklimpert wurde, und freireligiöse Schriften jener Zeit, die begierig verschlungen wurden Daneben wurden fleißig Märchen gelesen, gezeichnet, Forellen gefischt und Vögel gestellt. Von Ebergötzen kam Wilhelm Busch im 15. Leben«- jahre nach Lüethorst, wohin der Onkel versetzt wurde. Aber schon im folgenden Jahre bezog Busch di« polytechnische Schule in Hannover, da er, nach dem Wunsche de« Vater«, eine praktische Thätigkeit, etwa diejenige ein«« Maschinen bauer« erlernen sollte Bei dem Pastor Klein war Busch drauf und dran gewesen, al« Jmmenpächter nach Brasilien zu gehen, und nur die besorgte Liebe der Mutter batte ihn davon zurückgehalten. In Hannover blieb Busch zwar einige Jahre, glänzte dort auch in«besondere in der Mathematik, erkannte
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