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ZS.Iakrp Nummer 291 Sonnlag. IS. Dezember 19SK Eduard vill. Hal England verlassen sqrtstl«lül«a; Dr—d*«-»., P,N««ftr.». 8«rin»f «Ml ». «01» a«Ichrst»st<ll<, vr«k «» vnlo,: »er«m8« Buchdilükr«! ». v«,l<, Th. ». E. «>"kU. V«lt«lstr»z, 1f, S«,«r«t »101», Posts-«»: Ur. KM, vaelr StadlbaM vrerdr« Ur. 04787 vrrlogiU Drrrdri'. «nplgknprtls«! dl« lspaMg« » mm dr.lt« g.Il« » VH4 sNr gamMenan,«!»«» U VI» FUr Platzwlli»!-« Unn«u wir Ms« <v«wi>h, laste». Im Fall« oon HSHer.r Tew-tt. »«rd-l, et-tre»«««, VUrUd» »Srung-o ha» d«r Be,1«h«, «d«r Wrrbungtrtlbead« »«Nu «* jpiUchi. «all. dl« g«Uu», I» btschrLak»«« Uml-um. a«^»it«t oder nick, rrlcheint Ersilllungsor» IstDreod««. Ursch«IiU U mal wv-enM-. Monatlich«! v«,ug»pr«I, durch Trüg«« «lalchl. «> VI». d»m. « Psg. TrNgcrlohn 1.70; durch dl« Post 1.70 elnlchllrhllch VoftNbrrwri,ungogebNhr, zuzüglich iS Psg P°st-<1«stkN»rN>. WM «Intrlnummrr 10 Psg.. Sonn. - Nesttagrnummrr U Psg. M M M M MM MM M Ubbrftellungen mllstrn lpStrstrno «Ine Woche vor W> «e,ug-,-I, Ichrlllllch b-lm «erlag «Ingegangen M M M M M M M M M M lr!l,«, düsten kein« «bbepellunge» M M M M Volkssettuns Abfchiedseffen auf Schloß Windsor Das Reiseziel des ehemaligen englischen Königs noch unbekannt London, 12. Dez. An Bord eines Kriegsschiffes hat der bisherige König von England, E d u a r d V 111., in der Nacht zum Sonnabend seine Heimat verlassen. Er traf In Begleitung mehrerer Herren seines Gefolges kurz nach 2 Uhr im Hafen von Portsmouth ein, wo das Schiss alsbald die Anlier lichtete, lieber sein Retseziel Ist End. gültiges auch seht noch nicht bekannt. Nur wenige Stunden vor der Abreise halte der ehemalige König in seiner aus Seit« 5 dieser Ausgabe verössentlichten Nundsnilbansgrache von den Bölbern des britischen Reichs als Herrscher Abschied genommen. Es ist wohl kaum übertrieben, wenn gesagt wird, das; in dieser Stunde nahezu die gesamte Bevölkerung Englands vor den Lautsprechern stand, um jetzt den König selbst zu hören, nachdem bisher nur die Negierung, das Parlament und die Presse gesgrocln'n hatten. In den Thea- tcrn, in den Lichtspielhäusern und überall da. wo größer« Men- söxmmengcn versammelt waren, spielten sich wahrend der llebortragung bewegte Szenen ab. und vielfach brack-en die Zn- höier in Tränen aus. Auf Schlotz Windsor, von wo aus Eduard Vllll, seine Ab. Dle Anterhausausfprache über das Abdankungsgesetz London, 12. Dezember. Das engliscl»« Unterhaus behandelte am Freitag in allen Lesungen das Gesetz zur Abdankung König Eduards VHI. Als sich Ministerpräsioent Baldwin von seinem Sitz erhob, begrüß!« Ihn starker 'Beifall des Hauses. Baldwin erklärte einleitend, daß das Gesetz nur sehr weniger Worte der Erläuterung bedürfe. Vier Dominions, nämlich Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika, hätten Ihren Wunsch zum Ausdruck gebracht, in dieses Gesetz mit ein geschlossen zu iverden. Er wies auf die Notwendigkeit des neuen Gesetzes hin, weil für eine Abdankung und ein« Thron- folge nach einer Abdankung keine gesetzliche Vorsorge getrosten sei. Das Gesetz sei ferner erforderlich, um den König und seine Erben von der Thronfolge auszuschlietzcn. Baldwin streifte dann die Heirntsbestimmungen i,n königlichen Hause auf Grund des Gesetzes vom Jahre 1772, wonach kein Mitglied der königli<l>en Familie ohne die Zustimmung des Monaräpm heiraten dürfe. Es würde aber selbstverständlich falsch sein, diese Bestimmungen auf den König und seine Nachkommen anwcnden zu wollen, die mit der Annahme des Gesetzes jedes Recht auf die Thronfotzse verlören. Nach Baldwin sprach der Führer der Opposition, Attlee. Der Redner erklärte, das; die Labour-Party das ltzesetz anneh men iverde, uni dem Wunsche des Königs zu entsprechen und ein Kapitel in der Geschichte Englands zu ixenden, das zu den trau rigsten gehöre. Ein neues Kapitel müsse l>cgonncn werocn und darum wünsä-c er das Gesetz zu unterstützen. Die Labour-Partp sei aber wegen grundsätzlicher wirtschaftlicher Aenderungen in Sorge. Sie wolle sich nicht in Diskussionen über Monarchie und Republik einlassen, es müsse aber der Wille des Volkes regie ren. Er halte es weiter für notwendig, das; man sich schnellstens wieder den Fragen der Lebensbedingungen oes Volkes und Staa tes sowie den Problemen -er Weltpolitik zuivende. Mit l»cson- d^ier Betonung sagte Attlee dann, er glaube, das; der Monarchie ein schlechter Dienst durch gewöhnlicl»« Schmeicheleien erwiesen werde. Man habe versucht, die Monarchie mit einem wirklichkeits fremden Heiligenschein zu umgeben, um eine falsche Ebrsurcht vor dem Thron zu erzeugen. Das habe zu einer Verkennung der tatsächlichen Lage geführt. Der Redner gab der Hoffnung Ausdruck, daß ein neuer Anfang gemacht iverde. Er halte es für nottvendig, daß die konstitutionell« Monarchie das «zeocn- tvärtigc Zeitalter überlebt. Aevn Tete und sechs GasverMeie in München Folgenschweres Gasunglück schiedsansprache hielt, hatte König Georg VI. am gleichen 'Abend zu Ehren seines Bruders ein Essen gegeben, an dem sich die Mitglieder der königlichen Fami- lie, darunter die Königin-Mutter Mary, beteiligten. Beim Verlassen von Windsor bereitete die Bevölkerung dieses englischen Residenzstädtchcns dem säpstdenden Mmmr<t>eu einen herzlich» Abschied. Richtigstellung imhegriiudeter Gerüchte London, 12. Dez. Preß Association meldet: Nach der Abdankung König Eduards VIII. wurde amtlich fesstzcstcllt, das; alle Gerüchte, das; er nach seiner Abdankung das Land verlassen und außer halb des britisä)«n Weltreichs lelxn müßte, unrichtig seien, und daß der König in keiner Weise gezwungen sei, das Land zu verlassen, oder außerhalb des britischen Weltreiches zu leben. Eine ähnlich Erklärung hatte bekanntlich auch der General staatsanwalt abgegeben. Das Ken«zeirl)«n der Monarchie von Keule solle im Inieresse der Kron« und des Weltreiches Einfachheit sein. Für die Oppositionslibcralen erklärte hierauf Sir Archi bald Sinclair die Bercitsäpift seiner Partei, dem Gesetz zu- zustimmcn. Der Spr«ä>er der unabhängigen Labourgruppe, Marlon, brachte einen Zusatzantrag ein, in oem zum Ausdruck gebracht wurde, daß die fetzigen Vorgänge deutlich die ltzefahr gezeigt lstitten, die dem Lande und dem britiscl>en Reich daraus drohte, daß alles an einer erblichen Monarchie hinge Frieden und Wohlstand des Volkes erforderten vielmehr eine republikanische Regierungsform Um diesen Antrag entspann sich eine Aus sprache, in die auch Sir John Simon eingriff. Unter dem Beifall des Hauses erklärte der Inn« nmi - nister, daß er nicht beabsichtige, sich des längeren mit dem Antrag auseinanderzusetzen. Er wies die Vorwürfe des linken Flügels gegen die Monarchie als solcip!'zurück und erklärte, er glaulx, der ülxinliegenden Stimmung des Hauses und des Vol kes Ausdruck zu gehn, wenn er sage, daß die britische Monar chie, die als Symbol der Einigkeit des Weltrciclx's gelte, den Stoß iilx'rwinden und gestärkt daraus hervorgehen werde, so ernst er auch sein möge. Unter starkem Beifall erklärte Simon dann weiter, daß der Mille des Volkes ausschlaggebend sein werde Wenn das Ge setz angenommen fei iverde ein neuer Mann den Thron bestei gen, oer schon die Achtung -es Volkes gewonnen habe. Sir Austen Chamberlain, der nach Sir John Simon für die Konservativen sprach, wies daraus hin. das; man im Volk in dem König des Landes einen Freund und in der Mo narchie einen Schutz sehe. Die Angriffe Marions auf di« Mo narchie wies er entschieden zurück. Auf den Kommunisten Gallacher, der natürlich den Antrag unterstützte und die Monarchie angriff, folgten noch einige Ali- geordnete oer Opposilionsliberalen. In der Debatte, in die mehrfach der Vorsitzende eingriff, wuden von diesen Rednern Fragen der Ansprüche der königlichen Familie und des Vc r m öge n s des scheidenden Monarchen kurz berührt. Der Vorsitzende brach jedoch diese Debatten kurz wieder ob. Der G e n e r a l r e ch t s a n w a l t erklärte dann, oaß er eine Kur-« Erklärung zu den angeschnittenen Fragen ab- gelxm werde. Er führt« ans. daß die Geldmittel aus der Zivil liste und den Einnahmen der Herzogtümer Cornwall und Lan- cester stammten. Diese Mittel, die augenblicklich dem König zur Verfügung stünden, würden an seinen Nachfolger, den neuen König, übergeben, und sobald das G-''tz anaenommcn sei, werde tFortsctznng aus Seile 2,) -München, 12. Dez. In der Nacht zum Sonnabend er- »sgnete sich in München ein schweres Unglück. Vermutlich durch Bruch einer Rohrleitung strömt« In drei Anwesen an der Wlnzererstraß« in großen Mengen Gas aus. Die Bewohner die- ser Häuser wurden Im Schlaf« überrascht. Hierzu gibt da» Polizeipräsidium München bekannt: „vergangen« Nacht ereignet« sich in dem Häuserblock Winzerer-Schelling-Straß« durch ausströmend«» Gas ein schiveres Unglück, dem 9 Personen zum Opser sielen. Wei. ter« 6 Personen erlitten Vergistungen. Bel den von dem Unglück Betrossenen handelt es sich durchiveg um Per- sonen, die Erdgeschoßioohnungen inne halten. Im Hause Win- zerer Str. :lk sind zwei Frauen und ein Mann getötet worden. Zivei weitere Personen wurden mit Bergistungserscheinungen ins Krankenhaus gebrach«. Im Haus« Winzrrer Straße 38 fanden zwei Frauen und zwei Männer den Gastod. Im Anwesen WInzerer Straße 40 wurd«n zwei jung« Männer durch das Gas getötet. BZeltere 4 Gaskranke wurden Im Haus« Schellingstraße 188 ausgesunden. Dl« Ursache der Entstehung der Gasaus strömung sich« nochntcht einwandfrei fest. Die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen.- Baldwin Als die ersten Nachrichten über die Dinge, die UM Iden König vargingen, in die Öffentlichkeit durchsickerten, gab es eine Gruppe von Engländern, die sofort auf das heftigste gegen die Regierung und das Parlament pole misierte. Sie scheint nicht sehr gras; gewesen zu sein, aber sie wurde doch stark beachtet. Die Zeitungen schrieben, Vie Meinung des Volkes in der Königsaffäre sei sehr ge spalten nud drohe die Einheit der Nation zu sprengen. Tie englische Regierung hatte in den letzten Zähren zweifellos an Prestige eingebüßt. Ihre Haltung gegen über Deutschland in verschiedenen Fragen, der Abessinien konflikt, der undurchsichtige Kurs gegenüber Spanien, das alles waren Fragen, in denen das englische Volk vielfach anders dachte als seine Negierung. Ein Funke Premierminister Baldwin nach der Verkündung der Ah. dankung Eduards VIII' im Unterhius. sPressephoto, M.) Konnte das schwelende Feuer der Unzufriedenheit zur Explosion bringen. Es stand also auch für die Regierung sehr viel auf dem Spiel. Und trotzdem ist jetzt dem englischen Premierminister das große Kunststück gelungen, daß er gefestigt und ge stärkt aus der Krise hervorgeht. Ganz allgemein ist die Auffassung, daß die Rede Baldwins am Donnerstag, als er in der historischen Stunde der Abdankung sprach, ein Meisterwerk war. Sie hat Licht und Schatten so verteilt, daß ein Bild ent stand, das sich in die Psyche des Engländers in bewun dernswerter Harmonie einfiiblte. Dramatisch rollten die einzelnen Phasen der Krise vor den Mitgliedern des Par laments, ja vor der Tribüne der ganzen Welt ab. Monu mental einfach die Aneinanderreihung der Geschehnisse, nicht durch die Gloriole eines falschen Pathos verbrämt. Kein Wort zuviel, aber auch keines zu wenig. Hier hat der höchste Beamte des Reiches seine Pflicht getan, hat eine Mission erfüllt, die im privaten Leben eines gewöhn lichen Sterblichen höchst undankbar gewesen wäre. Die aber von ungeheurer Tragweite sein konnte, wenn sie bis zur letzten Konseguenz hätte durchgeführt iverden müssen. So dachte das Volk und stellte sich hinter seinen höchsten Staatsmann. Baldwin ist heute 69 Fahre, der frühere König 12. Der Altersunterschied ist groß, und trotzdem versichert Baldwin, daß beide, der König und er. Freunde geblie ben seien. Die „Morning Post" äußert in ihrem Leit artikel vom Freitag Worte der Bewunderung für Bald win und schreibt, daß sich kein anderer Ministerpräsident dieser schweren Aufgabe besser hätte entledigen können. Es müsse für den Ministerpräsidenten ein Trost sein, zu wissen, daß er durch die Art, in der er das ganze Pro blem belmndelt bade, noch mehr als bisher das Vertrauen der Nation verdiene. Soviel Anerkennung hat Baldwin schon lange nicht mehr gehört. Auch die „Times" findet