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Zweites Blatt W Marandt, Hoffen, Siebentehn und die Amgegenden Amtsblatt II« No. 27 S7. Jahr« Sonnabend, den 4. März 18S» sll! 3»m Ssnntaa« Nculi k)7. 4 ' (ÄrzA Psalm 57, 4: Gott sendet Seine Güte und Treue. t rajstrte Gesicht des Fürsten schaute. r. uff. sich zur uuhe Sie so spät iam em-n oen er glücklich daheim antraf, soeben im Begriff, zu begeben. »Hilf Himmel, welche H oböpsst bringen mir noch!* Mit diesem Ausruf schob der Hauplmmn richeinl möcheMch oreunal uno zwar Lwnsiags, Donnersrags uuo Sonnavenos. — Bezugspreis oierleljäyrlich 1 Mt. 80 Pf., durch die Post vezogeu 1Mk. 55Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. bin zu E>S gefroren in dem Wetter, wie Haden Sic mich un gebührlich warten lasten.* »Ja, dafür sind wir auch Beide gründlich geäfft worden,* brummte Karl halb ärgerlich, halb lachend, »der Henker hole alle Doppelgänger, — >ch sage mich los von dem Bündniß*. »Aber was ist denn nur geschehen,' fragte Stelling er staunt. »Waren Sie es nicht, der diese tolle Jagd in Scene gesetzt und mich zum Postenstehen verurtheilt Hal?* »Freilich war ich der Narr und möchte mich selber ohr feigen dafür. Ich muß Ihnen nur sagen Doktor, daß wir auf einem Holzwege in Betreff dieses Fürsten gewesen sind; er ist nicht der oollbärtige Graf Rheins von Helgoland, das steht fest bet mir, wenn er ihm auch sehr ähnlich steht, Haltung des Kopfes, Klang ver Stimme ist anders. Ihr sauberer Eduard Fürst hat diese Rolle gespielt, wie es damals bereits feststand und er ist es auch, der auf Herrn Erdmann geschossen; — die Sache ist Oar, der Haß gegen die Firma erklärlich, während er bei dem Fürsten völlig grundlos erscheint. Gnade Gott diesem Burichen, wenn er mir irgendwo in's Garn läuft, ich werde keine Umstände mit ihm machen." Stelling erwiderte kein Wort auf diesen langen Erguß; unmutyig und enttäuscht grollte er im Stillen diesem dlafiilcn „Kaffeesack* und ärgerte sich, mit ihm überhaupt eingelassen zu haben. So erreichten sie das Thor und den noch immer harrenden Wagen, dessen Kuttcher noch ziemlich ungehalten war über daS lange Warten. Während Karl vor seinem Hause ausstieg, ließ der Doktor sich noch zum Hauptmann W tzleben fahren, Stuhl hin, während er sich selber noch rasch eim Pfiffe stopfte Stelling eizähtte in einer leicht begrefl'chen Aufregung das Abenteuer in St. Georg und sein nutzloses ShUd- wechchhtN. »Menn dieser Gebhard, den ich stets für einen Halbweg vernünftigen, wenn autz vollständig blastcten Manschen ge halten, nicht spute Abend einen Anfall von Geistesstörung er litten, will ich dazu verdammt sein, ein ganzes Jahr lan- Postev zu stehen,* setzte er, sich zornig durch die Haare fahz rend, hin,u. - Witzleben, der still und aufmerksam seiner Erzählung ;u- gehört, that jetzt einen mächtigen Zug auö seiner Pfeife und nickte erregt vor stch hin. »Lassen Sie mir den Gebhard ungeschoren,* versetzte er, »der weiß stets, was er laut. Auch heute Abend traf er dos Richtige; nur schade, daß er stch von dem schlauen Fuchse überlisten ließ.* „Ueberlisten, ja so etwas wird es wohl sein, — >m Ueb- rigen war der junge Herr zu stolz, mir Genaueres über sein Zusammentreffen mit dem Fürsten niitzutheUen. Nun aber möchte ich doch gern w ssen, was Sie in seinem Falle gethan hätten, Herr Hauptmann?" ,,Das ist schwer zu sagen, — so viel steht fest, daß ich ihn nicht legitim begrüßt haben würde. Ich werde mich morgen früh zu Herrn Gebhard begeben, um das Nähere von ihm zu erfahren. Daß wir diesem Fürsten, den selbst Sie für den echten halten und der von der Polizei beschützt wird, nichts anhaben können, ist selbstverständlich, vielleicht begegnen w>r ihm einmal als Vollbart —" „Nun, da sind wir ja auf gleichem Pfade —- „Mit dem Unterschiede nur, daß ich den Fürst und Sie den Fürsten in ihm suchen; — sehen Sie, Doktors es ärgert mich zu sehr, dag ein solcher Grünling einen so gcw egten Menschenkenner wie den jungen Gebhard, mit seiner Fäcsten- rolle hat überlisten können." „H rrgotl, es ist zum Verrück-werden,' rief Stelling in komischer Verzweiflung sih erhebend, »ich lass- auch morgen beim Fürsten anmelden, um Zug um Zug die Aebnlichkeit zu üudiren, d. h. wenn er mir die Zeit dazu läßt. Gute Nacht, Hauptmann, — ich werbe von nun an den Zufall walten lassen, möge mein Freund mir verzeihen, aber den Verstand will ich doch nicht darüber verlieren." Er reichte ihm die Hand und schritt hinaus. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. d B sd Ä är die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Milsdrufs. sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Doch nur einen Augenblick währte diese Ueberraschung, schon im nächsten Augenblick hatte er seine ganze Kaltblütigkeit wieder gewonnen und dicht auf den Fürsten zutretend, sagte er ruhig: »Guten Abend, Herr Graf v. Rdema, wenngleich Sie mit Ihrem Ehrenwort auch Ihren prächtigen Vollbort einge büßt haben, und mit diesen beiden vielleicht auch Ihren Namen und zeitweiligen Stand, so dürfen Sie bei mir doch nicht auf Durchführung Ihrer Rolle rechnen, obwohl Sie ein ganz vor- lr-ffucher Schauspieler zu sein scheinen —" „Und Sie ein ganz kompletcr Narr, mein Herr!* unter brach ihn der Fürst verächtlich. »Wenn Sie etwas von mir wünichen, vielleicht eine Unterstützung, dann nehmen Sie hier meine Karte und finden sich morgen in Streits Hotel ein. Vor Raubgesindel und Wegelagerern werde ich mich zu schützen wissen.' Er zog bei diesen Worten ein Etui aus seiner Brusttaschc, nahm eine Karte aus demselben und überreichte sie Karl mit einer herablassenden Bewegung. Dieser nahm die Karte und sti ckte sie, ohne sie eines Blickes zu würdigen in seine Rocktasche. »Ich brauche Ihre Legitimation im Grunde nicht,* be gann er ruhig, »möchte Ihnen, der Sie sich heute Fürst * * *, morgen Graf Rhema und übermorgen vielleicht gar Eduard Fürst nennen, nur noch sagen, daß ich Ihr Gegner von Helgo land , also noch nicht todt bin, daß Sie den heutigen Mord md-ssen wohl auf dem Gewissen behalten müssen. Ferner, daß ich nicht gew'llt bin die günstige Gelegenheit unbenutzt vorüber gehen zu lassen, ohne Revanche von Ihnen zu fordern.' »Das ist in dec That etwas mehr als spaßhaft, mein Herrl' rief der Fürst laut, „ans welchem Tollbaule sind Sie entsprungen? — Ach so,' setzte er plötzlich, wie sich besinnend hinzu, »jetzt geht mir ein Licht auf, — die unlelige Doppel gängergeschichte heftet sich schon wieder an meine Fersen. Ja, das ist nun leider mein Lerhängniß, dem ich nicht zu ent rinnen vermag. Es iß ein Verhängmß, mein Herr, und hätte ich nicht übel Lust, der Farce ein Ende zu machen, so oder Io. Darf ich um Ihre werthe Adresse bitten?' fügte er im ver, kindlichsten Tone hinzu, »oder wollen S>e mich morgen Vor mittag um elf Uhr im Hotel besuchen? — Ich will jedenfalls für Sie zu House sein.' Er lüftete höflich seinen Hut, wickelte stch fest in seinen Mantel und entfernte stch raschen Schrittes. Karl blickte ihm einige Minuten unbeweglich nach und stampite dann zornig mit dem Fuß. »Da steh' ich nun, ich armer Thor! Und bin so klug als wie zuvor," murmelte er, langsam dem Thor zuschreitend, »wollte diesen Mann überrumpeln und mußte nun selber die Waff.n strecken.' Bevor er noch aus dec Allee war, kam ihm Dr. Stelling athemlos entgegen. »Soeben passtrte er das Thor,* keuchte er athemlos, „ich sich aus seinem Versteck herausgewagr. Dos Wetter war un angenehm, ein eisiger Wind hatte die Nebel allerdings verjagt, dafür indessen ein unerträgliches Gemisch von Schnee und Regen gebracht. ,O, Clementine,* seufzte der anscheinend so blastrte Mann, „wenn Du es wüßtest, was ich Deinethalben ertrage, Du wärest am Ende im Stande, Mitleid mit mir zu fühlen, und vom Mitleid zur Liebe ist nur ein kleiner Schritt.* Dann mußte er an den Dr. Stelling denken, der eben falls zum Postenstehen verdammt war, welcher Gedanke ihn so sehr belustigte, daß er alles Unangenehme vergaß und stch als passionirtel Jäger auf den Anstand träumte, begierig, das ersehnte Wild, sobald es stch zeigte, aufs Korn zu nehmen. Eine halbe Stunde mochte vergangen sein, unser Jäger begann ungeduldig zu werden; schon wollte er seinen W nkel verlassen, als die Thür des Eckhauses sich öffnete und der Er wartete erschien; er hatte den Hut tief in die Stirn gedrückt und den Mantelkragen so hoch emporgezogen, daß man von seinem G-sichte höchstens die Nasenspitze zu erkennen vermochte. Ohne sich umzublicken, schritt er rasch der großen Allee zu, und eben so rasch folgte ihm Karl. Der Erstere verdoppelte seine Schritte und blieb bann plötzlich, als Karl ihm dichtauf den Fersen folgte, bei einer Laterne stehen. Langsam schlug er den hohen Mantelkragen herab und blickte mit vornehm nach lässiger Haltung den etwas verdutzten Karl an, der in das glatl- lusßl -andfluchtig vor Saul, aber auch außer Landes in schwebend, verbirgt sich David, der gesalbte ui einer Höhle in den „Schatten der Fittige D^n auch Angst und Gefahr können ihm sein Inicht erschüttern. Sein Herz bleibt getrost, lv« ch m derTiefe triumphirt es: Gott sendet Seine Güte i d Treue. Dr - . - (Fortsetzung.) ' klopfendem Herzen, das Karl mehr dem raschen Lauf. UI.; Ä n 1'^" Erregung zug-stehen mochte, näberte er sich u ? k ""en langen, dunkeln Mantel gewickelt, en E Meisen Gedanken verloren, oder mit irgend einem Ent- -iiN L' - kämpfend bahmschrUt. ten Fürst * * * sein, soviel Karl sich von seiner H - K erinnerte; wenn er nur einen Blick auf sein G-- äh l-w-Zweifel jedenfalls gelöst werden. L-' ' So Fremde Schritte v.nter sich vernahm, drückte er . §0»'rl d'e Augen und eilte rasch vorwärts. Doch "18^'sin 'b" "icht "'eder los, bis Erst-rer um die Ecke ge- l.» spurlos wie in die Erde hinein verschwunden war. spähte der junge Mann umher, er mußte in drückt?^ — stand fest, aber in welches? >n m einen Winkel, wo das trübe Licht der "",ch " kimitte, und war fest entschlossen latt N ^e Post,,an nicht eher aufzugeben, bis der Fuchs 'de§ i. der langen Straße voll Unfall und voll Herze- du wir das Leben nennen, kommt der Wanderer in die Lage Davids. Wohl Denen, die in Trübsal Acngsten dann auch Davids Zufluchtsort kennen. le die meisten Pilger eilen mit flüchtigen: Fuße an der lleren Höhle vorbei, die nur dem Auge des Glaubens entdeckt, und suchen Schutz auf Bäumen, die der erste - / ö"" Boden wirft. Sie fühlen wohl mit David, 6itM^^n unter Löwen ist mein Leben", aber sie sind ferne Asti" ii Davids süßem Tröste: „Gott sendet Seine Güte ittet i> Treue." zsvoül Der Glaube allein findet die rettende Freistatt, die Flüchtigen offen steht. Wie kommt es nur, daß so diesen Glauben haben? Woher unter unseren ... stenten, Freunden, Berufsgenossen der erschreckende , »gel an herzlichem Vertrauen auf die unfehlbare Für- lreuen Gottes? Die Schuld liegt nicht am WlEMn Gottes, das uns Modernen so warm entgcgcn- wie dem landflüchtigen Sohne Jsais, sondern die ^Wuld liegt an den Herzen der Menschen. Das sind Tavidsherzen mehr. Sie wollen nicht abhängig en bei? von einer höheren heiligen Macht. - M Zeile der Liebe Gottes nennen sie Fesseln und ' die im Jahrhundert der Freiheit von dem er- : ttHkr stuen, der Zucht entwachsenen Menschen zerrissen werden „Wenn diese „freien" Leute nur auch glückliche Uber je weiter wir uns von Gottes Herzen >erdc i kl desto unglücklicher werden wir. Die Blumen rdev und duftlos, die du dem Sonnenlichte ent eil dunkle Kammern bringst. Das gilt auch (^enschxnblumen, die sich selbst dem Glanze des öcha^/s Mn Lichts entziehen: sie verlieren Glanz und Duft. „^Meich ein Flüchtiger, war David doch ein glück- -^ann Das Bewußtsein: ich bin in meines Gottes kann mir nichts geschehen, als was Er hat das schwächste Herz stark und erfüllt auch Gemüther mit gewaltiger Kraft. Erfahrungen, die größten Anfechtungen Minen dem Christen als planvoll geordnete Schickungen —darum i^ »als ganz geringe Sachen", die Wasser auch über unsere Seele, ertrinken ion« de» ms verderben nicht. Eine Planke schwimmt neu Eckst,/«Men, an die klammern wir uns. Gott sendet und Treue. eng^ y-'i " Doppelgänger. - I Original-Roman von Emilie Heinrichs. Nachdruck verboten.