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Blatt Amts des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrathes sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor« Purzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. HescHästsstelken: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarljDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. zu. Wulsnih Königsbrück, Kadeberg, Kadeburg, Moritzburg und Umgegend Als Beiblätter: I. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements -Preis Vierteljährl. 1 Mk. 2ö Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Druck und Verlag L. Förster'« Erben ViNUNdMu^igstSU AkhlMNg. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. Mittwoch. 77. 27. September 18ÄS. Nachdem die Maul' und Klauenseuche in den Gehöften Cat.-Nr. 302 und 195 in Grotzröhrsdors wieder erloschen ist, wird die über genannten Ort verhangene Ortssperre aufgehoben. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 23. September 1899. von Crdmannsdorss. Zum gbonnemenl aus das mit dem 1. Oktober » v. beginnende IV. Quartal öes Wulsniher Wochenblattes, Amtsblatt des Kgl. Amtsgerichts n. des Stadtrathes zu Pulsnitz ladet die unterzeichnete Expedition ergebenst ein. Diejenigen Abonnenten, welche unser Blatt durch die Post beziehen, wollen ihre Bestellungen möglichst sofort er neuern, damit in der Zustellung keine Unterbrechung statlfindet. Unserem Blatte ist jede Woche eine „Jllustrirte Beilage" mit Erzählungen der besten Schriftsteller, sowie monatlich eine „Landwirthschaftliche Beilage", welche außer allerhand Nützlichen Nachrichten für die Landwirthichaft auch solche für's Haus und den Garten rc. enthält, beigegeben. Der Bezugspreis beträgt 1 25 Zahlreichen Abonnements entgegensetzend, zeichnet hochachtungsvoll Expedition des Pulsnitzer Wochenblattes. H. L. Aörster's Krve«. Die südafrikanische Frage. Noch immer zögert man in London, die letzten Conse quenzen aus der aufs äußerste zugespitzten Lage in Südafrika zu ziehen, auch in dem am Freitag akgehaltenen englischen Ministerrathe sind noch keine endgiltigen Beschlüsse hinsicht lich eines sofortigen entscheidenden Vorgehens in dem schwe benden Conflict mit Transvaal gefaßt worden. Dieses Zögern der englischen Regierung, das Woit auszusprechen, durch welches die Kriegsfurie in Südafrika entfesselt werden würde, erscheint freilich begreiflich, wenn man erwägt, daß die Engländer mit ihren Zurüstungen auf den drohenden Krieg noch weit zurück sind, während die Boern jeden Tag, jede Stunde kräftig losschlagen können, falls dies irgendwie in ihre Dispositionen paffen sollte. Seit Wochen ist zwar in den englischen Blättern von der Absendung beträchtlicher Truppenmafsen aus Indien wie aus dem Mutterlands nach dem Cap die Rede gewesen, aber in Wahrheit befinden sich bislang kaum einige Tausend Mann englischer Truppen auf dem Wege nach Südafrika, dieselben würden aber dort im Verein mit den dort befindlichen englischen Streitkräften noch nicht im Entferntesten genügen, dem schlagfertigen Boernheere die Spitze zu bieten. Offenbar hatte das Mini sterium Salisbury bisher geglaubt, die Boern würden es ernstlich nicht aus einen Kampf mit der Weltmacht England ankommen lassen, sondern vor den englischen Forderungen zu Kreuz kriechen, anders könnte man sich wenigstens nicht die Lässigkeit Englands in seinen Kriegsvorbereitungen er klären. Das entschlossene Gesammtverhalten Transvaals läßt aber nunmehr keinen Zweifel mehr daran übrig, daß die Transvaalboern, im Vertrauen aus ihre gute Sache, ihre oft erprobte kriegerische Tüchtigkeit und nicht zum Mindesten auch auf das mit ihren nächsten Stammesgenoffen, den Boern des Oranjefreistaates, abgeschlossenen Schutz- und Trutzbündniß, nicht daran denken, vor den Zumuthungen des seegcwaltigrn Albion zurückzuweichen, sondern dieselben mit gewaffneter Hand abzuweisen. In den leitenden Londoner Kreisen scheint denn auch all» mählich die Erkenntniß auszudämmern, daß man sich von dem Kriegsungestüm des Colonialministers Chamberlain viel zu sehr hat beeinflussen und hinreißen lassen, und daß ein Krieg mit den beiden Boernstaaten denn doch kein militäri sches Kinderspiel sein würde. Dazu kommt dann noch das Bedenken, ob nicht die zahlreichen Afrikander, die in Capland und Natal lebenden Ansiedler holländischer Abkunft, in einem solchen Kampfe schließlich die Partei der ihnen stammesverwandten Boern ergreifen würden, womit sich die Engländer einem weiteren und ebenfalls gefährlichen Gegner gegenübersähen. Käme es jedoch wirklich zu einem activen Eingreifen der Afrikander in einem etwaigen Krieg zwischen England und den Boern zu Gunsten der letzteren, also zu einer offenen Ablehnung des holländischen Elements in Cap land und Natal gegen England, so stünde alsdann die Existenz der englischen Herrschaft in Südafrika auf dem Spiele, nichts Geringeres! Diese ernste Perspective für England ist zwar vorerst noch im weitem Felde, denn die Afrikander würden es sich gewiß reiflichst überlegen, ob sie wirklich die Waffen gegen ihre englischen Herren erheben sollen, die Engländer würden einen solchen Kampf sicher mit der Kraft der Verzweiflung und mit größter Schonungslosig keit gegenüber den „Rebellen" führen. Immerhin darf sie englischerseits nicht aus dem Auge gelassen werden, und es ist wohl möglich, daß der Scheu der englischen Regierung den letzten entscheidenden Schritt in der Transvaalcrisis zu thun, mit Rücksichten auf die Afrikander zu Grunde liegen. Schließlich gilt es für die britische Politik, bei einem Kriege in Südafrika auch die allgemeine Lage zu erwägen. Augenblicklich hat ja England die Hände in seiner auswär tigen Politik frei, und so könnte es bei den drohenden krie gerischen Verwickelungen im Süden des dunkeln Continents seine ganze Kraft einsetzen Ob indessen nicht für Rußland und Frankreich, welche beiden Mächte doch die eigentlichen Concurrenten Englands in der Weltpolitik bleiben, die Ver suchung heranträte, für sich aus einem ernstlichen kriegerischen Engagement Englands in Südafrika Nutzen zu ziehen, das wäre doch abzuwarten; vor Allem hätte nachher Rußland eine überaus günstige Gelegenheit, seine so schon ausgezeich nete Stellung in Mittelasien und in China indirect aus Kosten des englischen Nebenbuhlers zu verbessern. Das alles sind ernste Erwägungen, die England bei einem südafrika nischen Kriege nicht übersehen darf, während cs daneben auch noch wenigstens mit der moralischen Unterstützung der Boern wohl fast seitens der gesammten gebildeten außereng lischen Welt zu rechnen hätte. Wie endlich etwaige englische Niederlagen gegenüber den Boern z. B. in Indien und im Sudan wirken würden, das wäre noch ganz unberechenbar, Aufstandserschcinungen an diesem oder jenem Punkte des britischen Weltreiches dürften indessen dann nicht unwahr scheinlich sein. So erklärt es sich denn, wenn man in Eng land noch immer zögert, das Schwert gegen die Boern definitiv aus der Scheide zu ziehen, aber lange kann diese Unentschlossenheit unmöglich mehr dauern, vielleicht, daß ihr die Boern selber ein Ende bereiten, falls England nicht noch einen diplomatischen Rückzug in der Transvaalcrisis antritt, wozu freilich kaum Aussicht ist. Oertttche und sächsische Angelegenheiten. — Die Verletzung des Briefgeheimnisses zieht ganz empfindliche Strafen nach sich; es ist daher ratsam, von fremden Briefen die Finger zu lassen. Nach dem Gesetze wird derjenige, welcher einen verschlossenen Bries oder eine andere verschlossene Urkunde, dis nicht zu seiner Kenntnis nahme bestimmt ist, vorsätzlich und unbefugter Weise öffnet, mit Geldstrafe bis zu 300 Mark oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft. — Dem Vernehmen nach wird seitens der Reichspost verwaltung die Einführung einer ermäßigten Portotaxe für sogenannte Geschäftspapiere, daß sind Prozeßacten, Rech nungen, Ladescheine und dergl. im Jnlandsverkehr geplant. — Das definitive Ende der österreichischen Guldenzet tel, die schon leit mehreren Jahren fast gänzlich durch die öffentlichen Kassen eingezogen und damit aus dem Ver kehre verschwunden sind, steht nunmehr nahe bevor. Die- selben haben nur noch bis Ende deS laufenden Jahres Giltigkeit. Kamenz. In Folge ihrer außerordentlich günstigen Schieß-Resultate winkt der 1. Compagnie 178. Reglements der Kaiserpreis, welcher nur alljährlich derjenigen Compag nie des 12. Königlich Sächsischen Armeecorps durch den Kaiser verliehen wird, welche die besten Ergebnisse im Schießen aufweist. Außer der genannten Compagnie kommt diesmal nur noch die 7. Compagnie des Leib-Gre- nadier-Regiements Nr. 100 für die Auszeichnung mit in Betracht. In militärischen Kreisen sieht man daher hier erwartungsvoll dem Eintreffen der entscheidenden Nachricht entgegen. Kamenz. Nach einer gütigst hierher gesandten Mit- theilung giebt es jetzt auch ein „Kamenz" bei Sydney in Australien. Carl Gotthold Lessing — geb. den 1. August 1829, Hamburger Bürger und Schiffskapitän, Sohn (17. Kind) des Gerichts-Canzlers Carl Friedrich Lessing (Bres lauer Linie) in Polnisch-Wartenberg, der am 28. Septbr. 1778 geb., -s 1848 26./4., des Dichters Pathe — hat sich ein Heim geschaffen bei Sydney in Australien und diese Besitzung „Kamenz" benannt. Es sind die Nachkommen der Familie Lessing-Kamenz jetzt in allen fünf Erdtheilen vertreten und ansässig. K. W. — Wie wir erfahren sind in der Nacht vom Sonntag zum Montag in Bernbruch bei Kamenz drei Bauer güter abgebrannt. Leider soll dabei auch viel Vieh umge kommen sein. Nähere Nachrichten fehlen noch. — Dem Landtage, der jedenfalls in der ersten Hälfte des November zusammenberufen werden wird, steht eine sehr arbeitsreiche Zeit bevor, denn die Zahl der von ihm zu berathenden Vorlagen ist schon jetzt so groß, daß die Dauer des beginnenden Landtages mindestens die gleiche Länge des vergangenen, sechs Monate, betragen wird. Die Vorlagen für eil) neues Baugesetz, sowie ein Enteig nungsgesetz, der Entwurf für die Pensionirung der Gemeinde beamten auf dem Lande und kleineren Städten sind bereits fertig gestellt. Dazu kommen die vielen Vorlagen, welche durch das neue Bürgerliche Gesetzbuch bedingt werden. Auch ist bereits ein vorläufiger Entwurf eines neuen säch sischen Wassergesetzes nebst Begründung ausgearbeitet und veröffentlicht worden. Dazu kommen die Vorlagen betreffs Uebernahme der Alterszulagen der Volksschullehrer auf die Staatskasse, die umfangreichen Bewilligungen für neue Bahnbauten und die Berathung des HauShaltplanes. Der neue Landtag wird sich auch wieder mit der Errichtung eines Verwaltungsgerichtshofes für das Königreich Sachsen beschäftigen und den umgeänderten Entwurf wohl ohne größere Debatten annehmen. Dresden. Wie wir erfahren, wird Herr Charles Ls. Pusinelli in Dresden, bislang Handlungsbevollmäch tigter der Dresdner Bank, am dortigen Platze, Wilsdruffer straße 13. Anfangs October ein Bank- und Wechselgeschäft unter der Firma CH. Pusinelli L Co. eröffnen. Herr CH. Pusinell', welcher einer angesehenen, seit über hundert Jahren in Dresden ansässigen Familie entstammt, verfügt über renommirte in- und ausländische Verbindungen und ist in der Lage, seinen Clienten in solidester Weise jede nur erdenklichen Vortheile zu gewähren. Die Bank wird ein permanentes Lager von erstklassigen Hypothekenpfand, briefen und anderen Anlagewerthen unterhalten, will aber auch der Ausführung von Aufträgen für die Dresdner, Berliner, Londoner und allen anderen Börsen die größte Sorgfalt angedeihen lassen. Nebenbei bemerkt, wurde den Herren CH. Pusinelli L Co. die Vertretung der hochange sehenen Bankhäuser E. Spiegel L Co. und Steinhart L Eiser in London, sowie der Cie. Gsnerale Transatlantique in Paris und Havre übertragen. Dresden, 25. Sept. In der Nacht zum Sonntag ließen sich in Niederwartha zwei feingekleidete Herren vom Eisenbahnzuge überfahren. Die Köpfe wurden direct vom Rumpfe getrennt. — Die großen Städte Sachsens haben sich erst unter dem Einflüsse der Eisenbahnen so rasch und stark vergrößert. Unmittelbar vor Eröffnung der ersten Eisenbahnstrecke, im Jahre 1837, lebten in Königreiche Sachsen in den Städten 549227 aus dem Lande 1102887 Menschen. Die länd- liche Bevölkerung war sonach doppelt so stark wie die städ tische. Nahezu 60 Jahre später, im Jahre 1895, hatte sich diese Bevölkerungsvertheilung bedenklich verschoben.