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Tloniglich Sächsischer Staatsairzcigcr. VerordnunOblatt der Ministerien nnd der Ober- und Mittelbchörden. Nr. 261. Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat DoengeS in Dresden, o- Freitag, den 8. November 1907. B«j«S-pr»i»r Beim Bezug» durch die Expebtttou, «rotz» Zwtaa»rstraß» 20, sowt» durch die Pott im Deutschen Reiche 3 Mart vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktag» uachmittag». — Fernsprecher Nr. 12»». Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der »mal gespült. AnkündiguugSseitt 25 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf »mal gesp. Textseite im amtl. Teile «OPf., unter dem RedaktionSstrich (Eingesandt) 7b Pf. PreiSermäßigg. auf «eschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Partei beleuchtet. Wenn der waschechte Sozialdemokrat lediglich die Interessen einer einzigen Bevölkerungsklasse vertritt, so ist es nicht zu verwundern, wenn daraus der Schluß gezogen wird, daß er objektiv zu urteilen überhaupt nicht imstande ist TaS Amt eine- Schöffen und eines Geschworenen verlangt aber eine solche Objektivität. Die Sozialdemokratie hat eS sich also selbst zuzuschreiben, wenn die Forderung einer Ausschließung ihrer Anhänger von den Schöffen und Geschworenenämtern ertönt Schimpfereien deS .Vorwärts" über angebliche Klassenjustiz im heutigen Staate können über die Logik dieser Schlußfolgerungen nicht hinwegtäuschen." und hat an demselben Tage die Reise nach Genua fortgesetzt Der auSreisende Ablösungstrantport für die Schiffe des Kreuzer- geschwaderS (FähnrichStranSport) ist mit dem ReichSpostd „Prinz Regent Luitpold" am 6 November in Ad«n kingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nach Colombo (Ceylon) fortgesetzt S M S „Königsberg" ist am 6 November von Kiel durch den Kaiser Wilhelm-Kanal nach Vlissingen in See Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Tcminaroberlehrern Eduard Richard Herrig in Annaberg, Heinrich Wilhelm Dreßler und vr. pftil. Gustav Richard Fritzsche in Dresden-Plauen, Karl Heinrich Wilhelm Plaul m Grimma, Karl Emil Drechsel in Löbau, vr. pbil. Ernst Hermann Tittel in Oschatz, Vr. pbil. Ernst Hermann Mehnert in Pirna, vr. pdil. Franz Theodor Kötz in Rochlitz, vr. pbil. Kobert Heinrich Günther in Waldenburg und Gustav Friedrich Oeser am städtischen Lehrerinnenseminar in Leipzig den Titel und Rang als „Professor" in der vierten Klaffe der Hofrang- ordnung zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Rittergutsbesitzer Vr. Harck auf Seußlitz das Ritterkreuz l Klaffe des Albrechtsordens und dessen Förster Noack die Friedrich August-Medaille in Silber zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Postboten Friedrich Alexander Willy Arnold in Dresden sur die von ihm daselbst am 15. August durch eine aus gezeichnete Leistung bewirkte Errettung zweier Kinder aus der Gefahr, mit einem Wagen, dessen Pserde durchgegangen waren, zu verunglücken, die bronzene Lebensrettungsmedaille mit der Befugnis zu verleihe», sie am weißen Bande zu tragen. Sekanntmachung, eine Anleihe -er Ltadt Chemnitz betreffend. Die Ministerien der Finanzen und des Innern haben zu der von der Stadtgemeinde Chemnitz beschlossenen Ausgabe von Schuldscheinen in Abschnitten zu 5000 M., 2000 M, tOOO M. und 500 M, welche auf den Inhaber lauten und seitens des Letzteren unkündbar sind, behufs Aufnahme einer mit vier vom Hundert jährlich zu verzinsenden Anleihe im Betrage von 12000000 M. nach Maßgabe des vorgelegten Anleihe- und Tilgungsplanes die nach tz 795 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erforderliche Genehmigung erteilt. Dresden, den 26. Oktober 1907. 1482110 Tie Ministerien der Finanzen und des Innern. ^61 Dem Postinspektor Steiner aus Danzig ist mit Wirkung vom 1 Mai 1907 ab unter Ernennung zum Ober-Post- mspektor eine Bezirksaufsichtsbeamtenstelle bei der Kaiserlichen Lber-Postdirektion in Leipzig übertragen worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen aus Grund von Art. 50 der Verfassung des Deutschen Reiches zu dieser Anstellung die landesherrliche Bestätigung erteilt haben, wird Lolches zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Dresden, am 2. November 1907. 52» Post-R Finanzministerium. 8559 Srue«»««ffen,Bersetzuugen re. im öffentliche» Dienste. Im WeschäftSdereiche des Ministerium» der Finanzen. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Himmelreich, seither Postpraktikant, als solcher in einer Ober - Postjeketärstelle, Bingel und Schöpft, seither Postsekretäre, als Ober-Postsekretär, bez als Postmeister in Schöneck (Bogtl). (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Zeitnngsschau. aber Sozialdemokraten im Schöffen» und Ge» fchworenenamte schreibrn die „Berliner Politischen Nachrichten": ,DaS sozialdemokratische Zentralorgan regt sich gewaltig darüber aus, daß die Forderung erhoben wird, Sozialdemokraten von den Schöffen- »nd Geschworenenämtern auSzuschlteßen. Die Aufregung ist unberechtigt Nicht einmal, vielemal ist von führenden Sozial demokraten geäußert worden, daß ihre Partei die Interessen nur einer Bevölkerung-klasse wahrnehme Noch neulich haben wir an der Hand eine» solche« Vorfall» den Charakter der Sozialdemokratie al» Klaffen- Im „Tag" stellt Aleri« Frhr v. Engelhardt Betrach tungen an über die neue russische Reichsduma Wir entnehmen daraus: Die russischen Wahlen sind noch nicht völlig abgeschlossen, auch sind die Berichte der offiziellen Telegraphenagentur nicht absolut genau. Immerhin ist das Wahlresultat so weit zu übersehen, daß gesagt werden kann: das Ergebnis ist außerordentlich günstig für alle Freunde und Verfechter einer gemäßigt fortschrittlichen Ent wicklung de» Reichs. Wie das neue Wahlgesetz eS erwarten ließ, hat die gemäßigt konstitutionelle Partei vom 17 Oktober, schlechtweg die Partei der „Oktobristen" genannt, de« bedeutendsten Ersolg davongetragen. Mit dieser Partei kann Stolypin an die nötigen Reformen herantreten Sie wird in der Duma ein gemäßigte- Zentrum bilden, um das sich etwa 150 Abgeordnete gruppieren dürften. Leider hat auch die äußerste ReaktionSpattel, der Bund de- russischen Volkes besser abgeschnitten, als ich hier voraussetzte ES sind bis jetzt 31 Abgeordnete, die dieser Verband in die Duma bringt. Puryschkewitsch undKrupen-ki sind wieder dabei TieHaupt- koryphäe, der große Iudenvertilger Kruschewan, fehlt dieses Mal. Mehr alS 80 Abgeordnete haben sich als parteilose Rechtsstehende, gegen SO als parteilose Monarchisten bezeichnet. Sollten d ese Un bekannten Anschluß an die Reaktion als Devise wählen, so würde diese eine mächtige Gruppe von gegen 150 Stimmen bilden Durch eine solche Konstellation würde das oklobristische Zentrum gezwungen sein, in allen fortschrittlichen Fragen mit der Opposition zu gehen; denn mit den uuversönltchen reaktionären Feinden der konstitutionellen Einrichtungen wird der Oltoberverband nicht Hand in Hand schreiten können. Die eigentliche Opposition weist bi- jetzt etwa 125 Abgeordnete auf Kadetten werden wohl kaum mehr als 50 in die Duma kommen Die übrigen Oppositionellen sind Sozialdemokraten, Progressisten, Mohammedaner, Polen, parteilose Linksstehende. Ausschlaggebend in der Duma wird sonach die Partei der Oktobristen mit ihrem Anhang sein. Auf diese Partei Hal der Ministerpräsident von Anbeginn gebaut Mit ihrer Hilse will er sein Programm einer Erneuerung de» SlaatSlebens auf konstitutioneller Grundlage verwirklichen In den beiden ersten russischen Parlamenten kam die Partei nicht zur Geltung WaS man von ihren Bekennern hörte, war nicht danach, große Hoffnungen aus sie zu setzen Das politische Kredo schien schwankend und verschwommen. Auch jetzt haben wir den Eindruck, daß innerhalb der Partei starke Strömungen nach verschiedenen Richtungen sich geltend machen. Während ein großer Teil der Lktrobisten für eine Einigung mit den Kadetten warm eintrat, verblieb die Parteileitung aus einem ablehnenden Standpunkt, während ein kleiner rechter Flügel sogar bedenklich mit den Reaktionären liebäugelte Al- geschloffene- Ganzes muß diese Partei, die jetzt die parlamentarische Leitung naturgemäß übernehmen wird, sich erst eine ausgesprochene Physiognomie bilden Mit den Reaktionären gibt eS kein Paktieren Dort vor allem wird der OktobriSmus eine feste Scheidewand ausführen müssen, will er dem Landeswohl dauernd dienen. Auch in der neuen Duma wird e» zu harten Kämpfen kommen. Drei ziemlich gleich große Gruppen werden in diesem Parlament um die Führung ringen. Das gemäßigte Zentrum ist zur Herrschaft be rufen An ihm wird eS liegen, das Land in die Bahn wahrer Reform und friedlicher Entwickelung zu führen unter der Voraus setzung, daß ein ehrlicher und fortschrittlicher Mann wie Stolypin am Ruder bleibt Hoffentlich erweisen sich die Oktobristen auf der Höhe, die sie erstiegen haben, als tatkräftige, arbeit-frohe und klare Reformer. Gewiß wird dan« den Kadetten, deren politische Un zuverlässigkeit leider noch größer war al- ihre unleugbar großen Talente und Kenntnisse, keine patriotische Träne nachgeweint werden " Te«tscheS Reich. Vom Bundesräte. Berlin, 7 November Ja der heutigen Sitzung de« Bundesrat» wurde Über den Gesetzentwurf betreffend, die Än derung des Börfengcsetzts Beschluß gefaßt Wie verlautet, wurde der Gesetzentwurf angenommen «uS dem banrrische« -lbgeordnelenftaufe. (W T «) München, 7 November Die Kammer der Abgeordneten setzte die Beratung de» Antrag» Müller-Meiningen, betreffend eine Reform der Kammer der Reichsräte fort Nach mehr stündiger Debatte wurde der Antrag gegen die Stimmen der Liberalen und der Freien Vereinigung abgelehnt (Wiederholt ) Koloniale». (W. T. B) Berlin, 7. November Kaiserliche Marine. S M. S. „Arcona" ist am 7. November in Amoy eingetroffen Der hrimkehrende Traniport der von den Schiffen de» Kreuzer- geschwader« abgelösten Offiziere und Mannschaften ist mit dem ReichSpostd „Göbrn" am 6 November in Neapel eingctroffen gegangen Berlin, 8. November Staatssekretär Dernburg ist von feiner Reife nach den Kolonien zurückkehrend heute früh 6 Uhr 42 Min auf dem Anhalter Bahnhofe eingetroffen A»Sla»d. Hum Besuche ves Kaiserpaars in (^nglanv. (W T. B) London, 8. November Viele Unterhaltungen sind in Portsmouth für den Besuch der deutschen Seeleute in Aussicht genommen worden Am Montag speisen die älteren Leute im Gebäude der Admiralität mit Admiral Bosanquet Am Diens tag frühstücken die deutschen und englischen Matrosen in der Marinebaracke, während die deutschen Offiziere Gäste des Vize admirals Robinson und seiner Lsfiziere sein werben Am Mittwoch findet ein Ball im Admiralitätsgebäude statt Am Donnerstag ist ein Empfang der Deckoffiziere beim Bürgermeister und ein Besuch de» Theaters geplant Am Freitag speisen die Dcckosfiziere in der Marinebaracke, während die Unteroffiziere den Zirkus besuchen. Tas französische tSclbbuch über Marokko. (W T «) Pari», 7. November TaS heute verteilte Gelbbuch über Marokko umfaßt den Zeitraum vom 13 Januar 1906 br» 21 Oktober 1907. E» beginnt mit mehreren Schriftstücken, in denen u a über Treibereien de» Maghzen in Mauretanien und an der sudoramschen Grenze Beschwerde geführt wird Sodann folgen Dokumente, welche die Ermordung de» Fran zosen Charbonnier und die hierfür vom Maghzen verlangte Genugtuung betreffen, weiterhin eine große Anzahl von Schrift stücken, die sich auf die Organisierung der französisch-spanischen Polizei beziehen Bemerkenswert sind einig« Berichte des Botschafter» Bihourd und de» Gesandten Regnault vom Januar 1907 über die Berufung de» Hauptmanns v Tschudi und de» Hauptmann» Wolf nach Fez. Regnault teilte am 16 Januar 1907 mit, der deutsche Gesandte Rosen habe ihm erklärt, daß die diesbezüglichen Behauptungen französischer Blätter unrichtig seien Eü handle sich weder um deutsche Militärmissionrn noch auch um einen Vertrag zwischen der deutschen Regierung und dem Maghzen, sondern einfach um eine Anstellung zweier außer Dienst stehender deutscher Offiziere seilen« des Sultans Der Zeitraum vom März bi« Juli 1907 umfaßt zumeist Schriftstücke, die sich aus die Ermordung des vr Mauchamp in Marrakesch und auf die von der ftanzösischen Regierung getroffenen Maßnahmen, insbesondere auf die Besetzung von Udschda beziehen Am 26 März 1907 berichtete der fran zösische Geschäftsträger in Berlin, Lecomte, daß der Unter- staatSsrkretär ihm au« Anlaß der Ermordung des vr Mau champ das Beileid ausgesprochen und erklärt habe, daß man die Aktton der ftanzösischen Regierung nur billigen könne, und daß keine europäische Macht ein Interesse daran habe, daß in Marokko der Haß gegen die Europäer Wurzel fasse. Sodann folgen der Bericht des französischen Geschäftsträger» in Tanger über dre Niedermetzelung von neun Europäern in Casablanca und die Rundschreiben des Ministers Pichon an die Botschafter in Madrid, London, Rom, Berlin, St Petersburg, Wien und Washington über die von der ftanzösischen Regierung beschlossenen Vorkehrungen; dann eme Depesche des fran zösischen Geschäftsträger» in Tanger vom 25 August, nach der er dem deutschen Geschäftsträger die Absendung de» Kreuzers „Du Chayla" nach Mazagan anreigt und hivzufügt, daß er die deutschen Staatsangehörigen, dre besonders gefährdet seien, da sie viel zu weit außerhalb der Befestigungen von Mazagan wohnten, der Fürsorge des Kommandanten des Kreuzers empfohlen habe. Der deutsche Geschäftsträger habe für diese Mitteilung gedankt Weiter wird berichtet: Der französische Geschäftsträger in Berlin teilte am 5 August mit, er bnhe den Staatssekretär v Tschirschky von der Entsendung ^e« Kreuzers „Du Chayla" nach Mazagan verständigt, worauf der Staatssekretär gedankt und bemerkt habe: ..Angesichts solcher Ereignisse find wir alle solidarisch Zweifeln Sie nicht daran Man wird unter diesen Umständen die Loyalität unserer Politik beurteilen können " Zum Schluffe betonte Hr v Tschirschky noch einmal die Notwendigkeit, baldigst die Polizei >n den Häfen zu organisieren — Am 7 August berichtet Cambon, er bade Hrn v Tschirschky die Note über die am 5 August in Casablanca stattgesundenen Ereignisse überreicht Hr v Tschirschky habe gesagt: „Seien Sie versichert, daß Sie alle unsere Sym pathien haben " Cambon bemerkte weiter, der Staatssekretär reise morgen nach WühelmShöhe zum Kaiser; er habe ihn ge beten, dem Kaiser zu sagen, wie sehr man in Frankreich dankbar sei für die Gesinnungen, die der Staat«sekretär in bett«ff der Aktion auSgefprvchen habe, zu der Frankreich infolge seiner