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«L. Jahrgang. AK S18 Sonntag, 18. November 1S17. L8SS DrHtanschrifi: «uchrichteu LreÄde». Fernsprecher-Sammelnummer: «LL41. Rur sür Nochtgespräche: 20011. /5 -17^/ /vv-w-»/-/ /KN Schristltttuu- und Haupt-«schäst»Ittüt: Marieustraß« 3^40. Druck u, »erlag von Lirpsch « «eichartzt in Dresden. Bezugs-Gebühr LiV.! Anz-igen-Preis-.^V-W^'iALLAck^S-^ Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe (.Dresdner Itachr.") zulülstg. - Unoerlongte Schriitiillck« «erden nicht -ufbernährt. in Nummern nach San»- u. «e» vorausdezahl.—Setegdt. 10 Pj. Mv0t00LV8800L _mit 6er Liexelmarke" rur Stsrlcuna ckes lViageng unck 6er Verklauung sonne rur Kräktiming 6er Nerven. Cent in Orixinsl- klasctien. Versuna nrcli »usvirts. Depot: I-Lvsi» vresäeo, Kskkee 1^3511^0 Leestr Nncdmlttsgs: Salon- un6 Opernmuslk, abencks: Heiteres Programm. 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Durch unsere Siche, r»»g wurde« sie bereits ans der Linie Hornsriss—Ter, fchening feftgestellt «nd durch sofort angesetzten Gegenstoß »nserer Borpoftenstreitkräfte mühelos «nd ohne eigene Berlnste ab gewiesen. sW. T. B-i Der Chef de» Admiralftabs der Marine. Ser deutsche Abendbericht. Berlin, 17. Nov., abends. sAmtlich. W. T. R.j Bo» keiner Front sind bisher besondere Ereignisse ge meldet. veslemichisch-tMWrischer »rirgrbericht. Wie«. 17. Nov. Amtlich wird verlaittbart: Italienischer Kriegsschauplatz. Am Gebirge südwestlich von Feltee wird bei Schnee «»L Frost hartnLckig gekämpst. Unsere Regimenter er» stürmte« «ach Ueberwindnng zähe« feindlichen Wider, stanLeS de« Monte Prassola« «nd den Monte Penrna, wobei ein italienischer Negimentskommandant, v« Offiziere nnb 7SV Mann in unserer Hand bliebe». An der untere« Piave mußten auf dem Weftnfer stehende Srknndungsabteilungeu vor starker Gegenwirkung zurück, genommen werde». Im Mttndnngsdreieck ist die Lage un- verändert. An der Ostfront und in Albanien keine Ereia- »ifie von Belang. lW.T.B.s Der Chef des Generalstabs. Skstemichische Kriegslchiffe dir der Vi«ve- RSnduvg. Sie«. 17. Nov. Aus dem Kriegspresse quartier wird mittags gemeldet: Gestern vor» «nd nach, mittags griffe« Flotteneinheiten am linke» Flügel der »orgehende« Armee« die Batterieftcllnngen bei Cor, tellazzo an der Piavemüudnng dnrch schwere «nd mittlere Geschütze mit sichtbare« Erfolge an. Die Batterie« erwiderte» mit lebhaftem Lagenfeuer aus mittleren Ge» schütze«, ohne Schade« zu verursachen »der Verluste herbei zuführen. Außer wirkungslose« Fliegerangriffen keine feindliche Gegenwirkung. Ans der Gegend von Venedig kommende feindliche Einheiten zogen sich bereits bei Jnsicht- kommen wieder zurück. sW. T. B.s Mmemttm. Sie haben sich nun also doch zusammengefunden, die beiden ehemaligen Gegner, deren Feindschaft keine Grenzen zu kennen und völlig unversöhnlich zu sein schien. El«, meucoau, der 76 Jahre alte „Tiger", so genannt wegen der vaubtierartigen Wut, mit der er sich zeit seines Lebens aus seine politischen Widersacher und insbesondere auf alle Ministerpräsidenten zu stürzen pflegte, hat seine Schritte ins Elyssc gelenkt, nachdem sein Todfeind Pvincarö sich entschlossen hatte, ihn zu berufen, und wird sich nunmehr als wohlbestallter Kabinettschef der Kammer vorstellen. Das ist eine in jeder Hinsicht höchst eigenartige und be» merkenswerte Wendung in der innerfranzöstschen Politik, deren Kernpunkt darin besteht, daß die Sozialisten in ein« scharfe oppositionelle Frontstellung gedrängt werden, und die nach außen hin eine Auspeitschung des KriegSwilleuS bis zum höchsten überhaupt noch denkbaren Grabe bedeutet. Wenn Clömenceau jetzt seine Gegnerschaft gegen Potncare, die seit den Tagen der letzte» Versailler Präsidentenwahl den Hauptinhalt seines Lebens ausmachte, zum asten Eisen und sich selbst dem bisher bestgehaßten Feinde gerührt in die Arme wirst, so entpuppt er damit seine wahre Natur, die sich niemals mit irgendwelchen „Grundfäpeu" be schwert hat. Clömenceau war in der Hauptsache immer nur ein ehrgeiziger Streber, der seine eigene Person vor allem hochbrtngen und in den Vordergrund stellen wollte, und bei diesem Trachten kam ihm eine starke satirische Begabung, der er rücksichtslos frönte, zustatten. Bon diesem Stand-' punkte aus muß sein ganzes Verhalten beurteilt werden. Politisch huldigte er radikalen Anschauungen, weil er da mit die besten Geschäfte zu machen glaubte, vcrsilmiähte es aber durchaus nicht, gelegentlich auch einmal nach rechts hiuüberzufchielen und sich einen konservativen Anstrich zu gebest. Nur in einem Punkte ist er sich immer gleich ge blieben, in der Bekundung eines fanatischen Hasses gegen Deutschland, dem er sich stets mit völliger Zügellosigkeit überließ. In den beiden Marokko-Krisen der Jahre 1986 und 1911 war es Clömenceau, der alles daran setzte, um schon damals den Krieg gegen Deutschland zu entfesseln, und kurz nach Ausbruch des Weltkrieges sprach er im Senat das berüchtigte, jedes kulturelle Empfinden verleugnende Wort, man solle gegen die Deutschen wilde Hunde Hetzen. Bedenkt man diesen Grundzug im Charakter Clö- menccaus, so begreift mau auch, wie die Aussöhnung mit Pvincarö möglich gewesen ist; denn im Dcutschenhasse be gegnen sich die beiden und keiner gibt dem anderen darin etwas nach. Die Feindschaft Clömcnceaus gegen Pvincarö hatte lediglich einen persönlichen Grund und mar dadurch entstanden, daß Pvincarö bei der letzten Präsidentenwahl den damaligen Landwirtschaftskninistck Pams, den Kandi daten Clömcnceaus. aus dem Felde geschlagen hatte. In zwischen scheint nun der alte radikale Unruhestifter ctn- gesehen zu haben, daß der Sturz seines Feindes unter den gegenwärtigen Verhältnissen ihm wegen der Gegnerschaft der Sozialisten nicht den gehofften Gewinn zu bringen ver spricht. und deshalb hat er es vorgczogen, sich mit ihm aus- zugleichen, um sich in di« politische Mackst mit ihm zu teilen. Der PvlncariSmus ist also um eine Säule reicher geworden und wird nun mit erneuter Wucht nach dem Leitsatz han deln: „Krieg bis aufs Messer um Elsaß-Loth ringens willen!" Auf seiten Poincarös ist für die Versöhnung mit Clömenceau offenbar die Erwägung aus schlaggebend gewesen, daß er den Widerstand der Radikalen unschädlich machen mußte, wenn er das Damoklesschwert der ihn fortwährend bedrohenden Präsidcntschaftskrise am Hcrabsausen «och weiter hindern wollte. Die Frage ist nur, ob durch die Kombination Poincarö-Clömenccau eine krisen hafte Entwicklung, die auch das Staatsoberhaupt in ihren Strudel Hineinrcißt, noch auf längere Zeit hinaus verzögert werden kann. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, bereiten sich die Sozialisten im Einvernehmen mit einem. Teile der Radi kale» mit aller Macht darauf vor, die Zügel der Neuerung selbst in die Hand zu nehmen und in Verbindung damit den von thnen erstrebten Wechsel im Präsidentenamt herbei- zusührc». Die dret Kammergruppen der äußersten Linken, die sozialistische, die sozialistisch-republikanische und die radi kal-sozialistische Fraktion, haben gemeinsam den Be schluß gefaßt, nur ein Kabinett zu unterstütze», das einen ausgesprochen linksgerichteten Charakter trägt. Dieser Bedingung entspricht nzin aber bas neue Kabinett Clömenceau durchaus nicht, da Sozialisten in ihm überhaupt nicht vertreten sind. Auch die Radikalen werden in der Person des neuen Ministers des Innern, Pams, des Gegenkandidaten Poincarös bei der letzten Prä. stöentenwahl und des Schützlings Clömenceaus, schwerlich «ine genügende Bürgschaft für die Linksrichtung des Mini steriums erblicken. Die Bildung des Kabinetts Clömcn- ceau steht daher unter dem Zeichen einer heftigen Gegner schaft der Sozialisten und eines Teiles der Radikalen, die von Anfan- an auf etwa 198 Stimmen geschätzt wirb und die jeden Augenblick durch wetteren Zugang aus den Reihen der jetzigen Anhänger der Regierung vermehrt werden kann. Bet der erste» Abstimmung wird dieses Verhältnis freilich wohl noch nicht tn die Erscheinung treten, weil damit zu rechnen ist. ddß ein erheblicher Teil der Gegner sich der Stimme enthält. Die Geschichte des kurzlebigen Ministeriums Patnlcvö hat jedoch gezeigt, wie rasch ein« scheinbar große Mehrheit sich in eine Minderheit verwandeln kau« und da das Kabinett Clömenceau an gesichts der geschlossenen Gegnerschaft der Sozialisten.unter noch ungünstigeren Bedingungen ins Leben tritt als das verflossene Ministerium Painlevö, so ist kaum anzunchmcu, daß Clömenceau sich wesentlich länger als sein Vorgänger auf seinem heiß umstrittenen Platze wird behaupten können. Sobald auch Clömenceau abgewirtschaftet hat, ist aber nicht abzusehcn, wie Pvincarö sich noch einmal aus der ihn selbst bedrohenden Krise herausrettcn will. Wenn der von Blut und Haß triefende Poincarisinus, der Frankreich um Elsaß-Lothringens willen in den tiefsten Abgrund zu stürzen bereit ist, auch durch Clömenceau nicht gerettet werden kann, daun ist er nach menschlicher Vor aussicht überhaupt verloren. Die Sozialisten und ihre politischen Freunde auf radikaler Seite werden daun, io muß man annchmcn, auf ihrem Schein bestehen und end lich öle Berufung der Nationalversammlung nach Versailles zum Zwecke der Neuwahl eines Präsidenten, worauf sic schon so lange hinarbciten, durchsetzen. Die Vorgänge in Rußland »nd Italien können nur dazu bettragen, diese Entwicklung zu beschleunigen. Sozialistische Kampfansage an Clömencea». In der „Humanitö" schreibt der ehemalige sozialistische Minister Scmbat: Wir fürchten Clömencea» als Men schen: sein Charakter und die Wirkung seines Dcnkver mögens bilden für Frankreich eine überaus ernste Gefahr. Nnzusammcnhängendcs. launenhaftes Tempera ment und llnbestäiidigleit sind unheilbare Laster, die zu schweren Unglücken führen können. Das ist in absichtlick' gemäßigten Worten der Grund unseres wohlüberlegten und unerschütterlichen Widerstandes gegen C lö m cncea u. Lebhafte GesechtstittiML im Wester». Berlin, 17. Nov. In Flandern wurden am 16. November bei dem erfolgreichen Unternehmen an der Chaussee Dixmude-Bixschooie außer den 81 gefangenen Bel giern zwei Maschinengewehre erbeutet. Das in den frühen Morgenstunden des 16. November auf unseren Stellungen in Gegend Paschcnöaclc lie gende starke feindliche Feuer steigerte sich gegen 8 Uhr vor mittags zum heftigsten Trommelfeuer. Unsere Artillerie nahm sofort als stark besetzt erkannte feindliche Gräben unter wirksamstes Vernichtungsfeuer, worauf die feindliche Feuertätigkeit nachlicß und beabsichtigte Angriffe unter blieben. Vom B l a n k a a r t - S e e bis Bccelaerc unter hielt der Feind nachmittags lebhaftes Fe,uer, das sich nach verschiedenen heftigen Feuerübersällcn in der Gegend von Paschendacle erneut zum Trommelfeuer steigerte. A-^ifss- vcrsuche der Engländer wurden wiederum durch unser Feuer in ihrer ersten Entwicklung erstickt, Tic in dem schlammigen Trichterfeld und Wassergräben dichtmassicrten Engländer erlitten hierbei starke Verluste. Auf der Front zwischen der Bahn B p c r n — Stadc n und ?) p e r n — R o u l c r s nahm vom Nachmittage bis zum Abend das Feuer zu und lag kurze Zeit als Trom melfeuer auf unseren Stellungen nördlich Paschcndaelc, ohne daß die feindliche Infanterie angrifs. Auch nachts hielt heftiges Störungsfeuer gegen diesen Abschnitt und weiter südlich von Vecelaere an. Dem heftigen Minenseuer, das am Morgen des 16. November auf unseren Stellungen bei St. Quentin lag, ist kein Angriff gefolgt. Das starke Artillerie- und Mincnfeuer hielt jedoch hier mit kurzen Unterbrechungen den ganzen Tag über a». Nach kurzem Abflauen in der Nacht hat es am 17. November in den frühen Morgenstunden mit großer Stärke wieder eingesetzt. Auch in Gegend Bullecourt. Havrincourt, Vendhuille und Guillemont-Fcrme war die Feuertntigkcit gesteigert. Nordöstlich Soissons lag auf unseren Stellungen bei Neuville lebhafteres Feuer, Patrvuilleiigefcchte brachten uns hier Gefangene ein, während beiderseits N^ims mehr fache Patrouillenstötze des Gegners namentlich am Hoch berg unter Einbehaltung von Gefangenen blutig abgewiesen wurden. In Italien machen nach wie vor trotz ungünstiger Witterung die Verbündeten weitere Fortschritte. Oester retchisch-ungarische Truppen haben nach erbitterten Kämp fen die steilen Höhen des Monte Prassolan und Monte Peurne erobert und über 800 Gefangene eingebracht. <WTB,) Der Kaiser bei de» Märker« in Italien. Nach einem Bericht des „Verl. Lok.-Anz." hat der Kaiser in Uüine märkische Truppen besichtigt. In der Ansprache erinnerte der Kaiser an die Taten der Märker in Frankreich.und Galizien und führte weiter aus: Nun habe es aber noch Größeres gegolten: im Verein mit Seiner Majestät dem Kaiser und König von Oesterreich-Ungar«,