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-..1 »«»««« »>« m>» f»k stu»»IrN,, tl>p»ft,«n«tt»» ,» ^,«>>. - <«>ch«!ot »»«kl»,«Ich. »»rnfprech. Anschluß Ne. »r r«l«gramm,, Lagidlatt ^u«,»zg»»i»g«. Ealhallra^ amtiichru Vrkaaatmachuagrit RateO Att uaA RultOgrrichtO Anzeiger für Has Erzgebirge -ZU- p»stsch,ck-g»nt»! flmt Leipzig Nr. 1»»» Nr. 23 Montag, ckeu 28. Januar 1924 19. Jahrgang Das Tagebuch äes Generals Allen. Vie öesetzung öe» Ruhrgebletes schon 1920 geplant. Generalmajor Allen, der an der Spitze der ameri kanischen Organisationen für. die deutschen Notleiden den steht, hat sein Tagebuch veröffentlicht, . aus dem seht Auszüge veröffentlicht werden. Tas Buch betitelt sich „MH Nhinelaud Journal". Es ergibt sich daraus, daß die «rantöiische Besetzung des Ruhrgebiets« bereits im Jahre 1920 ^zur Zett des Kagp-Putfches, ins Auge gefaßt war. Unter dem 14. März 1920 verzeichnet Allen: Ich hörte heute, daß Millerand, der neulich bei der Sitzung des Obersten Rates mit Marschall Joch und General Wehgand in Loudon gewesen war, .versprach, daß die Besetzung des Ruhrgebiets etwa am. 1. Mürz erfolgen solle, daß die technischen Vorbereitungen hierzu bereits getroffen worden seien und die Truppen zur Verfügung stünden. Marschall Fvch dachte zuerst daß acht Divisionen genügen würden, .aber, .nach einer er neuten Prüsuna.beschloß er,, daß es zwölf, sein müßten. Unter dem 8. April 1920 ist verzeichnet: In Mainz gab mir Tegoutte eine Darstellung über die Besetzung von Frankfurt und Darmstadt. Die Frage, die ihn aus schließlich beherrschte, war das Ruhrgebiet., Der ganze Don der Unterhaltung ,war auf.den Gedanken .abge stimmt ^Deutschland schaffe in seiner Bosheit eine un wahre Situation im Ruhrgebiete, um eine große Trup penmacht zu unterhalten, die in Wahrheit gegen Frank reich gerichtet sei. Im Nuhrgebiete habe es keine Un ruhen bis zum Einrücker: der Reichswehr gegeben. Es Ist klar .daß .eine französische Besetzung des, Nuhrge- bietes ins Auge gefaßt ist... Während der vielen Stunden die ich mit Tegoutte verbrachte, fühlte ich, daß Frankreichs Taten auf der Furcht beruhen, Deutschland ncöchle'lich erholen/ Jetzt sei der Augenblick gekommen jede mögliche Maßnahme zu ergreifen, um die Bundes staaten oder einzelne Gebiete von Deutschland zu tren nen mit der ausgesprochenen Absicht, Preußen zu schwä- chen. Alles in allem bedaure ich Frankreich in seiner mißlichen Lage mehr denn je, denn ich sehe, daß es ein sehr gefährliches Spiel spielt. Unter dem 21. April heißt es : Ein einflußreicher ideenschwangerer französischer General behauptet, daß, wenn Deutschland nicht weiter durch Amputationen zum Krüppel gemacht und durch Wegnahme seiner Kohlen lager im Nuhrgebiete geschwächt wird, werde es bin nen fünf.Jahren einen Feldzug. gegen Frankreich unter nehmen. Am 25. April 1921: Lord Hardinge erzählte mir daß die Franzosen in das Ruhrgebiet gehen werden ganz gleich. .ob die Deutschen das Londoner Ultimatum annehmen oder nicht. poincare befürchtet seinen Sturz. In Pariser parlamentarischen Kreisen erklärt man,, daß die Zuversicht der Gegner des stnbinetts Poincare durch den Verlauf der Kammers!tzung über den Frankeusturz gesteigert worden sei. Es verlautet sogar, daß Poincare ernstlich ml: seinem baldigen Sturz rechnet. Der parlamentarische Bericht erstatter des „Petit Parasien" erfährt, ein Mitglied des Kabi netts habe geäußert, er sei der einzige unter den französischen Ministern, der glaube, daß daS Üabinett die Debatte über stehen würde. Die Gegner das KaoinetteS Hütten ihren An griff diesmal sorgfältig vorbereitet und schon Listen mit den Namen der künftigen Minister in den Waudclgängen zirku lieren lassen. Pofncare sei aber entschlossen, sich energisch zu verteidigen. Man spreche ihm die Absicht zu, durch die Stel lung der Vertrauensfrage den Schluß der allgemeinen De batte über die stiegierungsrwrlage und den Uebcrgang zur Er örterung der einzelnen Artikel zu verlangen. Dies wäre eine erste Gelegenheit für die Negierung, ihre Autorität im Parlament hervortzeten zu lassen. „Iournee Industrielle" führt aus, es sei offenbar, daß das Kabinett Poincare politisch verbraucht sei, wenn nicht in der Person seines Ehcjs, so doch wenigstens st: seinen Mitgliedern. Aber es sei trotzdem ein Ilnglück für das Land, wenn das Kabinett Poincare vor Annahme der Ge setze zur Bekämpfung des Frankeusturzes gestürzt würde nnd zwar ans zwei Gründen. Der Besitz eines Pfandes, wie daS Ruhrgebiet es darstette, sei nur bei sanierten Fiuauzcu möglich und Poincare hnve auch die Mehrheit, um das Land zur Au- unhme der notwendigen Lasten zu bestimmen. Die sranMschcn Nuhrgesangenen in St. Martin 'd* Re». Oie Zahl der deutschen Nuhrgesangenen in dem französischer: Gefängnis St. Martin de llj.ee hat sich noch nicht vermindert. AlS Grund »ex Ue'verführung der Gefangenen dorthin war seinerzeit von den Franzosen angegeben worden, daß die Ge. süngnisse im Rheinland- und in: Ruhrgebiet überfüllt seien. Dass ist aber längst nicht mehr.der Fall. In St. Martin de Ree werden die Gefangenen nicht wie politische, sondern wie kriminelle behandelt und mit Schwarzen zusammengrsteckt. DaS Verfahren gegen die Untrrsuchungögefangeneir wird ver schleppt. Bei den Prozessen wegen angeblicher SpioMge sind, die deutschen Angeklagten, 38 an der Zahl, ohne Vereidigung r geblieben. Separatisten.Meuterei in Speyer. Donnerstag abend meuterte die separatistische Besatzung im Regierungsgebäude in Speyer, weil ihre Forderung nach höherer. Entlohnung und besserer Verpflegung nicht bewilligt worden war. Das anwesende Negierungsmilglied Schmitz- Epper floh in dir französische Kaserne. Bon dort zog die be rüchtigte separatistische Stoßtrnppe der sogenannten fliegen den Ems, mit einer Kompanie Marokkaner nach dem Regie rungsgebäude. Die Separatisten drangen von vorn und die Marokkaner von hinten ein und nahmen die 60 Meuternden gefangen, fesselten sie an Händen Und Füßen und sperrten sie bei Wasser und Brot in die Keller des Regierungsgebäudrs «in. Vie Rache Ser Pfälzer Separatisten. Gegen die Ankläger bei der Clive-Untersuchung. Die sogenannte „autonome Regierung" ergreift Straf maßnahmen gegen eine Reihe von Pfälzern, die sich bei dem englischen Generalkonsul Clive scharf gegen den Separatisten terror ausgesprochen haben. So wurden am 22. Januar zwei führende Mitglieder des Winzerbundes in Bad Dürkheim obwohl sie erklärt hatten, bei dem Empfange Clives in Neu-, stützt nicht anwesend gewesen zu sein, in Speyer einem 5^- stündigen Verhör unterzogen. Bon dem berüchtigten „Pressechef" Schmitz-Epper wurde ihnen angedrvht, 10 bis 1c> Winzer vom Rhein „spritzen zu lassen", das heißt, sie auszu-, weisen. Durch weitere Drohung mit Verhaftung und Ver mögensbeschlagnahme gelang es Schmitz-Epper, einen der beiden Herren so, einzuschüchtern, daß er eine Erklärung un terschrieb, wonach die von dem Winzer Poth aus Bad Dürk- i heim in Neustadt gemachten Ausführungen der Wahrheu nicht 'entsprächen. Das ganze bewegliche und unbewegliche Vermögen PMs wurde von den.Sonderbündlern wegen, seiner scharfen Ausführungen gegen die Separatisten in Neu stadt beschlagnahmt. Die .unter Gewalt erpreßte Erklärung« wurde dem Generalkonsul Clive und General de Metz als Be weisstück für die angebliche separatistenfreundliche Gesinnung der Bevölkerung übersandt. Eine Unterreöuug mit Sem englischen Ministerprästöenten. Ter Direktor des „Quotidien" hatte eine Unter redung mit Ramsah Macdonald. Der englische Pre mierminister sagte: Man wirft Frankreich die Ruhr besetzung vor, die nach unserer Ansicht die Haupt ursache der wirtschaftlichen Notlage ist, welche heute am England lastet. Man wirft Frankreich vor, daß es nicht genügend Rücksicht auf die höheren Jnteres.s.en Eu ropas genommen und daß es gar keine Rücksicht auf die besonderen Interessen Englands nehme. .Außerdem wird nach allgemeiner Ansicht die moralische und fi nanzielle Unterstützung, die Frankreich den kleinen Na tionen für ihre Bewaffnung.angedeihen läßt, einen neuen Krieg unvermeidlich machen. Frankreich entnervt unser Volk daS sich in aller Aufrichtigkeit fragt, ob es sich in die Notwen digkeit versetzt sieht, einerseits militärische Vorberei tungen zu treffen und andererseits neue Allianzen zu suchen. Er wollte nichr von der Beunruhigung sprechen, welche Geschäftsleute nnd andere hinsichtlich gewisser größerer industrieller Kombinationen Hütten, deren Ent stehen man ankündigt und die gegen England gerichtet zu sein scheinen er wolle auch nicht von der Beunruhi gung für die eigene Sicherheit sprechen, die ..von den Engländern angesichts der ungeheuren Lustrüstung Frankreichs empfunden werde, aber er müsse sagen, daß die besten Geister besorgt und mißtrauisch seien. Es sei die Aufgabe der fetzigen Regierung, die Gefahren abzu- schätzen .die der eben gekennzeichnete Zustand herbei führen könnte. Seine persönliche lieber zeug ung sei, daß im Grunde genommen das englische und fran zösische Volk Freundschast füreinander empfinden. Des halb müsse man es offen ausfprechen, wodurch inan alle Mißverständnisse beseitigen könne. — Er glaube nicht, daß Pie S a chv er st ä n dig e n a u s sch ü s se in dem engen Rahmen, Yen man ihrer Aktion gegeben Ha be. eine befriedigende Lösung schassen können. Wir wer den abwarten, bi? die Ausschüsse selbst größeren Spiel raum verlange» werden. Wenn sich Meinungsverschie denheiten mit der französischen Negierung ergeben, wür de man mit Ihr verhandeln. Tie stärksten Rüstungen Frankreichs würden niemals genügen, die Sicherheit des französischen Gebietes zu gewährleisten. Er wünsche daß Frankreich aufhvre, sein Vertrauen einzig und al lein auf die militärische Macht zu gründen, und daß eS' begreife, wieviel größeren Schutz es im Völkerbünde finden könne. Der Eintritt Deutschland» in den Böl- kerbnnd würde für Frankreich im Osten die dcste St. ch-rhett-garantie sein. Wenn der augenblickliche Lu- stand andauert, wird man, ehe 20 Jahre vergangen find, sehen, welche Art von Sicherheit die .Ruhrbesetzunp Frankreich gegeben hat. Wir müssen an die Zukunft nnd an die Erhaltung des Weltfriedens denken.^. Man kann nicht längere Zeit ungestraft eine Nation in ihren Interessen schädigen oder in ihrem Stolz erniedrigen. Ans die Frage, ob Macdonald der Ansicht sei, .daß die deutschen Temokraten aufrichtige Pazifisten und auf richtig geneigt feien, Reparationen zu zahlen, antwor tete Maedonald, er sei dessen sicher. Die Arbeiter ha ben die Absicht, eine Politik zu betreiben, die, .soweit es in unserer Macht liegt, der deutschen Demokratie den Ausstieg zur Regierung erleichtert. Eine Politika durch welche man den deutschen Reaktionären in die Hände spiele, .wäre eine Torheit, die allen teuer zu stehen kommen würde. Ueber die separatistische Bewegung im Rheinland und in der Pfalz sagte Macdonald, seine Ansicht sei sehr einfach, sie fei die von ganz England: Wenn eine separatistische Bewegung spontag aufsteigt dann geht uns das garnichts an, aber wenn diese Be wegung durch eine auswärtige.Macht in Szene gesetzt wird ^dann sir.d wir der Ansicht, daß -er Friedens vertrag von Versailles per letzt ist, und wir werden uns daher formell weigern, diese.separatistische Negierung anzuerkennen, -ie mit Vielen Mitteln einge setzt worden ist. „Formell" weigern, .de facto nichts-tun. Denn im Grunde genommen müssen Franzosen und Engländer Freundschaft für einander empfinden. Das ist ja Mac donalds persönliche Ueberzeugung. Ver Reparationsplan Mertls. Herabsetzung der deutschen Leistung. Ter italienische Vertreter im Sachverständigen«^ schuß Alberti veröffentlicht eine Betrachtung zur Repa rationsfrage, in der er nachweist, daß, wenn Deutschland die Reparationslasten nach dem Londoner Zahlungsplan leisten müßte, das ans den Kopf.des einzelnen umgerech« nete deutsche Nationalvermögen Von 1240 Dollar, .die es In: Durchschnitt vor dem Kriege ausgemacht habe auf.,436 Dollar sinken würde. Alberti untersucht dar aufhin die von den verschiedenen Seiten, gemachten Lö sungsvorschläge und findet diejenige Lösung Lrmf besten die die Streichung aller interalliierten Schulden und die Herabsetzung-er. deutschen Repara« tionsvervflichtungen auf 35 Milliarden Goldmark Vorsicht. Wie „Neuhork Herald" berichtet, beziehen sich die Untersuchungen der Sachverständigenausschüsse über die deutschen Eisenbahnen auf die Einnahmen auch aus den R i: h r eise n b a h neu, die als Bestand teil der Eisenbahnen des Reiches betrachtet iverden. sei möglich, daß ein Teil dieser Einnahmen, namentlich der aus den: Ruhrgebiet, .ausschließlich für Reparations- zahlungen Verwendung finden soll. Lenins öegräbnis. Am Sonntag nachmittag um 2 Uhr, zur Zeit der Bestattung Lenius, wurden gleichzeitig auf.dem ganzen Territorium der Sowjetunion Gewehrsalven abgcschos- sen/ Alle Fabriken und Betriebe salutierten mit ihren Sirenen die Eisenbahn stand 5 Minuten still, der Te legraph und die Radiostationen unterbrachen ihre Ar beit für 5 Minuten und gaben überallhin die Worte wieder: Lenin ist tot, aber sein Werk wird ewig leben; das drahtlose Telephon spielte den Trauermarsch. Tie Zahl derer, die am Sarge vorüber; ogen, .be trug über eine Million. Ter deutsche Botschafter Graf Brockdv: fs-Rautzau hatte im Namen der bet der Sowjet regierung beglaubigten Regierungen einen Kran- ,nte- dergelcgt. Eine umfangreiche, von Prof. Abrikossow unter schriebene Denkschrift über die Obduktion der Leiche Le nins hat die Nichtigkeit der Diagnose und der Behand lung bestätigt. Der Ausgangspunkt der Krankheit ist eiue ausgedehnte Arteriosklerose der Gefäße, infolge ih rer vorzeitigen Abnutzung. Feiern in Berlin. Unter starker Beteiligung fanden am Sonntag Im großen Schauspielhaufc und in zwei gestsälen Trauer^ feiern für Lenin statt. Die Feiern verliefen ohne'Zwi schenfall. Vor dem großen Schauspielhaus hatte sich eine große Menschenmenge, meist jugendliche Personen, angesainmelt, die der wiederholten Aufforderung »der Polizei, die Straße fretzugeben, .nickst Folge leistete, sodaß Pie Polizei zur Säuberung der Straße schreiten mußte.