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Wkißmtz-MtW 56. Jahrgang. Nr. 4V. Jnferate, «AL, bedeutend« Auflage Blatte« «in« sehr wie» samr Verbreitung^ stnd«^ »erden mit 10 Pfa. di« Spaltenieil« oder verm Raum berechnet. — L» bellarische und complieirt» Inserate mit entspreche» dem Aufschlag. — Eina» sankt, un redaktionell« »heile, die SpaltsyeW» 20Psg. Dte^ „Wei »eritz-Zeitung" «rscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern j0 Pfg. — Alle Pvstan- «alten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be ¬ stellungen an für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadtrLthe zu Dippoldiswalde und Araumstein Verantwortlicher Redacteur: P-ul Ithne in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 3. April 1890. KH arfreitags- Stimmen Von dem Versöhner lern' vergeben. Der schmachvoll litt auf Golgatha, O lern' eS für dein ganzes Leben, Bedenke, was einst dort geschah! Ruf' an den Vater, wie er rief, Der Gottessohn, eh' er entschlief! Ach, gehe hin und lerne lieben, Wie er die Welt gelirbet hat; Du kannst eS länger nicht verschieben, Streu' heute noch die gute Saat! Willst wahre Liebe du versteh n, Mußt du den Herrn am Kreuze seh n! Lern' von ihm fest vertrauen, glauben, Dem Vater droben, der dich hält; Kein Spötter kann das Kleinod rauben, Das dir bescheert in jener Welt; Ruf' deinen Gott im Glauben an, Wenn hier dich nichts mehr trösten kann! Von dem Erlöser lerne hoffen, Zu Gott, der sorget väterlich! Sein Himmel stehet Jedem offen, Der ihm vertraut und nicht auf sich. Wer hoffend unter'm Kreuze stand, Sieht hier schon daS gelobte Land. Vom Heiland lerne herzlich beten, Um Himmels und de» Leben» »rod, Dann mögen wider dich auch treten Der Feinde viel, ja selbst der Tod! Der hier trug unsre Sündenschuld, Erwarb un» wieder Gottes Huld. Von ihm lern' endlich leiden, sterben, Ergeben in des Vaters Hand, Dann wirst du droben mit ihm erben Da« hier verheißne Vaterland! Wer hier schläft mit dem Heiland ein, Wird dort im Paradiese sein. Zum Schluffe der Arbeiterschutz konferenz in Berlin. Die in der deutschen Reichshauptstadt seit dem 15. März versammelt gewesene internationale Kon ferenz zur Regelung der Frage des Arbeiterschutzes hat ihre Berathungen nunmehr beendigt und hiermit kann die Geschichte der internationalen Staatenkongresse abermals eine sehr interessante Bereicherung aufweisen. Denn zum ersten Male ist durch die Berliner Kon ferenz der Versuch gemacht worden, ein hoch wichtiges sozialpolitisches Problem der gemeinschaft lichen Lösung durch die europäischen Regierungen zu unterbreiten und bei den mannichsochen und großen Schwierigkeiten des Unternehmens wie in Anbetracht der Neuheit desselben durfte man auf seine Durch führung mit Recht gespannt sein. Obwohl nun noch keine amtliche Veröffentlichung der auf der Konferenz getroffenen Vereinbarungen vorliegt, so ist nian über ihren Verlauf jetzt trotzdem doch schon im Allgemeinen unterrichtet und es steht demzufolge fest, daß die Kon ferenz recht erfreuliche positive Ergebnisse gezeitigt hat. Speziell ist in den Fragen der Arbeit in den Berg werken, der Beschränkung der Frauen- und Kinder arbeit, der Sonntagsruhe und der Ausgestaltung des Institutes der Fabrikinspekwren eine Verständigung erzielt worden, während allerdings bezüglich anderer wichtigen Punkte des Konferenzprogramms die Be rathungen anscheinend ergebnißlos verlaufen sind. Wenn man erwägt, daß die Konferenz zur Durchbe- rathung des ihr unterbreiteten theilweise sehr schwieri gen und verwickelten Materials die kurze Frist von nur zwei Wochen gebraucht hat, so wird man der Arbeitsfreudigkeit ihrer Mitglieder die höchste Aner kennung zollen müssen, wenn auch das ernste Ver- ständniß, welches fast alle Konferenztheilnehmer von vornherein für die ihrer harrenden Ausgaben mit brachten, wie die Einmüthigkeit der Ansichten über die meisten Punkte die Verhandlungen wesentlich erleich terten. Auch äußerlich sind dieselben glatt und ohne einen Mißton auszuweisen, verlaufen und selbst der vielerörterte Zwischenfall mit dem französischen Ar beitervertreter Delahaye hat sich in befriedigendster Weise aufgeklärt. Wie nun freilich die Konferenzbe schlüsse praktisch durchgeführt werden sollen, das ist eine andere Frage, denn bei dem eigenartigen Cha rakter der Berliner Arbeiterschutzkonferenz kann von einer Verbindlichkeit der einzelnen Staaten zur strikten Ausführung der gefaßten Beschlüsse doch schwerlich die Rede sein, zu diesem Zwecke wäre vielmehr die Ein berufung einer zweiten Konferenz von ausgeprägt politisch-diplomatischem Wesen erforderlich und ob es zu einer solchen kommen wird, erscheint zur Zeit recht zweifelhaft. Trotzdem heißt eS unter den obwaltenden Umständen schon viel erreicht, daß es überhaupt zu einer gründlichen Aussprache unter den Vertretern der europäischen Staaten über den Arbeiterschutz gekommen ist und wenn die erzielten Vereinbarungen keine bin dende Natur auswetsen, so ist doch offenbar eine Grundlage gelegt, auf welcher früher oder später eine nachhaltige internationale Verständigung über die Weitergestaltung der Arbeiterfrage erfolgen kann. Außerdem steht aber von den stattgehabten Be sprechungen in Berlin zu erwarten, daß sie in ge wissem Grade auch auf die allgemeine Lage zurück wirken werden, denn wenn auch Sozialpolitik und Weltpolitik an sich mit einander nichts zu schaffen haben, so müssen doch gemeinsame Bestrebungen der Mächte auf ersterem Gebiete auch auf ihre gegenseitigen politischen Beziehungen klärend und beruhigend zu rückwirken. Mit vollem Fug und Recht darf man daher die geschloffene Arbeiterschutzkonferenz als ein schönes Friedenswerk betrachten, welches sicherlich das seinige zur weiteren Annäherung und Verständigung zwischen den Nationen Europas beitragen wird. .Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 2. April. In letzter Stunde hatte auch bei uns ein eiligst zusammengetretenes Komitee beschlossen, den gestrigen Tag, den 75. Ge burtstag des Fürst Bismarck, durch eine Feier auszu zeichnen, und bereitwillig war man den betreffenden Herren allerseits entgegengekommen. Gestern Nachmittag '/«5 Uhr bei herrlichem Abendsonnenscheine begab sich die Forstdeputation des Stadtraths in Begleitung einiger Herren mit ihren jüngeren Söhnen nach dem Platze der „Kaiser Wilhelm-Eiche" in die Bicken leithe, um hier in die Nähe derselben eine „Bismarck- Eiche" zu pflanzen, gleichzeitig Vorkehrung treffend, daß später bei gegebener Gelegenheit auch eine„Moltke- Eiche" in symmetrischer Anordnung zur Erinnerung an die Entstehung des deutschen Reiches auf den histori schen Platz gesetzt werden kann. Bei diesem feierlichen Akte sprach Herr Baumeister Stadtverordneter Schmidt Folgendes: Liede Freunde! Freudige Begeisterung war es, die uns vor 2 Jahren, am 22. März 1887, hier zusammensuhrte um am 90. Geburtstage des inzwischen in den ewigen Osten cingegangenen Kaiser Witbelm I diese Stelle als ,,Kaiserhöhe" zu weihen; wollten wir doch durch jenen Akt unsere reichstrcue Gesinnung und Dankbarkeit gegen den Schirmherr» Deutschlands bekunden. Was sührt uns nun heute wiederum an diese »ns liebgewordene Stätte? — Freudige Begeisterung ist es nicht, — nein, wir scheue» nicht, cs auszulpreche»: cs ist das Gefühl der Wehmuth und Trauer — der Trailer um den Rücktritt unsres großen Kanzlers, des Fürsten Bismarck, des kühnen Mannes stark an Geist und Kraft, wie die Geschichte seines Gleichen noch nicht genannt hat, — dem wir vor Allen, die Größe und Macht unseres Vaterlandes zu danken haben. Und wir als treue Bürger unsrer Stadt, unsres engeren und weiteren Vaterlandes, sind heute, zum 75. Geburtstage des greisen Recken, wiederum hier zusammengekommtn, um, eingedenk seiner Verdienste, dem Gefühle unsrer Dankbarkeit Ausdruck zu geben, wenn auch in bescheidener Weise, — und so wünschen wir dem scheidenden Staatsmann einen ruhigen, friedvollen Lebensabend und rufen ihm nach: Hab Dank, hab Dank! Zum Beweise aber unsrer Aufrichtigkeit und zum bleibenden Gedenken haben wir beschlossen, diese Eiche auf der Kaiserhöhe zu pflanzen und „Bismarckeiche" soll sie benannt sein. „Senke lief und setze deine Wurzel in diese Scholle, die den Namen Kaiser Wilhelms trägt, ebenso lies und fest wie der Name des Fürsten Bismarck mit ehernen Lettern in der Geschichte verzeichnet und in jedem deutschen Herzen un auslöschlich «ingegraben ist." Hierauf verschütt man zur Pflanzung der Eiche und alle Anwesenden, auch die jugendlichen Theil- nehmer, vollzogen dieselbe unter herzlichen Weihe sprüchen. Abends 8 Uhr fand auf dem Rathhause in von 1870 und 71 her bekannter Weise eine patriotische Vereinigung statt, bei welcher Herr Schuldirektor Engelmann die Festrede hielt. Eingeleitet wurde die selbe durch ein von Herrn Bürgermeister Voigt auf . Kaiser Wilhelm und König Albert ausgebrachtes Hoch. — Eine Festrede, begann nun Herr Schul direktor Engelmann, könne er es kaum nennen, was er biete, da er, bei dem im letzten Augenblicke ihm gewordenen Auftrage im Drange unaufschieblicher Ge schäfte, Muße zur Vorbereitung und rhetorischer Ge staltung nicht habe finden können. Aber er wolle geben, was ihm aus dem Herzen komme. Derselbe beantwortete nun die Frage, woher es komme, daß sich bei Bismarcks Scheiden eine solche National erregung und -betzeisterung kundthue, dahin, daß sich darin ausspreche die Freude über das durch Bismarck neu erweckte Nationalbewußtsein, die neidlose Wür digung der gewaltigen Persönlichkeit und endlich eine nicht ganz zurückzudrängende — Besorgniß vor der Zukunft. Doch Deutschlands Geschick stehe in Gottes Hand, in der Tüchtigkeit seiner Bürger und in der unentwegten Treue zu Kaiser und Reich. Nach herz lichen Wünschen für Deutschland und Bismarck schloß der Redner mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den eisernen Kanzler, der ewig fortleben werde in den Tafeln der Geschichte und im Herzen des deut schen Volks. Der allgemeine Gesang von „Deutsch land, Deutschland über alles" schloß sich an die mit Beifall aufgenommene Ansprache. Später folgte noch ein allgemeiner Gesang von „O Deutschland, hoch in Ehren" und die „Wacht am Rhein". Herr Ober- steuerkontroleur Erbe feierte in einem Trinkspruche die Frauen, Herr Bezirkssteuerinspektor Kretzschmar brachte ein Glas dem Festredner und dieser ließ Deutschlands Hoffnung, unsere Jugend, die zukünftige „Wacht am Rhein", hochleben. Leider war es nicht möglich ge wesen, die Mitwirkung des Stadtmusikkorps, sowie des Gesangvereins zu erlangen, da die betreffenden Kräfte durch eine zum nächsten Charfreitag aufzu führendes Oratorium stattfindende Probe in Anspruch genommen waren. — Am Nachmittag des 1. April wurde hier auf der Dresdner Straße der dort spielende reichlich zwei Jahre alte Knabe des Seilermeisters Klotz überfahren und trug dadurch mehrfache äußer» und innere Ver letzungen davon. — Die hiesige Freiwillige Feuerwehr hielt am 31. März ihre diesjährige (26.) Hauptversamm lung ab, in der nur innere Vereinsangelegenheiten ihre Erledigung fanden. Nach Vortrag und Genehmigung des Jahres- und Kaffenberichts schritt man zur Vor nahme der statutengemäßen Wahlen, aus denen mit einer fast an Einstimmigkeit grenzenden Mehrheit alle Abtretenden wieder gewählt heroorgingen. — Dem