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Freitag. Nr. 70 8. September 1871 KWeißerih-Zeitung.G Postanstalten. ' Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Itadträthr zu Dippoldiswalde vnd /ranevsteiu. vmintworMcher Ledacteur: Lari Lehne in Dippoldiswalde. 7 - - - ' Tagesgeschichte Dippoldiswalde. Am Montag, 4. Septbr., Abends in der 8. Stunde, ist das Nebengebäude der Maltermühle, -/s Stunde von hier, in welchem sich Scheune, Stallung und im obern Stockwerk em Tanzsaal befanden, auf bis jetzt nicht erklärte Weise abgebrannt. Das Vieh konnte gerettet werden, die Feldsrüchte jedoch nicht. Dippoldiswalde, 7. Septbr. Dem Vernehmen nach haben sich die verschiedenen Eisenbahngesell schaften, die einen Weg aus Sachsen in das böhmische Braunkohlenlager bei Dux suchen, dahin geeinigt, daß sie einen, für Alle gemeinschaftlichen Uebergangspunkt über den Kamm des Gebirges festgestellt haben und zwar bei dem, nur gegen 5 Stunden von uns ent fernten böhmischen Orte Neustadt. Dadurch gewinnt unser früheres Bahnprojekt, Dresden-Dippoldiswalde-Schmiedeberg, nicht blos neue Anregung, sondern ein ganz verändertes Ziel, d. h. es handelt sich nun nicht mehr um eine Sackbahn, sondern um eine direkte Verbindung zwischen Dresden über Dippoldiswalde, Schmiedeberg, Altenberg und der Station Neustadt. Ohne jetzt auf Näheres eingehen zu können, ist so viel als sicher anzunehmen, daß die Strecke von Neustadt bis Schmiedeberg erhebliche Schwierigkeiten nicht bieten dürfte, insofern die Bahn sich am rechten Gehänge der wilden Weißeritz bis zu der Stelle allmälig herabzusenken hätte, wo der Zaun hauser Kunstgraben beginnt, dem entlang sie dann in ganz mäßigem Falle den Altenberger Galgenteich er reichen würde. Von dort in das Thal unserer rothen Weißeritz gelangend, welches oben sehr breit ist, und also nicht zu kurzen Curven nöthigt, würde sie, ab wechselnd das linke, Schellerhauer Gehänge, abwechselnd das rechte berührend, oberhalb des Bärenburger Gast hofes vielleicht die Thalsohle erreichen, um dann Schmiede berg und somit derjenigen Bahnstrecke zugeführt zu werden, die bereits vermessen ist. — Die Landesversammlung der Liberalen Sachsens wird am nächsten Sonntag, 10. Sept., in Riesa stattfinden. Ihr Zweck ist: im persönlichen Einvernehmen von Führern und Vertrauensmännern aller liberalen Parteien für die Ergänzungswahlen zur 2. Kammer das Nöthige zu besprechen und vorzube reiten, um der liberalen Sache in der nächsten 2 Kammer wo möglich eine zweifellose und feste Ma jorität zu sichern. Es wird Jedem, der sich als einer der liberalen Parteien zubehörig ausweist, der Besuch der Versammlung offen stehen. Bei der hohen Wichtig keit der bevorstehenden Ergänzungswahlen, durch welche etwa 30 Sitze von 80 in der 2. Kammer neu besetzt werden, darf auf eine recht zahlreiche Betheiligung an dieser Versammlung mit Zuversicht gerechnet werden. Dresden. Unsere königl. Familie ist wohlbe halten in Stolzenfels angekommen, nachdem der König vorher Straßburg besucht hatte. Aus TepliH geht uns so eben von einem Augen zeugen und sicheren Gewährsmann die Mittheilung von einer Schauergeschichte zu, die lebhaft an Barbara Ubrik erinnert und die man, als in dem frequenten Badeorte geschehen, kaum für möglich halten sollte. Auf der Graupner Gasse, links vom Markte herein, wohnt ein angesehener Bürger von Teplitz, Namens Fraps, seiner Profession ein Böttcher; er ist vermögend und hat außer seinem schönen Wohnhause noch zwei dergleichen in Teplitz; daS Geschäft ging flott, da er gut speculirtc, er hielt 6 Gesellen und hatte auch ein Sargmagazin rc. Da er nicht verheirathet war, führte ihm eine seiner drei Schwestern die Wirthschaft; die jüngste, etwas blödsinnige, behielt er auch bei sich, um ihr das väterliche Erbtheil nicht auszahlen zu müssen. Die zweite ist in Hamburg verheirathet gewesen und wurde von ihrem Mann vor nunmehr 7—8 Jahren nach Teplitz geschickt, um ihr Erbtheil zu holen, was jedoch dem Bruder nicht angenehm gewesen. Dies hat die Frau ihrem Mann nach Hamburg berichtet, welcher aber entschieden geantwortet, daß sie ohne Erbtheil nicht zurückkehren solle; auch ist sie nicht wieder dort hin gereist, trotz vieler Briese ihres Mannes, die un beantwortet geblieben sind, und ist deshalb derselbe schon vor mehreren Jqhren allein noch Amerika übergestedelt. Diese Schwester nun, sowie die blödsinnige, sind damals längere Zeit noch im Hause und sonst von den Nach barn gefehen worden, und als sie auf einmal ver- verschwunden, hat es geheißen: die ältere Schwester sei wieder nach Hamburg zu ihrem Manne und habe die jüngere mitgenommen. So ist die Sache in Vergessen heit gekommen. Ein Geselle des Böttchers FrapS aber, der bei ihm gelernt und über 6 Jahr im Hause war, dem man gesagt, die Schwestern seien des Nachts ab gereist, ist doch nicht so leicht zu bethören gewesen. Er spürt in letzterer Zeit nach, horcht in nächtlicher Stille und vernimmt da ein leises Wimmern und Ge stöhn, das aus der Tiefe zu kommen scheint. Auf eine, dem Teplitzer Magistrat anonym zugegangene Anzeige hin: in dem Hause des Böttchers nachzusuchen und dadurch zwei Menschenleben zu retten, hat ersterer auch dies ausgeführt und in einem dumpfigen Keller, au«