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Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188507159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18850715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18850715
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-07
- Tag 1885-07-15
-
Monat
1885-07
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.07.1885
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' -—' — '»v»n VW^>. .. ! m ! >!> > > >' .1-LSL.—S.MrM!,. AbonnementSpreiS: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Taacs) zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten oO Pfennige monatlich: bei der Post 60 Pfg. (w. Nachtrag 4523b.) Verlag: Alexander Wiede, Bnchdruckerei, Chemnitz. Sächsischer §Mi>rs-K>>jkM mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Mittwoch 15. All, 188S. Jnsertionspreis: Raum einer schmale» KorpuSzcile 15 Pfg.; — Reklame (lspattige Petitzeile) 30 Pfg.— Bei Wiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnserlionSbetrag (in Briefmarken) beifügen (>e 8 Silben Korpusschrift bilden ca. 1 Zeile). Annoncenannahme: nur bis Vormittag. Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstrahe Nr. 48. Telegramm-Adr.: Wtede'S Anzeiger, Chemnitz» KkiMtek: „Tägliches UnterhaUungsblatt" »Ni, himmM illiistmte- MmteMtt „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Der Gemeinderath zu Erlbach hat beschlossen, den von Erlboch nach Lungwitz führenden, aus Parzelle-Nummer 551 des Flurbuches für Erlbach gelegenen öffentlichen Weg, welcher an dem Lungwitz-Kirchberger sogenannten ^ Ouerweg endet, von der Kirche und dem Gottesacker in Erlbach ab als öffent lichen Weg dergestalt einzuziehen, daß derselbe künftig nur noch als Wirth schaftsweg für die angrenzenden Grundstücke zu dienen haben soll. In Gemäßheit von Z 14 des Gesetzes über die Wegebaupflicht vom 12. Januar 1870 wird Solches andurch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß etwaig« Widersprüche gegen die Einziehung des vor- aedachten Weges, bei Verlust der Berücksichtigung, binnen drei Wochen, vom Tage der Bekanntmachung an gerechnet, hier anzubringcn sind. Chemnitz, den 7. Juli 1885. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Wegen der vorzunehmenden Abwalzung eines Theiles der sogenannten Mittclstraße in Borna ist dieselbe vom Beginn des Dorfes ob bis an den sogenannten Bahrberg von Freitag den 10. Juli d. I. an bis aus Weiteres für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Es wird Solches andurch zur öffent lichen Kenntniß gebracht, und wird zugleich aller Fährverkehr aus die soge nannte kleine und große Dorfseite gewiesen. Chemnitz, den 0. Juli 1885. Die Königliche AmtShauptmannschaft. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 2581 vcrlautbart, daß Frau Auguste Ernestine verw. Tonndors in Chemnitz die Firma Emil Hartenstein daselbst aus dem Nach lasse der bisherigen Inhaber derselben, Herrn Fürchtegott Emil Hartenstein's und Herrn Franz Christian Tonndors's, zur Fortführung übernommen hat. Chemnitz, am 13. Juli 1885. Das Königliche Amtsgericht. Das im Grundbuche aus den Namen Richard Friedrich Stichler ein getragene, zum Schankwirthschaits- und Fleischereibetriebe eingerichtete Haus grundstück Nr- 1b des Flurbuchs, Nr- 67 L des Brandcatasters, Folium 73 des Grundbuchs für Neukirchen, geschätzt auf 9900 Mark, soll im hiesigen Amtsgericht zwangsweise versteigert werden und ist der 17. August 1885, Vormittags 10 Uhr, als Anmeldetermin, ferner der 4. September 1885, Vormittags 10 Uhr, als Vcrsteigerungstermin, sowie der 18. September 1885, Vormittags >0 Uhr, als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans an beraumt worden. Die Rcalberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kosten- fordcrnngen, spätestens im Anmeldelermine anzumelden. Eine Uebersicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisscs kann nach dem Anmeldelermine in der Gerichtsschreiberei des Unterzeichneten Amtsgerichts etngesehen werden. Chemnitz, am S. Juli 1885. Das Königliche Amtsgericht Telegramme des Landes Aazeigers. Vom 13. Juli. Berlin. Eine Nachricht der „Kölnischen Zeitung-, daß die Regierung die Enthüllungen über die braunschweigischen Kronpräten denten noch vervollständigen werde, wird in hiesigen amtlichen Kreisen bestätigt « Paris. Auf ein Anschreiben de» „Figaro" an den spanischen Choleraarzt De. Ferrari antwortete dieser Folgendes: Ich werde durch zahlreiche unwiderlegbare Statistiken Nachweisen, daß meine Impfung absolut vor der Cholera bewahrt. Es ist mir gelungen, die Epidemie plötzlich in verschiedenen Localitäten aufzuhalten. Gegenüber solchen Resultaten verlangen mehr als zweihundert Ortschaften geimpft zu werden. Unglücklicher Weise macht die Regierung allerhand unbe gründete Schwierigkeiten. Die Bakteriologen finden in meinem Memoire an die Academie mehr als ausreichendes Material, um die Jmpfang vorzunehmen. Ich weiß nicht, warum man eS nicht beachtet. Paris. Ein französischer Arzt weist im „Figaro" nach, daß die Anklagen Brouardel'S gegen Fcrran nicht gerechtfertigt seien. London. Dem „Standard" wird in einem Telegramm aus Shanghai gemeldet, daß China und Japan in freundschaftlicher Weise Vorgehen, um einen russischen Angriff aus Korea zurückzuweisen. London. AuS Teheran wird dem „Standard- gemeldet, die von den Russen gefangen genommenen Leute des britischen Con- suls Finn, der Secretär und der Führer desselben, seien inMesched angekommen. Dieselben berichten von der grausamen Behandlung seitens russischer Behörden. Petersburg. Die Polizei entdeckte in der Behausung eines Diebes ein vollständige» Depot zur Anfertigung falscher Paffe. Die ganze Verbrecherwelt von Petersburg bezog daselbst falsche Legiti- mationen. Simla. Da» Gerücht, die englische Regierung begünstige die Errichtung einer britischen Kantonnirung in Kandahar, findet in hiesigen amtlichen Kreisen keinen Glauben. Wie verlautet, soll die Quettah-Eisenbahn bi» zum Khojak-Paß ausgedehnt werden. über den ungehemmten Aufschwung de» deutschen Handels, von dem man sogar befürchtete, er werde allmächtig in jenen Gegenden werden. Dazu kam noch, daß der Sultan Bargasch eine ganz unverhohlene Neigung für die Deutschen zur Schau trug, ihre kaufmännischen Be strebungen in manchmal wirklich generöser Weise beförderte, mit Vor liebe deutsche Ariikel kaufte und gern Geschenke von den deutschen KaufmannSfirmen annahm, die er übrigens in nobler Weise erwiderte. In demselben Maße, in dem seine Vorliebe für die Deutschen wuchs, stieg seine Abneigung gegen die Engländer, die ihm gegenüber wieder holt und allzudeutlich die Herren herausgekehrt und sich als eigent liche Eigeuthümer von Zanzibar aufgespielt hatten. Zuletzt kam eS sogar zu offenem Bruche zwischen dem Sultan und dem englischen Generalconsul Mr. Kirk, weil dieser letztere dem Sultan irgend etwas rundweg abgeschlagen hatte. Das war in der ersten Hälfte des Jahres 1884 und damals fürchtete man ja bekanntlich in London. Deutschland werde das ganze Sultanat Zanzibar unter seinen Schutz stellen, eine Ansicht, über die lange und breit hin und hergcsprochen wurde, bi» deutscherseits die unumwundene Erklärung erfolgte, ein solcher Gedanke sei nicht mehr und nicht weniger als die reine Einbildung. Damit war die Sache öffentlich abgethan, insgeheim aber wurden von englischer Seite alle Kräfte aufgeboten, den vorwiegenden deutschen Einfluß auf Said Bargasch lahm zu legen. Die günstige Gelegenheit dazu und den Vorwand boten dem englischen Generalconsul Mr. Kirk die Erwerbungen der deutsche« ost- afrikanischen Gesellschaft am Festlaude und namentlich der mit dem Sultan von Witu abgeschlossene ^reundschaftsvertrag. Nun änderte sich die Lage im Handumdrehen; Generalconsul Rohlfs wurde von Mr. Kirk überflügelt, dem Sultan durch Jntriguen und Machinationen aller Art ein starker Argwohn gegen Deutschland eingeflößt und mit der deutschen Ausnahmestellung in Zanzibar war's zu Ende. Wir wurden kalt gestellt und die Engländer sitzen als Hahn im Korbe da. Der Sultan ging bekanntlich dann noch Weiler, bestritt die Recht- mäßigkeit des deutschen Erwerbes, ließ seine Truppen in die deutschen Gebiete einmarschieren, annectirte nun selbst nach Leibeskräften und was dergleichen mehr war. Was die Soldateuabsendungen anbetrifft, so ist daS der reine Schwindel und bei ruhiger Ueberlegung sagt sich der Herr Bargosch selbst, daß er sich nur unnütze Kosten macht. Auch Mr. Kirk dürfte in eigenem Jnterefse seiuen Schützling von Ausschreitungen abhalten, die zuletzt auf England Nachtheil briugenkönnten. Für die Briten war die Hauptsache die Bevorzugung ihres Handels vor dem deutschen, dies Ziel haben sie ja jetzt vorläufig erreicht. Einem Kriegemit Sr. Majestät von Zanzibar könnten wir Deutschen mit allergrößter Seelenruhe ent gegensetzen; war uns aber nicht gleichgültig sein kann, da» ist die Schmälerung de» deutschen Handrl» in Ostafrika, die nvthwendiger- weise eintreten muß, wenn die jetzige Spannung lange andauert. Der Sultan von Zanzibar ist zugleich ein großer Geschäftsmann; er fürchtet im Innern Ostafrika's die deutsche Concurrenz, daher seine plötzliche Wandelung. Aufgabe des neuen deutschen Vertreter» wird eS also sein, den Sultan zu überzeugen, daß Deutschland ihn keines wegs schädigen, ihm vielmehr Alles lasten will, was ihm gehört, also auch seine Handelsvorrechte. - Eine deutsche „Niederlage". Im vorigen Jahre erst ist Hofrath Gerhard Rohlfs, der berühmte Asrikaforscher, al» Generalkonsul de» Deutschen Reiches zum Sultan von Zanzibar Said Bargasch nach besten Hauptstadt Zanzibar aus der gleichnamigen Insel an der Küste von Afrika gesandt worden Sehr großes Aufsehen erregte e» deshalb, als nach ganz kurzer Amtirung Rohlfs plötzlich die Nachricht austauchte, der neue General eonsul werde wieder abberufen werden. Anfang» bezweifelt, sprachen zuletzt die Thatsachen doch für die Glaubwürdigkeit; jetzt bringt der Telegraph auch die officielle Nachricht, daß Hofrath Rohlfs von Zanzibar au» die Rückreise nach Deutschland angetreten habe. Ein neuer Vertreter Deutschlands bei dem Sultan dürfte also bereit» ein- getroffen sein. Die Ausgabe, welche dem deutschen Generalconsul in Zanzibar gestellt war, war die Befestigung der Beziehungen zwischen beiden Staatswesen, namentlich aber die Förderung der deutschen Handel». DaS Sultanat liegt in dem Gebiet, für welche» die afrikanische Conferenz in Berlin freien Handel und freie Schifffahrt proclamirte, allerdings mit der Llausel, daß die selbständigen Herrscher in demselben, welche besondere Rechte bereits besäßen, diese auch be halten sollten. Er wurde ihnen sreigestellt, mit den Mächten Ber träge zu schließen, und auf den Abschluß eine» solchen, für Deutsch land möglichst günstigen, sollte der Generalconsul hinwirken. Man kann in mancher Beziehung Große» leisten, und braucht deshalb doch noch nicht ein großer Diplomat zu sein: da» scheint auf Herrn Rohlfs zu Pasten, und seine Mission mißglückt zu sein. Daher die Rückkehr nach Deutschland. Das Deutsche Reich, da» sich großer Erfolge in der auswärtigen Politik erfreut, hat in der That in Zanzibar eine zeitweise diplo matische Niederlage erlitten, die vielleicht dem Reichskanzler nicht ge rade angenehm ist. Deutschland galt bi» zum vorigen Jahre in Zanzibar Alle»; wenn englische und französische Blätter über den Handel in Ostafrika berichteten, so geschah eS mit bitteren Klagen Politische Run-schau. Chemnitz, den 14. Juli. Deutsches Reich. Au dem gestrigen Diner bei dem Kaiser nahmen Prinz Leopold von Preußen, der Erbgroßherzog von Olden burg, Prinz Nicolau» von Nassau, Regierungspräsident von Wurmb Theil. Nach der erst um halb acht unternommenen Ausfahrt folgte Besuch des Theaters. Gestern Vormittag trank der Kaiser wieder einen Becher am Kesselbrunnen und machte dann in Begleitung des Oberpräsidenten Grafen Eulenburg und des Regierungspräsidenten von Wurmb eine Promenade. Dann wurden Vorträge entgegen- genomme». — Von Athen aus wird die früher von dort mitgetheilte Nach- richt widerrufen, nach welcher König Georg von Griechenland sich zum Curgebrauch nach Wiesbaden begeben sollte — Am Sonntag fand in Potsdam das Stiftungsfest de- Lehr- Jufanterie-BataillonS, das Schrippeusest, in bekannter Weise in Gegen wart des Kronprinzen und der gesammten kaiserlichen Familie statt, soweit dieselbe zur Zeit in Potsdam anwesend ist. — Der Afrikareisend« Clemens Denhardt, welcher bekanntlich mit dem Sultan von Witn in Ostafrika einen Schutzvertrag abge schlossen hat, ist, wie schon früher mitgetheilt, bei seinem Aufenthalte in Berlin in voriger Woche vom Reichskanzler empfangen worden. Denhardt soll auf ausdrücklichen Wunsch de» Reichskanzler» nach Deutschland zurückgekehrt sein und Documente mitgebracht haben, die zum Theil bi» siebenhundert Jahre zurückreichen und die völlige Un abhängigkeit WItn'S von Zanzibar Nachweisen. — Der preußische Landwirthschaftsminister vr. LuciuS hat sich nach der Provinz Posen begeben. — Wie bekannt, findet am 1. December dieses Jahres wieder um eine allgemeine Volkszählung im Deutschen Reiche statt. Sie wird in derselben Weise und nach derselben Methode zur Ausführung gelangen, wie die Volkszählungen der früheren Jahre. Jedoch sollen mit Rücksicht darauf, daß seit der letzten Volkszählung die Berufs zählung staltgesuudeu hat, die zu beantwortenden Fragen auf das thuulichst geringste Maß beschränkt werden. Die erforderlichen Formulare gehen bereits jetzt den Behörden zu. — Eine sehr zeitgemäße Bekanntmachung erläßt der Landrath de» Kreises Strehlen in Schlesien: „Es sind in «euerer Zeit Fälle vorgekommen, daß ein in Strehlen wohnhafter Winkelconsulent sich unterfangen hat, Gemeindevorstände durch Requisition zu veranlassen, ihm amtlich dienstlich zu sein und Auskunft zu ertheilen. Die Ge meindevorstände mache ich auf die» Unwesen aufmerksam, und daß sie sich sür den Fall der Erledigung von dergleichen Requisitionen der Befahr aussetzen, gegen Paragraph 339 de» ReichS-Strafgesetzbuche» zu verstoßen.- — Wie die „Politische Correspondenz- mittheilt, find die Mächte und auch Deutschland damit einverstanden, über die Beschlüste der Suezcanal-Couferenz in Paris vorläufig in einen Meinungsaus tausch zu treten. Der betreffende Vorschlag ist von dem französischen Ministerium de» Auswärtigen gemacht worden — Bekanntlich hat sich der Reichskanzler mit den Lande», regierungeu in'S Einvernehmen gesetzt, um eine Untersuchung über die Frag« der Sonntagsheiligung veranstalten z« lasten. ES soll durch dieselbe sestgestellt werden, inwieweit ein Verbot der Sonntag». arbeit den Wünschen der Arbeiter entspricht, sowie Aufstellungen üb« den Umfang der bisherigen Sonntagsarbeit und die Betriebe, in welchen dieselbe stattfindet, gemacht werden. Ausfälliger Weise ist, trotzdem bereit» Wochen seit jener Kundgebung des Herrn Reichs kanzlers verflossen sind, bis jetzt nichts bekannt geworden, in welcher Weise und durch welch« Organe diese Untersuchung vollzogen werden soll Es scheint danach, daß man in der That daran denkt, mit der Erfüllung dieser Aufgabe die Gewerberäthe zu betrauen. Inzwischen wird Material für einen Theil der in Aussicht genommenen Er mittelungen in der großen von Hamburg ausgegangeuen Arbeiter- agitation zu Gunsten der Sonntagsruhe vorbereitet. — Der Premierleutnant Friedrich vom Lisenbahuregiment in Berlin wird sich in den nächsten Tagen als Organisator deS chilenischen Heeres nach der Republik Chile in Südamerika begeben. Die chilenische Regierung hatte sich bereit» vor einiger Zeit durch ihren Berliner Gesandten an die deutsche Regierung um Ueberlassung eine» Militär- JnstructenrS gewendet, da sie beabsichtigt, in Chile die allgemeine staatliche Wehrpflicht nach deutschem Muster «inzuführen. Die Wahl ist auf Herrn Friedrich gefallen, da derselbe spanisch spricht. Herr Friedrich bezieht sich zunächst auf fünf Jahre nach Chile und erhält außer allen üblichen dienstlichen Bezügen, freier Station, freier lieber- fahrt u. s. w. 1b 000 Mark Jahresgehalt. Der Rücktritt in da» deutsche Heer ist ihm Vorbehalten. — Die streikenden Maurer in Berlin haben bekanntlich beschlossen, nicht eher die Arbeit wieder aufzunehmen, als bi- sämmtliche Arbeit geber den geforderten Lohn von fünfzig Pfennig die Stunde zahlen. Arbeitet auch eine nicht unbedeutende Zahl pon Gesellen schon wieder, so läßt sich die Mehrzahl doch immer noch von der Furcht vor der Streikcommission abhalten. Die Noth macht sich aber doch geltend, und so wurde in einer großen Streikoersammlung am Sonntag der Antrag gestellt, zu gestatten, daß bei den Meistern, welche fünfzig Pfennig die Stunde zahlen, die Arbeit wieder ausgenommen werden kann. Natürlich entstand darüber ein riesiger Spectakel, und die Extremen hatten denn auch die Freude, den Antrag abgelehnt zu sehen. Helfen wird diese Ablehnung freilich nichts: Die Arbeitgeber find und bleiben fest entschlossen, mit den Streikenden in keine Verhand lungen einzutreten. Oesterreich-Ungarn. Dar deutsche Schwurgericht in Hermann stadt ist bekanntlich aufgehoben worden, weil eS vor einigen Monaten ein rumänisches Blatt freisprach, das die Magyaren ziemlich heftig angegriffen und die Deutschen und Rumänen zu gemeinsamem, ener gischen Vorgehen gegen daS magyarische Uebergewicht aufgefordert hotte. Es ist noch nicht lange her, daß de« Minister TiSza in Worten Voll ^schneidender Schärfe über die ungarischen Schwurgericht« sprach, welche freisprecheude Erkenntnisse gefällt halten, welche allgemein Scandale genannt wurden. Die Magyaren bleiben aber unangetastet, nur die Siebenbürger Deutschen, welche sicher am gewissenhaftesten geurtheilt, werden gemaßregelt, als ob sie allein die Schuldigen wären. DaS ist Gleichheit in Ungarn. Frankreich. Verschiedene Pariser Blätter hatten die Nachricht gebracht, der französische Obergeneral in Ostasien, Courcy, solle wegen seine» Verhaltens bei dem Aufstande in Hue abberufen werden. Die „Agence HavaS" bezeichnet die Nachricht als unbegründet. Die Regierung wird sich auch sehr bedenken, eine solche Maßregel so schnell zu vollziehen. Daß Frankreich viele unfähige Generale hat, ist schon während de» Krieges mit China zur Genüge hervorgetreten und es ist also alle Ursache vorhanden, diese Zahl nicht weiter zu vermehren. General Courcy'S Nachfolger könnte auch am Ende — noch unbedeutender sein; keiner der Generäle der Republik kann ja Thaten anfweisen —, di« ein rühmliche» Commando von vornherein garantiren. England. Die neue Regierung bietet oller Mögliche auf, um sich im Lande populär zu machen. Sie hat jetzt beschlossen, dem Parlament einen Gesetzentwurf zu unterbreiten, welcher das irische Landgesetz verbessert. — Rochcfort'S Meldung von der Weige rung der englischen Regierung, sür General Gordoa ein Löscgeld zu zahlen, gilt für erfunden. Rustland. Die russischen militärischen Vorbereitungen und Bewegungen in Centralasien nehmen ihren Fortgang Der Bahnbau wird mit erhöhtem Eifer weitergeführt und an der afghanischen Grenze immer neue Regimenter concentrirt. Die Rüsten halten eben fest, was sie haben. Spanien. Nachdem zu Ende voriger Woche die Kammern vertagt find, ist nun doch eine theilweise Ministerkrifi» eingetreten. Der Marinemiuifter und der Minister de» Innern haben ihre Entlastung eingereicht und der Ministerpräsident hat davon dem Könige Mit teilung gemacht. — ES heißt, der Marineminister werde doch im Amte bleiben. — Die Ernte der Cholera in Spanien. Vom 20. Mai bis 9. Juli erkrankten und starben in den Provinzen: Alicante 1588— 646, Castilien 2617-1277, Cuon?a 78-40. Madrid 1700-753, Murcia 6007—2319, Tarragona 31 — 19, Varuel 12—5, Toledo 455-207, Valencia 14.928-6801, Saragossa 626—280. In Summa 28,042 Erkrankungen, 12,347 Todesfälle. Die Stadt Madrid hatte 191 Erkrankungen, 113 Todesfälle. Amerika. Die Regierung hat über die Truppen in Kansa», Texas und im Indianer-Gebiet in solcher Weise verfügt, daß man die schnelle Unterdrückung deS Jndianer-Aufstandes erwartet. Der Befehl ist General MileS übertragen worden, und der Oberbefehls haber sämmtlicher Truppen, General Sheridan, wird wahrscheinlich selbst die Grenze besuchen. Die Cheyenne-Indianer, welche die Ruhe störung veranlaßt haben und 1200 Krieger stark find, sollen ent waffnet werden. Asien. AuS Peking wird gemeldet, daß der Kaiser von China den Brief de» Papste», in welchem dieser die katholischen Missionäre dem Schutze deS Kaisers empfahl, sehr freundlich beantwortet hat. Die Chinesen hoffen durch eine directe Verbindung mit dem päpst lichen Stuhle den Einfluß der Franzosen auf die Missionäre zu schwächen. Die chinesische Regierung wird wahrscheinlich beim Batican einen Gesandten accreditireu und dafür einen Nnntiu» in Peking empfangen, der mit der Wahrnehmung der katholischen Interessen im Allgemeinen betraut «erden soll. Der päpstliche Legat in Peking, Monfignor Terbaui, wird als ein fähiger Mann geschildert, der hin reichenden Einfluß besitze, um viele Vorurthelle zu beseitigen, welche China von den westlichen Nationen fernhalte und selbst die Stellung der Protestanten verbessern könne. i'HktzKöMÄl .MM).'
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