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Dresdner Journal : 10.10.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190110108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19011010
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19011010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-10
- Tag 1901-10-10
-
Monat
1901-10
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 10.10.1901
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ve,»»»»r«i»: B«im Bezüge durch di« K.ich.nl->ifi7t inuertzak» Lr«dt»» 2,50 M («tusch! Zutragung), durch di« Hkoß tm Deulschen Reiche » M («»»schließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern »0 Ps Wird gurückfenduna der für die Schristleitung bestimmte», aber von dieser nicht ein- aesorderten Beitrüge bean sprucht, so ist da- Postgeld beizusügeu Zres-ncr W Journal. Herausgegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen r Werktag» nachm S Uhr. A,kst»»t««»«««e»ststre»: Die Zeile Nemer Schrift de, 7 mal gespaltenen Lnnlndi g ungS-Teit« oder deren Raum 20 Ps. Bei TabtLrn- and Ziffernsatz 5 Ps Ausschlag für die Aetl«. Unterm Re- daknoiiSstrich (Eingesandt) die Lertzeile mittler Schrift oder Gebühren. Ermäßigung bet öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi- mittags 12 Uhr für dte nach mittag» erscheinend« Ruuunrr 237 1901 DonnerStaA, den 10. Oktober nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 2. Oktober. Se. Majestät der König haben dem in den Ruhestand getretenen juristischen Sekretär bei dem Evangelisch-lutherischen LandeS- konsistorium Kommissionsrat Friedrich Julius Teubner den Titel und Rang als Hofrat in der vierten Klasse der Hofrangordnung zu verleihen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Fabrikbesitzer Hermann Wolf in Kirch berg den Titel und Rang als Kommerzienrath zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Günstige Momente in der gegenwärtige« Wirtschaftslage. Seit Ende vorigen Jahres hatte es sich im wirt schaftlichen Leben Deutschlands bemerkbar gemacht, daß die aufsteigende Konjunktur zum Stillstand kam und auf einigen Gebieten ein Rückschlag erfolgte. Allmählich scheint aber in Deutschland eine Stimm- uny Platz zu greifen, die die Bedeutung dieses Stillstandes und teilweisen Rückschlages über schätzt. Die Theoretiker sind stolz, daß ihre Lehre von den periodischen Krisen wieder Bestätigung gefunden hat, und wenn wir in den letzten Jahren überwiegend die günstigen Momente der Wirtschafts entwickelung mit Eifer und Freude registrierten, so wird jetzt mit Borliebe auf die ungünstigen Momente hingewiesen, werden diese, die man früher übersah, in den Darstellungen gehäuft und unterstrichen und wird den entgegenstehenden Erscheinungen die Be deutung abgcsprochen. Die Börse und der Geld markt lassen sich davon beeinflussen und geben in mancher Hinsicht gerade erst durch ihre ängstliche Haltung der ungünstigen Konjunktur den Charakter einer Krise. Wenn es in den Stimmungsberichten bisweilen so scheinen will, als ob unsere blühende Ausfuhr im Zusammenbrechen, unsere Handelsflotte ohne Beschäftigung sei, so stehen dem die Thatsachen entgegen. Für die Hamburger Seeschiffahrt wird soeben die Statistik der ersten neun Monate dieses Jahres ver öffentlicht, und diese weift gegenüber der gleichen Zeit von 1900 nicht nur keinen Rückgang, sondern sogar einen namhaften Fortschritt auf. Zwar sind nur 9824 Schiffe gegen 10 106 im Vorjahre von Ham burg abgegangen, jedoch ist die Tonnage von 6140234 auf 6 355813 gewachsen. Insbesondere ist in dem überseeischen Verkehre nach außereuropäi schen Häfen von einem Rückgänge nichts zu spüren. In diesem Verkehre hat auch die Zahl der Schiffe gegen über dem Vorjahre von 1008 auf 1052 zugenommen, und es ist bekannt genug, daß die durchschnittliche Tonnage gerade in diesem Verkehre beständig wächst. Auch insofern ist keine Verschlechterung festzustellen, als die Zahl der leer verkehrenden Schiffe nicht zu-, sondern abgenommen hat. Die Gerüchte, daß ganze Flotten in Hamburg unbeschäftigt liegen sollen, be stätigen sich also nicht. Diese Zahlen über den Schiffsverkehr zeigen zugleich schon, daß eS mit dem deutschen Außen handel nicht so beträchtlich, wie behauptet worden ist, bergab gehen kann. Die Einfuhr der Deutschen Reiches war während der Monate Januar-September 1900: 292,2, 1901: 293,6 Mill 6-. Die ersten Monate der Kunst und Wissenschaft. Mufik. * „Der Löwe von Venedig" — betitelt sich eine dreiaktige komische Oper, deren Klavierauszug vor kurzem bei Friedrich Hofmeister in Leipzig erschien. Man wird demnach meinen, eS handle sich um ein Werk, das seiner Feuertaufe erst entgegensieht Und doch ist die» keines wegs der Fall Vielmehr gehört die Oper bereits zu den „gegebenen", und zwar zu denen, di« es über den sogenannten Achtungserfolg hinausbrachten Ja, mehr als das, das Werk begeisterte «inen namhaften Kritiker, vr. Karl Fuchs, zur Abfassung eine« sein«» Inhalt bi« in« Einzelne zergliedernden SchriftchenS Damals aber, eS war im Jahre 1890, betitelte eS sich noch „Die heimliche Ehe", und also benannt war eS auch in Danzig zur Aufführung gekommen Inzwischen ist die Oper von ihrem Komponisten einer Durchsicht und Umarbeitung unterzogen worden und erscheint jetzt unter dem eingangs angeführten Titel auf dem Plane Möglich, daß die Erwägung zu Gunsten einer Umtaufe sprach, das Werk werde in der alten Benennung allzu sehr im Schatten de» Ansehen« stehen, dessen sich Cimarosa« Bühnen schöpfung heute noch überliefertermaßen erfreut Wie die Oper in ihrer gegenwärtigen Gestalt vor dem kritischen Ohr und Auge der Oeffentlichkeit bestehen wird, da« wird sich in der Zukunft zu entscheiden haben, aber sie beansprucht auch, abgesehen von einem mehr oder minder großen, dereinstigen Bühnenerfolge, ausschließlich um ihre« Stile« und Cha rakter« wie um der künstlerischen Persönlichkeit ihre« Verfasser« willen da« Interesse weitester Kreise, vor allem keine«weg« etwa der nur musikalischen Uebrrdie« «ber mag auch noch darauf hingewiesen werden, daß da« Werk in gewißem Sinne vaterländischen Ursprung« laufenden Jahres zeigen ja freilich nach der Statistik des Deutschen Reiches eine Verminderung der Ausfuhr zahlen, aber es ist schon früher darauf hingewiesen worden, daß sich diese Verminderung der ÄuSfuhr- zahlen in den Monaten Juni und Juli nicht mehr fortgesetzt hat; das gleiche gilt für wichtige In dustrien von dem Monat August. Nehmen wir unsere Hauptindustrien, so finden wir für die Metallindustrie eine Ausfuhr im Juni 1901 von 200382 t (1900: 139854), im Juli 1901: 210139 t (1900: 138 995), im August 1901: 222 746 t (1900: 147 893). Nicht so günstig, aber auch nicht besonders ungünstig liegt die Sache in der Textilindustrie; deren Ausfuhr war im Juni 1901: 17 121 t (1900: 18769', im Juli 1901: 20118 t (1900: 19445), im August 1901: 20484 t (1900: 18 940). Die chemische Industrie weist gleichfalls einen Fortschritt auf. Sie führte aus im Juni 1901: 75262 t (1900: 67361), im Juli 1901: 75 279 t (1900: 64 839), im August 1901: 84 203 t (1900: 74 645). Im einzelnen stellen sich diese Zahlen der deutschen Ausfuhr in den drei Monaten Juni bis August wie folgt: 1901: Tonnen 1900: Tonnen Metallindustrie: davon: «33 267 426 742 Eisen- und Eisenwaren: 595 057 390 447 Küpser rc und Waren darauS: 15 945 17 818 Zink und Zinkwaren: 21 891 17 693 Zinn und Zinnwaren: 874 789 Textilindustrie: davon: 57 723 57 154 Baumwolle und Baumwollenwaren: 26 78» 27 528 Kleider und Leibwäsch«, fertige rc.: Leinengarn, Leinewand und Leinen ¬ 2 490 2 501 waren : 5 195 5 170 Seid« und Seidenwaren: 1 644 1 651 Wolle rc. und Waren daraus: 21 611 20 804 Chemische Industrie: darunter: 284 744 206 845 Farben (33 Nummern im Tarif): 32 300 27 898 WaS insbesondere wieder die überseeische Aus fuhr anlangt, so giebt eine Zusammenstellung von 26 wichtigen Ausfuhrartikeln nach den Vereinigten Staaten von Amerika einen Anhalt; dorthin wurden von diesen 26 Artikeln auSgesührt im Juni 1901: 702040 t (1900: 408353), im Juli 1901: 677863 t (1900: 510390), im August 1901: 786 326 t (1900: 639347). Wenngleich an der Steigerung dieser Zahlen die Ausfuhr von Abraumsalzen den stärksten Anteil hat, so sind doch auch eine Anzahl von anderen Artikeln in günstiger oder mindestens nicht in ungünstiger Lage, und zur Richtigstellung der un günstigen Berichte über den nordatlantischen Frachten markt sind die Zahlen gleichfalls nicht ohne Wert. Es soll mit den angeführten Zahlen keineswegs über die ungünstigere Gestaltung mancher Zweige des wirtschaftlichen Lebens hinweggetäuscht werden, wohl aber ist vor einseitiger Ueberschätzung der An zeichen einer ungünstigen Konjunktur zu warnen. Die Stockung scheint für manche Branchen nicht so sehr auf Abnahme der Kaufkraft oder Ueberspannung der Erzeugung zurückzugehen, als auf eine Stockung der Waren - Zirkulation, des Handels, die durch die Erschwerung des Kredits, durch die Zusammenbrüche einzelner Banken und Anstalten, durch das mangelnde Vertrauen an den Börsen veranlaßt wird. Während bei aufsteigender Konjunktur die Waren nicht selten sofort von der ErzeugungSstätte zu den Orten des voraussichtlichen Verbrauchs bewegt und auf Vorrat vom Handel selbständig übernommen werden, ist der Handel in manchen Zweigen jetzt weniger kaufwillig oder leistungsfähig und wartet vor seiner Versorgung die Bestellungen ab. Dadurch ist eine vorübergehende Stockung in der Bewegung der Güter, eine ungünstige Lage auf dem Seefrachtenmarkte und eine größere Schwierigkeit des Absatzes bedingt, die aber, soweit sie hiermit zusammenhängt, nicht länger anhalten dürfte, als der durchschnittliche Zeitraum zwischen Erzeugung und Verbrauch der einzelnen Waren be trägt. Der mittelamerikanische Kanal. Ein Londonrr Blatt, der „Daily Chronik!«", hatte vorgestern «ine ihm au« Washington zugegangrne Meldung folgenden Inhalt« veröffentlicht: „Die englische und die amerikanische Regierung haben sich über die Bedingungen de« neuen Vertrage«, betreffend den mittelamerikanischen Kanal, geeinigt Danach tritt der Clayton-Bulwer- Vertrag außer Kraft und Amerika erhält da« alleinige Recht, den Kanal zu bauen Der Kanal soll der Schiffahrt aller Nationen zu gleichen Bedingungen offen stehen, aber nur zu Friedenszeiten neutral sein, da Amerika allein dessen Neutralität gewährleisten und die Befugnis haben soll, in KriegSzeiten all« zum Schutz« sriner Jnter«ffen nötigen Schritte zu thun. Präsident Roosevelt wird für baldige Genehmigung de« Ver trage« durch den Senat wirken." Nach dieser Mit teilung hatte e« den Anschein, al« ob die diplomatischen Verhandlungen, die seit zwei Jahren zwischen den Ver einigten Staaten von Amerika und England gepflogen wurden und die Gestaltung der Rechte beider Länder an dem geplanten mittelamerikanischen Kanal zum Gegenstände hatten, mit einem völligen Nachgeben Eng land« geendigt hatten. Inzwischen hat das „Reutersche Bureau" eine im gestrigen Blatte auch von uni» wieder gegebene Mittrilung versendet, wonach d«r zwischen England und den Vereinigten Staaten von Amerika abgeschloffene Vertrag über den Nicaraguakanal bestimme, daß der Kanal für alle Zeiten neutral sein solle. Der Vertrag enthalte im wesentlichen die Bestimmungen de« Hay-Pauncefote-Vertrage«, die vom Senat genehmigt worden find, ohne dadurch bei einer der beiden Parteien ein Fallenlaffen der Hauptbestimmungen de« Clayton« Bulwer-VertragS zu bedingen Wenn der Inhalt de« Reutersche» Telegramm« sich al« zutreffend erweisen sollte, so ergiebt sich hieraus, daß England zwar in einigen und anscheinend sogar den wich tigsten Punkten den amerikanischen Forderungen nachgegeben hat, jedoch keineSweg« vollkommen aus sein« früher«» Ansprüche verzichtet. Um sich von dem neue» Vertrags ein annähernd zutreffende« Bild machen zu können, ist e« wesentlich, sich noch einmal der bisherigen Ueberein kommen zu erinnern. Die mittelamerikanischen Kanal pläne reichen bekanntlich um mehr als ein Jahrhundert zurück, in die Zeit, als zum ersten Male Admiral Nelson gelegentlich seiner Expedition nach San Juan de Nicaragua in einem Berichte an die englische Admiralität die Erwerb ung de» Nicaraguasee« warm befürwortete. Erst 1825 kam Präsident Henry Clay auf dies« Ratschläge zurück, indem er eine Kommission nach Nicaragua entsandte, die sich an Ort und Stelle über die technische Möglichkeit der Durchführung eine« Kanals durch den See von Küste zu Küste unterrichten sollte. Trotzdem die günstigen Er gebnisse der Untersuchung die Regierung nicht für den Plan zu gewinnen vermochten, nahm Präsident Jackson ihn 11 Jahre später wieder auf, allerdings gleichfalls ergebnislos. Als dann im Jahre 1847 Kalifornien von den Vereinigten Staaten von Amerika einverleibt wurde, bildete sich ein amerikanische» Syndikat, das von der Regierung von Nicaragua die Rechte zur Erbauung eine« Schiffskanal» erwarb. Die Angelegenheit war indessen noch nicht reif, denn der Versuch scheitert«; da» einzige bleibende Ergebnis de, Verhandlungen bestand in einem Vertrage, der den Keim de« Konflikt« in sich trug. England erhob Einspruch gegen einen unter Amerika« Kontrolle stehenden Schiff fahrtsweg, und im Jahre 1850 wurde in dem Clayton« Bulwer-Vertrag festgesetzt, daß keine der beiden Nationen Eroberungen in Mittelamerika machen, daselbst Befestigungen errichten oder eine Schutzherrschaft über einen etwa später zu erbauenden Kanal auSüben sollt«. Mit Bezug auf den Kanal wurde insbesondere bestimmt: 1. daß weder Großbritannien, noch die Vereinigten Staaten von Amerika die autschließlichr Aufsicht über den Kanal und seine Zugänge erhalten sollten, und 2 daß der fertige Kanal dem Welthandel unbeschränkt offen stehen sollte Jede Macht verpflichtete sich, ohne die andere den Bau de« Kanal« nicht zu unternehmen. Je mehr nun die Vereinigten Staaten sich wirt schaftlich entwickelten, desto lebhafter wurde ihr Wunsch, den Kanal allein zu bauen Für den außerordentlichen Aufschwung, den di« V«reinigten Staaten von Amerika vor allem im letzten Jahrzehnt zu verzeichnen hatten, war der Clayton-Bulwer-Vertrag ein Gewand, au» dem man längst hrrau»gewachsen war, al« man sich entschloß, ein halbes Jahrhundert später einen neuen, zeitgemäß«» Vertrag mit England herbeizusühren, der im Februar 1900 von Staatssekretär Hay und dem britischen Bot schafter in Washington Lord Pauncefote unterzeichnet wurde und daher den Namen Hay-Pauncefote- Vertrag erhielt. Diese neue Konvention änderte de« Clayton-Bulwer-Vertrag wesentlich zu Gunstcn Amerika« ab Die Vereinigten Staaten habe» danach nicht nur da« Recht, den Kanal allein zu bauen und zu ver- walten, sondern sie sollen auch die militärische Polizei an seinen Ufern auSüdrn Die Neutralität»klausel wurde im Sinne der Bestimmungen für den Suezkanal ab- geändert In Krieg«- und FriedenSzeiten soll der Kanal den Schiffen aller Nationen offen stehen, er darf nicht blockiert werden, und weder an seinen Ufern, noch in der Nachbarschaft dürfen Be festigungen errichtet werden. Diese Fassung hat jedoch der amerikanische Senat in grundlegender Weise ab geändert; er fordert« für die Vereinigten Staaten von Amerika das Recht, das Gebiet um den Kanal herum zu erwerben und zu befestigen. Hierdurch würde der Kanal jederzeit blockiert werden könne», die Ver einigten Staaten würden thatsächlich Souveränitätsrecht« haben, und der Charakter eines internationalen Wasserwege« würde dem Kanale genommen Die »tuest«» diplomatischen Schwierigkeiten zwischen England und den Vereinigten Etcaten von Amerika sind direkt da durch hervorgerufen worden, daß Hay mit dem Ge sandten von Nicaragua einen Vertrag abschloß, d«r den Vereinigten Staaten da« ausschließliche Recht zuerkannle, einen Kanal von Küste zu Küste zu erbauen und in Verkehr zu nehmen Al« Entschädigung hierfür wurde Nicaragua Teilhaber der Kanalbaugesellschast, von der e« Obligationen, angrblich in Höh« von 5 Mill. Dol , erhalten sollte. England wurde bei dieser Abmachung überhaupt nicht um seine Meinung oder Zustimmung be fragt. Trotzdem ging die britische Regierung nicht scharf vor, sie lenkte vielmehr sogar weit ein, so daß man in Amerika glaubte, England werde eine befriedigende Regelung der Abgrenzung Kanada» gegen Alaska als eine vollgiltige Entschädigung annehmen. Auf dem Festlande war man jedoch geneigt, die Nachgiebigkeit Lord LanSdowne« nur für einen politischen Schachzug zu halten, durch de» England eine Vertagung der Kanalfrage erreichen wollte. Die Wahrheit scheint in der Mitte zu liegen. La»«- downe wollte, wie schon angedeutet wurde, die Ent scheidung zweifellos hinausziehen; da jedoch die Ver einigten Staaten von Amerika hierauf offenbar nicht eingehen wollen, so dürfte der neue Vertrag «in Amerika günstige« Kompromiß zwischen dem ursprünglichen Hay« Paunceforte-Vertrag und den Abänderungen, die d«r Senat vornahm, darstellen. Es ist möglich, daß der Alarkafrage die Rolle «ine« Kompensation»objekte« zu fallen wird, und daß die Zugeständnisse, die die Ver einigten Staaten in der Kanalfrage machen, mehr for meller Art, al« praktisch bedeutsam sind. Für den Welt handel ist e» auf alle Fälle von der größten Bedeutung, daß der Kanal neutral bleiben soll Wenn in dem seinem Inhalte nach wiedergegebenen Reuter Telegramm mitgeteilt wird, daß im wesentlichen die vom Senat ge nehmigten Bestimmungen de« Hay-Paunceforte-Vertrag« in den neuen Vertrag übergehen sollen, so ist da« für England nicht gerade tröstlich, denn dieser Bestimmungen ist. Peter Gast — die« ist der Name dcs Mannes, der es schuf — ist geborener Annaberger und ehemaliger Schüler de« Konservatorium« zu Leipzig. Faßt man zunächst die Person diese« Manne« in» Auge, so gewinnt sie eine besondere Bedeutung allein durch die Beziehungen, die sich zwischen ihm und Friedrich Nietzsche spannen Kenner der einschlägigen Litteratur werden aus den Briefen de« letzteren wissen, wie hoch letzterer die schöpferische musikalische Begabung Gast« bewertete, und auch im „Fall Wagner" zieht der Dichter- Philosoph unsern Komponisten heran „Ich kenne nur einen Musiker, der heute noch im stände ist, eine Ouvertüre au« ganzem Holze zu schnitzen: und niemand kennt ihn" . . . Der von „niemandem Gekannte" ist Peter Gast und die Ouvertüre diejenige zur „heimlichen Ehe", d i. zum „Löwen von Venedig"! Daß diese Nietzsche-Beziehungen für die Entwickelung de« jungen, emporstrebenden Musiker« von außerordentlicher Bedeut ung werden mußten, liegt auf der Hand Nietzsche war, wenn man auch absieht von seiner thatsächlich vorhandenen musikalischen Begabung, in seinem feinen künstlerischen Feingefühl eine ausgesprochen „musikalische Natur", und aus dieser kann man e» ja auch unschwer erklären, daß er gerade auf die Jünger und Meister der Tonkunst (wir erinnern an Richard Strauß) eine mächtige Wirk ung ausübte Gast aber, der ihm persönlich näher trat und übrigen» im Jahre 1881 bereit» einen Text Nietzsche«: „Scherz, List und Rache" (s. „Die fröhlich« Wissenschaft") komponierte, wurde im Gegensatz zu den Anderen, die sich, berauscht von der Musik seiner Sprache, in seine philosophischen Spekulationen vertieften, in gewissem Sinne geradezu ein Ver» wirklicher der musikalischen Träume jene» Nietzsche, der mit Richard Wagner gebrochen hatte, al» er ihn im „Parfisal" vor dem „Krruze de» Mittelalter»" mede,finken sah Di« „Trockenheit der Luft, die liwpiclere» in der Lust", nach d«r er sich sehnte, und manche» sonst noch, wa« „wir Halkyonier bei Wagnern vermissen", „la 8oi«v2», die leichten Füße, Witz, Feuer, Anmut", dann di« Lichtschauder de« Südens, da» glatte Meer — Vollkommenheit . . . ." mußte er bei dem Komponisten finden, der nicht umsonst lange Jahre in Italien lebte. Ein Stücklein Renaissance, die er so glühend verehrte, konnte ihm besonders diese „Heimliche Ehe" wohl ver körpern mit ihrer durchaus „hedonistischen" Auffassung von Kunst und Leben; nicht zwar jener großen Renaissance, die ihm da» „aussteigende Leben" verfinnbildlichte und in der er „da» große Ja zu allen schönen und ver wegenen Dingen" erblickte, aber doch jener intimen, da» Alltagsleben künstlerisch umkleidenden, über die Abgründe de« Leben« in „übermütiger Geistigkeit" hinweggleitenden Rokoko-Kunst Und darin, meinen wir, liegt ein Er schwernis für das Beachtetwerden der Oper. Da» Publikum, und nicht nur da«, auch die Musiker selber haben zu lange de» „Wasserdampf de« Wagnerschen Ideal»" geatmet, als daß ihnen auf einmal die „limpiäerra der Luft" behagen könnte; sie haben di« „Erlösung" zu sehr ersehnen gelernt, als daß sie sich plötzlich im erlösten Zustande wohlsühlen könnten Gasts Mufik airbt sich wie ein Heller Sonnentag, an dem kein Wölkchen am weiten Himmel auftaucht, und dadurch wirkt sie, daß man «S nur cuSsprechr, einiger maßen wie ein Anachronismus. Ein Komponist, der, da« «»harmonische und chromatische Element sehr spar sam verwendend, im wtsentlichen Diatoniker ist, erscheint er in der Gegenwart nicht wie ein weißer Rabe? Und ein Libretto von der Harmlosigkeit de«jemgen von Brrtati, da« Cimarosa zu seiner besten musikalischen Komposition begeisterte, und da« bi« auf einige Namensänderungen und Verbesserungen im Sinne unserer Zeit ven Gast unangetastet blieb, ist e« nicht zu unnervö«, um noch ansprechen zu können? Man wend« nicht «in, wir hätten Werke der Art genug, die sich noch aus dem Spielplan erhielten; denn einmal sind »« ihrer nicht viele, die man hierher zählen kann Von Mozart, um gleich den zu nennen, den man heute gern dem Rokoko zuzählt, wüßten wir nur eines: „Cofi fan tutte" In den andern ist er doch zu sehr „Klassiker", tritt das „menschliche Bedeutsame" — selbst im „Figaro" in der Schärfe der Charakterzeichnung — zu gewichtig hervor. Dann, wenn man sich bloß an den „Diatoniker" und die „Un nervosität" des Librettos hält, tragen die Werke, die man im Auge haben könnte, eben noch ihren besonderen allgemeinen oder zeitgeschichtlichen Wert in sich, der sich bi» heute lebendig erhielt In beiden Fällen aber sind Diatonik und Unnervofität von vornherein gegeben, sie berühren uns naiv und darum unmittelbar, und darau« ergiebt sich auch der Unterschied zwischen Cimarosa« und Gast» „Heimlicher Ehe" (bez. „Löwe von Venedig"). Bei jenem ist beispi«l»weise die jede stärkeren Accente de« Schmerze« oder der Leidenschaft meidende Tonsprache etwa« Selbstverständliche«, bei Gast haben wir die Em pfindung, al» drücke er sich nicht wie ein Mensch der Neuzeit au» Der, man kann nicht anders sagen al» entzückende leichte Fluß seiner Mufik, die Gesanglichkeit selbst seiner Recitativ« umschmeicheln unser Ohr, aber diese« ist eine zu andere Kost gewöhnt, um sich plötzlich, in einem M«er von Wohllaut schwelgend, bei dem Gedanken, daß da«, wa» e« hört, modern sei, ganz behaglich zu fühlen. Auch wenn man zu denen gehört, di« «in grwisst« Rückschreit«» für die unerläsfige Vorbedingung für em Wiedrrfort- schreit«» auf musikalisch«», G«bi«t« halt««, wird man rben doch keineswegs so weit gehen wallen, wie Gast ging. Speziell auch da« nationale Moment w-rd man um keinen Preis so restlo« »»«geschieden sehe» wollen, wie die« im „Löwen von Venedig" der Fall ist, der eben um deswillen, weil er textlich und musikalisch ei» Wiederbelebungsversuch d«r italienischen Rokoko-Opel ist, nach Nittzsche« Geschmack war. Da« Undeutsche in den künstl«rischen Träumen de« letzteren, in dem ausschließ lichen Betonen von „Esprit und Elögance" zum Au«-
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