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54. Jahrgang, ^lr 34. vezugSgeküdr »>«n»Ii-»rl. dir »n«. d„, d«i p»«i. maU»«Zu>ra,un,<«n Sonn» und Lsoulaue» nur »lnu>nl> r,L0«I. durch »udworlinr Koni» nulstdiutr« S.d0 «>k. Vr, einmaliger Au- nrlluna durch de« Holt »M.to»»«LesIkUgeId>. Di» d«n Lriern »»„ Dr««d«n u Umgrdun, «i» rag« vorher ,u. gesielllen Ad«nd-Uu«, „ade» erhalten dieau«- irartige» «e,,eher mir ter Morgen-Durgabe ,nla,mnen ,u,«stellt. Aachdruck nur mir deut licher Quellenangabe ,.i,e«d. Nadir.", ji>. lässig. — Unoerlangre Manuslrtple werden „lcht ausdewahrt. Telegramm-Adrcssk, Nachrichten TreSde». Fenispreäicr: II » 20ÜÜ » !i<161. Freitag, 4. Februar 1910. Druck und Verlag von Liepsch öc Reichardt in Dresden. Inlisbel': I» Müller Uuzcigeu-Taiis Annahme von Änkmi. dmuugen bt« nna» U Uhr. Soniuoav,i r' Manen'lrabe vv.r U bk. »/,1 Uh» I , einipalttsje Gründen? na. 8 LUbcni 25 P* . Famitieu ^achnckn.., uns Dresden 20 P, ; GesM.iUs '^n^igcll u u der Piiuatstile .^ei>- tO Pf: Me zwrhooltiiie fetten. Dernene 60 < — SUiininern num Sonn u Feiertagen dre emloalttg»: Är.niü- ^elle LÜPs .crnfPilvnr ielie 4VPi., Aaunl.t'!', vilidlnichten a. Dre-ot-n dte Ärundzeue25Pi. - AuSwÜrüge Stn'ueqe nur gegen Vorau4M- Zahlung. — .>b<-5 tegblntt kostet P-. Haup 1 grschüstsstel 1 e: Mai iciisti aste :k>, 4<» IIIIneliZ l'isnililiL 5NÜ Itadsi ,vkr l»»A» ddr» I*ta4r). S^lkiuetfe Llsxpsn k»ls tzl^SL Icings Lednürs Malsion kutkor Nismsn 3Ui> go tcrllgt In zranirirblrV ^ I>al>b»iar> tzüNItiLt«» k. kiillMK 1)1-686611 UiMziiM. IZ. WMNslt k0Nll'LlU88iM I'Ilisckv > Ai>. ->> ktg. uoä 75 Ltg. Vvr^sull llu-'k 3U8Vi»rtd. Lebt mit. Schutrinailce ..Autler .Ximmz Lövle!. llolspotdeke, vresäeuüeorseator. vernickeln von koIIscUuUsn :: ALrv ertiSo Losov. Mutmaßliche Witterung: Frost, Schnee- Bei der Zweiten .Hammer ist ein natioiialliberalcr Antrag auf 'Vermehrung der 'Wahlkreise des La » d e s k n l t u r r a t s eingcganacii. Vorgestern starb liier Herr Stadtrat a. T. Ltzilhelin Lchröte r. Der Ballon „E l> c m n i tz" des Ehemnttzer Vereins ,ur Lustschissahrt ist in einer langen Fahrt von Wcißig bis Holland geflogen. Für die Schi s f a h r t s ab g ab c n in im Bnndcs- rat die verfassungsmäßige Mehrheit vorhanden: es stehen 16 gegen 12 Stimmen: kein Staat hat sich der Stimme enthalten. Der Bnndcsiot stimmte dem Verordnnngscntmurf über den Verkehr mit H r a s ts a h r?, e u g e n ru. Der Beichstag genehmigte die H o l v n i a l e t a t s. Der N c i ch s t a n l e r lehnte ab, eine lLntschließung non Vertrauensmännern des Alldeutschen Verban des eiltgegeiiziinehmcn. in der unsere anSwärtiae Politik 'charf verurteilt wird. Gestern wurde der böhmische Landtaa tvicdcr crossnet. Zn Pari» sind die meisten Ltraße» dem Verkehr wieder fr c i g eg e h e n, doch zeigen sich vielfach neue Bodensenkungen. Zur Morm «ter räcdMcden vslltücdule. Eine der wichtigsten Vorlagen, die der Landtag zu ver abschieden hat, ist die des V v l k 5 ich u l g e se h es, und bei diesen Beratungen werden die abweichenden Meinun gen vielleicht am heftigsten aufeinander stvßen. Ein Bor- wiel hierzu bildeten die Verhandlungen in der vorigen Woche, als der Volksschuletat zur Beratung stand. Dieses Hapitel hat den Vertretern der Parteien in der Zweiten Ltänöekannner 6)elegcnhcit gegeben, ihre Stellung zu dem VolkSschnlwcsen prinzipiell nochmals tlarzulcgen. Dabei zog sich als roter H-adcn durch die zum Teil sehr interessante» Verhandlungen die allgemeine Wertschätzung, der sich die Volksschule bei allen Parteien erfreut. Daß in der Tat « ns der Volksschule die Zukunft, da«, Wohl und 'Wehe des Landes ruht, ist eine Wahrheit, die beute allgemein aner- lanntwird. Nur über die Wege, die das neue Volksschnlgeselz einschlagen soll, gehen die Anschauungen auseinander, und «S ist sehr zu begrüßen, daß die Laudkagsvcrhandlungen weziell über die Ltellnng der N a t i v n a l l i b c r a l c n in der Krage des Rcligivnsnnterrichtö mehr Klarheit gegeben haben. Besonders bemerkenswert in dieser Hinsicht waren die Ausführungen des nationalliberalen Abgeordneten T r. Leyfe rt. Scminardirektors in Zschopau. AnS tief gründiger Kenntnis der bestehende,: Verhältnisse heraus ivarntc er vor allem davor, der Volksschule Aus gaben zu überweise», die sic nicht erfüllen könne, und unbedingt wird man ihm zusiimmcn müssen, wenn er »erlangt, daß vor allem der Einflug der K-amilie ans das Kind nicht im Nebcrmaß gcschmäleit werden dürfe. Es kommt ohne Frage in erster Viiiie darauf an. daß alles, was in der Volksschule getrieben wird, im engen Zusam- menhgngc mit dem praktischen Veben sieht, daß inan in den Lehrbüchern und im Unterricht nicht »on einem dem Kinde »oliig unbekannten wissenichastlichen Ltandpnntte aus vvr- geht, sondern daß man dem naive» Denkvermögen der Zngeno entsprechend und in der Anschauungsweise der .fugend den Kindern das Verstand»!» für alle Fragen des Gebens weckt. Hierin mag bisher manchesmal gefehlt und «ine Aenderung des bisherigen Lehrsiistems geboten sein. Aber man darf das Eine nicht vergessen: das beste Lchul- u>stem und die vollkommensten Lehrbücher nüi-cn nichts, wenn nicht die Persönlichkeit des Lehrers das Lnstcm mit Eetst und Leben erfüllt. ES komm: immer auf den Mann an. ES wäre doch bitter ungerecht, behaupten zu wollen, daß unsere Lehrer bisher samt und sonders einen weltfrem den Unterricht erteilt hätten» vor allem, daß das bisherige Lchulsystcm den Pädagogen nicht genügend Spielraum ge lassen hätte, ihre eigene Persönlichkeit im Unterricht zu betätigen und den Kindern die Fragen des Lebens in ver ständnisvoller Weise zu lösen. Auch eine vollständige Aenderung des bisherigen Lchulsristems, die den von Dr. Seyfert verlangten Grundsätzen in jeder Weise Rechnung tragen würde, gäbe noch absolut keine Garantie, daß der Lehrer wirklich alle die Ausgaben erfüllen könnte, die nach der Meinung des Redners der Volisichnlc znkommen, io daß er wirklich in allen Fragen des Lebens der Erzieher sein könnte. Es ist unzweifelhaft richtig, daß die Kinder nicht nur zur Arbeit, sondern auch zu einem edlen, wenn auch bescheidenen Lebensgennß anaeleitet werden tollen, und die Worte, die Dr. Leyscrt über die Bedeutung der Pflege einer volkstümlichen Kunst in den Lchulcn ge sprochen Hai, werden in weilen kreiicn lebhaften Wider hall finden. Es ist eine herrliche Ausgabe, den Lpuren unseres Volkstums in Kunst und L'Ue nachzugehen, und dein alles gleichmachenden Ltrom der modernen Zeit in der 'Väter heiligem Brauche einen festen Damm entgcgcn- znwersen. Das ist sogar eine durchaus notwendige Auf gabe, an der alle Gebildeten und Freunde des Volkes Mit arbeiten sollten. Aber hier wird es immer auf die Per sönlichkeit des Lehrers ankommcn. Ebenso wie cs heute schon Lehrer gibt, die diesen Anfgaoen gerecht werden, wird es auch unter dem neuen Volksichnlgciey, und mag es noch io zweckentsprechend auigebant sein. Pädagogen geben, denen volkstümliche Kunst und alte Litte ein Greuel sein werden. Das Gesetz allein macht es nicht, es kommt ans den Geist an, der in den Erziehern unserer Fugend lebt. Nebcr diesen Geist in der iächsiichen Lehrerschaft ist man nun sehr verschiedener Ansicht gewesen. Denn der Prüfstein, ob der Lehrer der großen Ansaabe der Volks schule gerecht sein kann, wird immer seine Stellung zur Religio» sein. Gewissermaßen im Namen der sächsischen Lehrerschaft hat nun Dr. Seyfert erklärt, daß das Streben der Lehrer nach einer Reform des Reliaionsunterrichts nicht ein Kampf gegen die Religion sei. sondern ein K amps für die Religion. Es sei nur ein Streit um den Weg. Mit Recht konstatierte Vizepräsident Opitz, daß dieses Zugeständnis eine sehr Leruhiaende Wir kung ausüben würde, vorausgesetzt, daß dies wirklich die Meinung der sächsischen Lehrerschaft sei. Es ist noch nicht lange her. da hörte man es anders. Zn der bekannten Resolution des Sächsischen Lehrcrvereins, die mit 184 gegen Ich! Stimmen angenommen worden ist. heißt eS: „Wir erblicken nach wie vor in der t v ns c i s i v n Sk os e n allgemeinen Volksschule im Interesse der einheitlichen nationalen Erziehung unseres Volkes die Grundlage eines zukünftigen Aufbaues unseres gesamten Schulwesens. Da aber an eine 'Verwirklichung dieses Zdeals gegenwärtig nicht zu denken ist. gilt es, auf Grund der Zwickauer Thesen einen pädagogischen evangelischen Religionsunterricht in unserer Volksschule zur Durchführung zu brinaen." Ter zweite Teil dieser Resolution ist dann in der Debatte leb haft bekämpft worden, obwohl der Rückzua nur ans tak tischen Gründen erfolgte. ES ist nun schon wiederholt dar gelegt worden, daß eine wirklich koickessionsloie Volksschule 'chlcchterdings unmöglich ist. Tic z. B. in Preußen be stehenden Limnltanschulcil in konfessionell stark acmnchtcn Gegenden sind und üleiben ein Notbehelf, der nicht ger,rde zur Nachahmung reizt. Der Lehrer muß bei unzähligen Gelegenheiten zur Religion Stellung nehme», da unsere ganze Weltanschauung aufs -engste mit dem Ehristentnm verwachsen ist. und, wie wir sagen können. Gott sei Dank. Wie sich dann der Sächsische Lehrervercin den ..pädagogischen evangelischen Religionsunterricht" denkt, gtng weiter aus der Debatte des DelegiertentageS hervor. Unter anderem sollen die Ergebnisie der Bibelsorschung und unser Welt- erkcnnc» im UnternchtBerücksichtigung finde». Also nnch dic Ergebnisse der modernen Bibclkritil. Man maa zu dieser Kritik stehen, wie man will, aber in die Schule gehört der artig rein theologische Wissenschaft nicht, vor allem, da man von wirklich unerschütterlich feststehenden Ergebnissen überhaupt noch nicht rede» kann. Das gehört nur in die Hörsäle unserer Universitäten, ebenso wie ein biologischer Unterricht für wissenschastlich vorgcbildete Leute sehr inter essant und lehrreich sein kann, aber nicht in die Volksschule übertragen werde» darf. Das sind sehr unklare Forde rungen, die den Ausführungen Dr. Scus-erts im Landtag, der einen dem kindlichen Denkvermögen angepaßten Unterricht verlangt, schnurstracks .zuwiderlausen. Im Zu sammenhänge damit stehen weiter die Forderungen der Lehrer auf Beseitigung alles Dogmatischen aus dem Reli gionsunterricht. Der Abgeordnete Hcttncr hat nun den Standpunkt der Nationalliberalen in dieser Frage näher erläutert. Seine Partei wolle nicht, daß die Religion vom Dogma gelüst werde. Der Lehrer müsse au das Dogma gebunden sein, er dürfe aber nichts vom Dogma in die Schule hineintragen. Das klingt in der Theorie ganz plausibel, wie aber ist es in der Praxis? Soll der Lehrer kMeilttMM lSMM L — O» de» Religionsunterricht nur dazu benützen, den Kindern Geschichten aus dem Lebe» Jesu zu erzälilen? Das wird jedem non unseren Glaiibensgrundsützen überzeugten Lehrer schon rein praktisch unmöglich lein. Er wird in vielen Fällen direkt gezwungen sein, ans das Tvama als Tat sache Bezug zu nehmen. Wenn nun der Abgeordnete Hcttner meint, für das Dogma sei die kindcsseelc noch nicht reis, so ist dem eiltgegenzuhalten, daß cs in jedem Unterrichts sach Dinge gibt, deren tiefere Bedeutung dem Kinde vor läufig allerdings noch verborgen bleibt, die cs als etwas Gegebenes hinuehmen muß, deren Kenntnis aber uncr läßlich ist. Das wirkliche 'Verständnis dafür kommt sehr vit erst in späteren Jahren, wenn die Kinder längst der Schule entwachsen sind. Wie aber sollen die Kinder di« großen Taten unseres Luther und anderes verstehen, wenn sie nicht in der Schule mit unseren GlauLensarnndiätzen be könnt gemacht worden und? Tann wird ihnen die Refor mativn, ja überhaupt das Wesen des Ehristentums zcil lcbens ein Buch mit sieben Siegeln bleibe», das ihnen die wenigen Stunden des k v ui irmau den Unterrichts nicht lösen können. Gewiß kann und soll unser Religionsunterricht ge ändert und verbessert werden, vor allem soll er lebendiger gestaltet werden. 'Aber da, wie der freisinnige Abgeordnete Dr. Dirtcl. selber beklagt hat, der Materialismus in unserer Zeit in erschreckender Weise zu ge nommen hat, so ist es eine dringende Notwendig keit, in den Kinderher.zen wenigstens den Grund zu legen zu einer religiös-sittlichen Weltanschauung, und es ist ganz unerfindlich, wie durch vollständige Ausschaltung unserer Glaübensgrundsätze aus dem Unterricht dieses Ziel gefördert werden soll. Die Nativ nalliberalen stehen hier vor der Entscheidung- Führen sie wirklich den Kampf für die Religion, dann können sie cs bei der Beratung des neuen 'Volksichulaeietzes durch die Tat beweisen. Tic Ausführungen Tr. Semerts be rechtigen jedenfalls zu der Hoffnung, daß bei diesem Geien konservative und Nativnallibcrale Schulter an Schulter stehen werden, denn vrinzipiellc Meinungsverschiedenheiten zwischen seiner Anschauung und der der Rechten bestehe» i» der Tat nicht. Das ist wieder ein Beweis dafür, daß die beiden großen nationalen Parteien bei allen wichtigen Fragen des Staatsintereises im Grunde doch ans dem selben Boden stehen. Der Kultusminister Tr. Beck hat im Landtag noch ei» übriges getan, indem er den -Sozialdemokraten an der Hand von Beispielen ihre wirkliche Stellung zur Religion nachgewiescii hat. Es hieße Eulen nach Athen trage», wollte man den von der Sozialdemokratie ausgestellten Satz. Neli gion sei ihnen Prlvatsachc, widerlegen. Daß der Abgc ordnete Lange für die Richtigkeit der sozialdemokratischen Ansichten Friedrich den Großen als Schwurzeugcn ansührt.', war ein guter Witz, der als solcher vom Kultusminister auch gebucht wurde. Ans welcher Höhe die sozialdemokra tische „Knltnranssassung" steht, beweisen die gar nicht iviederzugebciiden Lchandgedichte in den sozialdcmokraii scheu Lehrbüchern. Die Debatte har wieder einmal ge zeigt, daß uns von diesen Leuten eine Welt trennt, ein: Kluft, die keine Sophistik überbrücken kann. In der stick! gen giftigen Atmosphäre sozialdemokratischen Geisteslebens kann ein ansrichtig national denkender Man» nie und nimmer leben. Das sollten sich alle die lagen, die mit dem Kultusminister wirklich den Wunsch haben, „es möge u»'er - Schule möglichst von der Lcrnschnle zur Erzichnngs- und Arbcits'chii.l.' übergehen, starte Eharaktere ausbilden, dir geeignet sind, im Kamps »ms Dasein im Leben ihren Mann zu stellen, cs möge aber die Schnle dabei auch nicht vcr gessen, die zarten Wurzeln des Gemüts »nd Herzens zu pflegen und dadurch harmvinsche Persönlichkeiten Hera» zubilden, die be'vnderS auch in Verbindung mit dem staats bürgerlichen Unterricht dereiim zu festen Stützen nnsercc sächsische» und denlschcn 'Vaterlandes werden". Neueste vrahtmelütingen vom 3 Februar. Deutscher Reichstag. Berlin. iPriv.-TclZ Die Beratung des Kolonial« ctats wird fortgesetzt. — Abg. Lattmann sWirtsch. Bgg.): Die Sozialdemokraten wollen die Kolonialpolittk auf die Formel sestlcgen: keine Maschinengewehre und keine .Herren»,oral, sondern Hiimanitüt und Erziehung- Aber che Aerzte und Lehrer an die Neger herankornmen können, be darf cs der Entwicklung der Kolonie, und zwar durch Bahne» unter dem Schutze der Maschinengewehre. In den