Volltext Seite (XML)
W«. 118. Mitredactnir! Theodor DrobtsL. Mittwoch, den 27. April 1864. Dresden, den 27. April. — Se. Maj. der König hat dem Rittmeister zweiter Klaffe im österreichischen Dragoner-Regiment Fürst Windischgrätz, Albrecht Grafen Waldstein-Wartenberg, das Ritterkreuz des Albrecht-Ordens verliehen und dem in Wartegeld stehenden Oberstleutnant Worm von der Infanterie die erbetene Ent lastung aus den Kriegsdiensten mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armeeuniform bewilligt. — Die Zweite Kammer hat sich gestern mit der Berathung de- Bericht« ihrer dritten Deputation über die, eine Revision der Grundsteuer betreffenden Petitionen beschäftigt und wird in den nächsten Sitzungen darin fortfahren. — Einem Ehrenmann unserer Stadt, der eingegangen in die Wohnung der Seligen, wurde gestern Nachmittag das Geleit nach dem Trinitatiskirchhof gegeben. Es galt das Bel gräbniß dem hochbetagten Herrn Kaufmann Barteldes, der viele Jahre hindurch zum Wohl des Handels, der Gewetbthätigkeit und sonstigen Gedeihen des Gemeindewohls in Dresden > ge wirkt und rastlos dahin gestrebt, sich den NameN eines Ehren mannes bis an sein Ende zu erhalten. Am Grabe sprach der Herr Consistorialrath Nr. Käuffer zum Gedächtniß des Voll endeten herzliche Worte zu den Hinterlaffenen, Frenuden und Verehrern desselben, während der Gesangverein „Liedertafel" in erhebenden Gesängen ebenfalls seine ehrende Gesinnung an den Tag legte. ' ' ^ — Am Montag Abend starb plötzlich und unerwartet hier- se'bst an einem Nervenschlag die Schriftstellerin Fräulein Clara Anger. Erst im vorigen Jahr aus England und Schottland zurückgekehrt, wo sie einige Zeit als Gouvernante gewirkt, et- theilte sie hier Unterricht in englischer und französischer Sprache. Außer einigen Romanen, die sie geschrieben, arbeitete sie früher mit an der „Zeitung für die elegante Welt", „Unterhaltungen am häuslichen Heerd", „Sonntagsblatt der Dresdner Nachrich ten" u. s. w. — Gestern Vormittag ginget von hier über Leipzig und Magdeburg 2r Mann sächsische Soldaten nach Holstein ab; sie gehörten verschiedenen Truppenabtheilungen an und dienen als Ersatz für diejenigen kranken sächsischen Soldaten, die vor Kur* zem aus Holstein hierher zurückgekehrt sind. — Nächsten Montag wird Herr Stabstrompeter Böhrye vom k sächs Artillerietroinpeterchor in der erleuchteten Frauen kirche eine geistliche Musikaufführung, bestehend in Orgel-, Pb- saune- und Vocalvorträgen, unterlMitwirkung des Orgelvirtup- sen Herrn Musikdirektor P. Doetsch und dessen Gattin, djr Frau Kirchensängerin Alexandrine Doetsch, zum Besten der Witt- wen und Waisen hiesiger Lehrer veranstalten. Wir glauben bxi dem edlen Zweck besonder- darauf aufmerksam machen zu sollen. — Gestern Mittag trafen über Berlin 49 verwundete O.sterreicher aus Schleswig hier ein Sie wurden von einezn Offizier, einem Militärarzt und 6 Münn begleitet. Man brachte sie msgesammt in da- Stadtkrankenhaus. Heute Mit tag erfdltzt ihr Weitertransport tchn hiev nach^ Prag. 2 2 — Dar grüne Gewölbe in Dresden. Das Reich der Weltgeschichte könnte man eine unerschöpfliche Schatzkammer nennen. Millionen unerfüllt gebliebener Wünsche, ungestillter Klagen, Lichtstrahlen unvollendeter Entdeckungen, dirß Alles bietet sich dar. Da giebt eS Kronen für Diejenigen, welche die Schale zu öffnen verstehen; Diamanten für solche, welche die Tiefe nicht scheuen und glücklich im Finden sind, doch — lassen wir die Phantasie und begeben wir unS in da- Reich der Wirklichkeit. Wir meinen die Schatzkammer unserer Resi denz, das grüne Gewölbe. Tausende von Fremden aller Welt- iheile haben sie gesehen, sicher aber sind Tausende auch in Dres den geboren und gestorben, ohne sie betreten zu aber ist der Mensch, was ihm am nächsten liegt, er nicht. Reist ein Dresdner nach München oder nach so.beeilt er sich, ein Billet in die dortige Schatzkammer zu empfan gen, während er hier in seiner Geburtsstadt wohl an fünfzig Jahre lang das Pflaster betreten ohne je in daS grüne Ge-> wölb^gekommen zu fein, diese wahre Schatzkammer, dieses Potosi und Golconda am Ufer der Elbe, dieses vkrwiicklichte Märchen aus Tausend und Einer Nacht. Welch ein Reichthum Kunstschätzen, eine Juwelensammlung, welche die kühnste Phantasie übersteigt. Und in welchem Glanze strahlen jetzt diese Schätze, deren Reinigung und Aufstellung neuerdings geschehen. Wie wir hören, sollen künftig auch im grünen Gewölbe des Sonn tags etliche Führungen und Wanderungen stattfinden, da hätte so Mancher Gelegenheit diese Wunderwelt zu schauen, wenn ihm an Wochentagen die Zeit dazu mangeln sollte. So viel Zeit, so ein paar Groschen aber sollte Jeder daran wendm, wer Sinn für Kunst besitzt. Unendlicher Stoff zum Denken und Betrachten und die Führer durchgängig Leute, die mit großer Bereitwilligkeit und Liebe zur Sache ihr Führeramt ver- watten. — Wegen Fortschreitens der Baulichkeiten im Rathhause ist, wie bereits schon seit einiger Zeit die Expedition des Ober inspektors Fritzsche, so vom gestrigen Tage an das Wachlokal der städtischen Executivmannschasten vom Eingänge des Rath hauses am Altmarkt in den Eingang von der Scheffelgaffe ver legt worden. Der Eingang in das Nathhaus vom Altmarkte her wird nur während der ExpeditionSstunden geöffnet. — Der zu Ende gegangene Jahrmarkt in hiesiger Neu stadt erfreute sich (mit Ausnahme des Freitags, dem Tischler- Hauptmarkttage) einer herrlichen Frühlingswitterung. Die ge machten Geschäfte anlangend, so scheinen die gegenwärtigen un sicheren politischen Aussichten nicht ganz einflußlos auf den Ver kehr geblieben zu sein. — Auf dem an der Camenzerstraße gelegenen Gebtrgischen Garten entspann sich vorgestern ein nicht unbedeutender Exceß, -er leider insofern einen betrübenden Ausgang nahm, als ein Oberpontonier, der zur Sühne sprach, von einem dort anwPn- den Reiter.mit dem Gefäß seine- Säbels in das Gesicht in iiner Weist aistoßen wurde, daß sich seine Unterbringung im Hospital üvthig machte. . .