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1 Bezugs-Preis: ivierteljährlich 1,22 INK. frei ins Haus, lün öer üeschäftsstelle abgeholt I INK. j Einzelne Nummer 12 pfg. l Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Lonnabenö Nachmittag. Unterka!tung5- und 6nreigeb!gtt Anzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oöer Seren Naum 13 pfg. Neklamen Sie einspaltige petit- zeile oäer Seren Naum 32 pfg. Bei belangreichen Nusträgen u. INieöer- holungen entsprechender Nabatt. N wöchenLuch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenüen illustrierten Beilagen „Felü unö Larten" unö „Deutsche Moöe unö hanöarbeit". ^uck unö Verlag von Hermann kiühle, Ottenöorf-Olrrilla. Nummer 60 — Mittwoeb, den 2Z. Mai <9,7 Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrilla. ^6. Jahrgang Amtlicher Teil. Kleiderverwertungssnnahmestelle. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 28. Februar 1917 in der Rade- °°rger Zeitung vom 1. dss. Mts. geben wir hierdurch bekannt, vaß sich die hiesige Annahmestelle lür getragene Kleidungs- und Wäschestücke, sowie Schuhwaren im Gemeindeamt befindet Und jeden Donnerstag von 3 bis 7 Uhr nachmittags S-üffnet ist. Vttendorf-Moritzdorf, am 30. April 1917. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Die gestrigen Angriffe der Engländer Karen beiderseits der Straße Arras-Cambrai "ns einer Frontbreite von 12 Kilometern ^gesetzt. Wo es feindlichen Sturmtruppen Wischen der Scarpe und dem Sensee-Bach gelang, aus ihren Graben vorzustoßen, wurden in unserem vernichtenden Feuer zusammen- Mossen. Am Nachmittag, abends und in der Nacht zwischen Fontaines und Bullecourt Niehlfach wiederholte Angriffe hatten dasselbe Schicksal. -- Während bei Laffaux französische Teil- Angriffe erfolglos blieben, gelang es west- preußischen Grenadieren bei Braye, sowie bayerischen Truppen bei Cernay und weulich der Hurtebise Ferme durch Fortnahme feind- licher Gräben, ihre Stellungen zu verbessern Nnd den Gewinn gegen Wiedereroberunge- dnsuche zu halten. — In der Champagne ist gestern wieder schwer gekämpft worden. — Wiederholte Versuche russischer Flieger, »on Lobara auf Ocsel aus die Tätigkeit Unserer Vorpostenboote zu stören, führten am 18. Mai zu Luftkämpfen, bei denen es zwer unserer Seeslieger gelang, je ein feindliches Flugboot zum Absturz zu bringen. Außer dem wurde einwandfrei beobachtet, daß zwei kindliche Flugboote sich rammten und senk recht abstürzten. Eine nördlich der Flugstation Lobara be findliche russische militärische Anlage wurde Non emem deutschen Luftschiff, als es von dort aus beschaffen wurde, mit Bomben be legt. An der Jsonzofront haben die Italiener bei ihrer zehnten Schlacht am südlichen Flügel einen völligen Mißerfolg zu verzeichnen. Kelter nördlich konnten sie nur an zwer Punkten Anfangserfolge erzielen und zwar bei Auzza, wo sie auf das linke Ufer des Äonzo herunterkamen, und bei Ptawa am ^Ukberge. Das linke Jsonzoufer bet Auzza haben sie bereits wieder räumen müssen, da ngen konnten sie am Kut ihre Stellungen be haupten. Sie versuchten dann von hier aus lu östlicher Richtung über Bodice gegen den -Ponte Santo vorzudringen mit der Absicht, das ganze Gebirgsmastiv vom Kuk bis zum Monte Santo m ihren Besitz zu bringen. Dieser Versuch ist ihnen bisher nicht gegluckt. Die Italiener wissen ja aber auch selbst — Und geben das in ihren Berichten zu — daß hmter dem Kuk sich ein neuer Höyenzug er hebt, der die italienischen Stellungen am Kuk Unter heftiges Feuer nehmen kann. Die Italiener haben also auch hier keinen Erfolg von entscheidender Bedeutung errungen. — Die Abwehrschlacht an unserer West, stont dauert jetzt bereits sechs Wochen, die in Mazedonien und an der italienischen Front °twa ebensoviel Tage. Nach früheren Er- Ehrungen ist die Dauer dieser Schlachten noch nicht abzusehen. Sie werden erst er löschen, wenn der Angreifer sich, wie man jetzt sagt, „abgekämpft" hat, seine Anläufe matter und matter werden und endlich ganz aushören. Wenn ausländische Mliläikritiker die Betrachtung anstellen, daß damit kein ent scheidender Sieg für die Deutschen verbunden sein könne, so darf daraus hingemesen werden, daß die Oberste Heeresleitung bisher jedesmal, wenn der Kriegsverlauf keinen Ausweg zu offensichtlichen! Siege zu gewähren schien, Mittel gefunden hat, um ihn in neue Bahnen zu leiten. In den jetzigen Zeitläuften wird auch die eintretende Erschöpfung der Kämpfer ein Wort mitzureden haben. Die Engländer haben in der letzten Kriegs woche offensichtlich ihre schwersten Batterien ostwärts vorschieben können und sind bestrebt, die deutschen Vorstellungen unter deren Feuer zu begraben. Hand in Hand damit gehen rücksichtslose Einsätze von gewaltigen In fanteriewaffen, die sich an der deutschen Front brechen, wie Meereswogen an einem felsigen Gestade. Die deutsche Stellung auf dem Nordflügel bei Lens und Avion ist seit der Einnahme des sie ergänzenden Fresnoy von englischen Angriffen verschont geblieben. Wo die englische Infanterie zur Massen- entwickelung kam, ging sie meist in gedrängten Formationen — mit gern anerkannten Schneid vor. In der Nähe ihrer Gegner begann dann deren Maichinengewehrfeuer, das, möglichst aus flankierenden, verdeckten Stellungen ab- gegeben, fast noch verlustbringender wirkt als das Artilleriefeuer. Einen Erfolg im Dorskamps haben die Engländer nur bei Roeux gehabt, einer Eisenbahnstation an der Linie Arras - Duaio. Das große Dorf hat wohl ein halbdutzendmal den Besitzer gewechselt. Augenblicklich hat ein englischer Stoßtrupp den Ostrand erreicht- Er ist aber von deutschen Kräften rings umschlossen, sein Besitz somit wieder in Frage gepellt. Das vielumworbene Dors Bullecourt ist, obwohl es vor drei Tagen erst durch den schneidigen Gegenangriff eines Gardebataillons wieder ganz in deutscher Hand gekommen war, am 16./17. Mai freiwillig geräumt worden. Die Funde merkten den Abzug erst nach 24 Stunden. Die Engländer find gehalten, ihre Angriffe fortzusetzen, da das rückwärtige Gelände bis zur Somme einem gewalzten Glacis gleicht, das das ge deckte Herankommen von Verstärkungen un möglich macht. Bullecourt ist von deutscher Seite offenbar aus dem Grunde geräumr worden, weil es der Besatzung keinerlei Deckung, keinerlei Unterstände mehr bot- Ebenso wenig wie die Engländer können die Franzosen seit dem 16. April sich irgemwetcher nennenswerter Erfolge rühmen. Ihr Ur sprünglich großzügig gedachter Gesammlangrifs hat sich mehr und mehr in Teilkämpfe zer- splittert, die sich auf die gegen 200 Kilo meter lange Front unregelmäßig verteilen. Die deutschen Gegenangriffe haben überall oa die Lage wieder helgestellt, wo den Franzosen ein flüchtiges Eindringen in die deutschen Linien möglich geworden war. Dieses Eindringenlassen und dann wieder Herauswerfen ist die hauptsächlichste Kampfart der neuesten deutschen Taktik geworden. Das Endergebnis des ganzen Ringens ist aber das Festhalten der deutschen Front, ja, der Ueber- gang zu entsprechenden Offensiv stöben, die, wie neuergings an der La Royere Ferme, oft ein glänzendes Resultat ergeben. Die Ab zeichen Französicher Gefangener beweisen, daß ihre Heeresleitung jetzt 60 Divisionen ein gesetzt hat, darunter viele zum zweiten oder dnttenMale. Frische, das heißt nicht abge- gekämpfte Truppen, werden wenige mehr vor. Händen sein, die russischen Brigaden sollen sogar den Wsiterkampf verweigert, und sicht bare Zeichen der Kampsmüdigkeit sollen viel fach sich eingestellt haben. Oertliches «nd Sächsische-. VtteaSorf-Vknila, 22. Mai — In der Holzwarenfabrik von Matthes und Hofmann, deren Betrieb jetzt ruht, sind in letzter Zeit nahezu sämtliche Treibriemen, die einen ungefähren Friedensivert von etwa 2000 Mark darstellten, gestohlen worden. — Durch eine Verordnung des Bundesrats ist die Verarbeitung von Topinambur aus Branntwein bis aus weiteres verboten, um die Wurzelknollen der Topinamburpflanze für die Ernährung zu sichern. Die Verordnung tritt am 18. Mai 1817 in Kraft. — Verschiedene Spinatarten als Früh gemüse. Bei dem großen Bedarf an frühestem Gemüse infolge des späten Frühjahres ist auf den Anbau von Spinat und vielseitige Verwendung seiner Spielarten besonders Bedacht zu nehmen. Es darf sich der Anbau nicht nur in Gürten vollziehen, sondern muß seldmäßig ausgenutzt werden. Für den An bau im großen eignen sich die verschiedenen Spinat- als auch Meldearten ganz vorzüglich, aber unsere Natur hat auch dafür Sorge getragen, daß Ersatz in ihrem Haushalte aus der Landwirtschaft in bedeutenden Mengen genommen werden kann. Auf den Wiesen und Grenzrainen, Grabenböschungen findet man den Löwenzahn, die Schafgarbe, die Saueramp,er und andere eßbare Wiesenkräuter, auf den Feldern den jungen Hederich und Ackersenf. Dieses Wildgemüse kann viel not wendige Lebensmittel zur Massenspeise liefern. Es gibt also reichlich schätzbares frühestes Gemüse, welches uns über die gemüsearmen kommenden Monate hinweghilft. Nunmehr gilt es, daß sich die Großverbraucher und Land wirte rechtzeitig ins Einvernehmen setzen und die Erzeugung der Spinatarten den Haus haltungen, sobald schnittreif, in großen Mengen nutzbar machen. Kamenz Der Ausbau der geplanten Nordostbahn wird auch auf die Dresdner Industrie befördernd wirken, denn durch Fort- ,etzung der im Bau begriffenen Linie Kamenz —Nord ist das Dresden nahegelegene, vor 50 Zähren erschlossene und jetzt vom Staat erworbene Kohlengebiet Wendisch.Baselitz— Piskowitz Schmeckwitz—Rosenthal in 8 Kilo meter Baustrecke zu erreichen. Die Lmie der bereits vermessenen Noroostbahn führt direkt durch die Kohlenfelder. Durch deren Er schließung kann viel zur Linderung der Kohlen- not beigetragen werden. Die Förderungs- Verhältnisse liegen hier außerordentlich günstig, da hier wenig Wasser zu beseitigen ist. Daß oie Felder für die Kohlenversorgung Dresdens tatsächlich in Frage kommen, beweisen die zahlreichen Kohlengeschirre, die jetzt täglich von Dresden bis in die Schwepnitzer Gegend kommen. — Die Stellvertretenden Generalkomandos Leipzig und Dresden veröffentlichen einen Aufruf, in dem es heißt: „Landwirte! Unser- Heer braucht noch dringend Hafer oder Meng- vrn. Den Pferden, die unter ständigen chwersten Anstrengungen unseren Truppen an der Front Munition und Proviant un unterbrochen zuzuführen haben, fehlt es an den notwendigen Kraftfutter. Der Bedarf muß unter allen Umständen gedeckt werden. Das Heer hofft vertrauensvoll auf Euch, daß Ihr die erforderlichen Mengen zur Verfügung teilen werdet. Große Einschränkungen und Opfer werden Euch dadurch auferlegt, aber der Dank und die Anerkennung des Vater iandes wird Euch gewiß sein. Liefert darum ofort alles irgendwie entbehrliche Futter getreide an die Magazine der Proviantämter oder der Kommunalverbände für das Heer ab. Solltet Ihr an der sofortigen Lieferung verhindert sein, so sorgt wenigstens, daß das Getreide bis zur späteren Abgabe aufbewahrt wird. Für Hafer, den Erzeuger aus den ihnen zur Verwendung im eigenen Betriebe zustehenden Mengen an die Heeresverwaltung abliefern, darf neben dem Höchstpreis eine besondere Vergütung von 100 Mark für die Tonne bezahlt werden. Vermittlungsgebühr von 9 Mark bleibt bestehen. ^Coschütz. Dieser Tage stellte ein hiesiger Schutzmann auf der Dresdner Straße bei seinem nächtlichen Umgänge einen mit einem Sack beladenen Mann, den er bei Anruf fallen ließ und über die Felder weg das Weite suchte. In dem Sack befand sich ein reichlicher halber Zentner Mehl, das, wie sich herausstellte, von einem im benachbarten Gitlersee ausgesührten Einbruch herrührte. Bei dem Einbruch sind von Einbrechern 1*/z Zentner Mehl, in da» sie sich offenbar geteilt haben, erbeutet morden. Riesa. In der letzten Zeit war man aus hiesigem Bahnhofe nicht unbeträchtlichen Be- raubungen von Bahnfrachtgütern auf die Spur gekommen. Die Gendarmerie nahm deshalb hier und in einigen benachbarten Dörfern zahl- reiche Haussuchungen bei den in Frage Kommenden vor und förderte ziemlich be deutende Mengen Mehl und Getreide an« Tageslicht. Die Beute wurde sogleich be schlagnahmt. Die strafrechtliche Verfolgung gegen die Schuldigen ist eingeleitet. Eine schärfere Ueberwachung namentlich der größeren Bahnhöfe und Güterböden besonder» zur Nachtzeit wäre sehr zu wünschen. Uebrigens ist den Absendern von Bahnfrachtgütern nur zu raten, bei Absendung von Waren den Antrag auf bahnamtliche Verwiegung zu stellen, um erforderlichenfalls nachweisen zu können, daß die Beraubung oder Beschädigung der Güter während der Beförderung durch die Eisenbahn, nicht aber nach Ablieferung des Gutes durch die Angestellten des Empfängers oorgenommen worden fei. Bautzen. Wo das gehamsterte Kleingeld steckt, das nun aus Furcht vor der Außer setzung in großen Mengen wieder zum Vor schein kommt, bewies eine Bauernfrau auf dem letzten hiesigen Wochenmarkte, indem sic an einer Stelle 600 Mark in Silbermünzen bezahlte, und zwar in 100 Dreimark-, 200 Einmark- und 200 Fünfzigpfennigstücken. — Von einem Güterzuge entgleisten aus dem hiesigen Bahnhof zehn beladene Wagen und sperrten auf eine Zeit die Strecke Bautzen—Hoyerswerda. Ein Hiifszug nahm die Aufräumungsarbeiten vor Menschenleben sind nicht zu Schaden gekommen. Zittau. Ein gefährlicher Brand brach gestern nachmittag gegen 4 Uhr im hiesigen Hospital Sankt Jakob an und zerstörte den Dachstuhl des Ostflügels.