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«E MM IW NUUM«U «UVUdH MM MRUWUIsUI» DD Dg W Ws W W m W W W W W 8 ö I W/AAH, ß^WWA A Die „Dttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich ; Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme van Inseraten bis vormittag w Uhr. Inserate werden mit >o Pf. für die Sxaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck unö Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Nr. 36. Mittwoch, den 25. Mär; 1903. 2. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Dkrilla, 2q. Marz 1903. —* Die Frühlingszeit bringt die Erörter ung von „Staatsfragen" im Familien rat. Es wird hin und her beraten, ob diese? oder jenes Kleidungsstück noch getragen werden könne oder ob Neuanschaffungen stattfinden sollen. Die Damen werden ja nun zumeist für die letzteren sein, denn nur nicht „un modern" gekleidet gehen, aber „Vater" verhält sich ziemlich ablehnend, er denkt mit Grausen daran, wie teuer solche Einkäufe zu stehen kommen können. Wenigstens sträubt er sich anfangs sehr heftig, jedoch die Evastöchter lassen nicht locker und sie verstehen es, den armen Männern „um den Bart zu gehen", sodaß sie schließlich das Geld Herausrücken. Hinterher entschädigt dafür der liebliche Anblick von Frau und Töchtern in den neuen Früh jahrskleidern. Der Frühjahrshut ist dem Ge strengen natürlich auch abgeschmeichell worden. Möge man aber bei den Einkäufen die hei mische Geschäftswelt in erster Linie bedenken und nicht das Geld aus dem eigenen Orte tragen. Flottes Geschäft am Orte hebt den ganzen Platz. Das sollte sich jeder sagen und danach handeln. —* Ein besonders freundliches Gesicht zeigte diesmal der Frühling bei seinem Einzug. Laue Luft und schöner Sonnenschein waren seine Begleiter. Kein Wunder, daß sich am gestrigen ersten kalendermäßigen Frühlingstage die Menschen aufmachten, in die erwachende Natur zu wandern, um sich zu erfreuen an der Pracht der Natur. Ueberall sproßt und sprießt es, die Fluren legen ihr grünes Gewand an und auch an den Bäumen sind die Bläiter- knoöpen soweit, daß bei anhaltend schöner Witterung das Aufbrechen erfolgt. —* Die Märzhasen, jener erste Satz, von dem in Bezug auf Ertragsfähigkeit der ganzen Hasenjagd viel abhängt, sind, soviel bis jetzt bekannt, gut durchgckommen. Der heurige Winter ist den Hasen überhaupt recht günstig gewesen, sodaß Heuer die Aussichten für die nächste Hasenjagd gute sind, vorausgesetzt, daß Nicht noch im kommenden Sommerhalbjahr irgend welche elementaren Ereignisse einen schädigenden Einfluß geltend machen. Zur Erzielung weiterer Ersparnisse werden bei der Staatsbahnverwaltung vom 1 Mai d. I. an Vergütungen für Ueberstundcn und für außerhalb der geordneten Dienstzeit geleistete Schreibarbeilen, hergesüllte Zeichnungen Usw. von Beamten, diätarisch Besoldeten und Bureaugehilfen nicht mehr gewährt, und cs wird eine etwa für solche Arbeiten bereits früher gewährte Genehmigung ausdrücklich zurückge zogen. Dieie Bestimmung greift auch für nachbewilligte Beträge Platz. Sollte die Er ledigung der vorbezeichneten Arbeiten im allge meinen durch das vorhandene Personal inner halb der geordneten Dienstzeit nicht zu be wirken sein, so ist die Zuweisung besonderer Arbeitskräfte bei der Generaldirektion zu bean tragen. —* Das in den Zügen arbeitende Bahn personal ist bei Eisenbahnunglücksfällen in besonderem Maße der Gefahr ausgesetzt. Zur möglichsten Herabminderung dieser Gefahren werden jetzt zweckmäßige Aenderungen an den Bahnpostwagen vorgenommen; insbesondere handelt es sich hierbei um eine Imprägnierung des Füllmatrials der Wagen, um es gegen Feuer unempfindlicher zu machen, ferner um Lie Herstellung einer genügenden Zahl, ein leichtes Entkommen gestattender Türen, sowie eine anderweite Anordnung und Einrichtung der Fenster, so daß durch dieselben ein Ent weichen aus dem Wagen auch für weniger ge wandte Personen möglich ist. ^Lomnitz. Bei herilichem Frühlings- wctter fand am vergangenen Sonnabend der Einzug der Frau Rittergutsbesitzer Leuthold statt. Der Ort war durch Aufstellung ver- chiedener Ehrenpforten reich geschmückt worden. Die hiesigen Guts- und Pferdebcsitzer waren auf festlich geschmückten Pferden bis Ottendorf entgcgengeritten und wurden dortselbst die in zwischen eingetroffenen Neuvermählten von Herrn G'Meindevorstand Kaiser begrüßt. Am Ein gänge des hiesigen Orts hatten sich Ehren- jungfrauen, der Gemeinde- und Kirchenrat, so wie die Schulvorstände nebst einer großen An zahl hiesiger Einwohner ausgestellt, um die An- ommenden zu empfangen. Nach einer An sprache und Ueberreichung eines Blumen- wuquetts durch eine der Ehrenjungfrauen setzte ich der Zug unter Musikbegleitung in Be- vegung. Auf dem Rittergut angekommen, wurde das junge Paar von Herrn Pastor Kilian durch eine sinnreiche Ansprache begrüßt, gleichzeitig wurde ihm eine von dem Ge meinde- und Kirchenrate nebst Schulvor- 'tänden gestiftetes Bild überreicht. Hieran schloß sich der Gesang der Schulkinder. Herr Rittergutsbesitzer Leuthold sprach hierauf für sich, sowie im Namen seiner Frau den herzlichsten Dank aus, in welchem er besonders zervorhob, daß er stets bemüht sein werde das gute Einvernehmen welches bisher zwischen Rittergut und Gemeinde geherrscht habe auch weiterhin zu erhalten. Am Abend fand ein von sämtlichen hiesigen Vereinen veranstalteter Lampionzug zu Ehren der Neuvermählten statt. Den Schluß des Festes bildete dann der im hiesigen Gasthofe statlfindende freie Tanz. Klotzsche. Die Heidebahn ab Arsenal nach Klotzsche-Königswald wird heute dem Ver kehr übergeben, nachdem gestern Nachmittag eine Probefahrt für geladene Herren stattge funden hat. Dresden. Auf dem Friedrichstadter Güterbahnhofe waren seit langem Warendieb stähle vorgekommen, ohne daß es gelingen wollte, den Täter habhaft zu werden. Die hiesige Kriminalpolizei ist aber nun den Dieben auf die Spur gekommen und hat bereits sieben Verhaftungen vorgenommen. Die Verhafteten sind sämtlich Eisenbahnarbuter, deren Treiben von einem Schirrmeister, der ebenfalls zur Haft gebracht wurde, geduldet worden ist. Einem Kriminalbeamten gelang es, in den Wohnungen dieser ungetreuen Angestellten gestohlene Waren aufzufinden, die in die Bettmatratzen eingenäht worden waren. Dresden, 23. März. Zwei gefährliche Räuber, die vor keinem Morde zurückgeschreckt wären, sind von der Kriminalpolizei ermittelt und in sicheren Gewahrsam genommen worden. Im Juli 1900 hatten sie einer in der Gärtner gasse wohnenden Kantineninhaberin P. einen größeren Geldbetrag geraubt und die Summe geteilt. Sie waren in die im Dachgeschoß ge legenen Wohnung vom Dache aus mit ge schwärzten Gesichtern eingestiegen und einer von ihnen, der einen falschen Bart trug, hatte der P. sein Dolchmesser entgegen gehalten und sie mit Erstechen bedroht, falls sie um Hilfe rufen würde. Die Räuber haben heute ein um fassendes Geständnis abgelegt. Beide sind Dachdecker und Schweizer und heißen Bießlich und Hertwig. Letzterer war in ein Magde burger Regiment eingestellt worden. Er wurde aber bereits nach Dresden ausgeliefert. Wachwitz. In der Nacht zum Donners tag haben Diebe das Kassierer-Häuschen der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffah.tsgesellschaft hier erbrochen, aber nur wenig Geld vorge funden. Reick. Auf einem abseits von der Fab rik liegenden Holzlagerplatze der Aktiengesell schaft für photographische Industrie von Emi Wünsche entstand gestern Vormittag aus bis jetzt noch unaufgeklärten Ursachen Feuer. Dem energischen Eingreifen der umliegenden Feuer wehren — auch die Dresdner war mit der Landspritze am Brandorte erschienen — ist es zu verdanken, daß das Feuer nicht größere Ausdehnung gewonnen hat. Immerhin ist ein großer Schuppen mit bedeutenden Holzvorräten zerstört worden. Bekanntlich wurde schon vor einigen Jahren das Fabriketablissement selbst von einer großen Feuersbrunst heimgesucht, da mals brannte der Mittelbau der Fabrik fast vollständig aus. Der Brand hat für zirka 75 000 Mk. Edelhölzer vernichtet. Fahrlässige Brandstiftung scheint vorzuliegen. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Von der Dres dener Feuerwehr wird uns noch mitgeteilt: Der Brand war auf dem Holzlagerplatz durch Fahr- ässigkeit eines jugendlichen Arbeiters, der eine Zigarette geraucht und, dabei überrascht, diese weggeworfen hatte, veranlaßt worden. Die Dresdner Feuerwehr arbeitete mit 5 Schlauch leitungen. Erst nachmittags in der vierten Stunde konnten die Mannschaften der Dres dner Feuerwehr wieder abrücken. Radeburg, 20. März. Bei dem am Mittwoch hier stattgefundenen Viehmarkt waren 75 Rinder, 16 Pferde und 252 Schweine und Ferkel nufgetrieben und wurden bei ziemlich kottem Umsatz auch annehmbare Preise erzielt. Der am nächsten Tage folgende Kramermarkt, welcher vom Wetter begünstigt war, hatte nur wenig Fieranten zugeführt, infolgedessen waren die Einnahmen derselben zufriedenstellend. Großenhain, 23. März. In nicht zu ferner Zeit dürfte unsere Stadt ein Be- zirks-Siechenhaus erhalten. Die Stadt hat der Amtshauptmannschaft ein sehr entgegenkommen des Grundstücks-Angebot gemacht. — Ein brecher sind in der Nacht zum Sonntag wieder an der Arbeit gewesen. In Mülbitz wurden einem Fahrradhändler fünf neue Räder ge- 'tohlen, die einen Wert von zusammen 800 Mk. haben. Weiter wurde in der Mühle zu Skassa eingebrochen, dort erlangten die Diebe nur zwei Ringe. Von den Einbrechern fehl', noch jede Spur. Wermsdorf, 23. März. Außer der „Quelle" im Grasgarten und dem intensiven Petroleumgeruch im Keller des Wirtschastsbe- rtzers Stephan deutet ferner auf das Vor handensein von Petroleum, daß man in den letzten Tagen auch im Keller eines etwa 60 in davon entfernten Hauses das Durchsickern von Petroleum wahrgenommen hat. Man ist nun sehr gespannt darauf, welchen Erfolg die für die nächste Zeit in Aussicht genommenen Bohrversuche zeitigen werden. Ein kürzlich hier erschienener Geologe aus Leipzig erklärt diese wegen der Nähe der Häuser zwar für wenig aussichtsvoll, doch sind andere Sachverständige, deren mehrere noch ihr Kommen in Aussicht gestellt haben, der Ansicht, man solle auf alle Fälle einige Bohrungen vornehmen, zumal sich noch immer die Meinung erhält, daß man die Quelle im nahen Walde zu suchen habe. Löbau. Ein seltener Fall im Tierleben ist von Oberkunnersdorf zu berichten. Bei dem Gartenbesitzer August Freude mußte eine hochtragende Ziege abgestochen werden, Bei der dann erfolgten Leibesöffnung fand man ein Zickel und ein einem Schweinchen ähnliches Geschöpf vor, letzteres wog ziemlich 20 Pfund- Leipzig, 20. März. In dem Fach blatte „Der Agent" (Berlin, 15. März) macht ein Herr Felix Wolff den liebenswürdigen Vorschlag, die Leipziger Messen eingehen zu lassen, weil dieselben keine Existenzberechtigung mehr hätten und obendrein den Nachteil mi sich brächten, daß die Agenten während der Dauer dieser Messen lahmgelegt seien in ihrem Geschäft, weil die Fabrikanten und Kaufleute eben nach Leipzig reisten, was doch gar nicht notwendig sei. Leipzig. Die Antisemiten Liebermann scher Richtung beabsichtigen bekanntlich, bei der Reichstagswahl in Leipzig-Stadt dem Herrn Professor Dr. Haffe einen Gegenkandidaten g> genüberzustellen. Als solcher sollte der frühere Burenkämpfer Hans Banks ausersehen sein. Herr Banks hat es indessen abgelehnt sich als Wahlkandidat aufstellen zu lassen- Chemnitz, 21. März. Die hiesige König- iche Amtshauptmannschaft hat zur Verhütung der Einschleppung der Eingeweidewurmkrank- jeit durch Ziegeleiarbeiter aus den Seuchenge- ueten an die Ziegeleibesitzer ihres Verwaltungs bezirkes verfügt, daß sie keine Arbeiter aus dem Rheinland und Westfalen, namentlich Lipper, einstellen, ohne daß dieselben durch ärztliches Zeugnis nachgewiesen haben, daß sie mit Wurm rankheit nicht behaftet sind. — Der Bezirks ausschuß Chemnitz hat eine Wohnungsordnung und Polizeiordnung zur Beaufsichtigung der Mietswohnungen ihres Bezirkes erlassen, auch der Gemeinde Bernsdorf Genehmigung zur Aufnahme einer Anleihe von 125000 Mark erteilt. Annaberg. Die vor einiger Zeit durch die Blätter gegangene Mitteilung von dem noch uncrhobenen großen Gewinn einer Lotterie hat den betreffenden Losinhaber, einen Fabrikanten in Scheibenberg, auf seine unangenehme Pflicht, den Gewinn zu erheben, aufmerksam gemacht. Zufällig in einem hiesigen Hotel weilend, wurde er durch die Zeitung wieder an den Besitz des retreffenden Loses erinnert- Die darauf ent- allende bedeutende Summe ist an ihn auSge- zahlt worden und da er selbst mit Glücksgütern gesegnet ist und infolge der Verkettung eigen tümlicher Umstände hat der glückliche Gewinner den ihm unverhofft zugefallenen Gewinn zu einer Wohltätigkeitsstiftung für seine Arbeiter verwendet. Glauchau, 20. März. Im Beisein des Staatsanwalts fand gestern durch die Herren Mcdizinalrat Hankel und Sanitätsrat Brückner die Sektion der am vergangenen Mittwoch in einem Personenwagen des Geraer Zuges auf gefundenen Kindesleiche statt. Die Sektion er gab, daß das Kind nach der Geburt gelebt hat, es sich also um Mord handelt. Von der Per- on, welche die Tat begangen, hat man noch eine Spur. Plauen i. V., 23. März. LebenSge« jährlich verletzt wurde ein hier wohnender talienischer Arbeiter. Er war mit einem Landsmanns in Streit geraten. Sein Gegner griff sofort zum Messer und stach es dem an dern bis an den Heft in den Unterleib. Der Täter befindet sich in Haft. Aus dem Vogtlands, 21. März. Die Erdbeben haben sich im oberen Vogtlands wieder eingestellt, besonders in Graslitz, Brambach und Lobenstein. Sämtliche Stöße waren weniger heftig, jedoch von längerer Dauer. Aussig, 23. März. Die Anmeldungen zu der am 20. Juni zu eröffnenden großen deutschen Ausstellung für Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft sind so umfangreich einge laufen, daß sich die schon einmal erweiterten großen Hallen als unzureichend erweisen. Es waren ursprünglich 6000 gin Belegraum vor gesehen, zur Zeit sind aber schon 15 000 gm erforderlich und immer noch laufen Anmel dungen von den bedeutendsten Firmen Oester reichs und Deutschlands ein. Der geschäfts- sührende Ausschuß hat daher beschlossen, die Ausstellungsbauten nochmals bedeutend zu ver größern. Aus Deutschböhmen, 20. März. In einer vom Laipaer Gemeindeausschuß gefaßten Entschließung verwahrt sich derselbe entschieden gegen die Anbringung zweisprachiger StationS« und Warnungstafeln auf der Strecke der Lei- pa-Steinschönauer Lokalbahn und fordert die deutschen Abgeordneten auf, alle Mittel anzu wenden, um vie Anbringung zweisprachiger Tafeln zu verhindern. — Die Königlich säch sische Staatsverwaltung hat nunmehr der Nord bahn die Konzession zum Baue und Betriebe einer normalspurigen Eisenbahn von Sebnitz nach Nixdorf für die auf sächsischem Staatsge biete gelegene Teilstrecke Sebnitz—Landesgrenze erteilt.