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Nachrichten und Anzeiger für Naunhof, Brandis, Borsdorf, Beucha, Trebsen und Umgebung ! Anzeigenpreis: Die 6gespaltene Millimeterzeile 6 Pfg., Textteil (Zgespalt.)! ! Millimeterzeile 14 Pfg. Nachlaß nach feststehender Preisliste. Für Platz-! ! wünsche und bei fernmündl. Anzeigen- und Textaufgabe wird keine Gewähr : ! für Richtigkeit übernommen. Zahlungs- und Erfüllungsort Naunhof.: ! Druck u. Verlag: Günz L Eule, Naunhof, Markt 3, Fernruf 502. Geschäfts- : ! stelle in Brandis, Bahnhofftr. 12, Ruf 261. Anzeigenannahme bis 9 Uhr vorm.: Diese Zeuung erscheint Montags, Mittwochs, Freitags und Sonnabends nachm. 4 Uhr. Bezugspreis monatl. RM. 1.60 einschl. Austrägergebühr. Einzelnummer 10 Pfg., Sonnabds. 15 Pfg. Der Bezugspreis ist im voraus zahlbar. Im Falle höherer Gewalt hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. Für Rück gabe unverlangt zugesandter Schriftstücke wird keine Gewähr geleistet. Diese Zeitung ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Bürgermeister von Naunhof, Brandis, Borsdorf und Beucha behördlicherseits bestimmte Blatt. Es enthalt auch Bekanntmachungen des Finanzamtes Grimma. Diese Zeitung ist hervorgegange» aus den 1889 gegr. „Nachrichten für Naunhof" «. 1904 gegr. „Nachrichten und Anzeiger für Brandis, Borsdorf, Trebseu «. Umg." Nummer 22 Sonnabend, den 22. Januar 2939 30. Jahrgang Es geht um neue Arbeitskräfte Tagung -er Arbeitskammer Sachsen In Dresden fand die 7. Tagung der Arbeitskammer des Gaues Sachsen statt. Sie befaßte sich mit den äußerst wichtigen Aufgaben, die für das Jahr 1939 der deutschen Wirtschaft und insbesondere der sächsischen Wirtschaft ge stellt sind. So waren es die Erfordernisse des Arbeits einsatzes. die an erster Stelle standen; ein Thema, aus dem sich Fragen, wie die Deckung des vorhandenen Kräste- bedarfs. wie die Fürsorgepflicht gegenüber jugendlichen Frauen und älteren Arbeitskräften, von der nationalsozia listischen Grundhaltung her gesehen, ohne weiteres erge ben. Eine weitere Frage ist die Förderung des Arbeits einsatzes durch Umschulungsmatznahmen. Hierzu sprachen Lberrcgierungsrat Dr. Henschel vom Landesarbeitsnmt Sachsen, Gauobmann Peitsch und Gaufachabteilungs- walter Müller. Die besonderen Produktionsaufgaben der sächsischen Wirtschaft und die daraus sich ergebenden Notwendigkei ten behandelte der sächsische Minister für Wirtschaft und Arbeit und Gauwirtschaftsbcrater Lenk. Die Wirtschafts gliederung im Hinblick aus die Erfordernisse der Zeit kennzeichnete Gauwirtschaftsberater Professor Dr Hunke, Berlin. Die Wichtigkeit dieser Tagung der Arbeitskammer des Gaues Sachsen, der schon im Februar, voraussichtlich am 20., eine neue Tagung der Arbeitskammer folgen wird, wurde hervorgehoben durch die Anwesenheit von Reichs statthalter Gauleiter Mutschmann, der die Notwen digkeit einer Lösung dieser Fragen betonte, als er den Betriebsführern und Betriebsobmännern der im Vorjahr im Leistungskamps ausgezeichneten Betriebe die vom Führer aus gefertigten Urkunden aushändigte. Die nächste Tagung der Arbeitskammer wird in sinn gemäßer Fortsetzung der jetzt aufgerollten Probleme prak tische Wege der Finanzierung und Gestaltung zum Gegen stand haben und mit einer Ausstellung verbunden sein, die das bisher Geleistete, aber auch die Fehler zeigen soll. Lie Ersordemiffe der Arbeitseinsatzes Bei der Betrachtung über die Erfordernisse des Ar beitseinsatzes müssen wir davon ausgehen, daß die heutige Beschäftigungslage sticht bedingt ist durch eine schnell vorübergehende Hochkonjunktur, sondern Ausfluß ist der nationalsozialistischenWirtschaftsgestaf- tung, also ein Nachlassen des gegenwärtigen Wirt- schaftstempos nicht zu erwarten ist. Im Gegenteil, es könnte noch mehr erzeugt werden, wenn nicht der Man gel an Arbeitskräften, der schon Mangel an einfachsten Hilfskräften ist, dies verhindern würde. Die weitere Leistungssteigerung der deutschen Wirtschaft hängt lediglich davon ab, daß wir 1) alle vorhandenen Arbeitskraftreserven restlos erfas sen und in den Wirtschaftsprozeß eingliedern, daß wir 2) jede Verschwendung von Arbeitskraft vermeiden, daß wir 3) den Einsatz der Arbeitskräfte planmäßig lenken und beeinflussen, und schließlich, daß wir 4) die Leistungsfähig keit jeder Arbeitskraft bis zur Erreichung des höchsten Nutzeffekts, der persönlich und technisch möglich ist, fördern. Daraus folgt ohne weiteres, datz ein Verlassen des Arbeitsplatzes um höheren Lohnes willen nicht mög lich ist, stjenn für die Stelle kein Ersatzmann vorhanden. Der organische Arbeitseinsatz verlangt die Ein- und Un terordnung des einzelnen. Fahnenflucht aus volkswirt schaftlich notwendiger Arbeit kann nicht geduldet worden. Sinngemäß gilt das für Sachsen insoweit, daß ein Verlust von Arbeitskräften vermieden werden muß. Dar aus wird von den Arbeitsämtern, besonders bei der Ab gabe nach anßersächsischen Bezirken geachtet. Andererseits ist für die nur bedingt Einsatzfähigen, aus denen sich der größte Teil der Arbeitslosen — nach Abzug der Arbeitslosen aus Saisonberuscn — zusammen setzt, ein Arbeitsplatz zu schassen. Es darf nicht mehr vorkommen, daß hochwertige voll leistungsfähige junge Arbeiter oder Angestellte an Ar beitsplätzen beschäftigt sind, die auch von einer älteren Arbeitskraft ausgcfüllt werden können. Das ist wirkliche Mcnschenökonomie! In der N a ch w u ch s f r a g e, dem Kernstück der Arbeitseinsatzpolitik, gilt es angesichts der geburtenschwa chen Jahrgänge in den kommenden Jahren vor allem, sede Fehllenkung zu vermeiden und die Jugend zu besten Facharbeitern ausznbilden. Aber eines ist dabet, wie von Oberregierungsrat Dr. Henschel hervor gehoben wurde, besonders zu beachten. Zur Behebung des katastrophalen Landarbeiter mangels -I- in Sachsen fehlen bei einem Normalbestand von 120 000 Arbeitern in diesem Frühjahr 30 000 bis 40 000 Arbeitskräfte — steht nichts zur Verfügung als der Nachwuchs. Es ist nötig, daß die Wirtschaft diese Tat sache erkennt. Hat bisher jeder Betrieb angesichts der Ver knappung sich die jugendlichen Arbeitskräfte, selbst wenn sie ihm als Vierzehn-, Fünfzehn- und Sechzehnjährige gar nichts Rechtes nützen, so früh wte möglich gesichert, so möae er sich künktia darauf einstellen, die aus der Land- ! Wirtschaft freiwerdenden älteren Hilfskräfte für Lehr- und Anlernberufe aufzunehmen. Andererseits sollten die Eltern erkennen, daß sie die heutige Konjunktur durchaus nicht verpassen, sondetn daß sie ihren Kindern gesundheitlich sogar nützen, wenn ihre Kinder auf dem Weg zum Beruf den Umweg über die Landwirt schaft nehmen. Darum Eingriff des Staates Aus alledem wird klar, daß angesichts der Häufung wichtiger und vordringlicher Ausgaben in unserer Wirt schaft sowie der unterschiedlichen Entwicklung in den ein zelnen Bezirken und Wirtschaftszweigen und schließlich infolge politischer Notwendigkeiten der Staat sich immer stärker ordnend und regelnd in den Arbeitseinsatz einge schaltet hat. Die Freizügigkeit des Arbeiters ist ebenso wie das Selbstbestimmungsrecht des Unternehmers bet der Einstellung von Arbeitskräften in zunehmendem Maße eingeschränkt worden. Die Eingriffe des Staates bezwecken 1. die Unterbindung einer ungerechtfertigten Abwan derung, wenn dadurch die Durchführung staats- und wirt schaftspolitisch wichtiger Aufgaben gefördert würde; 2. die Lenkung der Arbeitskräfte auf solche Arbeits plätze, an deren Besetzung ein besonderes Allgemein interesse besteht und 3. die unbedingte Sicherstellung des Kräftebedarfes für Aufgaben von besonderer staatspolitischer Bedeutung, selbst wenn keinerlei Arbeitskraftreserven mehr frei ver fügbar sind. i ' Das Jahr 1938 mit seinen Anforderungen stibt in der Zukunft die Gewißheit, daß es Sachsens Arbeiter und Betriebsführer nicht am guten Willen werden fehlen lassen, um auch diese Aufgaben zu meistern. Betteuung der schaffende« Trau Hatte bereits Dr. Henschel auf die Bedeutung der verheirateten Frau als Arbeitskraftreserve hingewiesen, so wurden in dieser Hinsicht von Gauobmann Peitsch wert volle Hinweise gegeben. Mit ihrem Einsatz müssen, so betonte der Gauobmanu, in einem weit stärkeren Matze nationalsozialistische Wege in der Betreuung, vor allen Dingen während der Arbeit, gegangen werden. Verschiedene Betriebe sind schon mit Erfolg daran gegangen, verheiratete Frauen, die sie zusätzlich einstellen mußten, täglich nur vier oder fünf Stunden und auch nur fünf Tage in der Woche zu beschäftigen. Diese Frauen haben dadurch Zeit, ihre Hauswirtschaft und ihre Kinder zu versorgen. Viele Betriebsführer werden gutlun, wenn sie sich in bezug auf die in ihrem Betriebe beschäftigten Frauen mit der Deutschen Arbeitsfront wegen Ausbildung oder Einsetzung einer sozialen Betriebsarbet- terin in Verbindung setzen. Konzeutratiou der Betriebe Kennzeichnend für die Ausführungen von Gauob mann Peitsch war die Feststellung: Viele Hunderttausend können noch ganz zweifellos in einer viel nützlicheren Form — als es bisher der Fall war — der Gemeinschaft gegen über ihre Pflicht erfüllen. Er zeigte auf, wie in der Textilindu st rie, wo noch teilweise weniger als vierzig Stunden gearbeitet wird, durch Modernisierung Arbeitskräfte freigemacht wer den können. Durch Beschreiten dieses Weges können die Betriebe der Textilindustrie nicht nur ihre Leistungs fähigkeit erheblich steigern, sondern auch die soziale Lage ihrer Beschäftigten bessern. Im Lebensmittel-Einzelhandel, wo es Geschäfte gibt, die weniger als 10 000 RM Jahresumsatz haben, also ungesund sind, sowie z. B. im Malerhand werk, wo die Verhältnisse entsprechend liegen, ist in dieser Hinsicht durch Konzentration ein Freiwerden von Arbeitskräften und eine Besser st ellung dieser Kräfte zu erreichen. Aehnlich leiden andere gewerbliche Berufe unter einer Uebersetzung. Auch auf dem Gebiet der Verwaltung läßt sich wesentliches durch Vereinfachung und Zusammenlegung erreichen. Als beispielgebend kann die Zahl der hauptamt lichen Mitarbeiter Her Deutschen Arbeitsfront im Gau Sachsen gelten. Es kommt auf ungefähr 850 Mitglieder (der Mitgliederbestand beträgt zur Zeit zwei Millionen) ein hauptamtlicher Mitarbeiter. Als eine der besten Quellen, durch die Arbeitseinsatz und Leistungssteigerung gefördert werden können, bezeich nete der Gauobmann das Arbeitsbestverfahren, bei deren Entwicklung die Deutsche Arbeitsfront in den hinter uns liegenden Jahren vorausschanend vorgegangen ist. Die Durchkämmung der Betriebe und die damit ein tretende Freistellung von Zehntausenden von Arbeits kräften wird andererseits eine verbreiterte Schulungs- und Berusserziehungsarbeit der TAF. erfordern. In den letzten drei Jahren haben au l6uim derartigen Maßnah men — also von der Deuisrben Arbeitsiront einnerichteten Kursen — mehr als eine halbe Million schaffender Volks- genossen und Volksgenossinnen in unserem Gau Sachsen teilgenommen. Ausrus an die Rentenempfänger Von besonderer Bedeutung war der Hinweis des Gauobmannes, daß in den nächsten Tagen ein Aufruf die Rentenempfänger, die noch im Vollbesitz ihrer Gesund heit und körperlichen Kraft sind, zur Mitarbeit auffordern soll. Sie sollen — unter Weiterbezug ihrer Rente — ihre Berufserfahrung dem Aufbauwerk des Führers zur Verfügung stellen. Dabei betonte der Gauobmann, datz neben dem Ge meinschaftssinn, neben einer Vertiefung der Volksge mei n s ch a f 1 der Auswahl der Arbeitsplätze für Frauen, Jugendliche und Veteranen besondere Sorgfalt gewidmet werden muh. Weitere Weisungen und Aufgaben sind von dem vor einigen Tagen von Reichswirtschaftsmintster Funk ins Leben gerufenen Reichsausschuß für Leistungsertüchtigung, in dem die Deutsche Arbeitsfront einen hervorragenden Platz einnehmen wird, zu erwarten. Der Gauobmann schloß mit der Mahnung, auch bei diesen Fragen den Grundsatz: „Gemeinnutz geht vor Eigennu tz- gelten zu lassen. Wie sehr die von der Deutschen Arbeitsfront durchge führten Umschulungsmaßnahmen von Erfolg gekrönt waren, zeigte der Gaufachabteilungswalter für „Eisen und Metall-, Müller, aus. Insgesamt 2700 Volksgenossen, die an den Umschulungslehrgängen teilnahmen, konnten bis Ende Dezember 1938 in den Arbeitsprozeß eingeglie- dert werden. Was ist rationelle Betriebsgestaltimg? Der Minister für Wirtschaft und Arbeit Lenk unter strich die vorhergehenden Ausführungen und betonte dabei, daß der Produktionsprozeß vernünftig in Beziehung zu den bestehenden Bedürfnissen zu bringen ist. Wenn in Sachsen gegenwärtig rund 20 000 Facharbeiter fehlen, dann ist damit die Größe der Aufgabe eindeutig gekennzeichnet. Der Kräftemangel nimmt in unserem Gau immer drin gendere Formen an, besonders in der Landwirtschaft, Bau wirtschaft, Eisen- und Metallindustrie sowie im Bergbau. Tie Behebung dieses Mangels kann nur durch planmä- tzigen Einsatz jeder Arbeitskraft erreicht werden. Es müs sen alle überschüssigen Kräfte ausfindig gemacht werden, damit sie bei Arbeiten von staatspolitischer Bedeutung eingesetzt werden können. Helfer zum Ziel kann darüber hinaus eine rationel lere Betriebsgestaltung sein. Eine solche Rationalisierung erstreckt sich im wesentlichen auf die Gebiete der Arbeits- technik, ferner, wie aus den obigen Ausführungen hervor gehl, auf den Einsatz von Arbeitskräften sowie auf andere Produktionsfaktoren, wie Material und Kapital. Dabet bedeuten Rationalisierung und Leistungssteigerung in der nationalsozialistischen Wirtschaft nicht die Anwendung der Antreibermethoden des Stachanow-Systems. Rationalisierung und Leistungssteigerung können nur erzielt werden durch bestes Haushalten mit den vorhande nen Kräften und dem vorhandenen Material sowie durch höchste Einschaltung der technischen Errungenschaften. Weitgehende Technisierung in den Betrieben, Bereinigung des Arbeitsprogrammes der Betriebe sind Mittel hierbei. Zu ihnen kommt in der Landwirtschaft ein erhöhter Ma schineneinsatz. Sachse» und der Anbenhaadel Ganz besonders hob der Minister die Bedeutung des Exportes hervor. Sachsens alte Stellung mutz trotz aller Schwierigkeiten auf dem Weltmarkt nicht nur erhalten, sondern verstärkt werden. Die sächsische Exportwirtschaft ist hierzu um so mehr in der Lage, als sie dank ihrer Vielseitigkeit den Bedarf aller Völker in jeder Weise zu befriedigen vermag. Außerordentlich wichtig dabei ist der Ausbau der Austauschbeziehungen zu Wirtschaftfräumen, die besonders starke Ergänzungsmöglichkeiten und Wech selbeziehungen zur deutschen Wirtschaft haben. Die Reichs- mesfe Leipzig bietet zur Pflege dieser Beziehungen die beste Möglichkeit. Durch den Anschluß des Sudetenlandes hat sich Sach sens Lage vollkommen verändert. Aus der Gleichartig keit der sudetendeutschen und der sächsischen Wirtschaft ergibt sich eine ganze Reihe neuer Aufgaben. Alter Tra dition gemäß wird Sachsen die Erfüllung der neuen Auf gaben meistern, zumal Sachsen, wie der Minister betonte, 1938 die Leistungsprobe bestanden hat. Zum Schluß mahnte der Minister, nie zu vergessen, daß Wirtschaftsordnung und Arbeitsführung in dem Sinn, wie sie der nationalsozialistischen Gesinnung ent sprechen, die Voraussetzung zu einer freien Entwicklung der gesunden, unentbehrlichen Jnitiativkräfte in der Wirt- scbatt sind. In dieser Linsicku ist der Wirtschaitsaau