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Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf 4 Anzeiger für , Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrnnd, Oberlungwitz, Gersdorf, HermSdorH Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg Meinsdorf, Falken, Reichenbach, LangenchurSdorf, TaNsSr berg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand. Grüna, MrttellLqH' Amtsblatt für W Migl. AmtWA M la MM zu HHeHÄ-kniM Organ aller Gemeindeverwaltungen der umliegenden Ortschaften. SkrfchrM jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Bezugspreis frei ins Haus merirl- sLbrikb I.LO Wlr., monalliÄ 60 Pfg. Dural) die Poft bei Abholung auf dem Postainte viertel- Ahrlick 1.80 Mlr., monatlich 60 Pfg., frei ins Haus vierteljährlich 2.22 Wlr., monatlich 74 Pfg. Aür d« Rückgabe unverlangt eingefandler Schriststnche wird keine Verbindlichkeit übernommen. Nelchäftsürlle: SchnlstraHe Vr 31. Briete und Telegramme an das Amtsblatt Hohengein-Ernfllhal. Fernsprecher Nr. 11. Der Anzeigenpreis beträgt in den obengenannten Orten für die fechsgrspalkene UorpuszriTj 16 Pfg., auswärts 20 Pfg., im Reklamelril 40 Pfg. Bei mehrmaligem Abdruck tarifmLHtM» Nachlaß. Anzeigenaufgabe durch Fernsprecher schließt jedes Beschwerderecht au». » BS zwangsweiser Eintreibung der Nnzeigenarbührrn dnrch Klage oder im Konlrursfalle gelangt d» volle Betrag unter Wegfall der bei sofortiger Bexahlung bewilligten Abzüge in Anrrchnmr» Nr. 29 Postscheckkonto: Leipzig 23464 Dienstag, 6 Februar 1917, voukkont«: Lh-mms-r Bankverein, Chemnitz. 67. Jahrg. Amerika bricht die diplomatischen Leziehmgen zu Deutschland ab! Der angeblich so friedliche, den Frieden so sehnsüchtig herbeiwünschende Wilson hat die Maskefallen lassen. Er hat aus Anlaß unseres uneingeschränkten U-Boot-Krieges die dip» lomctischen Beziehungen zu uns abgebrochen und wird uns oielleicht auch noch den Krieg erklären. Denn — das sei vorweg genommen — die Tatsache, daß Amerika nicht mehr direkt mit uns verkehren will, bedeutet zunächst noch nicht, daß es sich als im Kriegszustand mit uns be findlich erachtet, wenn es auch von dem einen zum anderen Schritte nicht mehr weit ist, wenn wir auch auch daraus gefaßt sein müssen, daß Wilson und seine Macher die letzten Konsequenzen ihres feind- seligeu Verhaltens gegen unS ziehen. Und wenn sie es tun - nun, wir haben einen Krieg mit Amerika bereit- in den Kreis der Möglichkeit gezogen, wir haben, ehe wir zum letzten Schritt der Bekämpfung Englands unS entschlossen, auch die Tatsache erwo gen, daß die Helfershelfer über dem großen Teich sich offen an die Seite derer stellen werden, die ihnen Milliarden zu verdienen gegeben haben. Tritt dies letzt ein, so werden wir auch diesem neuen Feinde zu begegnen wissen. Und warum will Wilson den KriegSpfad be schreiten? Warum tritt er auf einmal so säbel raffelnd gegen uns auf? Die ganze Scheinheilig keit amerikanischen Gebarens, die ganze unwahre, unehrliche Neutralitäts-Politik der Bereinigten Staa ten, die schon seit Beginn deS Krieges besteht, zeigt sich heute in geradezu bengalischer Beleuchtung. Allen völkerrechtlichen Bestimmungen zuwider hat England seit August 1914 nicht nur der deutschen Wehrmacht, sondern vielmehr dem deutschen Bolle, unseren Frauen und Kindern, unserer Industrie durch Unterbindung der Zufuhr an Nahrungsmitteln und Rohstoffen Len Krieg erklärt. Wäre Wilson wirklich neutral gewesen, so hätte er sofort in den schärfsten Aus- drücken gegen die Unmöglichkeit, mit Deutschland den Bestimmungen des Völkerrechts gemäß Handel zu treiben und den Verkehr nach deutschen Häfen aufrecht zu erhalten, Einspruch erheben müssen. Amerika hat dies nicht getan, eS hat im Gegenteil alle Maßnahmen England« stillschweigend geduldet, die dahin abzielten, uns von der Welt abzuschließen. Heute find wir in der glücklichen Lage, den Spieß umdrehen zu können, heute kündigen wir England Len Hungerkrieg an, heute bestreben wir unS, mit allen «nS zu Gebote stehenden Kampfmitteln den Handelsverkehr Englands lahm zu legen und ihm das Schicksal zu bereiten, daS eS unS zugedacht hatte. Und was tut Herr Wilson? Statt, ge tragen von Prinzip« echter Neutralität, in un serer Kampfansage an England lediglich die Folgeerscheinung der englischen Maßnahmen ge gen uns zu sehen, statt sein Verhalten gegen uns Mn Verhalten gegen England chlMpassen, mißt er mit zweierlei Maß und erblickt da rin, daß wir jeden Handelsverkehr mit Eng- land zu unterbinden versuchen, eine feindselige Herausfcrderung Amerikas, die ihm u. U. An iah gibt, uns den Krieg zu erklären. Kommt dem Professor auf dem Präsidentenstuhle denn nicht das Widersinnige seiner Handlungsweise zum Bewußtsein? Fehlt ihm, dem Manne der Logik, dem Verkündiger des idealen Staats rechts, in seinem blindwütigen feindseligen Standpunkte gegen Deutschland deni jegliches Verständnis für Recht und Billigkeit ? Man fragt vergebens, denn die Politik Amerikas wird lediglich vom Gesichtspunkt des Geschäfts ge leitet. Wir sehen ja klar: unsere Ankündi gung des verschärften U-Bootkrieges beantwor tete die Newyorker Börse mit gewaltigen Kurs- stüvzcn. Der geschäftstüchtige Janker erkann te sofort, daß das bisher so einträgliche Ge schäft von uns still gelegt würde, daß Kriegs material und Weizen und Baumwolle in Ame rika bleiben müßten, wollten sie nicht der Ver- nichtung durch uns anheimsallen. Und Wilson verdankt ja seine Wiederwahl vor allem den großen Farmern der Süd- und Westswalen, welche ihm dankbar waren, daß er durch Auf rechterhaltung des Friedens mir Deutschland ihnen ermöglichte, ihre Erzeugnisse nach Eng land zu verschiffen. Heute ist diese Möglichkeit geschwunden, die Farmer wie die Eisenindu- triellen haben somit kein Interesse mehr am Frieden und nun kann Wilson seinem Hasse gegen uns freien Lauf lassen '. Wir sehen gewiß nicht gleichgültig den Ereignissen entgegen, welche die kommenden Ta ge zeitigen müssen. Wir wollen keinen neuen Feind, wir wollen wie mit allen Neutralen, auch mit Amerika in Frieden leben. Aber wir können uns von niemandem in den Arm fallen lassen, wenn wir zum kräftigsten Mittel behufs Niederschlagung unseres gemeinsten Fein des schreiten. Will Amerika den Krieg mit uns — und es scheint ihn zu wollen — nun gut, so nag er kommen j will aber Amerika weiter mit uns Frieden haben, so mag es seine Maßnahmen darnach cinrichten, so mag es vor allem mit gleichem Maße messen und einsehen, daß wir mir den Spuren Englands folgen, wenn wir das Jnselreich von aller Zu fuhr abschlwßen. Aber es scheint leidet, als fehle Wilson und seiner Gefolgschaft vollkom men det Begriff für Recht und Unrecht! Frisch. Berlin, 4. Februar. Reuter mel det, die Regierung der Vereinigten Staa ten von Amerika habe den Abbruch der diplomatischen Beziehun gen mit Deutschland ausgespro chen. Präsident Wilson habe im Kongreß davon Mitteilung gemacht. Dem deutschen Botschafter, Grafen Bernstorff, seien die Pässe zugestellt worden. Der amerikanische Botschafter, Mister Gerard, sei angewiesen worden, Deutschland zu verlassen. Eine Bestätigung dieser Meldung liegt hier an amtlicher Stelle noch nicht vor, jedoch wird ihre Richtigkeit nicht berweifeltZ London, 4. ^eoruar/ Reuter mel- det^aus Washington, die diplomati schen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland find abgebrochen. Präsident Wilson wird am Nachmittag demKrongreß nähere Mitteilung machen. Wilson hatte seine Entscheidung getroffen nach einer Konfe renz mit den Ministern, die bereits^gestern stattgefunden und in deren Verlauf der Präsident die Ueberzeugnng erhielt, daß er die Unterstützung des ganzen Landes (?) hinter sich habe. Gerard hat den Auftrag erhalten, die Gesandtschaft in Berlin zu schließen. Alle amerikanischen Konsuln und Gesandtschaftsattachees werden Deutsch land verlassen. Der spanische Gesandte in Berlin ist mit der Vertretung der amerikanischen Interessen in Deutschland beauftragt. Eine Voischast Misons. Der Präsident der Vereinigten Staaten, der dnrch die Andeutnng des neuen deutschen Seekrieges vollkommen überrascht worden ist, hat an den Kongreß eine Botschaft gerichtet, in welcher er an die amerikanische Note an Deutschland vom 8. April nach oer Torpedierung der „Susser", an Deutscklands Antwort hierauf vcm 4. Mai und an die Antwort Amerikas vom 8. Mai erinnert, in der die deutschen Zusicherungen angenommen wurden. Wilson sagt, Deutschland habe diese Note nicht beantwortet. Hieraus zitiert Wil son aus dem deutschen Memorandum vom 31. Jauuar und sagt, angesichts dieser Erklärung, die plötzlich und ohne vorherige Andeutung ir gend welcher Art v o r s ätzli ch die seierlichen Verüchcrungen, die in der deutschen Note vom 4. Mai gegeben wurden, zurückzieht, bleibt der RegieruUg der Vereinigten Staaten keine an dere Wahl, die sich mir der Würde und Ehre der Vereinigten Staaten vereinbaren ließe, als den Weg einzuschlagen, den sie in ihrer Note von: 8. April für den Falt ankündiglc, als Deutschland seine Unterseedootsmethoden nicht aufgeben wollte. Ich beauftragte deshalb Lan sing, Bernstorff mitzutcilen, daß "die dip lomatischen Beziehungen zu Deutschland abgebrochen sind, daß der amerikanische Botschaf ter in Berlin sofort abberufen werde und daß B e r n st o r f s die P ässe ausgehäudigt werden. Trotz diesen unerwarteten Vorgehens der deutschen Regie rung und ihres plötzlichen, tief bedauerlichen Widerrufes ihrer unserer Regierung gegebenen Versicherungen in einem Augenblick der kri tischsten Spannung in den zwischen den beiden Regierungen bestehenden Beziehungen weigere ich mich, zu glauben, daß die deutschen Be hörden tatsächlich das zu tun beabsichtigen, wo zu sie sich, wie sie uns bskanntgegeben haben, berechtigt halten. Ich bringe es nicht über mich, zu glauben, daß sie auf die alte Freund schaft der beiden Völler oder auf ihre fei erliche Verpflichtung keine Rücksicht nehmen und in m u t w i l l i g e r Durch- führung eines unbarmherzigen Flottenprogramms amerikani sche Schiffe und Menschen vernichten werden. Nur wirkliche, offenkundige Taten von ihrer Seite können mich das glauben machen. Wenn ein eingewurzeltes Vertrauen in ihre Beson nenheit und ihre kluge Umsicht sich unglückseli gerweise als unbegründet herausstellen sollte, wenn amerikanische Schiffe oder Menschenleben in achtloser Uebertre- tung des Völkerrechts und der Gebote der Menschlichkeit geopfert werden sollten, so werde ich den Kongreß um die Ermächtigung ersuchen, die Mittel anwenden zu kön nen, die notwendig sind, um unsere See leute und Bürger bei der Verfolgung ihrer friedlichen und legitimen Unter ¬ nehmungen aus dem offenen Meeve zu s ch ü y e n. Ich kann nicht weniger tun. Ich nehme es als ausgemacht au, daß alle neutra len Regierungen denselben Weg einschlagen werden. Wir wünschen keinen krie gerischen Konflikt (wörtlich : bosill« eonflicts mit der deutschen Regie- r n n g, ivir sind aufrichtige Freunde des deut schen Volkes und wünschen ernstlich, den Frie den mit der Regierung zu erhalten, die sein Sprachorgan ist. Wir werden nicht glauben, daß sie unS feindlich gesinnt ist, außer wenn es soweit kommt, daß wir es glauben müssen, und wir beabsichtigen nichts anderes, als eine vernünftige Verteidigung der unzweifelhaften Rechte unseres Volles. Wir haben keine e g o i st i s ch e n Absichten, wir suchen nur den uralten Grundsätzen unseres Volkes treu zu bleiben. Unser Recht auf Freiheit, Gerechtigkeit und ein unbelästigtes Leben zu schützen, das sind Grundlagen des Friedens, nicht des Krieges. Möge Gott es fügen, daß wir nicht durch Akte vorsätzlicher Ungerechtig keit von seiten der Regierung Deutschlands da zu iberausgefordert werden, diese zu verteidi gen. Beschlagnahme deutscher Schiffe in Amerika. Das Reutersche Bureau meldet: Der deutsche Dampfer „Kronprinzessin Cäcilie' wurde in Boston beschlagnahmt. Die amerikanische Regierung erwägt, ob die amerikanischen Schiffe durch die Se-sperre durch Kriegsschiffe geleitet werden sollen. In Panama wurden vier Dampfer der Hamburg—Amerika-Linie, die sich dort seit Kriegsausbruch befinden, von den Behör- den der Panama-Kanal-Zone mit Beschlag belegt. Die Abc-Staaten an Wilsons Seite? Nach einer Baseler Nachricht der „Franks. Zig.' siegt dort folgende HaoaSmeldung aus Paris vor: Die Note Deutschlands rief in den füd amerika nischen Kreisen eine große Sensation hervor. Diese Kreise sind der Ansicht, daß angesichts der bedrohten Interessen der Neutralen auch die süd- amerikanischen Staaten nicht mehr länger ruhig bleiben könnten. Der Präsident der brasilianischen Seeliga, Senator Machado, erklärte, daß die Blockade unannehmbar sei, und gab der Ueberzeugung Aus druck, daß Brasilien unverzüglich und energisch zu- greifen werde, wenn die nationale Flagge verletzt sein würde. Die Amerikaner verlaffen England. Die sich in England aufhallenden amerika nischen Staatsangehörigen, deren Zahl recht bedeutend ist, haben sich nach Meldungen auS London zum größten Teil entschlvffen, angesichts Ler gesteigerten Unsicherheit in ihre Heimat zurück- zukehren. Viele Amerikaner beabsichtigen Eng land mit der ersten Gelegenheit zu verlassen, well sie befürchten, daß ihre ungehinderte Rückkehr mit der Zeit immer schwieriger wird. Eine amerikanische Kriegsanleihe. Im Kongreß wurde ein Antrag zur Aus gabe einer Anleihe im Betrage von 500 Millionen Dollar eingebracht, um Ar mee und Flotte in Bereitschaft zu bringen und jedem Auftreten von Elementen, die mit Deutschland sympathisieren, Widerstand leisten zu können. Marinesekretär Daniels hat den Marinewerften nnd Schiffsstationen empfohlen, entsprechende Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Die gesetzgebende Kommission des Senats wird beauftragt werden, Maßregeln zu erwägen, um die Vereinigten Staaten vor Verschwö rungen zu schützen, die aus dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Deutsch land entstehen könnten.