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M» „Wcifierih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchklitz-ZkitW. Amtsblatt Inserate, welch« bet ve» bedeutenden Auflage d«i Alattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und eoinplicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil- M Pfg. für die Königliche WntshaupLmannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnc in Dippoldiswalde. Mit schtseitigkm ,Mustrirtkn iinterhaltungsblatt". Mit humoristischer Mchendeilsge „Seifenblusen". 4: Mit land- und hooswirthschostlicher Monotrbeilsge. Nr. 66. Donnerstag, den 8. Juni 1893. 59. Jahrgang. — > > r. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 7. Juni. Um nach allen Seiten hin Gelegenheit zu geben, sich über die Fähigkeiten und Leistungen des neugewählten städtischen Musik direktors, Herrn Jahn, ein selbständiges Urtheil zu bilden, wird derselbe Donnerstag, den 8 Juni, 2 Concerte und zwar eins für Blas- und eins für Streich musik abhalten, (s. Inserate.) Wir freuen uns, be richten zu können, daß der vom Stadtrath zum städt. Musikdirektor erwählte Herr Jahn sich in seinen früheren ähnlichen Stellungen einen sehr guten Nus erworben hat. Es ist daher auch mit Bestimmtheit zu hoffen, diese Concerte werden uns davon überzeugen, daß die Wahl des StadtratheS eine glückliche gewesen rst. Um so mehr sei der Besuch dieser Concerte auch an dieser Stelle empfohlen. — Von einem schweren Fall von Blut Vergiftung wird der Hausdiener eines hiesigen Gasthofes heimge sucht. Dieselbe ist durch eine leichte Verwundung durch einen rostigen Gegenstand herbeigesührt und zu Anfänge nicht weiter beobachtet worden. Auf Anrathen der hiesigen Aerzte führte man den Bedauernswerthen am Montage dem Carolahause in Dresden zur weiteren Behandlung zu. — Von dem Leiter der am 4. d. M. hier statt gefundenen Versammlung der vereinigten Ordnungs parteien, Herrn Stadtgutsbes. Otto Müller, geht uns folgende „Berichtigung" mit der Bitte um Aufnahme zu: Wer „eine größere gegenseitige Aussprache zur Klärung der gegenwärtigen Lage" wünscht, wie der eine der beiden Berichterstatter über jene Versammlung in letzter Nr. d. Bl., darf eine solche vernünftiger Weise nicht in einer Wählerversammlung erwarten, welche sich lediglich dazu zusammengesunden hat, den der betreffenden Partei zur Wahl vorgeschlagenen Kan didaten nach Person uno Gesinnung kennen zu lernen. Von jeher sind wir auch hier gewöhnt gewesen, nach derartigen Wahlreden irgend welcher Partei ent weder gar keine Debatte oder nur ganz kurze Fragen gestattet zu sehen, welche zu stellen dann auch selbst redend nur ganz wenige Minuten in. Anspruch nimmt, und zwar lediglich zu dem Zwecke, um sich etwa noch persönlich über die Stellung des betr. Kan didaten zu gewissen Fragen nähere Aufklärung zu ver schaffen. Jede Parteileitung, welche in solchen Fällen, zumal ausgesprochenen Gegnern gegenüber, weitere Zu geständnisse machte, wäre einfach zu bedauern, denn sie würde zulassen, daß der Eindruck der eben gehörten Rede des Kandidaten schließlich ganz verwischt, dem nach der eigentliche Zweck der Versammlung zu Gunsten der Gegner verfehlt und die Debatte wohl gar schließ lich zu einem Parteigezänk herabgezogen würde, zu mal wenn die Herren Gegner, welche sich doch selbst verständlich als Gäste der „vereinigten Ordnungspar teien" fühlen mußten, da sie ja von diesen leider bis jetzt nichts wissen mögen, ihre gegnerische Meinung in so wenig parlamentarischer, sondern geräuschvoller und deshalb mindestens rücksichtsloser Weise zu erkennen zu geben belieben, wie am Sonntag geschah. Wohl aber kam an diesem Abende selbstverständlich Herrn Dietel, als dem Führer einer der vereinigten Parteien, noch ein ausführlicheres Wort der Empfehlung des Kandidaten und der Aufklärung und Mahnung an die Parteiver sammlung zu, ohne daß dadurch irgend einem Anderen ohne Weiteres Anspruch auf gleiche Redefreiheit zuge- sallen wäre; aber auch der baldige Weggang der betr. Herren entschuldigt sich nach Obigem von selbst. — Möchte doch, trotz allem eifrigen Eintreten für die nun einmal erfaßte persönliche politische Meinung, wenigstens noch von Seiten aller Derer, welche sich zu den OrdnungsParteien zählen, auch ferner, wie zeit- her, Alles vermieden werden, was geeignet ist, dauern dere Zerwürfnisse der Gegner, auch über die Zeit der Wahlen hinaus, in unseren Gemeinden hervorzurufen. Welcher Kandidat auch schließlich den Sieg erringen mag, so giebt doch nur manneswürdiger, ehrlicher Kamps vorwurfsfreien Sieg und nur ein solcher mit Gottes Hilfe dauernden Segen! — Im Jahre 1856 hat Clemens Theodor Perthes, Professor der Rechte an der Universität Bonn, nach dem er daselbst 2 Jahre zuvor die Gründung einer Herberge auf christlicher Grundlage veranlaßt hatte, ein Schriftchen über „das Herbergswesen der Hand werksgesellen" geschrieben, worin er mit ergreifendem Mahnwort auf die Gefahr und Noth hinweist, die hier vorliegt. Seiner Anregung ist es zu danken, daß seit dem von Jahr zu Jahr Herbergen zur Heimath in Deutschland gegründet worden sind. Nach Perthes' Forderung soll eine solche Herberge zuerst ein gutesWirths- haus sein, das durch Bequemlichkeit seiner Räume, beson ders aber durch Reinlichkeit und Billigkeit der Wirthschaft, durch freundliche, gefällige Aufnahme und Bewirthung sich einen guten Ruf zu erwerben versteht. Sodann soll solche Herberge einen ausgeprägt christlichen Charakter tragen. Dieser Charakter hat sich nicht etwa darin auszusprechen, daß nur christlich gesinnte Gesellen aus genommen werden; es darf in ihr auch keinerlei Zwang zur Theilnahme am Gebet und Kirchgang stattfinden. Es ist Alles zu dulden, was zu einem fröhlichen, jugendlichen Leben und Treiben gehört. Nur alles Widerchristliche und Versuchliche muß mit der größten Entschiedenheit fern gehalten werden. Branntwein trinken, Karten- und Hazardspiel, schmutzige Lieder und Lästerreden, Frechheiten und Rohheiten sind unbedingt zu verbieten. Wer sich dieser Ordnung nicht fügen will, wird aus dem Haus gewiesen. Des Abends wird zur bestimmten Zeit das Haus geschlossen. An der feststehenden Morgen- und Abendandacht kann Jeder theilnehmen, ohne dazu genöthigt zu werden. Solche Herbergen haben sich bis jetzt überall da, wo sie von einem tüchtigen Hausvater im rechten Geiste geleitet wurden, als ein Segen erwiesen. Sie haben manchen Jüngling auf seiner Wanderschaft vor schlechter Gesellschaft und tiefem Fall bewahrt, manchen in christ licher Lebensanschauung befestigt. Auch in unserer Stadt soll nun im Lause des Monats Juli auf der Schuhgasse eine Herberge zur Heimath durch den Kreis verein für innere Mission eröffnet werden. Freilich rechnet Letzterer dabei auf die freundliche Unterstützung der Gemeinde. Möchten recht Viele dem Verein bei treten, der von seinen Mitgliedern einen halbjährigen Beitrag von 50 Pf. sich erbittet. Um die Gelegenheit zum Beitritt möglichst zu erleichtern, wird der für die hiesige Herberge gewonnene Hausvater, Herr Tape zierer Blümel, in diesen Tagen einen Nundgang durch unsre Stadt antrete». Möge er dabei die Er fahrung machen, daß man in unsrer Gemeinde alle zeit gern bereit ist, da mitzuhelfen, wo es gilt, der Jugend zu dienen, sie vor Versuchungen zu bewahren, in Zucht und Sitte sie zu erhalten! — Alljährlich fallen dem sogenannten Krampf im Wasser viele Personen, darunter auch vorzügliche Schwimmer, zum Opfer. Der bis zum letzten Augen blicke sich noch munter im Wasser umhertummelnde Schwimmer macht urplötzlich ungewöhnliche Bewegun gen mit den Armen, sinkt dann stumm in die Tiefe und verschwindet zum Schrecken der Badenden. „Der Krampf hat ihn befallen," heißt es von allen Seiten, „rasch ihm zur Hilfe!" Das schnelle Nachlassen der Muskelkraft wird dadurch erzeugt, daß Schaum oder Wasserstaub in den Schlundkopf mit der Einathmung gelangt und in die Luftwege eindringt, oder, wie. cs im Volksmunde heißt, in die falsche Kehle gerät!), wodurch eine fast augenblickliche Stockung sämmllicher AthmungSorgane statisinket. Kommt das Wasser beim Beginn einer Einathmung in die Luftröhre, wenn die Lungen ganz luftleer sind, so sinkt der Körper sofort. Wenn daher die Mitbadenden bemerken, daß Jemand beim Baden ungewöhnliche Bewegungen macht, so müssen sie sofort Hilfe leisten, weil der Betreffende unter den beschriebenen Umständen keinen Hilferuf äußern kann. Solche Unglücksfälle haben mit Krampf im gewöhnlichen Sinne nichts zu thun. JohnSbach. Ein werthvoller Fund wurde am vorigen Sonnabend vom hiesigen Gemeindevorstande, Herrn Herzog, unter seiner, zum Abbruch gelangten alten Scheune gemacht. Bei den Erdarbeiten wurde in geringer Tiefe ein kleiner irdener Topf mit über 500 größeren und kleineren alten Silbermünzen blosgelegt, welche nach oberflächlicher Durchsicht ver schiedene Jahreszahlen von 1581 bis 1651 tragen. Es sind zumeist kursächsische, dann auch österreichische unter Rudolf II. und spanische, unter Philipp IV. geprägte Stücke, auch ein zur Erinnerung an die 100jährige Wieder- keh r der Uebergabe der Augsburgischen Konfession vom 25. Juni 1630 datirter Thaler fand sich darunter. Dem glücklichen Inhaber dürfte mit Rücksicht auf Alter und Seltenheit der Fundobjekte ein namhafter Erlös gesichert sein. Burkersdorf. Am vorigen Montag Vormittag entstand in der Scheune des hiesigen Gutsbesitzers W. C. Geißler ein Feuer, uzelches nicht nur das vollständige Gut desselben, sondern auch das benach barte Gut des F. E. Herber vernichtete. Es wurden dabei sämmtliche Getreide- und Futtervorräthe, als auch die Maschinen und ein großer Theil der Acker- geräthe ein Raub der Flammen. Auch ein Kettenhund und einige Hühner verbrannten mit. Von den Ab gebrannten hat nur Geißler versichert. Das Feuer ist durch die Fahrlässigkeit eines Kühjungen entstanden, welcher in seiner Kammer im Geißler'schen Gute ein Stück Papier angebrannt und zum Fenster hinaus geworfen hat. Das brennende Papier ist aus das Strohdach der Scheune geflogen und hat dasselbe so gleich enrzündet. Großölsa. Die vom landwirthschastlichen Verein Hierselbst arrangirte 1. Wanverversammlung, welche am Sonntag in Kleinölsa stattsand, kann mit Recht als eine gelungene bezeichnet werden. Vor Allem überraschte die zahlreichen Theilnehmer der nach jeder Hinsicht praktisch angelegte, neuerbaute Stall des Herrn Freigutsbes. Hamann, woselbst man auch einen guten Stamm meist selbstgezüchteter Raffethiere vorfand. Vor Allem sei auch an dieser Stelle das gastfreundliche Entgegenkommen des Herrn Hamann nebst seiner werthen Gemahlin rühmend hervorgehoben. Weiter ist erwähnenswerth der Vortrag des Herrn Dir. Endler- Meißen über „Die Anwendung der künstlichen Dünge mittel." Genannter Herr wußte sich durch seine prak tischen Anschauungen den größten Beifall aller Theil nehmer zu erwerben. Mithin wird diese 1. Wander versammlung nur die besten Erinnerungen hinterlassen. 4 Poffendorf. Am 1. Oktober d. I. wird sich Herr Ür. mock. Oskar Spalteholz, z. Z. im Dresdner Stadtkrankenhause thätig, als praktischer Arzt hier niederlassen. H Hänichen. Der hiesige Turnverein, der es unter der Leitung des Herrn Lehrer Hähner-Rippien zu anerkennungswerlher turnerischer Ausbildung ge bracht hat, begeht kommenden Sonntag die Weihe seiner neuen Fahne. Da zu diesem Feste viel auswärtige Turner aus Dresden sowohl wie aus dem Plauen'schen Grund eintreffen werden, dürfte am nächsten Sonntag Hänichen ein Bild echt turnerischer Fröhlichkeit beleben. Zu diesem Feste ist folgendes Programm festgesetzt morden: 12 bis 2 Uhr Empfang der Vereine vor dem Gasthofe. Hierauf Festturnen des sestgebenden Vereins. Abholung der Festjungsrauen. Rede des Vorstandes. Weiheakt. Uebergabe der Fahne durch eine Festjungfrau. Festzug. Dankabstattung an die Vereine und sonstige Theilnehmer am Feste. Fest ball im Gasthofe. Dresden. Der Zustand des Prinzen Friedrich