Volltext Seite (XML)
Muer Tageblatt 20. Zahrgany Dienstag» äen 19. Mai 192S Vr. DS Vie Wllistlingsnote eine belMWe IlebenOung B VeuWM zu beleben. ReichsarbeitSminftter Dr. Brauns teilte weiter mit, datz die Reichsregierung sich bereits dahin schlüssig geworden sei, diesen Antrag des Reichstags ausschusses anzunehmen, so datz, der begrüßenswerte Plan gesichert erscheint. . 15 Prozent Mletzlnssteuer für -en rvohnungsneuhau. Wie ReichSarbeit-minister Brauns bei einem Fest, c'sen im Dresdner Rathaus au« Anlatz der Eröffnung der Zahresschau deutscher Arbeit „Wohnung und Sied lung" mitteilte, hat der zuständig« Ausschutz im Reich«, tag beschlossen, mit möglichst baldiger Wirkung IS Pro zent der Aufwertungssteuer (Mietz-tnSsteuer) dem Woh nungsbau zuzuführen, um diesen in gesteigertem Matz« London, 17. Mai. Der diplomatisch« Berichterstatter de« Sunday Lime» erfährt, der Wortlaut der Abrüstung«- not« der Alliierten an Deutschland werd« wahrscheinlich «ine deträchtliche Ueberraschung sür Deulschland sein. Di« Alliierten würden von Deutschland die genaueste Erfüllung der Bestimmungen de» Versailler vertrage» verlangen. Di« Uebereinstimmung zwischen Frankreich und Grotzbritanien über den Hauptinhalt der Antwort sei so gut wie erreicht. Vie Not« werd« darauf bestehen, datz Deutschland seinen Verpachtungen, mit denen e» im Verzug sei, Nachkomme, bevor di« Räumung von Köln in Frag« komm«. Dl« von vriand vorgesi ! ,«»« Antwort auf den deutschen Sicher- heitrpaktvorschlag u-rde wahrscheinlich vom Kabinett am Mittwoch erwogen werden. L» bestehe noch ein großer Unterschied zwischen der britischen und französischen Auf fassung in der Sicherheitsfrage. Der diplomatische Korre- spvndent de» Observer äußert sich i.i gleichem Sinn«. Wie angedeutet wird, werde die Note ein lange» Dokument sein. Ueber di, Sicherheitspaktverhandlnngen berichtet der Korre spondent, wi« e» heiße, vertret« Briand den französischen Standpunkt, wonach der Pakt «in« Zusag« Deutschland» ent- halten müsse, di« vertraglichen Grenzen im Osten ebenso «i« im Westen dauernd anzuerkennen. Frankreich werde zweifellos, nachdem da» britische Kabinett die Angelegenheit Schiedsspruch tm Danziger Srkefkostenkonflikt. Aus dem Haag (Holland) ist soeben folgende Meldung hier eingetreten: Im großen Rechtssaal des Friedenspalastes wurde heute mittag das Gutachten des internationalen Ge richtshofes im Danzig-polnischen Poststreit in Anwesenheit zahlreicher Verteter des diplomatischen Korps, darunter auch des deutschen und polnischen Gesandten in öffentlicher Sitzung bekanntgegeben. Die Verlesung sand in englischer Sprache statt und dauerte eineinviertel Stunden. Das Gutachten be schränkt in 41 Seiten langen Nechtsausführungen den polnischen Anspruch hinsichtlich eines polnischen Posrdienstes auf den Hafen von Danzig, dessen genaues Gebiet jedoch nicht abge grenzt wurde, sodaß der Völkerbund in Genf die Hafengrenze festzulegen haben wird. Im Hafen von Danzig habe der polnische Postdienst das Recht, Briefkästen anzubringen, Post sachen einzusammeln und zu verteilen. Berlin, 18. Mai. Wie die Blätter aus Dortmund Melden, ist die Explosion auf. der Zeche Dorstfeld wahr scheinlich auf di« Zersetzung von altem Sprengstoff zu- rückzuführen, die zur Selbstentzündung geführt hat. Ge rüchte, wonach Streichhölzer an der ExplostonSüelle in großen Mengen vorgefunden worden seien, die auf starkes Zigarettenrauchen der Belegschaft deuteten und die« die Ursache des Unglück» sei, sind unhaltbar. rNel-uirsen. Sofia, 16. Mat. Gestern wurde in ganz Bulgarien der Namenstag des Königs Borts gefeiert. Zn allen Kirchen sand zur Errettung des König» ein Gottes dienst statt. > . l j j > Madrid, 16. Mai. Wie die Blätter melden, ist da» spanisch-schwedische Handelsabkommen unterzeichnet. Straßburg, 16. Mai. Der sozialistische Abg. Pei- rot« ist mit 34 von 36 abgegebenen Stimmen zum Bür germeister von Stratzburg wiedergewählt morden. Part-, 16. Mat. Zm Alter von 62 Jahren ist heute d«r Minister de» Innern im Kabinett Poincare, Mvu- nourh, der fett den letzt«» Wahl«» dem Parlament nicht' mehr angehörte, gestorben. , «rwogen hab«, mitget«ilt werden, datz nach britischer Ansicht da» deutsch« Angebot, keinen versuch zu unternehmen, die Ostgrenzen durch kriegerische Methoden abzuändern, den An forderungen genüge, und daß die britisch« Regirung die beiden folgenden Bedingungen in Rechnung zieh«, daß ersten» Deutschland vor dem Abschluß des Pakte» dem Völkerbund beitrete, und zweiten», daß, während der Pakt - ! West- grenzen unbedingt schütz«, «» nicht zu seinen Zielen gehören soll, die bestehenden Vertragsbestimmungen für die Ostgren- zen Deutschland» zu schützen. London, 17. Mai. Der diplomatische Schriftleiter der „Observer" schreibt, di« öffentliche Meinung in Deutsch land werde einen furchtbaren Stoß erhalten, sobald die alliierte Note über die Abrüstung veröffentlicht würde. Die Note werde ein langes Dokument sein, das eine ungeheure Liste von Forderungen enthalten werde, die befriedigt werden müssen, bevor die Alliierten der Ansicht sein werden, daß Deutschland die Verpflichtungen des Versailler Vertrages er- füllt hat und bevor infolgedessen Köln geräumt werden könne. In englischen offiziellen Kreisen erklärt man, daß zwischen London und Paris ein volles Einvernehmen praktisch her gestellt sei bezüglich der Liste der Verfehlungen, die Deutsch land bekanntgegeben werden sollen. m» DW»w«M«U«w pttUM« km «w u« Um,«,«»» e» »»!»»!»-«!,«, »«» »em», »»»«!»,» ee «»lö»k»»»>,«, U«Nam^p,NY,U« w O»«»pf»»»t»e, «ttltch« z«u> w «,i»pf»«u»e. «Iwgramme, Lageblo» stueerzgedtrg». Enthalten- -le amtlichen Bekaautmachvngrn -es Kate» -ee Sta-t UN- -es Amtsgericht» ^loe. p«flfch«ck.aout», Katt Lrtpzlg a«.ies» Hurchtd >re Grubenkatasirophe in Dortmund. Mm! 16. Mat, nachmittags 4V» Uhr ist auf der Zeche Dorstfeld, Schacht 5, das Gprengstoffmagazin auf der Wettersohle explodiert. Die Explosionsgase sind zum Teil in belebte Baue eingedrungen und haben dort Opfer gefordert. Bisher sind 1 Toter und 25 Verletzte ge borgen. Etwa 30 Mann aus der gefährdeten Abteilung werden vermißt. Las Rettungswerk ist tm Gange. Die Ursache der Explosion und ihre ganze Ausdehnung ist noch nicht festgestellt. Die Zeche Dorstfeld hat das Ge- stetnSstaubberfahren in vollem Umfang als eine der ersten Zechen des hiesigen Reviers durchgeführt. Die Beleg schaft ist mit elektrischen Lampen ausgerüstet. Von dem Unglück wurden auch Teile der Beleg schaften der Schächte 2 und 3 betroffen. Auf Schacht 2 sind am Sonntag mittag eingefahren 289 Mann,! herausgefahren bis 8 Ubr abends 85 Mann, außerdem 14 Verletzte, so daß sich noch! 181 Mann in der Grube befinden. Auf Schacht 5 sind eingefahren 238 Mann, herausgefahren bis 8 Uhr abends 190 Mann und vier Verletzte, so daß in der Schachtanlage sich! noch! 44 Mann befinden. ! i Oberbergrat Schlattmann, Bergrat Vohwinkel vom Oberbergamt Dortmund und der Direktor der Zeche Ten- gelmann sind eingefahren. Bon allen umliegenden Ze chen sind HilfS- und Rettungsmannschaften in oßer Zahl etngetroffen, darunter auch die Rettungsmann schaft der Zeche Minister Stein. Die Förderung de^ Bergleute geschieht zur Zeit nur auf Schacht 2 und 3 Ueber da» Schicksal der noch in der Grube Eingeschlos senen ist bisher nichts bekannt. 41 Tote, 27 verletzte. Wie von der Verwaltung der Zeche Dorstfeld mitge teilt wird, wurde das letzte Opfer der Grubenkatastrophe gestern um 8 Uhr abends geborgen. Die Zahl der To ten beträgt insgesamt 41 die der Verletzten 27, dar-l unter vier schwer. Die Aufräumnngsarbetten sind fetz* soweit gediehen, datz wieder sämtliche von dem Unglück! betroffenen Baue befahrbar sind. Unzufrieden mit Hindenburg! Graf Neventlow schreibt in dem völkischen „Neichswart": „Man kann nicht in Abrede stellen, daß sehr weite Kreise in Deutschland eine ausgesprochene Nechtspolitik vom neuen Präsidenten erwarten und erhoffen. Wir glauben dies nicht, find im Gegenteil überzeugt, daß Hindenburg unbedingt über den Parteien, und zwar über allen stehen will, daß er bis weilen Worte sagen und Entscheidungen treffen wird, die manche Herren von rechts in Erstaunen ohne Wohlgefallen setzen werden. Der Leser sei gebeten, die nachstehend zu- sammengestellten Aussprüche Hindenburgs sorgfältig zu lesen Er wird ohne weiteres feststellen müssen, daß Hindenburg Ansichten beiont und Standpunkte angenommen hat, welche jeder Deutschnationale und sicher sehr viele Völkische als in seinem Munde „ganz unmöglich" angesehen haben- Zu der schon neulich festgestellien Anerkennung des Versailler Ver trages als eines verpflichtenden Dokuments kommt hier die warme Anerkennung Eberts, seiner Tätigkeit und seiner Ge sinnung als einer vaterländischen. Da» ist da» Dekenntni» zur Republik mit der sehr nachdrücklichen Hervorhebung der Souveränität des Volkes als dem tiefen Sinn der Verfassung entsprechend. Das sind Dinge, die man grundsätzlich auf der deutsch nationalen Seite nicht erwartet hat." Aussagen 6er Mu HSfle vor äem Untersuchungsausschuß. Ter Untersuchungsausschuß deS preußischen Land tages für den Fall Dir. Hütte vernahm am Sonnabend vormittag den Rechtsanwalt Dr. Alsberg, den RechtÄ- beistand Dir. Höfles. Der einzige Punkt, der Alsberg Kopfschmerzen machte, war der der Untreue. Dr. HSfle erklärte seinem Anwalt, er habe nie daran gedacht, die Post zu schädigen. Gr habe den Kredit im! Vertrauten! auf die Barmats gegeben und angenommen, daß er pünktlich zurückgezahlt werden würde. Dr. HSfle habe sich selbst stellen wollen, das sei aber durch da» Bor gten der Staatsanwaltschaft vereitelt worden. Dir. Alsberg wird nunmehr auf ein« Stunde ent lassen. TaS Gericht verliest hierauf eine Aussage der Frau HSfle, in der eS u. a. heißt: Am 23. Januar 192g nachM. gegen 6 Uhr erschien Staatsanwaltschaftsrat Peltzer Mit einem Herrn in meiner Wohwung. Sie fragten nach meinem Mann, der aber nicht anwesend war. Ich stellte den Herren anheim, da ich nicht genau wußte, wann mein Mann wiederkommen würde, am Abend noch einmal vorzusprechen. Herr Peltzer erklärte mir, er wollte abend» nicht wiederkommen. Gegen Mitter nacht erschien der Staatsanwaltschaftsrat jedoch wieder. Mein Mann war natürlich sofort bereit, die Untersuchung zu gestatten, fühvte die Herren in den Keller und geigt« das gesamte Material, das teilweise noch verpackt und verschnürt war und von den Herren ausgeschnitten Iwurde. Non diesem gesamten durchsuchten Material ist nicht ein Stückchen beschlagnahm worden, da es sich meisten» um Broschüren oder Makulaturen handelte. Am 10. Februar gegen Mittag erschien StaatSan« Waltschaftsrat Peltzer wiederum mit einem anderen Be amten in meiner Wohnung und fragt« nach meinem Mann, der wieder nickt zugegen war. Einige Zeit spä- ter wurde ich telebhonisck von Herrn Peltzer — da offenbar das in der Zwischenzeit stattgefundene Gespräch zwischen meinem Mann und Mr belauscht worden war — anaerufen, ob ich nun die FernsprechnumMer, unter der mein Mann zu erreichen sei, angeben könne. Ich gab die Nummer an. Bon diesem Augenblick an habe ich weder von meinem Mann noch von der Staatsan waltschaft irgendwelche Nachrichten über den Verbleib meines Mannes erhalten. Dieser kam abends nicht zu rück. Ich habe die ganze Nacht hindurch vergeblich aus irgend eine Benachrichtigung .gewartet. AM nächsten Morgen erfuhr ich aus VeM „Berl. Tagebl.", datz mein Mann verhaftet worden sei. Offiziell bin ich von Moa bit aus auch weiterhin nicht von der Verhaftung »kei nes Mannes benachrichtigt worden. Boll Aufregung fuhr ich noch am gleichen Morgen nach! Berlin und er hielt gegen Mittag in Moabit vom Untersuchungsrichter die Erlaubnis, meinen Mann zu sprechen. Dieses Ge spräch fand im Beisein eines Bürvbeamten statt. Mein Mann konnte vor Aufregung kaunk sprechen. Gr erzählte mir nur kurz, daß er die Nächt in der Zelle verbracht habe, aber heute ins Lazarett käme. Anfang März fiel Mir auf, daß mein Mann sehr elend aussah und unge wöhnlich viel abaenommen hätte. Zwei weitere Besuche aM 4 und 14. März wurden im Lazarett im Beisein eines Beamten abaehälten. Ms ich am 14. April, also am Osterdienstag, wiever in das Zimmer etntrat, war ich entsetzt über das Aussehen meines Mannes. Er sah aus, als läge er in den letzten Zügen. Gr konnte nichü mehv richtig reden. Er sagte, er käme morgen — also aM Mittwoch — heraus. Drei Aerzte hätten ihm ge sagt, er wäre haftunMig Dann sagte er wieder: „Ich komme ja doch nicht heraus weil die Barmats nicht herauskommen." Am Mittwoch früh fuhr ich zum Un tersuchungsrichter Dr. Nothmann, um ihm den Zustand meines Mannes, wie ich iHv am Tage vorher getroffen hätte, eingehend zu schildern. In der Aufregung sagte ich ihm wörtlich: „Wenn mein Mann noch! «in paar Tage hier drinnen bleibt, bann bringen Sie keinen ver- händlungSfähigen Mann mehr heraus, sondern eine Leiche!" Auf diese Schilderung ging Dr. NothMann überhaupt nicht ein, sondern er erklärte Mr, daß er „durch gesetzliche Bestimmungen gebunden" sei. Ms ich ihm dann noch.sagte, baß mein Mann wirre Reden führte, erklärte er, „das hätte Man häufig bei Gefan^ genen, das wäre eben die Haftpshchose". ' Mus den Zeitungsnotizen nach dem Tobe meines Mannes erfuhr ich zu meiner größten Verwunderung, daß »Win Mann bereits am Sonnabend, den 18. April, nachmittag- 8 Uhr bewußtlos in seinem Bett aufgefun den wurde. Trotzdem hat man eS nicht für nötig ge halten, mich sofort zu benachrichtigen, sondern in der Nacht vom 19. zum 29. April, also vom Sonntag auf Montag, würbe ich gegen 1 Uhr telephonisch angerufen, datz sich de« Zustand meins» Mann« durch da»j plötzliche Auftreten einer Lungenentzündung verschlimmert hübe. WMM Anzeiger für Sas Erzgebirge