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Voiglländihher Anzeiger. Amtsblatt für -us Kömqlicke Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königliche» Gerichtsämler und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DreimWebenzigster Jahrgang. Berautwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. DrrBlatt Lrich-im wöchentlich viermal, und zwar Dienstag», Mittwochs, Donnerstag» und Sonnabend». Jährlicher AbounemeutSpreiS, welcher rr-i-» zu «ncrichren ist, auch dei Beziehung durch die Post, 1 Lbtr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittag« 11 Uhr eingehen, werden in die Tag» daraus erscheinende Nummer ausgenommen, spater eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. C uzrilig« mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der LoigtlLndische Anzeiger Amtsblatt tst, bestehen die Geschäftsstellen i« Pausa bei Herrn Bürgermeister Lehmann, iu Elsterberg dei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meher, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Eiunehmer Holzmüller. Mittwoch. AA. 2«. Februar 1882. Die mexikanischen Wirren. Die mexicanischen Wirren, welche jetzt zur unmittelbaren Einmischung der drei Mächte England, Frankreich und Spanien geführt haben, gehen — wenn wir nicht überhaupt bis zu den Unabhängigkeitskriegen zurückkehren wollen, seit welchen (mit Ausnahme etwa von Chili) das ganze spanische Amerika fast ununterbrochen an anarchischen Convulsionen leidet, — bis zum Sturze des Präsidenten Santa Anna zurück, der, wenn auch unter fortwährenden Kämpfen, dreimal den Präsidentenstuhl inne hatte, den Sieg der centralistischen, klerikalen Partei über die föderalistische, liberale entschieden zu haben schien und im De- cember 1853 sich selbst zum lebenslänglichen Präsidenten der Republik erklären konnte. Allein dieser Schritt, der schließlich zur Monarchie führen mußte, rief aucb die äußersten Anstrengungen der republikanischen Partei heraus, unv dem wilden Indianergeneral Alvarez aus dem Staat Guerrero im äußersten Süden, der durch seine Grausamkeit gegen alles Spanische sich den Namen „Panther des Südens" erwarb, gelang es, Santa Anna zu stürzen und die radicale Partei an- Ruder zu bringen. Er traf sofort energische Maßregeln gegen die Cleri- kalen, vertrieb die Jesuiten, entzog der Geistlichkeit und dem Militär die be sondere Gerichtsbarkeit, trat aber nach wenigen Wochen den Präsidentenstuhl einem Parteigenossen, Ignacio Comonfort, einem Zollbeamten, ab und kehrte in den Staat Guerrero zurück, wo er jetzt noch mit seinen Indianerhorden haust. Comonfort versuchte es, durch Annäherung an die Gemäßigten, eine dauerhafte Regierung zu gründen, und berief im Frühjahr 1856 einen constituirenden Ccngreß, der im Juni zusammentreten und dem Lande eine neue Verfassung geben sollte. Einer der ersten Acte des Congresses war ein entscheidender Schlag gegen die Geistlichkeit: ein vom Präsidenten vollzogenes Decret verbot sammtlichen Körperschaften, liegendes Eigenthum zu besitzen, und sprach dasselbe den jeweiligen Pächtern zu. Santa Anna hatte mit Spanien einen Vertrag abgeschloffen, worin er ausdrücklich die spanische Schuld anerkannte: diesen Ver trag annullirte die Regierung Ccmonfort's. Als dann im December desselben Jahres Alvarez auf einer Hacienda sämmtliche dort wohnende Spanier über fallen und ermorden ließ, und anstatt daß Alvarez bestraft wurde, ähnliche Verfälle sich wiederbolten, beschloß Spanien, mit Waffen Genugthuung zu ver langen. Schon damals aber bot das Cabinet von Washington der Republik finanzielle Unterstützung an, was Spanien veranlaßte, seinen Angriff auf gün- stigere Zeiten zu vertagen. Am 5. Februar 1857 vollendete der Congreß die neue Verfassung, welche Freiheit des Glaubens, Unterrichts und der Presse, Civilehe, Aufhebung der besonder» Gerichtsbarkeit und das Verbot für die Körperschaften, liegende Güter zu besitzen, aussprach. Obwohl Bürger und Militär den Eid auf die Verfassung leisteten, wuchs doch die Unzufriedenheit unter dem Clerus, der Armee, den Eigenthümeru und den höhern Klassen über haupt, und noch in demselben Jahre im December brach der Aufstand aus. General Zuluaga in Tacubaya erklärte sich gegen die Verfassung, marschirte nach Mexico und jagte den Congreß aus einander. Comonfort sah sich zur Abreise, nach den Bereinigten Staaten genöthigt, und die conservative Partei rief nun Zuluaga zum Präsidenten au», während die Liberalen, die an der Verfassung festhielten, Benito Äuarez, den Vorsitzenden des obersten GerichtS- tzofeS zu Guanajuato, der schon unter Comonfort Vicepräsident gewesen war, ihrerseits zum Präsidenten wählten. Damit war nun Mexico in zwei Hälften getheilt. Die meisten südlichen Staaten hielten zu Zuluaga, der in Mexico residirte, während der Norden und der äußerste Süden nebst der Küste zu Juarez hielt, der zu Veracruz seine Residenz hatte. Als auch Zuluaga durch einen Militäraufstand gestürzt wurde, übertrug die conservative Partei den Präsidentenstuhl an den 26jährigen, talentvollen und energischen Miramon (aus französischer Familie), und nun entspann sich ein 5jähriger Kampf zwischen Miramon und Juarez, zwischen Mexico und Veracruz, den Clerckalen und den Liberalen, den Centralisten und den Föderalisten. Jene hatten den größten Theil des Heeres, den Einfluß und das Geld der Geistlichkeit auf ihrer Seite und waren meist in den Schlachten siegreich; diese aber wußten sich nach jeder Niederlage wieder zu sammeln, ihre Hauptstützen waren die Nationalgarden, die öffentliche Meinung und die Zölle der Hafenstädte. Ein zweimaliger Sieg bei Guadalaxara entschied für Juarez. Miramon floh nach Veracruz und von da nach Europa. Juarez konnte im Januar 1861 die Residenz nach Mexico verlegen, wurde von dem Congreß, den er berief, förmlich anerkannt, trat am 1. Juli 1861 die Regierung als constitutioneller Präsident Mexikos an und wurde als solcher auch vom ganzen diplomatischen Corps anerkannt. Allein der 5jährige Krieg hatte nicht nur auf traurige Weise das eigene Land verwüstet, sondern auch vielfach die Interessen des Auslandes verletzt. Ein für das Aus land bestimmter Silbertransport von 1,200,000 Dollars war unter Obhut des Generals Degollado (jetzt Minister des Auswärtigen) von St. Louis nach Tampico abgegangen. Degollado bemächtigte sich des Geldes und vertheilte eS bis auf 40,000 Doll, unter seine Soldaten. Juarez setzte den General zwar ab und gab den Rest den Eigenthümern zurück, konnte ihnen aber die Haupt summe nicht ersetzen. Einen andern Raub ließ sich Miramon zu schulden kom men, indem er im letzten verzweifelten Stadium seiner Regierung ein Zwangs anlehen von 300,000 Dollars ausschrieb, und da dies nicht aufgebracht werden konnte, 100,000 Doll., welche englischen Staatsgläubigeru gehörten und im Hotel des britischen Gesandten deponirt waren, gewaltsam wegnehmen ließ. DaS Stärkste aber war das Decret, welches Juarez im Juli 1861 erließ, wodurch sämmtliche Verbindlichkeiten gegen das Ausland auf 2 Jahre für aufgehoben erklärt wurden. Auch abgesehen von diesen finanziellen Verlusten fehlte es nicht an Beschwerden aller Art. Kaum war Juarez in Mexiko angekommen, so wurde der spanische Gesandte Pacheco und der päpstliche Nuntius auf brutale Art ausgewiesen. Von den Zwangsanlehen waren auch die Fremden nicht ver schont geblieben, häufig wurden sie selbst gewaltsam zum Kriegsdienst gepreßt. Dazu kamen noch Insulten gegen die Gesandtschaften, willkürliche Verhaftungen von Viceconsuln, Gefährdung der öffentlichen Sicherheit überhaupt, endlich die alten, früher erwähnten spanischen Beschwerden — dies die Gründe, aus wel chen sich die europäischen Mächte schließlich zu der gemeinsamen Intervention entschlossen, deren Vertrag am 31. October vor. Jahres zu London unterzeichnet wurde. Zeitungen. Tnchfen. Dresden, 24. Febr. Ihre Königliche Hoheit die Prin zessin Sädonie sind nach einem mehrtägigen leichten Unwohlsein von einem typhösen (starken Nerven-) Fieber befallen worden. Die Krankheit verläuft bis jetzt regelmäßig.