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I n- ld. sie ire u. tr. le" rte für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. ^17. Dienstag, den 2. März 1873 Bekanntmachung, den Geschästskreis der Gemeindevorstände betreffend Die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschaft nimmt aus einzelnen zu ihrer Kenntniß gelangten Fällen, in welchen Gemeinde vorstände ihres Bezirks sich mit Geschäften befaßt haben, welche lediglich zur Zuständigkeit der Gerichte gehören, z. B. Testaments- und- Nachlaßangeleaenheuen, Veranlassung, die Gemeindevorstände des hiesigen Bezirks hiermit darauf aufmerksam zu machen, daß ihreThätig- keit in dieser ihrer Stellung sich nur auf Angelegenheiten der Gemeindeverwaltung und die in Z 74 der Revidirten Landgemeindeordnung vom 24. April 1873 erwähnten, sowie aus die ihnen durch besondere Verordnung übertragenen und etwa künftig zu übertragenden Ge schäfte zu beschränken hat. Meißen, am 23. Februar 1875. Die Königliche AmtshnnpLmannschast. SchmieSel. Tngesgeschichte. In allen deutschen Münzstätten wird jetzt mit großer An strengung gearbeitet; man hofft bald einen Gesammtbctrag von 1200 Mill. Mark zu erreichen und würde dann in der Lage sein, mit der Einziehung des alten Geldes nach einem bereits sestgcstellten Plane zn beginnen. Das unerhörte, an das Mittelalter erinnernde jüngste Rund schreiben des Papstes an die preußischen Bischöfe hat dem Fatz den Boden ansgcschlagen und wird von Seiten der preußischen Rc- aienmg eine Antwort nicht in Worten, sondern in Thaten erhalten. Die höchamtliche „Provinzial-Corrcsponvcnz" nennt dieses päpstliche Rundschreiben eine Aufmunterung revolutionärer Leidenschaften; das Auftreten des Papstes selbst bestätige thatsächlich das berüchtigte Wort des päpstlichen Gesandten Mcgtia: „Die katholische Kirche muß sich auf die Revolution stützen." Durch die Klarheit, welche der Papst in die Beziehungen zur preußischen Regierung ge bracht, Würden der Negierung die gegen die revolutionäre Anmaßung weiter zu betretenden Wege vorgczeichnct. Für die katholische Kirche in Preußen müsse zum klaren Bewußtsein kommen, wer in Preußen Souverän sei. Die von Bismarck schon früher angeregte Frage betreffs der Stellung der Negierungen zur Papstwahl gewinne jetzt noch viel größere Bedeutung. Alls Westfalen, 17. Februar. Bekanntlich ist dem Bischof zu Münster vom 1. Januar an das Staatsgehalt gesperrt worden. Wie man nun der „Germania" mittheilt, ist demselben am näm lichen Tage ein Neujahrsgeschenk von 2000 Thlrn. von unbekannter Hand zugestellt und überdies von Seite» des westfälischen Adels für eine vollständige Entschädigung des gesperrten Gehalts Sorge ge tragen worden. Einen außerordentlich wohllhucndcn Eindruck gegenüber den sophistischen und aufreizenden Kundgebungen der katholischen Bischöfe macht der soeben veröffentlichte Fastenbrics des allkathvlischen Bischofs Reinkens. In absichtlichem Gegensatz gegen die aufreizende Lehre der vatikanischen Bischöfe wird hier den Gläubigen unverbrüch licher Gehorsam gegen Kaiser und Reich, gegen Obrigkeit und Gesetze als Pjlicht an's Herz gelegt. Den Sinn der gleißncrischen Worte der römischen Bischöfe vom Gehorsam gegen Golt ke mzcichnet Herr Reinkens sehr treffend, als dahin gehend: „Blau muß dem Papste mehr gehorchest als den Landesfürstcn nud den Gesetzen." Die Nerven Bismarcks und der Schnupfen Moltkc's be schäftigen die Franzosen und andere gute Freunde ungemein ange nehm. Sic stellen lieh wirklich an, als ob das deutsche Reich auf den vier Augen Bismarcks und Moltkes stehe und wenn diese Augen znfalle», zusammcustürzen werde wie ein Kartenhaus, nachdem sic mit einem leichten Stoß nachgcholfen haben. Im Stillen rechnen sie dabei auf die schwarzen Maulwürfe, die das Reicht im Dunkeln zu untergraben suchen. Eine Erinnerung und Mahnung sind diese feindlichen Phantasien immerhin. Lächerlich aber ist, dabei anzu- destten, Bismarck wolle sich ins Privatleben znrückziehcn aus Furcht vor den Mördern, die ihn umschleichen. Furcht kennt Bismarck nicht, und seine grimmigen Feinde wissen recht gut, daß Bismarck in der unbewachten Stille des Privatlebens ihnen schutzloser gegenüber stehen würde, denn als Kanzler und Minister. Er selber, der ganze Mann, sein Geist und Charakter ist's, den sie hassen, und wenn er zehnmal sich zurückzöge in die Einsamkeit, sie würden immer fürchten, daß, wenn eine schwere Stunde für das deutsche Reich käme, das deutsche Volk rufen würde: Ist kein Bismarck da? — und dann wäre er wieder da und auf dem Plane und sie würden es spüren. Die Geschwornen in München haben den berüchtigtenRedactenr des „Bayerischen Vaterland", vr. Sigl, etwas derb auf sein loses Maul geschlagen. Sie haben ihn dreier verleumderischer Beleidig ungen schuldig erachtet und nicht einmal mildernde Umstände zuer kannt. Das Gericht verurthcilte ihn zu zehn Monat Gefängniß und Tragung sämmllichcr Kosten. Das ^Journal de Fribourg" berichtet von folgendem Justiz- scandal aus dem Kanton Freiburg: Ein armes, ehrbares Mädchen wurde vor einigen Wochen vor den Sittenrath, dessen Präsident der Dekan ist, geladen, um sich auf die Anschuldigung der Verheimlich ung der Schwangerschaft und des Verbergens der Frucht zu ver- antwrotcn. Das arme Mädchen, anfangs die Anklage als Verleum dung zurückwcisend, gestand auf das Drängen und die Drohungen seiner Inquisitoren hin einen Fehler ein, dessen cs sich nicht schuldig wußte. Froh, eine Schuldige gefunden zu haben, schreiten die ge strengen Herren zur Verhaftung des Mädchens und leiten vor dem Präfectcn des Saanebezirks eine gerichtliche Untersuchung ein. Auf neue Protestationen wird endlich eine ärztliche Untersuchung angeord- nct, welche die Unbegründetheit der Anklage auf das Ueberzeugendste nachwies. Das Mädchen wird in Freiheit gesetzt, nachdem es 17 Tage inhaftirt gewesen war. Nichts desto weniger wurden ihm von der Ankiagckammcr die Kosten des Verfahrens aufgelegt! Heute klagt das Mädchen, das so grausam in seinen innersten Gefühlen verletzt worden war, auf Entschädigung gegen die Mitglieder des famosen SittcnrcUhcs. Man schreibt der „K. Z." aus Paris, 22. Februar: Die Ex kaiserin hat wieder eine Anleihe von 12'/fr Mill. Franken gemacht, d. h. sie hat diese Summe unter dem Versprechen erhalten, daß die selbe nach der Thronbesteigung ihres Sohnes mit 125 Millionen zu- rückbczahlt werde. Die früheren Anleihen, welche die Dame machte, circuliren im Geheimen an der hiesigen Börse. Die Schuldscheine sind auf gelbes Papier gedruckt und haben einen Nominalwerth von 100, 500 und 1000 Fres. Nach der Freisprechung Paul de Cassag- nacs wurde dieses Papier mit 10 bis 20 Fres, über den Cours be zahlt, was natürlich heute nicht mehr der Fall ist. Eine carlistische Anleihe circulirt an der hiesigen Börse auch sehr stark. Jeder Schuldschein dieser Anleihe lautet aus 2000 Fres., auf welche 240 Fres, ausgczahlt wurden. Nach der Thronbesteigung des Don Car- ! los sind 340 Fres, aus jeden Schuldschein von 2000 nachzuzahlen , und der Inhaber eines solchen erhält dann für 2000 Frcs. spanische Rente nach dem Tagescnrs. Man muß es den französischen Bona-