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rrdK- W chmtz -ZeitW. Donnerstag, den 12. Oktober 1893 Nr. 120. 59. Jahrgang M - Poffendorf. Das am vergangenen Sonntag im hiesigen Orte gefeierte Jahresfest des Dippoldis- walder Kreisvereins für innere Mission reihte sich in würdigster Weise den früheren Festen des genannten Vereins an. Die Feierlichkeit begann um '/»3 Uhr in der zahlreich mit Andächtigen gefüllten und mit Blumen und Kränzen geschmackvoll geschmückten Kirche. Die Festpredigt hielt Herr Archidiakonus Reichel aus Dresden. In zu Herzen gehender und geistreicher Weise verbreitete er sich auf Grund des Schriftwortes Matth. 9, 35 u. 36 über das Thema: Christengemeinde, siehe Jefum den großen Missionar an in seiner Herr lichkeit und eifere ihm wacker nach. Daran knüpfte er die weitere Aufforderung: 1. Sein heiliges Er barmen siehe an und werde selber an Erbarmen reich. 2. Seiner Liebe große Thaten siehe an und lasse deiner Liebe Thaten sehe». Der Vortrag zweier ge- mischtchöriger Motetten unter Leitung des Herrn Kantor Helm umrahmten in würdigster Weise die kirchliche Feier des Missionsfestes. Bei der nun im Saale des Schumann'schen Gasthofes stattfindenden Nachversammlung, durch Gesang und Gebet begonnen, sprach der Vorsitzende, Herr Sup. Meier, seinen und des Vereins herzlichen Dank aus zunächst dem Kirchen vorstände für die gastliche Aufnahme und sein freund liches Entgegenkommen, sodann dem Festprediger für die in seiner Predigt reich gespendete Gabe und dem Kantor, der mit seinem Kirchenchore wesentlich zur Erhöhung des Festes mit beigetragen habe. Dem schloß sich Herr Pastor Nadler an zunächst mit der Bitte an seine Kirchengemeinde, sie in bildlicher Rede mit einem wohlhabenden Herrn vergleichend, durch ein weiteres Scherslein die innere Mission mit unterstützen zu helfen; sodann mit einem warmen Willkommengruß an den Herrn Vorsitzenden und den Festprediger, und endlich dem Herrn Vorsitzenden herzlich dankend, daß er gerade Possendors für diese schöne Feier ausersehen habe. Nunmehr erhielt der Hr. Vereinsgeistliche Zimmer mann-Dresden das Wort. Der für die Vereinssache begeisterte und mit der Thätigkeit des Vereins wohl vertraute Redner führte die Versammlung auf das große und schwere, aber auch segensreiche Arbeitsfeld der inneren Mission und hob ganz besonders hervor, wie auch der Arzt, der Lehrer, der Jurist und der Kaufmann helfend für die innere Mission mit ein treten könnten. Hierauf dankte der Herr Vorsitzende dem Herrn Redner für die Mittheilungen aus diesem Gebiete, sowie allen Betheiligten und Besuchern dieses Festes für die reiche Kollekte, die in der Kirche 50 Mk. und in der Nachversammlung 30 Mk. 83 Pf. ergeben hatte und schloß nach Erledigung interner Angelegen heiten die einfache aber würdige Feier mit dem all gemeinen Gesänge „Laß mich dein sein und bleiben." Reichenau, 8. Oktober. Im Saale des hiesigen Kempe'schen Gasthofes stellte sich heute Nachmittag Herr Landtagskandidat Sleyer-Reinholdshain in län gerem Vortrage den aus der ganzen Umgegend in großer Anzahl erschienenen Wählern vor, indem der selbe nach kurzer Einleitung vor Allem eingehend die finanzielle Lage unseres Königreichs, an der Hand der verschiedenen Positionen des Landesetats besprach und dabei'seine persönlichen Ansichten über muthmaßlich in Aussicht stehende, resp. wünschenswerthe Abänderun gen bei einzelnen derselben innerhalb der nächsten Etatsperioden entwickelte. — Möglicher Weise in den nächsten Jahren zur Vorlage gelangende gesetzgeberische Fragen nur kürzer berührend, legte sodann Herr Steyec offen und ehrlich seine persönliche Stellung zu den verschiedenen lokalen Wünschen dar, welche den Wählern der Frauenfteiner Landschaft besonders am Herzen liegen, demnach in erster Linie natürlich im Bezug auf die Eisenbahnfrage, ferner die Wildschäden- angelegenheit u. s. w. Mit sichtlicher Befriedigung folgte die Versammlung diesen Auseinandersetzungen und sprach sodann Herr Fabrikant Steines-Mulda dem Herrn Kandidaten im Namen der Versammlung den Dank derselben dafür aus, sich wieder zur eoent. Uebernahme des Mandats entschlossen zu haben. — Es sei keineswegs Mangel an Vertrauen, wenn er, ihm zugegangenen Wünschen entsprechend, über eine ganze Reihe von Fragen die persönliche Meinung Herrn Steyers erbitte. — Selbstverständlich würde eS zu weit führen, auf diese gutgezählten nicht weniger als 14 Hauptfragen hier näher einzugehen und sei hierzu nur kurz erwähnt, daß Herr Steyer dieselben sodann der Reihe nach zur Befriedigung der Versamm lung beantwortete, dabei zugleich die schwierige Stellung des Abgeordneten eines so langgestreckten Wahlkreises wie der unsere, hervorhebend. Hieran schloß sich noch eine sehr lebhafte Debatte, an welcher sich, zum Theil wiederholt, Herren aus Reichenau, Mulda, Henners dorf, Hartmannsdorf, Frauenstein und Dippoldiswalde betheiligten, wobei von letzterer Seite Herr Schul direktor Engelmann besonders die Herren Lehrer auf forderte, aus schuldiger Dankbarkeit gegen die, von Seiten Herrn Steyers wiederholt auf den Landtagen bewiesene Schul- und Lehrerfreundlichkeit, auch an ihrem Theile, so weit sie vermöchten, in ihren Kreisen für recht einhellige Wiederwahl desselben einzutreten. — Mit einem begeistert aufgenommenen Hoch deS Vorsitzenden, Herrn Zeller-Reichenau, auf Se. Majestät, unseren König, wurde die Versammlung nach mehr stündiger Dauer geschloffen. Dieselbe hinterließ den Eindruck, daß in hiesiger Gegend die Wiederwahl Herrn Steyers, zur Freude gewiß des weitaus größten TheileS unserer Wählerschaft, als völlig gesichert erscheint. Dresden. Am gestrigen Dienstag Abend hat die Uebersührung der Leiche des verstorbenen Kriegsmini sters Grasen von Fabrice von dem inneren Neu städter Friedhose aus nach dem neuerbauten Mausoleum in der Albertstadt stattgesundeu. Nachdem die Leiche feiten eines Familienmitgliedes übergeben, wurde die selbe von 12 Unteroffizieren des Gardereiterregiments nach dem Leichenwagen getragen und von Militär ge leitet nach der neuen Gruft überführt. — Am 6. Oktober hielt der BürgerauSschuß für patriotische Kundgebungen in Dresden eine Sitzung ab, in der er sich mit der Feier des Festes des fünf zigjährigen Militärdienstjubiläums des Königs beschäftigte. Den erstatteten Mittheilungen ist zu ent nehmen, daß die auf dem Theaterplatze geplante Ovation, bestehend in Fackel- und Lampionzug mit Serenade, lebhaften Anklang in den Bürgertreisen gefunden hat. Viele Beiträge zu den Kosten sind bereits geflossen, es sind ferner schon mehr als 4000 Theilnehmer angemeldet, deren Zahl vermuthlich auf gegen 6000 steige» wird, und im Verein mit den Mitgliedern der Militärvereine werden wahrscheinlich weit über 10000 Mann an der patriotischen Kund gebung theilnehmen. Die einzelnen Abtheilungen der beiden großen Züge von Bürgern und Militärvereins mitgliedern werden von Musikchören begleitet jsein. Den Theilnehmer» aus der Bürgerschaft, die sich noch zu melden gedenken, will dec BürgerauSschuß für die Ovation, welche wahrscheinlich gegen 10 Uhr statt finden wird, Lampions zu dem Preise von 30 Pf. zur Verfügung stellen. Um auch den weitesten Kreisen der Bürgerschaft eine Theilnahme an der Feier zu er möglichen, hat weiterhin der Ausschuß eine Beleuchtung der Augustusbrücke, der Terraffenufer und der im Bau begriffenen Brücke in Aussicht genommen. Die Beleuchtung des Gerüstes der neuen Brücke würde durch elektrisches Licht zu bewirken sein. Auch in den Kreisen der zu dem königl. sächsischen MilitärvereinS- bunve gehörigen Militär- und Kriegervereine herrscht jetzt aus Anlaß der Feier reges Leben. ES soll zu Ehre» des hohen Protektors dieser Vereine etwas Großartiges geleistet werden und die Feier schließt sich ganz dem vom königl. Kriegsministerium ent- LoLates und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Kirmesmontage hatte das Helle, fast allzu warme Wetter zu den schon an wesenden noch neue Gäste in die Stadt gebracht, so daß am Abend sowohl der Saal in der Neichskrone, als auch der im Schützenhaus gedrängt voll Zuhörer waren, die dortüber die Komik der Muldenthaler herzlich lachter, hier sich an den schmetternden Weisen der Garde- Reiter-Kapelle erfreuten. Diese führte den 1. Theil des Programms nur mit Blasinstrumenten aus, während der 2. Theil mit Streichmusik ausgefüllt wurde, und zum Schluffe auf den Feldtrompeten die Parade-Märsche zum Vortrag kamen. Wohl gefällt auch an dieser Militärkapelle die stolze Kraft und die peinliche Aufmerksamkeit, sowie die sichere Beherrschung der Instrumente, wohl ist auch einzusehen, daß bei einer Kavallerie-Kapelle die Streichmusik nicht so günstig be setzt sein kann, als die Blasmusik; doch wäre zu wünschen gewesen, daß bei ersterer die Blasinstrumente sich noch mehr mäßigten, sowie uns auch scheinen will, daß eingeschaltetes Singen und Pfeifen, ja sogar das Anbeuten des Küssens einer guten Militärkapelle, wozu die besprochene unbestritten gerechnet werden muß, selbst zur Kirmes nicht würdig ist, sonst gleichen ihre Concerte den Theateraufführungen der Wittwe Magnus, in denen auch Jeder mitspielen, singen und pfeifen konnte, und Hineinredenlaffen ist doch sonst nicht Sache des Militärs. — Die Güte der Kartoffelernte bildet für die Bevölkerung unseres Gebirges unstreitig eine Existenz frage und die Folgen eines Mißcathens dieser Frucht gehören zu den schwersten Sorgen, welche der nahende Winter mit sich bringen kann. Glücklicherweise droht diese Furcht Heuer nirgends, denn wie überall, so hört man auch in unserer Umgegend, daß die nunmehr zu Ende gehende Kartoffelernte sowohl an Quantität wie an Qualität mit zu den besten zählen dürste, die seit einer Reihe von Jahren zu verzeichnen sind. — Die weitbekannte Tyroler Vokal- und Instru mental--Concert-Gesellschast Planer aus dem Oberinn- thale veranstaltet am nächsten Sonntag im Saale des „goldenen Stern" hier ein Concert. Bei dem aner kannten Ruse, der der Gesellschaft vorausgeht, dürfte der Besuch sicher ein lohnender sein. — Am Festtage zum 50jährigen Armeejubiläum des Königs, Sonntag, den 22. Oktober, wird auch auf unserer Eisenbahnlinie ein Exlrazug von Hains berg nach Kipsdorf abgelaffen werden. — Wir machen die in den nächsten Tagen zur Einberufung kommenden Rekruten, welche bisher Beiträge zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung ent richtet haben, darauf aufmerksam, daß sie ihre bei der Orts-, bez. Betriebs- oder Jnnungskrankenkaffe ver wahrte Quittungskarte bei der Orts-Kaffenverwaltung vor ihrem Eintritt beim Militär abzuholen haben. Diese Quittungskarte ist sorgfältig aufzubewahren, da dieselbe beim Wiedereintritt in eine Versicherungs- Pflichtige Beschäftigung an den Arbeitgeber abzugeben ist. — Wie wir hören, ist das Rittergut Berreuth in jüngster Zeit durch Kauf in andre Hände übergegangen. ):( Seiferödorf. Gelegentlich der mit Ausstellung und Prämiirung verbundenen 25jähr. Jubelfeier des Bienenzüchtervereins zu Krippen bei Schandau ist dem Bienenzüchter Kaufmann Herm. Fischer hier der 2. Ehrenpreis, bestehend in einem Etui mit 6 silbernen Speiselöffeln, für ausgestellten Honig zuerkannt worden. — Zu Ehren des 50jähr. Militärdienst-Jubiläums unseres Königs wird der hiesige Königl. Sächs. Mili tär-Verein mit dem Bcudervereine zu Großölsa Sonn tag, den 22. Oktober, einen gemeinschaftlichen Kirch gang halten. Am Abende des 24. Oktober, als am eigentlichen Jubeltage, vereinigen sich die Mitglieder des Militär- und des Gesangvereins zu einem kleinen Fest-AommerS. , Verantwortlicher Redacteur: Daul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. DU „Wcifierih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donnerö- t«a und Sonnabend. — Preis vierteljährlich^ M. 26 Psg-, zweimonatlich 84 Psg., «inmonallich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. JMerate, welche vet v«d bedeittenden Auflage de» BlatteS eine sehr wirk« same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltsnzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeib» 20 Pfg. 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