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Während man noch gestern in Börsenkreisen allgemein einen Selbstmord oder Unglücksfall annahm, ist man heute schon dazu gelangt, daß man die Möglichkeit in Erwägung zieht, ob eS sich bet diesem sensationellen Ver schwinden Löwenstetns nicht um ein reguliires Finanz- ober Börsenmanöver handeln könnte. Die neuen Nachrichten widersprechen sich In gewisser Beziehung vollständig, lassen aber durchblicken, daß die Wahrscheinlichkeit eines Todes des belgischen Finanz- manncs «och keineswegs sicher ist. Die Börse reagierte hier auf stark und setzte die gesamten Kurse erheblich in die Höhe, wobei auch die Löwcnsteinschen Papiere Kursgewinne von 20 bis 80 Prozent erzielen konnten. Dazu hat naturgemäß auch das bereits gestern angekünbigte beruhigende Kommuntquö der Direktoren der Löwenstetnschen Banken beigetragen, ferner die Talsache, daß neue Aktienpakete vom Auslande und von der Provinz her nicht an den Markt gekommen sind. Die Börse verhält sich -»nächst sehr zurückhaltend, da das Rätselraten um das geheimnisvolle Verschwinde« Löwenstetns noch immer anhält. Eines ist sedenfalls gewiß: Sollte Löwen stein tatsächlich bei der Landung erst das Flugzeug verlassen haben »nd sich in voller Absicht versteckt halten, um auf diese Weise die Börse zu beeinflussen, so wäre dies der größte Börsencoup, der bisher in der Weltgeschichte vorgekommen ist. Ein solches Verhalten würde aber »aiiirgcmäß Gefahren In sich bergen, denn ein Finanzmann, Lcr durch solche Manöver seine Verluste auszugleicheu gedenkt, durste auch bei den ihm nahestehenden Banken kaum weiteren Rückhalt finden. In dieser Hinsicht würde man es in Börsen- krciscn bedauern, wenn Löweustein zn solchen überaus zweifel hafte» Methoden gegriffen haben sollte. Löwenstein selbst war ei» unberechenbarer Mann mit sprunghaften Einsüllen und Ideen. NeLerans ausfällig ist sedensalls, daß das gesamte Personal, das Löweustein ans seinem Fluge begleitete, außer ordentlich schweigsam ist und eine außerordentliche Ruhe be kundet. Man hat nun die Frage aufgeworfen, warum der Pilot des Flugzeuges nach dem angeblichen Sturz Löwen steins aus dem Flugzeug nicht umgehend nach Enaland zurück- gekehrt ist, was doch näher lag. und warum er sich nicht um gehend der an Bord befindlichen Funkanlage bediente, die voll ständig In Ordnung war, um die nächste Station von dem Vor- lall in Kenntnis zu setzen. Man hat auch die Frage auf geworfen. warum der Pilot, um Brüssel zu erreichen, nicht die allein übliche Linie Dover—Kap Gris Rez flog, sondern warum er die Landung aueiuerverlasseneuSü st en stelle vornahm, während ciuigc Minute« weiter der Lufthasen von Diinkirchcu zu erreiche« war. Die Landung wird nun vicl- sach als überaus merkwürdig angesehen. Wenige Minuten weiter und man hätte sofort Telephon, Telegraph und andere Hilfsmittel vorgefunden, während so Hilfsmaßnahmen erst nach Stunden durchzusührcn waren. Als überaus aussällig wird auch das Verhalten der Löwenstetnschen Stenotypistin anacichen. Ein Journalist versuchte die Stenotypistin zu interviewen. Sie erklärte zunächst, daß ein Selbstmord gar nicht in Frage käme, denn ihr Chef hätte durchaus nicht vor dem Krach gestanden. Als nun der Journalist die Angestellte weiter auöhorchcu wollte, erschien plötzlich Löwenstcins Kammerdiener, dessen bloßes Auftauchcn genügte, um die Stenotypistin zum Verstummen zu bringen, wie überhaupt LöiveiisteinSKammcrdiencr sich beflissen zeigte, kcineZcitungs- leute an die Personen, die sich in dem Flugzeug befanden, hcranzulasscn. Sofort nach Bckanntwcrden des Vorfalles habe» sich englische Journalisten an die Kttstenlandestclle be gebe». Sie drahteten nach London, daß Löwenstein unmittel bar »ach der Landung rasch das Flugzeug verlassen haben müsse, »m zu verschwinden. All das sei «in abgekartetes Spiel. Eine Wahrscheinlichkeit dieser Hypothese sehen die Engländer in der übereinstimmenden Erklärung des Personals, nichts sagen zu dürfen. Die Flugmaschine, aus der Löwenstein hcrausgcstürzt sein soll, wurde gestern eingehend untersucht. Man sand am Außenschloß der Eingangstür einige Verletzun gen in der Holzumrahmung. Nach Ansicht der Techniker können diese nicht durch das gewaltsame Ocssncn »o» innen hervorgeruscn lein. Ein interessanter Versuch wurde gestern nachmittag von einem Vertreter der belgischen Zeitung „Jndöpendence Bclgc" aus dem Flugplatz Böre tm Beisein von Technikern vor- gcnvmincn. Man wählte eine Maschine vom gleichen Typ, den Löwenstein benutzte. Die Herren nahmen Platz, und der Pilot ließ alle drei Minuten mit voller Tourenzahl lausen. ES war fast unmöglich und nur unter Anwendung einer ge radezu unmenschlichen Kraft möglich, die Außentür zu öffnen. Im übrigen erklärte» die Flugzcugtcchnikcr. daß. selbst wenn Löweustein eS serttggebracht hätte, dte Tür zu öffnen, sie sich in dem gletchen Augenblick, wenn der menschliche Druck von Innen nachgelassen hätte, wieder automatisch durch den Außcn- druck geschlossen hätte. Sollte Löwenstein versucht haben, sich durch,uzwängcn. sp würde man irgendwie Nollsasern »nd Kratzspuren sind«« müsse«. Die ttebereinstimmung aller Sachverständigen ist sedenfalls immerhin ausfallend. Hätten sie recht, so bliebe als letztes noch dte Frage, dte ernstlich diskutiert wird, ob denn Löwenstein überhaupt von London abgeslogcn ist. Auch die Möglichkeit eines Verbrechens hat man bereits tu Erwägung gezogen. Aber für sie spricht so gut mtc gar nichts. Das Gericht in Bvulogne, das eine Untersuchung über das Verschwinden Löwensteins angestellt hat, neigt zu der Auffassung, daß ein Unfall so gut wie aus geschlossen sei. Ein regelrechtes Gerichtsverfahren ist nicht zu erwarten. Die französischen Behörden halten aber einen Berich» über die Untcrsnchuiigscrgebntsse für die englische und belgische Justiz bereit, falls diese sich mit der Angelegenheit befassen sollten. Löwenstein erblich betastet? Berlin, 6. Juli. Zu der Frage, wo Löwenstein geblieben ist, werden noch folgende interessante Einzelheiten berichtet, die von einem nahen Bekannten Löwenstcins herrühren: Löwenstein stand danach besonders in der letzten Zeit unter seelischen Depressionen, die auch auf eine erbliche Belastung zurttckgcführt werden. Sein Vater starb mit SS Jahren im Jrrcnhause. In den letzten Monaten wechselten bei Löwen- stein Wahnideen «nd phantastische Pläne. Er geriet in Er regungszustände, die in plötzlichen Wutausbrüchen gipfelten. Er sandte seitenlange Telegramme mit unflätigen Schmähun gen an seine wirklichen oder vermeintlichen Feinde. Im letzten Jahre lebte er nur noch seinem Haß. Ohne Zweifel, heißt es dann weiter, befand sich Löwenstein in der letzten Zeit in einer finanzielle» Krise. Seine letzten großen Zah lungsverpflichtungen konnte er nur mit Mühe innchaltc«. «nd es gelang ihm erst eine halbe Stunde vor Ablanf der Zahlungsfrist, das Geld sür eine große deutsche Firma zn- sammcnzubekommcn. Sein Vermögen, das noch vor Monaten 100 Millionen Dollar betrug, war zuletzt nach oberflächlicher Schätzung auf 80 Millionen Dollar znsammengcschrumpft. Für einen Selbstmord spreche außer der seelischen Depression die schwere Niederlage, die er bei seinem Kampfe um die Bank von Brüssel erlitten hatte. Das Flugzeug, aus dem er auf so rätselhafte Weise verschwand, kam von London, wo er seinen Geschäftsfreunden diese Niederlage eingestehen mußte. Für die Möglichkeit eines Unfalls wird in diesen Darlegungen angeführt, daß das Flugzeug, das Löwenstein erst seit kurzer Zeit in Betrieb genommen hatte, eine eigen artige Einrichtung auswicS. Die Tür nämlich, die den Passa gierraum abschloß, führte in einen drcitürigcn Vorraum. Oeffnete man die Tür zum Borraum, so öffnete sich gleich zeitig die Tür zur Waschtoilette. Es sei möglich, das; Löwen- stcin diesen Mechanismus vergessen hatte, und bei der Rück kehr, statt durch die offenstehcnde Tür in die Kabine zn gehen, die dritte Tür öffnete, die ins Leere führte. Mitzgliickler Geschwaderflug nach Berlin. Zwölf italienische Flugzeuge durch Wind «nd Wetter zerstreut. Berlin, 6. Juli. Heute früh kurz nach 7 Uhr sind im Londoner Flughafen Croydon zwölf italienische Militärflug zeuge unter Führung des Staatssekretärs Balbo zum Fluge nach Berlin gestartet. Die Maschinen hatten an den Flug- veranstaltungen in Hendon bei London teilgenommen und wollten nun über Berlin nach Nom zurttckkchren. In Berlin wurden sie heute vormittag erwartet, allerdings vergebens. Ein dichter Nebel zwischen London und Amsterdam veranlaßte sechs Flugzeuge, in Amsterdam niedcrzugehen. Die anderen sechs wurden aus dem Gcschwadcrverband getrennt, und zwar landete ein Flugzeug in der Nähe von Calais, ein anderes kehrte nach London zurück. Ein drittes ging in Ostende nieder. Ein viertes mußte nördlich von Amsterdam eine Notlandung vornehmen und zwei Maschinen sind überfällig. Um 2 Uhr stiegen fünf der bei Amsterdam gelandeten Maschinen zum Fluge nach Berlin auf. Weshalb die sechste nicht gestartet ist, ist noch nicht bekannt. Dte auf dem Flug nach Berlin befindlichen Flugzeuge werden für die Abend stunden in Berlin erwartet. Berlin, 0. Juli. Im Laufe des Nachmittags sind drei wettere italienische Flugzeuge im Flughafen Tcmpelhos bet heftigem Gewitterregen gelandet. Zu ihrem Empsang waren u. a. erschienen der italienische Botschafter Graf Aldro- vandi-MarcScotti mit dem Stab der Botschaft, ferner ReichSvcrkehrsministcr v. Guorard und Staatssekretär Gutbrod. UnterstaatSsckrctär Balbo und die übrigen Flieger wurden mit begeisterten Zurufen empfangen: außer dem wurden ihnen Blumenarrangements übergeben. In der Empfangshalle der Deutschen Lufthansa wurde ihnen ein Imbiß gereicht. Die Ankunst in Berlin. Berlin, 0. Juli. Das italienische Geschwader, das heute früh von London nach Berlin abgeslogcn war, ist am Nach mittag im Flughafen Tempelhof eingetroffcn, wo die Besatzungen von Vertretern der Rcichsrcgicrnng, der Stadt Berlin und von der Lufthansa begrüßt wurden. Die heute überfälligen Maschinen des Italienischen Geschwaders haben sich, neueren Meldungen zufolge, nach vorübergehenden Zwischenlandungen tu Amsterdam gesammelt und wollen heute von dort zum Weiterflug nach Berlin starten. Arbeils- »der Nenlnerslaal? Von Dr. Paul Ruprecht, Dresden. Seit dem großen Zusammenbruch von 1918 ist uns von den politischen Machthabern, und nicht zum wenigsten von den Vertretern des Marxismus, fortgesetzt versichert worden, daß nur Arbeit uns wieder zur Freiheit führen könne. Man sollte daher meinen, daß dies in der Gesetzgebung des neuen Reiches hätte zum Ausdruck kommen müssen. Statt dessen aber hat sie in der unserer Zeit zur Aufgabe gestellten Aus- andersetzung zwischen Kapital und Arbeit einen Stand punkt eingenommen, dessen Beibehaltung auf die Dauer zu einem Zusammenbruch unserer Wirtschaft führen muß. Er ist begründet in der marxistischen Ueberschätzung der Arbeit gegenüber dem Kapital. So berechtigt der Anspruch der Arbeit darauf ist, neben dem Kapital als gleichberechtigter Faktor der Gütererzeugung berücksichtigt zu werden, so ist es doch nicht wahr, daß die Arbeit für sich allein Werte aus nichts schassen könnte. Sie bedarf dazu gewisser entweder von der Natur gelieferter, ober von anderen Menschen erarbeiteter Güter, die ihr das Unternehmerkapital zur Verfügung stellt, das dafür ebensogut Anspruch auf eine angemessene Rente erheben kann, wie der Arbeiter auf einen angemessenen Lohn. Diesen Lohn dem Arbeitnehmer sicherzustellen, und zwar ohne Rücksicht auf seine Leistung, und womöglich auch, wenn er über haupt nicht arbeitet, ist scheinbar das Ziel der heutigen ein schlägigen Gesetzgebung. Natürlich geschieht dies, soweit irgend möglich, auf Kosten der Kapitalrente, was zur Folge haben muß, daß unserer Wirtschaft mit der Zeit nicht mehr das erforderliche Kapital zur Beschäftigung der arbeitswilligen Arbeitnehmer zur Verfügung stehen wirb. Wie berechtigt diese Schlußfolgerung ist, geht daraus hervor, daß nach den Erhebungen des Statistischen Neichsamtcs die Durchschnitts dividende der deutschen Aktiengesellschaften im Jahre 1918 8,74 Prozent betragen hat, gegenüber 4,41 Prozent im Jahre 1920, während festverzinsliche sichere Papiere heute 8 Prozent erbringen, damals aber kaum die Hälfte davon erbracht haben. Der Zustand, daß das Sparkapital eine höhere Rente ab- wlrft als das Nnternehmerkapital, mag bei vorübergehender Dauer unschädlich sein, er muß aber eine Einschränkung der Unternehmertätigkeit in der deutschen Wirtschaft zur Folge haben, wenn er zur ständigen Erscheinung wirb, wie bei einer Weiterverfolgung unserer bisherigen, dem Unternehmer nicht gerecht werdenden Lohn- und Sozialpolitik zu erwarten ist. Das ist um so bedenklicher, als die Ueberschätzung der Arbcit- nehmertätigkeit ebenfalls zu einer Begünstigung des arbeits losen Verdienstes auf Kosten der Arbcitstätigen geführt hat, und zwar dadurch, daß die heutige Gesetzgebung nicht nur durch die Zwangsbewirtschaftung der Löhne, sondern auch mit Hilfe der Sozialversicherung den Arbeitnehmern ohne Rück sicht auf deren Leistungen einen übermäßigen Anteil am Ar beitserträge zu sichern sucht. Nun trägt ja allerdings diese Lasten der Arbeitgeber nicht allein, sondern mit dem Arbeitnehmer zusammen. Dieser aber ist dadurch nicht nur gegen die Folge nnverschuldetev Erwerbslosig keit, sondern auch gegen diejenigen von Krankheit und Arbeits unfähigkeit in einem Umfange gesichert, der es vielfach vor teilhafter erscheinen läßt, sich von einer dieser Versicherungen ernähren zu lassen, als zu arbeiten. In diesem Mißverhältnis zeigt sich, daß der an sich berechtigte Schutz durch die allzu weit vorgeschrittene Sozialversicherung heute eine ungesunde Uebcrspannung erfahren hat. Ganz besonders gilt dies von der Versicherung gegen Arbeits losigkeit, die den Versicherten je nach Verdienst bis zu 09 bis 80 Prozent des Verdienstes ihrer Lohnklaffe im Bersiche. rungsfallc gewährt. Der Versicherte bedarf also nur eines verhältnismäßig geringen Zuschusses, um auf keinen nor malen Verdienst zu kommen oder ihn gar zu überschreiten. Um dies zu erreichen, stehen ihm die verschiedensten Wege offen, und zwar Straßen- und Hausierhandel. Schwarzarbeit als Handwerker usw. Aehnlich liegen die Verhältnisse bei der Krankenversicherung, besonders für Angestellte, die nach dem Gesetz im Krankheitsfälle Anspruch auf Gehaltszahlung für sechs Wochen haben, ohne sich darauf die Krankennnter- stützung anrechncn lassen zu müssen, und die sich daher in dieser Zeit, wenn dte Krankheit keine Sonderbelastung für den Haushalt mit sich bringt, besser stehen, als wenn sie arbeiteten. Wenn auch bisher statistisch nicht festgestellt morden ist, ol> und in welchem Umfange derartige Bestimmungen zum Schaden der Gesamtheit mißbraucht werden, so ist doch nicht zu bestreiten, daß sie im Gegensatz zu der mit ihnen beabsich tigten Ncbcrbcwertung der Arbcitnehmcrtätigkrit zu Ergeb nissen führen müssen, die sich geradezu als eine Entwertung der Arbeit darstellen. Ebenso wie eS nach dein bisher Gesagten sür den heu tigen Kapitalisten bei einer Wcitcrvcrsolgung der bisherigen Arbeitspolitik immer vorteilhafter werden muß, aus Unter nehmertätigkeit und deren Risiko zu verzichten und sich einem reinen Nentncrdasetn zu widmen, wird also auch der Arbeit nehmer durch die heutige Gesetzgebung auf den Weg des VerbtenenS ohne Arbeit gewiesen und zu deren Gering schätzung erzogen, obwohl uns, wie ja die Sozialisten selbst erklären, nur Arbeit zur Freiheit führen kann. ES ist schwer begreiflich, daß die Anhänger der mit dieser Politik verfolgten Ziele nicht einsehen, daß der cingcschlagene Weg bet der engen Verbundenheit Deutschlands mit der Weltwirtschaft niemals zu einem guten Ende führen kann, auch nicht für die Arbeitnehmer, deren Jnteresscnvcrtreter zu vergessen scheinen, daß die Konkurrenzfähigkeit mit dem Auslande unserer Lohn, und Sozialpolitik bestimmte Grenzen setzt, dt« infolge