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Nr. 231 Donnerstag, den S. Oktober 1V35 W. Jahrgang - —^eszeitung vn Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten S«r SSchfistLe TASHler ist ha- M Derössentlichung der amtlichen Bekamt mmtzckgea der Amtshauptmannschafh de» Hauptzollamt, und de, Be- MFHUamt» »u Bautzen sowiede, Finanzamts und des Stadttal, zu Bischofmverda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Lnzeigenprel«: Dl« 4S um» breit« einspaltige Milllmeterzekle 8 Rpf. Im Texttrll di« SO wm brrit« Millimrkrzril« 2S Stpf. Rachlatz nach d«n gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da. Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmt«» Plätzen ton« Sewühr. — Lrsüllungiort Bischof«o«rda. Akukirch und Almgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt und Land. Dicht verbreüet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntaasblatt Heimatkundliche Beilage Frau und Heim > Landwirtschaftliche Beilage. — Dmck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. tz. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindevnbandsgirokasse Bischofswerda Ktznw Nr.64 ErWgu«ng»»«istr Täglich mit Ausnahme d«r Sonn- und Feier- tntz«. ,V«Z«»»prri« für di, Zeit «in«, halben Monat«: Frei in, NM halbmonatstch Mart UE beim Lbholrn in d«r EejchLsti- M« «Schentllch « Pfg. Einzelnummer 10 Pfg. (Sonnabend» nummer 15 Pfg.) A«rnst»rechr, Aack Slschofiwerda Rr. 444 »ad 44». Sm Fall« oon vetrlebrstörungen oder Unterbrechung d«r veiärdrrungminrlchtunaea durch Häher« Sema» hat d«r ve- zi«h«r keinen Anspruch auf Lieferung od«r Nachlieferung der Zeitung od«r auf Rückzahlung de» Bezug»pr«>s«». ordentlich beschränken. Kann Mussolini Mer auch auf Nnanziellem Gebiet spricht sehr MH Italien auf ausländisches Kapital zurück- vi< Italienische Probemobilmachung Der faschistische Generalappell. Tagesschau. * Der vor einiger Zelt angekündlgte Generalappell der Faschl- stifche» Partei, der einer Probemobllmachung glelchkomml, sand am Miflpoch um lä^o ilhr statt. Zn ganz Italien riesen ,« dieser Minute die Sirene« «nd die «locken zu ihren Sammelplätzen. * Abessinien hat am Mittwoch dem Völkerbund «ine ttallealsche Greqziberschrritung I« Südeyeflen von Assab gemeldet. Die allge- mettz, Mobstwachnog fn Abefflnlea ist für. Doanerrkag vormittag tl llhr anb^rauml morden. * -lach abesflnische» Meldungen haben die Italiener heute vor. mittag Adua und Adigrat mit Bombengeschwadern angegriffen. Die Beschießung hat viele Lote gefordert und zahlreiche Häuser zerstört. * Nach einer Reukermeldung au, Mailand kam e, am Mitt- wochabeud vor dem dortigen ttttischen «onfulak zu sohlendeu ttunbgkbiingen. Ha der vergangenen Woche wurden auf dem Lhiemsee iuker- efsante aad ach>«ttge Segelstugverfuche gemacht. Da» Segelstug. zeug wurde vabei von einem Motorboot geschleppt. Demnächst sollt« die Schlypversuche mit Hilst ein«, Wasserflugzeuge, fort- gefetzt werden. Der englische Atotttavereia veröffentlicht am Donnerstag in ksoftrvaklvea Blätter« eine« Aufruf, in dem et zu Geldspenden avfsordert. um die britische Flotte zu «neuer«. . * Ei« hefttger Schirokko verursachte in. Venedig «ine Hochflut. Die «staute« wassermasseu der Lagune traten üb« die Ufer der Hmckte und überschwemmte» dl« lief« gelegenen Delle der Stadt. Der MatÄwplNtz wurde überflutet. * A« dem mißglückten Putschversuch i« Bulgarien »vlrd von der halbamtlichen bulgarischen Telegraphenagentur «»geteilt, daß an, den beschürguahmken Schriftstücke» der Plan hervorgrhl, ««- schläge gegen da» Leben deaSöaig», d« Sönigi« und -« Mitglieder der Begierung and be» Heere» zu «nternehmen. Im ga«M Lande herrsch« setzt vollkommene Ruh«. N Amsührliche» an anderer Stell«. was da» faschistische Italien von ISIS ist. Seit vielen Wochen läuft das Rad der Geschichte unter dem Antrieb un sere, ruhigen und festen Entschlüsse« auf da, Ziel zu. In diesen lehleu Stunden Ist da» Tempo noch rascher und geradezu unaufhaltbar geworden. Ls ist nicht nur ein Heer, da, seinen Zielen enlgegenmarschiert, « sind 44 Millionen Italiener, die geschlossen und gemeinsam mit diesem Heer marschieren, während man versucht, gegen sie die schwärzeste Ungerechtigkeit zu begehen and uns den Platz an der Sonne zu nehmen. Al» im Jahre 1818 Italien sein Schicksal mit dem der Alliierten verband, wieviel Schreie der Bewunderung, wie viel Versprechungen! Al» man jedoch nach dem gemein samen Sieg, zu dem Italien mit 670 000 Toten, einer Mil lion Verwundeter und 400000 Kriegsoerstümmelten beige tragen Hot, am Verhandlungstisch eines erbärmlichen Friedens zusammenkam, ha fielen füt Italien nur hie die angesichts des Generalappells der Faschistischen Partei die ganze Welt bewegen. Es ist wieder einmal so, daß da» kuropas, Krieg oder Frieden, an einem seidenen „ „ ' >mt die geballte militärisch« Kraft gegnerischen Parteien rund um da» Mittelmeer, gerade dazu angetan ist, die Gefahren zu beschwö- denen der Frieden jetzt bedroht erscheinen muh. bahnen und Verkehrsmittel sind überfüllt. Kaum nach einer Stunde beherrscht bereits da» Schwarzhemd das Straßen bild. Man sieht Miliz, Avanguardisten und zahlreiche Ba- lilla. Gerade den Jüngsten macht es sichtlich Freude, an diesem geschichtlichen Ereignis teilzunehmen, ueberall steht man Bilder des Duce. Plakate werden angeschlagen, auf denen Worte Mussolinis wiedergegeben sind. So liest man zum Beispiel: „Ein Regime, das keine Episode, sondern eine Epoche darstellt, beugt sich nicht vor übersattem Hoch mut." Aus dem ganzen Lande kommen Nachrichten über den vollkommen geordneten Verlauf des General appells. Die erste Phase der Sammlung in den Partei- und. Berbandslokalen war überall um 17.15 Uhr abgeschlossen. Die zweite Phase des geschlossenen Aufmarsches hat begonnen. Am Rundfunk hat Staatssekretär Eta* race die Weisungen für die zweite Phase erteilt. Danach muß der Aufmarsch um 18.15 Uhr auf allen Plätzen de» ganzen Landes auch im kleinsten Dorfe abgeschlossen sein. In Rom sammeln sich die Menschenmasten auf den vier größten Plätzen, und unübersehbare Menschenkolonnen haben sich unter den Klängen von Fanfaren und unter Trommelwirbeln in Bewegung gesetzt, während riesige Lautsprecher auf den Plätzen die singenden Kolonnen über tönen. Ununterbrochen kreisen zum Gruße des faschistischen Italien und seiner Schwarzhemden Flugzeugstaffeln über der Stadt. Der Sprecher am Radio verkündet: Der Gene ralappell muß allen die Augen öffnen, auch denen, die sich in ihren Interessen verletzt glauben und Italien den Weg versperren wollen. Das italieni sche Volk ist zu groß für sein klein«, Land, und das ist sein einziger Reichtum. Ganz Italien ist jetzt, so schließt der Sprecher, „in Erwartung der Wort« Mussolinis". Beim Hereinbrechen der Nacht ist ganz Rom auf den Hauptplätzen der Stadt versammelt. Der Verkehr im In nern der Stadt ist vollkommen stillgelegt. Die Außenquar- tiere sind wie ausgestorben. Obwohl Hunderttausende an dieser erstmaligen und einzigartigen Volkskundgebung teil nehmen, ist der Aufmarsch rechtzeitig und in voller Ordnung abgeschlossen. Kurz vor 18.15 Uhr trifft Parteisekretär Starace in Begleitung des Parteidirektoriums auf der Piazza Venezia «in und begibt sich sofort in den gleich namigen Palazzo zu Mussolini. Wie alle großen Plätze ist auch die Piazza Venezia durch riesige Scheinwerfer tag hell erleuchtet. Auf dem Nationaldenkmal brennen wie an großen nationalen Gedenktagen Hunderte von Fackeln. Der weite Platz kann die Menschen kaum fasten. Die unmittel bare Umgebung der Piazza Venezia ist ausschließlich den Formationen der Partei und der Miliz sowie der Wehr macht Vorbehalten. Die Menge wiederholt immer wieder im Sprechchor den Ruf: „Duce! Duce! Duce!" Auf den Straßen sieht man fast nur noch geschloffene Formatio nen marschieren. DNB. Mm, S. Oktober. Der fest einigen Tage« mit größter Spannung erwartete Seneralappell der Faschisti schen Partei ist Mittwoch nachmittag Tatsache geworden. Um 15,30 Ahr ertönten überall die Sirenen vnd die Glocken, um die Schwarzhemden zn ihren Sammelplätzen zu rufen, wenige Wnufen vorher war der Appellbefehl über den Rundfunk gegatzgen. , DNB. berichtet über diesen Generalalarm: Um 15.30 Uhr vernimmt.man plötzlich durch den brausenden Mittags- verkehr der Großstadt von fern« her das Heulen einer ent fernten Sirene. Der Tön geht noch im Straßenlärm bei- nahe verloren. Aber unmittelbar darauf setzen überall ringsum, größere und stärkere Sirenen ein, die den Alarm aüfneymeu und weitertragen. Aufhörchend bleiben überall die Menschen stehen, sie zweifeln noch eine Sekunde lang. Dan« aber gibt es keinen Zweifel mehr. Jetzt haben auch die Glocken der Kirchen eingesetzt. Immer stürmender und anhaltender wird der mahnende Ruf. In den belebten Verkehrsstraßen schließen sich die Läden, da Inhaber und Verkäufer sich sosort für den Generalappell bereit machen müssen. Ueberall steht man Menschen nach Hause eilen, die schnellstens ihre Uniform anlegen wollen, um sich auf den großen Plätzen Roms und vor den Dienstgebäuden der Faschistischen Partei > einzufinden. Aus allen Ministerien und den großen öffentlichen Bauten sieht man Menschen- masten strömen. Ueberall in der Stadt werden auf den Dächern und vor den Fenstern Fahnen gehißt. Es herrscht eine allgemeine starke Spannung und Erwartung. Was wird dieser Seneralalarm, die „Adunata", wohl bringen? Und das Heulen der Sirenen dauert immer noch fort . . . Sirenengeheul und Sturmläuten. Seit über einer stunde heulen fast ununterbrochen die Sirenen, läuten die Glocken im ganzen Lande Sturm; auch die Kirchenglocken stimmen mit ein. Den mächtigen Auf takt gab die Glocke de» Kapitols. Rasch fielen Hunderte von Glocken in Rom und aber Tausende im Lande mit ein. Der Generalappell derPartei und des in ihren Verbänden organisierten Volkes hat begonnen. 15 Millio nen Italiener haben die Arbeit verlassen, um der Welt zu zeigen, daß das italienische Volk im schweren außenpoliti schen Ringen geschloffen hinter dem Duce steht. In weniger als einer Stunde hat sich das Straßenbild oon Rom vollständig geändert. Alle öffentlichen Gebäude sind illuminiert, sämtlich« Straßenfronten und Plätze sind beflaggt, die Geschäfte geschloffen. Die Menschen stauen sich auf den Straßen und strömen in großen Massen den Haupt plätzen zu. Flugzeugstaffeln kreisen über der Stadt. Mili tär Marschen in voller Kriegsausrüftung durch die Stra ßen. Der Rundfunk, der bi» zum Abschluß der Kundgebung ausschließlich für den Generalappell arbeitet, gibt Anwei sungen bekannt und läßt in Straßen und Häusern die Ge sänge der faschistischen Revolution ertönen. All« Straßen- Die grotze Ansprache Mussolinis Nachdem der Aufmarsch beendet war, hielt Musso- lini vom Palazzo Venezia eine Ansprache an die Schwarz» Hemden und an das italienisch« Volk, in der er ausführte: «Via feierliche Stund« in der Geschichte de, Vaterlan- de, bricht an", so begann Mussolini beim GeneraApell d«r Faschistischen Parket feine Rede an da« ttallenische Volk. »3w«n,,, Millionen Italiener sind la Vielem Augenblick auf asten Plätzen Italien« bei d«r gewaltigsten Volkskundgebung versammelt, die die Geschichte Rom» kennt. Zwanzig Millionen, ein Herz, -in einzig« entschlos sener Wistel Liese Kundgebung will besage«, daß Italien nab der Faschismus eia und ' da.lelbe Die Adunata. Munata ist «in klangvolles Wort, wie die italienisch« Sprache so viel« aufweist. Aber dieses Mal verbirgt sich hinter ihm bitterster Emst, kann doch dieser Generalappell der Faschistischen Partei oen Auftakt nicht nur zum Kriege gegen Abessinien bilden. Als Um Punkt Uhr die Sire nen kn ganz Mallett beulten und die Kirchenalocken läuteten, dä war es dem Volk« klar, daß ernste Entscheidungen vor der Tür stehen. Ts ist zunächst noch nicht der General alarm, die Mobilmachung des ganzen Volkes, aber, so wie die Dinge liegen, kann der nächste Schritt darin bestehen. Seit Monaten ist allerdings Italien auf diese Entwicklung vorbereitet. Seit Mussolini anflng, in größerem Umfange Truppen nach Ostafrkra zu verschiffen, wußte mit Italien die Well, daß er diese Krastanftreygung nicht machen wür de, wenn dahinter nicht der feste Wille stünde, nunmehr für das italienische Volk auch in Afrika Raum und Siedlungs möglichkeiten zu gewinnen. Inzwischen ist aber aus dieser rein afrikanischen Expedition, wie st« Mussolini zu Anfang wohlvorgelchwebt hatte, sehr vielmehr geworden. Nicht genug damit. Laß England den Völkerbund in einer Weise eingespannt hat, wie man es früher in Genf nicht gewöhnt war, veuten die Borbereitungen im Mittelmeer und die jüngsten Unterhaltungen zwischen Paris und London dar aufhin, daß England diesmal nicht mit sich spaßen lasten wird, daß es, wenn vielleicht auch nur als Völkerbundsmit- glied, qye Möglichkeiten gegen ein angreifendes Italien aumchöpfen wird. Wenn die italienische Presse es jestt so darstellt, al« ob es nach Pulver röche, so liegt darinsthon etwas Wahre». Die Spannungen um das ganz« Mittel- meerbecken sind uuertrSglich groß geworden Md in sie Atzt jcht her Generalappell der Faschistischen Pattei, die „Adu- vatä", herein. Was wird »erden? Diese Frage stellt sich nicht nur Italien, diese Frage ist zu einer solchen der ganzen Welt -«worden. Läßt sich der Konflikt friedlich beilegen? Wie reagiert Italien auf möglich« wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen von feiten des Völkerbundes? Daß diese Sank tionen für Stallen von weittragender Bedeutung sem kön nen und sein müssen, liegt auf der Hand. Denn das Land ist in normalen Zetten schon auf ausländische Zufuhren an- «wiesen, um wie viel mehr dann, wenst man eine große Armee auf afrikanischem Boden zu unterhalten Md zu er nähren bat. 7" - - - - - - scharf durchgefühtte Sanktionen von allen Völterbundsmit- gliedern — England soll sich zur Zeit bemühen, auch die die ganze Welt bewegen. Mächte, die in Genf nicht vertreten sind, dafür zu gewinnen Schicksal Europas, Krieg o — müßten Italien in seiner rein militärischen Kraft außer- Faden hängt. Dazu komi ordentlich beschränken. Kann Mussolini das ohne weiteres der beiden gegnerischen Po hinnehmen, kann er sich damit begnügen, einfach au» dem die nicht gerade dazu angetan ist, die Völkerbund auszutreten? Ts sind schicksalsschwer« Fragen, ren, von denen der Frieden jetzt bedrr Ä Md«r». SS!-