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EM. 8«hrg«ulg. ZS «. Do««er»ra-. 9. Februar 1922. A»n»>pr«I>«.Samm»lnumm»r: LS L41 «m lür «achls^rt»«! 20 011. Gegründet 185« k)Le<^Ntz- tz/ Isakao, LekokolaSe, ^orifstünen. Luckenvvai'er). ssirmsgeyi-. 1838. » 18M,I psümiierk. SchnM»>Iui>s »nd k<m»Ig»ia>Lft»>«SL M«i»»Itrahr SS 40. DruiA u. Ä«ta, von Lte.lch. rtetchar»« m DrrvvvL. PoMchnk-Ronto lOSS D-«»»r». <Bo»»cl«z-1Äaftnftr ^ Dr'skttm und Do«okl«n dei ISallch »weiinollacr Zulragung vd», durch dir Po» I Osnioirion-Kftroika Di« »pol«. Z? min breilelleti« 4 M. Aul gamiUenon,eigen, Anzeigen u»>. Sieden- u. Wvknungsmard«. lspall d,i tilg,ich tweimuiigrm De»and Mdnuliich !4,- M., vierlrliädritch lii,— M.s 4ZI«gi-i«jell soli.«! l., -Ln, u, DerltLuse 2"ir. DvkiUgdplLhe lau«Taril. ÜlULw. Auftrag»geg.Dorausbe^adU — SinzeinummerTÜPs. lilchdruch nur Mil d«u»ich»r a«ell,n»»g,de <.4>r»»an«r Aachr." 'UtUlii« linverlanal» Schrilllüch« »erden NI»« »wdervadr«. Noch kein geregelter Zugsverkehr. DerDerichi-esAeichsverkehrsminlslenums SvrnhtmeldungnnfrerBerltnerSchrtstlettung.» Berlin, 8. Febr. Wie das ReichSverkehrsmintsterium in Ane» Ubendbertcht mtttetlt, macht sich die Rückkehr der Beamten zu ihrem Dienst in steigendem Maße be» merkbar. Schwer gelitten hat durch den Harken Frust der Streiktage der Zustand der Lokomotiven, sv daß eine grobe Anzahl Lokomotiven in der nächsten Zeit noch nicht betriebsfähig ist. Der dadurch entstandene Schaden ist auf mehrere 100 Millionen Mark zu bemessen. In den letzten Tagen ist cs gelungen, den Notbctrieb be deutend auszubauen, so dah in vielen Eisenvahndircktions- veztrken über 20 Prozent aller P c r s o n c n z ü g e fahren werden. Im Güterverkehr ist säst durchweg ein Durch sschnitt von lO Prozent der Zu,«zahlen erreicht. In ein zelnen Bezirken konnten sogar über 30 Prozent der Güter- zügc gefahren werden. Im EisenbahndtrcktivnSbczirk «-alle ist die Arbeit bereits, in Dessau, Cottbus, Witten berg. Leutzsch und Skeuditz von de» Streikenden wieder »oll ausgenommen worden. Im Bezirk Breslau ttud bereits !6 Tienftkohlcnzüge heute gefahren worden. Noch uaregctMützlger Dienst lu Berlin. !D ra h t m e I ü ll u g u n I rc r Berliner « ch r l l r l e i t u n g.l Berliu, 8. Febr. Auf den Berliner Bahnhöfen haben die Eisenbohnbeamteu im Laufe des heutigen Tages Ären Dienst nur in sehr geringem Umfange ausgenommen. Lus vielen Bahnhöfen oersainmeltcn sich ausständige Be amte und hielten zunächst Versammlungen ab. in denen Be auftragte der Neichsgewerkschast sprachen. Dte Versamm lungen waren notwendig geworden, weil die amtliche Meldung vom Abbruch des Streiks der Eisenbahn- heamten »um Teil überrascht hatte. Dte Eisenbahn- birektton Berlin hat zur Vorsicht die Technische Not- Hilfe vorläufig noch um Uebcrlassung der technischen Hilfs kräfte gebeten. Man will die Nothilfc auch vor allen Dingen zur Wiederinstandsetzung der Bahnhvsssignalanlagcn asw. hcranziehcn, um den fahrplanmäßigen Verkehr sobald »ls möglich eröffnen zu können. Für die nächsten Tage muß noch ein besonderer Dienstplan für die Beamte» ge schaffen werden, da durch den Streik der geregellc Dien st betrieb vollständig um gestoben wor den ist. RegelmStzlger Delrteb kaum vor Sn-e der Woche. B»s »ur restlosen Aufnahme des Dienstes durch die anö- -üudige» Beamten wird ein Notbctrieb aufrecht erhalten, 8s »ft kaum damit zu rechnen, dab vor Ende der Woche wieder ein rcgelmäbigcr Perfouen» und Güterverkehr im Reiche besteht. Mit Hilfe der Derkstüllcnarbeller müssen sämtliche Weichen, die zuw Teil vereist sind, aufgctaut und bou dem augesawuielte» Schlamm gereinigt werden. Die Rangicrbahnhöfe, die in den letzten Tagen stark vereist sind, müssen freigemacht und die einzelnen Stellwerke neu besetzt werde». Die ursprüngliche Abmachung, dab nur Mit glieder der Kachgewerkschaften und des Hauptausschusscs dem Aktionsausschuß augehüren dürften, ist zum Schaden der Eisenbahnen durchbrochen worden, und es haben dort Leute Sitz und Stimme erhalten, die mit der kommu- uiftlschen Partei eng st e Fühlung hielten und die bemüht sind, die Interessen ihrer politischen Auftraggeber zu vertreten. Ein neues Eisenbahnunglück. iVrahtmelduiig unsrer Berliner § ch r i«t l c i t u » g.s Berlin, 8. Febr. Ein schwerer Zusammen stob zweier Güter zii ge ereignete sich lwute abend auf dem Güterbahnhof Moabit. Ein Güterzug fuhr mit voller Kraft ans einen gerade avsahrendc» und ihm entgegen- sahrende» Gütcrzug aus. Die meisten Wagen der beiden Züge wurden zuw Teil iueinandergeschobeu, zum Teil > stürzten sic nm. Das Personal der beiden Zügc, das größtenteils aus Notlielsern bestand, wurde unter dcos Wagentkümmern begraben und ciugcquctscht. Die Zahl der Verunglückten ist bis jetzt noch nicht bekannt. ES konnten bisher siebe», zum Teil lebensgefährlich Ber letzte geborgen werden. Mau befürchtet, dab sich in dem einen Gütcrzug auch Fahrgäste befanden, die während des Eiscnbahncrstreiko diese FahrmLglichkeii benutzen wollte». Die Rcttuugsardriteu wurde« durch die Dunkel heit und de» starke« Frost sehr erschwert. Die Hauptursachc des Unglücks ist die fehlende Bedienung der Signalanlagen, doch soll auch der als Nothclser tätige Lokomotivführer entgegen den ihm gegebenen An weisungen zu schnell gefahren sein. Nach einer weiteren Meldung sind zwei Personen getötet und vier schwer verletzt worden. Die Richtlinien für das Disziplinarverfahren. Berlin, 8. Febr. Wie das „B. T." zur Frage der Straf verfolgung gegen streikende Beamte berichtet, dürsten dte bereits vorbereitenden Disziplinarverfahren gegen dte Stretkführrr nunmehr zur Ausführung gelangen. Die ReichSrcgierung wird voranSsichtlich heute noch eine Kabinettüfitzung abhaltcn, um die von ihr der Rcichsgewerkschast zugejagten Richtlinien, nach denen die Bestrafung der Streikenden erfolgen soll, fcstzulcgen. Diese Richtlinien dürsten im allgemeinen von drei Gesichtspunkten beeinfluß« »erde». Danach werden wahrscheinlich die un kündbare« Beamte« «in Disziplinarverfahren zu erwarte» h«he». die ml« Kündigung verpflichteten gekündigt werde«, safer» diese Heiden Kategorien offensichtlich gegen die Ver ordnung de» Reichspräsidenten oerstobc» habe«, sei es durch Sabotageakte, Gefährdung der Betriebe oder ähnliches. Dte Beamten, die lediglich ihre Arbeit verweigerten, ohne sonst irgendwie in der Bewegung hervorgetrctc» zu sein, dürsten alsMitlä «ser behandelt und eine besondere Strafe vor- -nSstchtlich nicht zn erwarte« habe». Berlin, 8. Febr. Die meisten ReichStagSfrakttoneu traten heute vormittag zu Sitzungen zusammen, um »um Etsenbahnerstretk und zu den etwaigen diszipli narischen Folgen Stellung zu nehineu. Die Deutsche Bolkspartei verurteilte daS Verhalten der ReichSrcgierung und wird, wie aus parlamentarischen Kreisen mitgetetlt wird, dagegen in der morgigen Plenarsitzung entschieden Stellung nehmen, sowohl aus politischen Gründen als auch, «veil sic in dein Verhalten der Regierung eine grobe Ver letzung des Disztpltnarr echtes erblickt. Als Sprecher der Dcnischen VvlkSvartei ist der Abg. Scholz ausersehrn. Auch in GewcrkschastSkreisen des Zentrums ist man mit den: Verhalten des Reichskanzlers im Eiscn- bahnerstreik durchaus nicht einverstansen. BerlSngernng der Irrst für Mederauinuhme des Dienstes. Berlin, 8. Acür. Nach einer Bctaummachnng der Eisenbahndirektion Berlin ist die Zeit für die Wiederauf nahme des Dienstes bis Donnere tag. den S. d. M-. ver längert worden. lW. T. B i Die Gegensätze in der Reichsgewerkschast der Eisenbahnbeamien. Krise im Vorstand. — Die «»erfahren gegen die Führer. <Draht»elt>»ug unsrerBerliner Schristleitung.s Berlin, 8. Febr. Heute vormittag fand eine neue Be sprechung zwischen den Beauftragten der NcichLgtwerklchast der Eisenbahnbeamtcn und der Regierung statt, in der über die Au s f ü h r u n g s b e st i m m u n g e n der Einigung noch besonders verhandelt wurde. An diesen Besprechungen nahmen auch dte Mini.stcr Hermes und Groener teil. ES ist zu erwartcn, dab i» kurzem in der Reichs» qcwerkschnst nickt unwesentliche Veränderungen cintretcn werden. Einer der jetzigen Führer, der Lokomotivführer S ch a r i sch w e r d », ist bereits aus dem Dienst entlassen, kann also als Beamicnvertreier nicht mehr fnugicre», und gegen andcre Mitglieder des visherigcn Aktionoanoschusscs schweben Disziplinarverfahren, bis z» deren Beendigung ei» Verkehr dieser Beamten mit dein Rcihsverkchrö- ministerinm oder anderen Behörden unmöglich ist. Die Gegensätze haben sich in der Eis nbahni-rgewerkschaft derart zugcspitzt, das? ei« Zusammenarbeiten des bisherigen Vor standes nicht mehr möglich erscheint. Das Alllehurnrgsbedarfuis der S. P. D. nach links. BreSiau. 8. Febr. Der i'ozialocmokraliichc Retchstags- prästdcnt Loebe schreibt tn der Breslauer .VollswaMt" -«.«t— Angriffen auf die Deutscu: Volksvar«ei wegen ihres Verhaltens bei der Ernennung Rathenaus zum Außen minister. dte Sozialdemokratie werbe jetzt den neuen Ver such machen müssen, eine S r e u c r m e h r he i t nach lnls hin zu gewinnen. Abbruch ües SLreiks Lr r Berliner Müschen Arbeiter. «DrahtmelliungsalrerBerlinerLchriftleiiniia.f Berlin. 8. Febr. An der zweiten U r absti m m n n g der Berliner städtischen Arbeiter, deren bis heriges Ergebnis eine Mehrheit für die Fortsetzung des Streiks ergab, habe» sich diesmal nur etwa 00 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt. Hätten dte restlichen 40 Pro zent der Arbeiter ebenfalls gestimmt, so wäre eine Zwei drittelmehrheit sür den Streik wohl kaum zustande ge kommen. Angesichts der recht geringen Teilnahme hat auch die Oblenteversammlung, die heute nachmittag tagte, be schlossen, einen E i n s g n n g s v e r s u ch mit dem Magistrat zn unternehmen. Zu dieser Maßnahme trug auch wesentlich die Haltung der Gewerkschaften bet, deren Vertreter in der Versammlung, allerdings unter dem lebhaften Widerstand der Kommunisten, ans die Haltung der Svitzenorganisativncn hinwieftn und zum Frieden rieten. Nach stundenlangen Debatten stimmte die Mehrheit dem Vorschlag zu, zwei Ber- t»eter der Streikleitung zum Oberbürgermeister zu ent senden, »in ihm einen Einigungsvvrschlag zu unterbreiten. Heute nachmittag gegen 4 Uhr erschien die Streikleitung intt den Spitzenvrganisationcn der städtischen Arbeiterschaft beim Oberbürgermeister, um von ihm die Erklärung zn erlangen, daß sämtliche Entlassene wieder einznstellcn seien, sofern sie sich morgen zur Wicbergnfncihme der Arbeit melden. Diesem Vorschlag konnte nicht entsprochen werden. Der Oberbürgermeister erklärte, der Magistrat müsse dabei verharren, daß alle diejenigen nunmehr entlasten seien, die am Dienstag nachmittag 2 Uhr die Arbeit nicht auf. genommen haben. Wiederclngestellt könnten nur solche Kräfte werden, deren Arbeitsstellen inzwischen nicht besetzt oder für die ein Bedürfnis nicht vorhanden sei. Der Magistrat würde im übrigen, vorbehaltlich der Zustimmung der Stadtverordneten - Versammlung, solchen entlassenen Arbeitern, die zur Wiedcreinstellung kommen, keine Rechte kürzen, dte sic aus ihrem vor der Entlassung liegenden ArbcitsverhältniS erworben haben. Der Oberbürgermeister wicS schliestltch die Erschienenen wiederholt darauf hin, daß der Magistrat fest bei seiner bisherigen Haltung verbleiben werde. Er gab nochmals zu bedenken, daß, je länger der jetzige Zustand bestehen bleibe, desto mehr sich dte Zahl ber Renclnstellungen ergebe. Um 8 Uhr abends wurde bekannt, dab die Streikleltun» und die Obleute beschlossen haben, den Streik abz«, brechc« und die Arbeit wieder auszuuehme«. Der Magistrat wird sich morgen in einer außerordentlicheu Sitzung mit de« erforderlichen Mabnahmc« beschäf tigen. jW. T. B.) Die Befreiung vom Alpdruck des Ausflandes. Schwer ist eS. dte Gefühle zu schildern, die den deutschen Zeitungsleser bewegten, als er gestern. Mittwoch, morgen sein Blatt zur Hand nahm und die freudige Botschaft er fuhr, daß der Streik der Eisenbahner, der das ganze wirr- schaftliche Leben bis tn dte Grundfesten erschüttert hatte, be- endet «oar. An der allgemeinen Erleichterung, dte mit dieser Nachricht verknüpft war, läßt sich erst recht die Größe und Schwere des dumpfen lähmenden Druckes ermessen, der sich angesichts des fürchterlichen, durch den Streik geschaffe nen und durch den strengen Winter noch wesentlich ver schärften Notstandes über die deutsche Ocsfentlichkcit ge lagert haue. Es war wie ein böser Nachtmahr gewesen, der sich ans die Brust des deutschen Volkes gesetzt halte und schwere Angst- und Betiemmungserscheinungen hervorries, sv daß alles wie erlöst und befreit anfatmete, als das Ende der Katastrophe noch rascher, ats man vielfach zu Höften ge wagt hatte, da war. Freilich steht hinter der ganzer« Lage noch immer die Sorge. Stillegen läßt sich wohl durch einen, gewaltsamen Streikbeschluß der gesamte Verkehr, aber nichr ebenso leicht ist es, ihn wieder in regelrechten Gang zu setzeiu Das kann nicht mit einem Schlage geschehen, sondern erfordert euren gewaltigen Aufwand an zielbewußter und hingebender Arbeit, und selbst wenn diese in vollem ttm- sange geleistet wird, bedarf es doch mehrerer Tage, bis der ganze verwickelte BerkehrSapparat wieder ordnungsmäßig funktioniert, und bis es insbesondere im Güterverkehr ge lingt, die aufgestauten Wageumassen, die schon vor dem Streik kaum zu bewältigen waren und jetzt einen sehr erdrückenden Umfang angenommen haben, zu entwirren und sie plan mäßig und auf kürzestem Wege dorthin zu leiten, wo die Not am größten ist. Noch verhäitnismäßig lange Zeit wer den sich so die Wirluugcn des Streiks fühlbar machen, nickt zuletzt aus dem Gebiet der Kohlcnvcrjorgung, und gerade hier handelt es sich um eine besonders empsindliche Seite des wirtschaftlichen Lebens, sowohl sür die Jndustr«c ivte fttr den Hausbrand. Die ungezählte» deutschen Staats bürgcr, die in ihren Wohnungen bei der erbarmungslosen Kalle dieses Winters tn ungenügend erwärmten Zimmern über die Annehmlichkeiten des jetzigen Daseins nach- zudcnleu gezwungen sind, werden sich mit begreiflicher Bitterkeit die Frage vorlcgcn: „War denn das alles nötig? Gab es für die Lokomotivführer, von denen die Bewegung ausging, wirklich keine» anderen Weg, irm ihren sachlich be rechtigten Forderungen zur Befriedigung zu verhelft»?" Die Frage stellen, heißt sie beantworten: Gewiß gab es einen anderen Weg. bet dem die Gesamtheit nicht zu Schaden gekommen wäre. Die Lokomotivführer brauchten sich ledig lich ihres starken parteipolitischen Einflusses zu bedienen, «m« durch das Parlament energisch auf die Regierung ein- znwirken, und sie hätten dann das Gleiche erreicht, was sic jetzt als mit Gewalt unter schiveritcr Schädigung des Allgemein wohls erzwungen doch nur mit sehr gemischten Gefühlen entgegennchmen können. Die deutschen Lokomotivführer, die bisher wegen ihrer besonderen Pftichttrene und Ge wissenhaftigkeit vorbildlich dastanden und durch ihre hohen Leistungen 1870/71 sowft im Weltkriege Rubin geerntet und den Dank der "Nation verdient haben, werden lange Zeit brauchen, ehe der Eindruck ihres jetzigen Vorgehens im Publikum verwischt ist. Es lag bislang ein gewisser roman tischer Schimmer über dem deutschen Lokomolivsührcrstanb. In einem deutschen Lokomotivführer verkörperte sich das Ideal, das Zola in seinem Roman „Die menschliche Bestie" schildert, in Gestalt eines Führers, der sv sehr an seiner Maschine bängt, daß er ihr sein ganzes Dichten und Trachten widinet und schließlich Gewissensbisse Uber seine Untreue empfindet, als er seine Neigung einer Geliebten von Fleisch und Blut zuwendet. Ein denischer Lokomotivführer stand in der S bätzung der öffentlichen Meinung so hoch, wie ein Knpitän eines Ucberseedampfcrs, der mit seinem Schisse ko verwachsen ist. daß er es nicht eher als im allerletzten Augenblick der höchsten Slot »erläßt, wenn er es nicht nor- zicht, sich mit ihm zusammen von den Fluten begraben zu lassen. Und ein so hochgeschätzter Berufsstand tonnte der Nation um einer Lvhnsrage willen, dte sich anderweitig regeln ließ und ans jeden Fall anderweitig geregelt werden muß. solche tiefen Wunden schlagen! Das ist die schlimmste, an, stärksten in das Empsindungslevcn etngrciscudc Er fahrung. die dieser unselige Streik im Gefolge gehabt hat. Das eine freilich gebietet die Gerechtigkeit unbedingt zu sagen, daß auch die Regierung an der Zuspitzung des Kon fliktes einen starken Anteil von Schuld trägt, weil sie viel zu lange gezaudert hat, Forderungen der Lotomotivsührer. so weit sie berechtigt sind, zu erfüllen. Ein Stand, der eine so hohe Verantwortung trägt, durfte überhaupt nicht In eine«» solchen Grad von Erbitterung hincingetricbei« werden, son dern inußte rechtzeitig, sobald er seine Beschwerden gellend gemacht hatte, auf einen solchen Bcsvldungsstand Innauf- gesctzt werden, daß er im Rahmen der sonstigen Regelung der Gehälter sich zusriedengcben konnte. Hier hat die Re gierung eine schwere Versäumnis begangen und sie muß eL sich nun angelegen sein lassen, den Lokomotivführern n». verzttglich alle Bezüge zu gewähren, auf dte sie nach der Größe ihrer Verantwortung und nach ihrer an bester Tra dition reiche» Vergangenheit vollen Anspruch erheb«» dürfen. Schars dem allgemeinen Newvßtfein einprägen «»erde«! sich auch die moralischen Ausschreitungen eines alles Matz i!l>«rstcigev-en Egoismus, die sich bei den Auswirkungen des Streiks aus weitere Kreise ergebe« haben. Das gilt