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Mittwoch. —- Nr. IS4. -— 2«. August ISS«. KetPKtM Dir Zeitung erscheint mit Ausnahme des Montags täglich und wird Nachmittags 4 Nhr aus gegeben. Preis für das Vierteljahr 1'/- Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. Deutsche MgkMim Mmg. />- «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Jusertionsgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschland. ' Preußen. Ueber den Kampf der preußischen Corvette Danzig, un- ter persönlicher Führung des Prinzen Adalbert, bei Melilla gegen die Mauren des Riff geht der Neuen Preußischen Zeitung noch der fol- gende Bericht zu: „Vom Bord der Dampftorvette Danzig wurden am 7. Aug. zwei Boote bemannt und zur Recognoscirung der gedachten Küste, an welcher 1852 das kolbergrr Schiff Lange von Seeräubern geplündert und dessen Mannschaft gemordet worden war, abgeschickt, welche nahe am Strande von den scharenweise hinzueilenden Piraten mit heftigem Gewchr- feucr empfangen und gezwungen wurden, zur Corvelte zurückzukehren. Der Prinz-Admiral befahl die sofortige Bemannung von einigen Booten, schiffte sich selbst in Begleitung seines Adjutanten mit aus und landete mit 65 Mann (Matrosen und Soldaten) auf der Küste, woselbst eine weit über legene Schar Piraten sich ihrer Landung entgegensetzte. Doch stürmenden Fuße- drang die preußische Schiffsmannschaft unter persönlicher Anführung ihres Befehlshabers am Lande vor, griff den Feind nachdrücklich an und trieb ihn mit ansehnlichen Verlusten (100—150 Mann) die felsige Küste hinauf und darüber fort, bis die immer rascher anwachsende Ueberzahl der Piraten es für gerathen halten ließ, zur Corvette zurückzugrhen. Mit un gewöhnlichem Mulh bestand das kleine Detachement auch dieses Rückzugs gefecht und verlor an Tobten 1 Offizier und 8 Mann und hatte an Ver wundeten 2 Offiziere und 17 Mann. Unter dem Feuer, der Kanonen der Danzig kehrten die Boote an Bord zurück. Der Lieutenant zur See erster Claffe Niesemann, Adjutant des Prinz-Admirals, starb an seiner tödtlichen Wunde in der Lunge noch während der Rückkehr an Bord in den Armen seiner Kameraden, Leider erhielt Prinz Adalbert fast gleichzeitig mit sei nem tapfern und braven Adjutanten, der dicht an seiner Seite fiel, einen Schuß in den rechten Oberschenkel (zwei Hand breit überm Knie), doch soll Lie Wunde glücklicherweise nur leicht und schon in der Besserung sein. Der zweite verwundete Offizier ist der Fähnrich zur See Pietsch, welcher «inen Schuß in den Elnbogen erhielt. Als die Boote zu Bord gebracht waren, eröffnete di« Danzig noch ein kurzes aber wirksames Feuer gegen die feindliche Aufstellung, und hätte einen abermaligen Landungsversuch ge wagt, wenn die Stärke ihrer Besatzung dazu ausreichend gewesen wäre. Die Corvette kehrte darauf nach Gibraltur zurück, schiffte ihre Verwunde ten aus, welche ins dortige englische Militärhospital sehr bereitwillig auf- genommen wurden, und bestattete ihre Tobten mit allen militärischen Ehren. Der Prinz-Admiral kehrt, wie wir hören, noch in dieser Woche über Eng land nach Preußen zurück." Einern Briefe aus Gibraltar entnimmt die Berliner Börsen-Zeitung Folgendes: „Bekanntlich war im Jahre 1852 ein preußisches Schiff dicht bei Melilla von den dortigen Mauren ausgeplündert worden; der Admiral Prinz Adalbert, der sich auf seiner Reise nach dem Mittelländischen Meere eben an Ort und Stelle befand, wollte die Gelegenheit wahrnehmen, das Terrain genau zn recognosciren, um für den Fall einer spätem Genug- thuung orientirt zu sein. Als das Schiff «Danzig» sich der Stelle näherte, wehten die am User befindlichen Mauren mit weißen Fahnen. Der Prinz ließ infolge davon unter seiner persönlichen Führung zwei kleine Boote aussetzen und dieselben nach dem Lande zurudern. Als sie dem Lande nahe waren, fiel von Seiten der Mauren ein Schuß, wodurch der Prinz bewogen wurde, schleunigst nach dem Schiffe zurückzukchrcn, ließ die ganze disponible Mannschaft von 90 Mann, völlig armirt, sich ans Land bege- bm und dort unter seiner und des Lieutenant Niesemann Leitung einen überaus steiltn Berg, auf dessen Höhe sich die Mauren befanden, stürmen. Entschlossen und voll Muth erstürmte die preußische Mannschaft wirklich den Berg, trotzdem zwischen 5 — 600 Mauren, die sämmtlich mit 5 Fuß langen ge zogenen Büchsen bewaffnet waren, ihnen gegenüberstanden. Auf der Höhe an- gelangt, wurde Lieutenant Niesemann eins der ersten Opfer, indem ein tödtlicher Schuß ihn mitten durch die Brust traf. Bald darauf wurde auch derPrinz-Ad- miräl verwundet. Die Wunde ist nicht so leicht, als es nach dec telegraphischen Depesche scheint, indem eine Kugel am ober» Schenkel durch und durch ge- HaNtzen ist, sodaß eine fünf Zoll lange Wunde existirt, freilich aber ohne daß der Knochen verletzt wäre. Da unter solchen Umständen bei der Ver wundung deS einen Und der Tödtung des zweiten Führers die Mannschaft ohne obere Leitung war, wurde das Zeichen zum Rückzug gegeben, der vollständig geordnet bewirkt wurde, indem das Schiff Danzig, das bis auf Flintensthußweite sich dem Ufer genähert hatte, mit seinen Kartätschen den Rückzug deckte und ein furchtbare- Blutbad unter den nachrückenden Mau- rcn anrichtete. Das Schiff kehrte darauf unmittelbar nach Gibraltar zu rück, wo die Leichen von fünf der Gefallenen mit allen militärischen Ehren beerdigt worden sind. Der Schiffsarzt selbst, der durch ein Wunder dem Tode entging, hatte den Prinzen sofort an Ort und Stelle verbunden, und «K ist zu dessen baldiger Herst«tluNd gegründetste Aussicht. Wir fügen die ¬ ser vorläufigen Darstellung des thatfächlichen Vorgangs die fernere Nach richt hinzu, daß wir Ursache haben zu der Annahme, es werden preußi scherseits infolge dieses Vorfalls sofort die erfoderlichcn Schritte bei mehren der andern Großmächte gethan werden, um in Gemeinschaft mit denselben eine eklatante Genugthuung von Seiten Marokkos zu erzielen." Melilla (Mcliljah) liegt an der Nordküste von Afrika im Kaiserthum Marokko, südöstlich vom Cap Tres ForcaS (zwischen dem 14. und 15. Grad östlicher Länge). Die Bewohner jener Gegend find Berbern (dort auch Riffiner genannt) und sie sind von altersher wegen ihrer Seeräubereien berüchtigt. Baiern. -s-Aus Baiern, 15. Aug. Dieser Tage ist infolge eines MinisterialrescriplS eine Art Censur hierzulande eingeführt worden. Den Zeitungsredactionen wurde nämlich eröffnet, daß „Anpreisungen" von kosmetischen und Heilmitteln, nämlich von solchen, deren Verkauf in Baiern überhaupt erlaubt ist, nur dann veröffentlicht werden dürfen, wenn dieselben die Genehmigung der Polizeibehörde erhalten haben. Außerdem werde mit Beschlagnahme vorgeschritten werden. Solche „Anpreisungen" (An noncen) seien daher vor dem Abdruck der Polizeibehörde zur Einsicht vor zulegen, welche dieselben im Einvernehmen mit dem Gerichtsarzte prüfen und die Form feststcllen werde, in welcher einzig und allein die Veröffentlichung stattfinden dürfe. Außerdem könne nur angezeigt werden: da und da ist zu haben kau O'Xtirooa rc. Daß nun hier bei dem zunehmenden Schwindel und der auf Täuschung berechneten Renommisterei so mancher Geheimkünsiler ein wirklicher Schaden auf den Kopf getroffen werde, also die Absicht eine anzuerkcnncnde sei, liegt außer Zweifel. Wir wünschten sogar, daß noch manchem andern Schwindel, so z. B. gewissen Meßanzeigen, in unbedenklicher Weise gesteuert werden könnte. Bedenklich aber müssen wir es dem Z. 2 des Preßedicts und seinem klaren Wortlaute gegenüber finden, wenn zn irgend welcher Veröffentlichung vorgängige obrigkeitliche Genehmigung als oonciitio sine qua non erfodert wird. Der fragliche §., d. h. ein integrircnder Theil der Verfassung, besagt nämlich: „Bei keiner Art von Erzeugnissen der Presse ist das Erscheinen derselben von obrigkeitlicher Prüfung und Genehmigung des Inhalts oder überhaupt von irgendeiner polizeilichen Erlaubniß abhängig." Nicht minder gesteht das Preßedict der Polizei in Sachen der Presse nur die Bcfugniß der vorläufigen Beschlagnahme zu. Jede andere Einwirkung ist ihr verwehrt und haben im Uebrigen blos die Gerichte zu entscheiden. Es mag nun wohlwollend sein, die Redactionen und Zeitungsbesißer zum voraus auf die drohende Gefahr der Beschlagnahme aufmerksam zu machen. Aber dem Geiste und Wortlaut der Verfassung ist denn doch zu klar widersprochen, wenn man der Polizei daö Recht, ir gend beliebige Aufsätze zu modeln und nur in der ihr beliebigen Form zu- zulassen, also die Censur überträgt und dies durch den zweifelhaften Satz zu begründen sucht, daß diese und jene vormärzlichen Verordnungen durch das Preßedict nicht aufgehoben seien. Jedenfalls würde dann nur das Gericht zu entscheiden haben, ob überhaupt die Uebertretung irgendeines Gesetzes vorliege, unter welcher Voraussetzung allein eine Beschlagnahme stattfinden soll. Das Preßedict läßt durchaus keine Intervention der Polizei in Preßsachen zu. Die letztere soll nur „das Auge" des Gesetzes sein. — Bei der nächsten SchwurgerichtSsitzung in München wird wieder eine große Räuberbande aus dem Landgerichtsbezirke Miesbach mit deren Hauptmanne, dem sogenannten Sundsammersprcißl an der Spitze, einem in ganz Ober- baiern gefürchteten Räuber, zur Aburtheilung kommen. — Der Volksbote meldet, daß in den Ehcpactcn des Prinzen Adal bert von Baiern und der Infantin Amalie von Spanien bestimmt sei, daß die zu hoffenden Kinder dieser Ehe in der katholischen Religion zu erziehen seien, woraus das Blatt schließt, daß auch dieser bairische Prinz gleich fei nem Bruder, dem Prinzen Luitpold, auf die einstige Besitznahme des grie chischen Throns verzichtet habe. Damit dürfte das jüngst verbreitete Ge rücht, daß ein Prinz von Oldenburg, Bruder der Königin von Griechen land, zum griechischen Thronfolger defignirt werde, im Zusammenhang stehen. — Aus Landau vom t2. Aug. berichtet die Pfälzer Zeitung: „Gestern hat sich in dem benachbarten Nußdorf ein gräßlicher Fall ereignet. Der Einnehmer Stoffel hat sich, nachdem er vorher seinem ältesten Sohn, etwa 14 Jahre alt, in einem verschlossenen Zimmer deS obersten Stocks mit ei nem eisernen Hammer drei Schläge auf den Kopf versetzt und ein kleine- reS Kind in ein unteres Zimmer eingeschlosscn hatte, erhängt. Auf den Hülfcruf der beiden Knaben eilten Leute herbei. Man stellte eine Leiter an das Haus und holte den hart, jedoch nicht lebensgefährlich geschlagenen größern Knaben durch da- geöffnete Fenster herunter. Als man darauf sich nach deni Vater umsah, fand man ihn erhängt. Den kleinern Kna ben fand man unversehrt. An seine Gattin, welche auf einer Reise abwe-