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D»ssb§«, de» 12 August. — Se. K. Hoheit der Prinz Georg hält sich gegenwärtig nach Wiener Blättern mit der Prinzessin und den prinzlichen Kindern in Laxenburg auf — — Dem Vernehmen nach sind an k. sächsische Offiziere 39 sächsische HeinrichSorden und gegen 70 k. k. österreichische Dicorationcn de» Leopoldordens, der eisernen Krone und des MäitärverdienstkreuzrS vrrtheilt worden. (Liner auch in diese Blätter übergegangenen Nachricht gegenüber, nach der der Maria- Theresien - Orden an einen k. sächsischen Rittmeister, der sich im Gefolge des Frldzeugmeister Benedel befunden hätte, verliehen worden sein soll, haben wir zu bemerken, daß diesen hohen mili tärischen Orden von allen Sachsen ganz allein Se. K. Hoheit unser Kronprinz erhaltm hat. — — Die Wahl des Herrn vr. Joseph zum besoldeten Stadtrathe in Leipzig hat dem Vernehmen nach di« Bestätigung der k. Regierung nicht erhalten. — Herr Dr. mach Schwarze, welcher im Aufträge des Vereins für verwundete und erlrankte Soldaten vor circa acht Tagen nach Böhmen reiste, ist vorgestern von seiner Reise zu rückgekehrt. An Verpflegung«- und Erquickungsgegenständen wurden von genanntem Herrn 62 Kisten, aus zweiLowrhs ge packt, dorthin gebracht. Der Inhalt dieser Ladung war: 1600 Flaschen bairisch Bier, 390 Fl. guter Rothwein, 624 Fl. Bor deaux, 500 Fl. Celterrwasser, 280 Fl. Hoffscher Malzextract, 34 Fl. jede zu 30 Pfd. gemahlener Kaffee, 10 Pack » 10 Psd. Reis, 10 Pack « 10 Pfd. Graupen. 100 Fl. Portwein, 20 Sack «150 Psd. Noggenmehl, 20 Sack »150 Pfd. Weizenmehl, 25 Pfd. Brodzwieback, 2000 Stück gute Cigarren, 10 Dtzd. Tabakspfeifen, 9 Dtzd. Cigarrenspitzen, 3600 Stück Zwieback, 1 Kiste Lazarethtedürfnifse und 1 großes Packet „Dresdener Nachrichten", Medicamente rc. rc. Auf seiner Reise besuchte Herr I)r. Schwarze fast sämmtliche L-zarethe, in welchen sich nachbenannte verwundete Sachsen befanden: In Königin- Hof: Wilh. Hahn, 8. B. 2. C., au» Oberplanitz bei Zwickau. In Smiritz: Ernst Zill aus Nörchen bei Noßwein, 11. B. 4. C.; Herm. Görner aus Dahlheim bei Chemnitz, 6.B. 4.C.; Ferd. Bernhard au« Allmannsgrün bei Treuen, 8. B. 3. C.; August Seidel au« Treuen, 7. B. I. C.; Gottl. Kandier au» Grund bei Wilsdruff, 14. B. 3. C.; Frdr. Mädler au» Jrhn«- dorf bei Stollberg, 14. B. 1. C.; Aug Schöne auS Franken thal bei Bischofswerda, 3. B. 3. C.; Louis Herrmann aus Schlettau bei Annaberg, 6. B. 4. C.; Gust. Stöckel aus Alt- zschopau, 4. JB. 2. C.; Wilhelm Bündig au« Göttwitz bei Mutzschen, 2. JB. 2. C. In HorönoveS: vier sächsische Sol daten als Krankenwärter: Emst Naumann, 11. B. 3.C.; Joh. Koban, I. JB. 4. C.; I. Nieger, 14. B.; Joh. Sonn tag, 1 3. B. In MaSlojed sind keine sächsischen Kranken mehr. In Königgrätz lagen noch 40 schwer verwundete Sachsen; 7 bleiben zurück, die übrigen werden wahrscheinlich heute -n Dresden ankommen. — Die Reise war mit manchen Beschwer nissen, namentlich wegen Beförderung de« Transports per Bahn verknüpft und verdient die dankbarste Anerkennung. Ucbrigen« steht den Lazarethen Böhmen« in nächster Zeit insofern eine Veränderung bevor, als die im D'enste bisher s» thätig gewese nen preußischen Militärärzte nunmehr durch österreichische abgs- löst werden sollen. Zu diesem Zwecke geht der Professor von Dummreicher au« Wim im Auftrag der österreichischen Regie rung in alle Lazarethe. Die durch die übelriechenden Gräben der Cholera verfallenen Orte Chlum und Königgrätz werdm durch 50 Centner Chlorkalk deSmficirt. — Moreau'« Beine. Um dm bei mir einquartierten Preußm die sächsische und böhmische Schweiz au« der Ferne zu zeigen, ging ich mit ihnm Mittwoch gegen Abend nach der Räcknitzer Höhe über Moreau'» Dmkmal. Lange war die Aus sicht nicht so rein gewesen, als heute; denn man erkannte nicht nur alle bedeutenderen Höhen der Schweiz, sondern es traten auch die schon entfernteren Basaltkegel Böhmen« und die Lausche -anz klar am Horizonte hervor und der Thurm auf dem hohen Schneeberge blickte so freundlich herüber, als wollte er sagen: „Kommt und schaut von meiner Höhe Sachsens, Böhmens schöne Au'n; laßt hier das g drückte Herze freier athmen, sich erbau'n!" Noch schwelgte unser Blick in Betrachtung der Wein- gelände und Villm, die sich von Pillnitz bis Meißen hinabzie hen, der schönen Stadt u»d ihrer Thürme und Prachtgebäude, al« ein Windstoß die Eichen an Moreau'S Denkmal schüttelte und die schwarzweiße Fahne auf Schanze 3 flattern machte. Dies erweckte wieder die Erinnerungen an da« feindselige Ver« halten der Menschen gegen einander und veranlaßte, daß ich meinen Begleitern ein Bild der Schlacht bet Drc«den aufzu- i ollm suchte. Ein Lanbmann, ein ehrwürdiger Gr is auS einem i qhen Torfe, gesellte sich dazu Er hatte die Tage vom 26. i nd 27. August 18 U, als Jüngling mit durchgemacht und c änzte meine Erzählung. „Nein," sagte er unter Andern,, i ick>t von der Morcin^kh-Schanze au«, sondern von der Schanze vor dem Falken-Schlage kamMe Kugel, die Moreau traf; das geschah aber nicht hier, wo dar Denkmal steht, sondern weiter unten, in gerader Nichiung von der Mauer hinüber. Die Be stürzung die nun erfolgte, läßt sich nicht bescheiden. Moreau wurde sogleich nach Nöthnitz gebracht und nachdem ihm hier die Beine abgenommm waren, nach Böhmen geschafft, wo er starb. Im Nöthnitzer Hofe war nur ein alter Mann zurück geblieben, die Aufsicht zu führen. Was sollte er mit den ab- gelösten Beinen thun? Er warf sie in eins Hecke, wo wir sie liegen wußten. Der Winter bedeckte sie mzt Schnee. Erst gegen Frühlings Anfang fragte man nach ihnen. Der Alte erzählte, daß er sie hinaus in die Hecke geworfen habe. Sie wurden geholt, einbalsamirt, in ein Kästchen geth«n, das einem Kindersärgel glich und in den Keller gestellt. Aber die Pracht und Herrlichkeit hätten sie sehen und den Kanonendonner hören sollen, als das Begräbniß erfolgte! Da waren Uniformen von allen Nationen und Orden und Sterne die schwere Menge zu sehen. Die drei Eichen stellen die drei Monarchen, den Preu ßen, den Russen und den Oesterreicher vor, für die Moreau den Schlachtplan gemacht hatte. Na, Gott sei Donk, daß wir daömal den Krieg nicht wieder hierher bekommen haben Das war eine böse, böse Zeit! Guten Abend, meine Herren!" Früher habe ich bei Räcknitz oft einen Denkstein gesehen, der die Schrecken der 2 Schlachttage schilderte. Ist er weggcnom- men? DaS wäre schade. Ich habe ihn diesmal nicht ge funden. — In einem VorhauS auf der kleinen Vrüdergaffe wurde vorgestern eine ziemlich große Kiste erbrochen aufgesunden, die mit feinem Gries noch ziemlich vollgcfüllt war. Im ganzen Haufe meldete sich dazu kein Eigenthümer. Niemand will dort wessen, wie die Kiste an ihren Ausfindungkort gekommen ist. Jedenfalls ist sie an einer bisher unbekannten anderen Stelle gestohlen und vom Diebe, der von ihrem Inhalt keinen Ge brauch hat machen können, dort abgesctzt worden. — — Dem Vernehmen nach sind in den letztoergangcnen Tagen Cholerakranke mittelst Stadtdroschken in'« hiesige Sladt- krankenhau« übergeführt worden. Bestätigt sich dich, so liegt hier uubcdingt ein Verfahren vor, welches die strengste Rüge und bestimmteste Ablehnung ferneren derartizen Gebrauchs von Droschken, in welcher kurz darauf der erste beste gesunde Passagier sich den Tod holen kann, verdient. — Zu Leipzig hat sich die ehemalige Schauspielerin Cle mentine Günther mit dem Grasen Evmund v. Fiemming auf Crossen und NikelSdorf vermählt. Sie ist eine Schwester der seit Jahren an der Bühne zu Leipzig engagirten Frau vr. Carolrne Günther-Bachmann, und da« LiebeSoerhältniß mit dem Grafen bestand an fünfzehn Jahr, weil Familien Verhältnisse von Seiten des jungen ManneS daS Bündniß hemmten. — Am 9. August verstarb allhier hochbetagt der königl. preußische Oberst a. D. von Röder, der vor längeren Jahren Geschäftsträger mehrerer deutschen herzoglichen und fürstlichen Negierungen bei dem königl. preußischen Hose in Berlin war. Der Verstorbene wohnte zuletzt hier an der Kreuzkirche. — E« wird un« mitgetheiit, daß vorgestern in mehreren hiesigen Buchhandlungen Seiten der königl. Polizeidirection er folglose Nachfrage nach dem „Offenen Briese von Arnold Rüge" gehalten worden ist, der bekanntlich vor einigen Tagen auch in Leipzig von dem dortigen Poli^eiamt in Beschlag genommen worden ist. — ES wird uns zu Vermeidung auftauchcnder anderer Vermuthurgen mitgetheilt, daß di- gestern erwähnten Neusalzaer Glocken in Leipzig bei Jauck gefertigt sind. — Am verfloffeven Dienstag verließ der 28 Jahre alte Händler Obenau« in Rcppen bei Oschatz seine Wohnung, um mittelst eines Einspänners Waare nach dem Gebirge zu schaffen. Am 9. früh j4 Uhr erschien das Pferd des rc. OvenauS mit brennendem Wagen vor der ObenauS'schen Behausung. Man forschte nach O-enauS und fand denselben, durch Brand bis zur Entsetzlichkeit entstellt und nur noch an einigen Fetzen seiner Kleidung kenntlich, ein paar hundert Schritte vor dem Dorfe Hahnefeld entfernt, auf dem Reppen-Hahnefeld'sa,en Communi- cationSwege todt auf. Verschiedene Umstände ließen auf ein Verbrechen schließen, und es hat denn auch, wie wir hören, die sofort vorg-nommcne gerichtliche Ccction des Leichnams zwei bedeutende Echädelbrüche nachgcwiesen. ObenauS soll Uhr und Geld be» sich getragen haben, hiervon aber auch nicht einmal ein Ueberrest aufgefunden worden sein. — Heute eröffnet Herr Grohmann ^on hier auf dem PalaiSplatze sein Welt-Panorama, welches durch seinen großen Nrichthum naturgetreuer und interessanter Scenerien und Stäste- ansichtcn (z. B. der Festung Mantua) dem Publikum eine kleine Entschädigung bieten dürfte für manche beabsichtigte, in Folge der Kiicg^ereigniffs aber unterbliebene Reise. Mll großer Span nung sieht man den Schlachtenscenen von Gitschin und König grätz entgegen, welche Herr Grohmann von vorzüglichen Künst lern an Ort und Stelle aufnehmen ließ. — Tie von der Behörde von heute an wieder bewilligte Erlaubniß zum öffentlichen Tanzhalten wird, wie wir hören, nicht von allen Besitzern der hierzu berechtigten Tanzetabliffe- rnents benutzt werden. — — Wir erwähnten neulich, daß ein gewisser SabowSki, ein polnischer Flüchtling, welcher der Fälschung russischer Bank noten verdächtig und angeschuldigt war, von Dresden durch zwei hiesige Gerichtsdiener nach Belgien transportirt worden sei, um sich dort seines angeblichen Verbrechens wegen vor dem Justiz hose zu verantwortm. SabowSki stand deshalb am 7. d. M. vor der Jury zu Brüssel, wurde daselbst aber vollständig frei gesprochen und sofort auf freien Fuß gesetzt. / — Zu den Generalklagen der jetzigen schweren Noch der Zeit tritt nun noch in den jüngsten Tagen eine andere hinzu, und zwar der Landleute über das ungünstige Erntewetter. Sie haben Recht, wenn sie behaupten, wir hätten Ziegen genug ge habt. Die Getreidefelder sind zumeist abgehauen und in dim letzten wenigen sonnigen Tagen haben die Dörfler Hal« über Kopf die Früchte eingefahrm, werden aber nunmehr wieder da ran gehindert. Absonderlichen Schaden machen die Regengüsse dem noch auf dem Felde stehenden Weizen und Hafer, welcher letztere namentlich in den gebirgigeren Gegenden noch sehr grün ist. Die Kornernte ist nach der allgemeinen Aussage der Land leute diesmal keine glänzende, denn der Beobachter wird wohl selbst die meisten Halme über die anderen auf dem Acker her vorragen sehen, und es ist eine alte Wahrheit, wer den Kopf am höchsten hält, der hat nichts drin. — Am Freitag Abend fand im Garten des Feldschlöß chens das zu patriotischem Zweck arrangirte Instrumental- und Vocaiconcert statt, bei welchem ein Theil der ehemaligen Mit glieder der Singspielhalle von der Terrasse mitwirkte. Fräulein Mainone hatte sich heiser gemeldet und war Fräulein Palm berger von der Lieder Halle des Schillerschlößchens dafür einge treten. Wir übergehen die Leistungen der Darsteller und er wähnen nur, daß d r Applaus ein starker war uns namentlich Herr Werner großen Berfall erntete. Der Garten w«r stark gefüllt, da das Wetter der Abendstunden sich günstig zeigte. Leider war die improoisirte Bühne unpraktisch arrangirt, da drei Viertheile de« Publikums die Sänger weder sehen, noch höre» konnten. — Während des vorgestern Mittag mit Sturm und Schloßenschlag austretenden Gewitters führte ein heftiger Wind stoß ein Bret durch die Luft nach der Schloßstraße, wo von demselben die Krone des über der Hofapotheke angebrachten säch sischen Wappens herabgeschlagen wurde. — Am Donnerstag Abend gegen 7 Uhr sind auf der baierschen Bahn in der Gegend von Erimmitzschau von einem Eüterzuge einige mit Holz beladene Wagen entgleist und den Eisenbahndamm hinabzestürzt. Personen sind dabei nicht zu Schaden gekommen. — Oeffentliiche Gerichtssitzung am 11. Augusts Franz Walther Beulich aus Meißen, 19 Jahr alt, Schlosser, schon mehrfach wegen Unterschlagung uns Betrugs bestraft, zu letzt am 6. Juni wegen letztgrdachten Verbrechens vom hiesigen Bezirksgericht zu 10 Monaten ArbeiishauS vcrurlheilt, steht heute wieder unier der Anklage des ausgezeichneten Betrugs. Am 22. April kam zum Echänkwirlh Walther ein Dienstmann mit dem Austrage, den einem Bäckergesellen Malkmus gehörigen Koffer zu holen, und gab an, ein Fleischer schicke ihn her. Walther gab den Koffer nicht heraus, der Fleischer solle selbst kommen. Nun kam Beulich, aber auch dieser erhielt den Koffer nicht, wenn er nicht von seinem Stiefsohn Malkmus etwa» Schriftliches brächte. Vier Tage darauf kam wieder ein Dienst mann mit einem Brief von Malkmus unterzeichnet, und auf diesen hin wurde der Kvffer verabfolgt. Dieser Brief ist ge fälscht, und die Anklage behauptet, daß Beulich durch diesen gefälschten Brief sich in den Besitz des Koffers mit einem Werth von nahe 50 Thalern gesetzt habe. Angeschuldigter leugnet das ihm beigemeffene Verbrechen, er kenne Malkmus nicht, den Koffer habe er bei Walther verlangt, weil ihm ein gewisser Ferdinand Graf diesen Auftrag gegeben habe. Den betreffenden Brief habe er nicht geschrieben, auch nicht schreiben lassen. MalkmuS erkennt in Beulich ganz bestimmt dw Person, mit der er nach Meißen gereist sei und der er gesagt habe, daß er in Dresden bei seinem Stiefvater einen Koffer stehrn habe. Der Sachverständige hinsichtlich der Schristvergleichung giebt an, daß der fragliche Brief im Vergleiche mit einem vom Ange klagten geständigermaßen geschriebenen Brief ganz unzweifelhaft von Beulich geschrieben sei. Staatsanwalt Held hält trotz de» Leugnens des Angeklagten die Anklage ausrecht, wenn er auch auf Schristvergleichung wenig Gewicht lege, so komme doch hier in Betracht, daß Angeschuldigter den Koffer nach seinen Zuge ständnissen zuerst persönlich habe abholen wollen, daß Malkmu» ' ihn recognoscire, daß der jetzt ausgeführte Betrug mit dem , frühem bereis abg'straften verwandt, und der Persönlichkeit de» I Angeklagten das Verbrechen zuzutrauen sei. vr. Schaffrath ffi