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Unterhaltungs- Md Intelligenz-Blatt. —— —— 4 r " ' — . 4. Stück. XXIJahrg. Sonnabends / den. 26. Janlmr 1833. W'nterklage. des Hainks lichtcn Hallen . - Schwelgt der Waldbewohner Lied, ' Nnd die Blätter sind gefallen, ' Und die Blumen sind verblüht. Wird der kalte Schnee zerrinnen, Der die Fluren überdeckt? ' Wird ein neuer Lenz beginnen, * Den kein neuer Frost erschreckt? - Unter Schmerzen, unter Lhranen » Suchst Du das verlorne Glück! . Doch kein Hoffen, Wünschen, Sehnen * Bringt's an Deine Brust zurück. Aber über diesen Gründen, Wo die Wolken nicht mehr *ziehn, * Wirst Du einen Frühling finden, Ewig jung und ewig grün! ' Sächsische Complimente^ Gehorsamster Diener, unterthänigster Diener, er gebenster Diener; Himmel wie viel Diener! aber lau ter Complimenten-Diener. Denn welcher von diesen Dienern möchte wohl meine Schuhe bürsten, meine Kleider ausklopfen, mir bei Tische aufwarten? Woher kommt es, daß wir in unsern Begrüßungen Diener, und dazu noch gehorsamste Diener seyn wollen? Die Griechen und die alten Römer hatten keine solche dienerische Complimente. Die Gelehrten muthmaßen, daß das Wort Diener zu Kaiser Karl des Großen Zeiten in die Höflichkeits-Gebräuche eingeschaltet wor den sey; die Lehne oder Feuda sollen Anlaß dazu gegeben haben. Ein Lehnspflichtiger war des Lehn herrn Diener; und dieser hatte wieder seine Diener, und so ward die Dienerschaft von dem ersten Mini ster an bis auf den ärmsten Tagelöhner in einem gradativen Gange angenommen. Dadurch war Einer des Andern Diener, nannte sich Diener, und so schllch sich das Wort Diener unter allen Classen von Menschen ein. Man wollte höflich seyn, einer dem andern etwas Schmeichelhaftes, etwas Angenehmes sagen, und das Wort'Diener diente den Vornehmen als Zeichen der-Herablassung. Wunderbar ist es, daß die Republiken in den letzteren Zeiten dieses Wort aus ih^en Höflichkeits-Gebräuchen nicht verbannt ha ben , da doch die Engländer zu Cromwells Zeiten sogar das Wort Königreich aus dem Vaterunser aus- zulöschsn gedachten. Aw wollten, daß man beten solle, «zu uns komme deine Republik», und nicht, wie man sonst betet: (Zu uns komme dein Reich.» Der PapK nanUe sich amen Diener aller Diener; er Hatte wahrlich viel-zu bedienen, und doch war er so stolz, daß er keinem Monarchen, keinen Kurfürsten , keinen Fürsten nach der in Rom angenommenen Etiquette grüßte, außer den Kaiser. Dies war ein besonderer Vorzug der Kaiser!. Würde, und dabei gab er ihm auch die Erlaudniß, ihn auf den Mund zu küssen, da die andern nur den Pantoffel küssen durften. -— Das Wort Diener wäre noch in unsern Höflichkeits- Bezeigungen zu dulden, wenn man nur mit andern verdrißlichen Becomplimentirungen und faden Gebräu chen im Umgänge verschont bliebe. Man muß alle Augenblicke den Hut abnehmen, ohne Rücksicht auf Frost und Hitze, und man zerreißt alle Jahr einen Hut mehr, als man sonst verbrauchen möchte, wenn die vielen Complimente verbannt wären. Gewiß ist es, daß die deutsche Nation fast unter allen Natio nen die complimentenrerchste ist. Ihre Haupt-Anstands- lehre besteht in faden, nichts bedeutenden Worten, im Scharren und Hutabnehmen, in Bücklingen und Wetter-Discursen, endlich im Gesundheit-Trinken, wo selbst der keil. Johannes nicht unverschonL blieb, bis man das letzte Glas auf Johannes Segen aus geleert. Niemand gewinnt mehr dadurch, als der Hut-