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WHmtz-ZÄW Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 10. Oktober 1889. 55. Jahrgang. Nr. 120. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes «in» sehr wirk, same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfg. die Spaltenjeile oder der«» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Mt „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Stz Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , > Amtsblatt sm die Königliche Amtshmptmaimschast Dippoldiswalde, sowie sm di- Königlichen Amtsgerichte und die Stadtiäthe ' " ' o zu Dippoldiswalde und Irauenstem «LoLakes und Sächsisches. Dippoldiswalde, 9. Oktober. Bereits die Halste des Schuljahres ist vorüber, und an manche Familie, an manchen Later und Versorger tritt die Frage immer ernster heran: „Was soll aus meinem Sohne, meinem Pflegling werden?" Die Beantwortung dieser Frage ist neben vielen andern Bedingungen besonders von den verwendbaren Mitteln abhängig und daher von vornherein einigermaßen beschränkt; dennoch erfordert dieselbe jedenfalls Nachdenken und manche Bemühung und ist nicht ohne Weiteres abgethan, wenn es gilt, in einem bestimmten Gebiete, z. B. im Handwerke, eine geeignete Wahl zu treffen. An diese soll man aber nicht erst dann denken, wenn der Knabe die Schule verläßt und nun rasch und frisch sich der Er lernung seines Lebensberufs widmen soll, sondern man soll in Zeiten Vorsorge treffen, damit nach der Ent lassung aus der Schule kein ost recht verderblicher Stillstand eintrete. Deshalb möchten mir, wie wir es bisher schon ost gethan haben, daran erinnern, daß es bereits jetzt Zeit ist, an die Erlangung einer den Wünschen uno Fähigkeiten des Knaben und den ver fügbaren Mitteln entsprechenden Lehrstelle für nächste Ostern zu denken; gute Lehrmeister sind schon deshalb nicht allzuhäufig, weil gar viele wegen der mit unbot mäßigen Lehrlingen, bez. mit deren Eltern gemachten üblen Erfahrungen nur schwer oder gar nicht zur weiteren Annahme von Lehrlingen sich entschließen. -s- Frauenstein, 7. Oktober. Im Monat Sep tember wurden in die hiesige Sparkasse 40,248 Mark 56 Pf. in 247 Kaffenposten eingelegt und 32,489 Mark 61 Pf. gelangten in 158 Kassenposten zur Rück zahlung. Die Gesammt-Einnahme betrug in 313 Kaffen posten 44,102 M. 30 Pf., die Gesammt - Ausgabe in 219 Kaffenposten 125,274 M. 92 Pf. — Bei der hiesigen Naturalverpflegstation sanden sich im September 73 Handwerksburschen ein. Es erhielten 39 Mann Nachtverpflegung, 25 Mann Tages-Verpflegung und 9 Mann Frühstück, resp. Vesper. Für Nacht-Verpflegung wurde verausgabt 9 M. 75 Pf., sür Tagesverpflegung 5 M., für Früh stück, resp. Vesper 90 Pf. Rehefeld. Vorigen Dienstag, Abends 8 Uhr, verließen die königlichen Majestäten das Jagdschloß Rehefeld und begaben sich mittelst Sonderzuges über Freiberg nach Dresden bez. Strehlen zurück. Bei den auf Nassauer, Altenberger und Rehefelder Forstrevieren abgehaltenen Hochwildjagden wurden im Ganzen 40 Stücken geschaffen, von denen Se. Maj. der König allein 16 Stück erlegte. — Ihre Maj. die Königin veranstaltete auch dies mal, und zwar vorigen Sonntag, den Schulkindern von Rehefeld-Zaunhaus ein Kinderfest, bei welchem außer Kaffee und Kuchen einem jeden Kinde noch ein hübsches, praktisches Geschenk huldreichst gespendet wurde. Dresden. Die zanzibaritische Gesandtschaft besuchte bisher die Dresdner Sammlungen und wird auch in nächster Zeit von König Albert empfangen werden. — Neuerdings sind in Dresden und auswärts falsche Fünfmarkstücke in den Verkehr gebracht worden. Dieselben sind aus Zinn und Anümonium gefertigt, in Platten gegossen und versilbert, die Prä gung ist nachträglich mit nachgeahmten Stanzen und die Umschrift zuletzt eingeschlagen worden. Sie haben verschiedenes Gepräge, sächsisches, bayrisches, württem- bergisches, hessisches und hamburgisches. Die Stücke haben beim Aufwerfen einen dumpfen Klang, sonst sind sie leicht, insbesondere unter anderem Gelbe mit echtem zu verwechseln. — Die Wasserschäden, welche infolge der durch Regengüsse der vorigen Woche herbetgeführten Ueber- schwemmungen eingetreten sind, können erst jetzt, nach dem sich in den einzelnen Theilen des Landes die an gesammelten Fluthen wieder verlaufen haben, geschätzt werden. Der Schaden ist glücklicher Weise an vielen Stellen lange nicht so erheblich, wie anfänglich ge fürchtet worden war. In der Leipziger Gegend hat die landwirthschastliche Pflege nur wenig gelitten; er heblich verzögert ist nur die Ernte der noch an den Stöcken befindlichen Kartoffeln, auch die Gefahr der Kartoffelfäule ist infolge des Regens gewachsen. In Hinsicht auf diese Umstände wird es indessen als sehr erfreulich bezeichnet, daß der nun wieder eingetretene Sonnenschein viele der entstandenen Schäden ausgleicht und dazu beiträgt, die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhöhen. Der Meßverkehr ist auch nicht weiter gestört worden. Schlimmer sieht es in der Chemnitzer und Zittauer Gegend aus. Pirna. Vom Stadtrathe ist beschlossen worden, den mit dem Gasbeleuchtungs-Aktienverein geschloffenen Vertrag vom 1. Mai 1859 zu kündigen, und da zu einem Ankauf der Gasanstalt der geforderte Preis zu hoch erschien, die Erwerbung einer eigenen Gasanstalt in Aussicht zu nehmen. — Oberhalb des Hauses des Gemeindevorstandes Zillcher in Zeichen löste sich in der Nacht zum 7. Ok tober ein Steinblock von ca. 2 Kubikmeter Umfang und richtete beim Absturz am Hause solche Ver wüstungen an, daß es nur noch als Ruine erscheint und jedenfalls gänzlich abgetragen werden muß. Bautzen. Kürzlich hielt hier der Oberlausitzer Ver ein sür Versorgung landwirthschaftlicher Dienst boten seine Hauptversammlung. Aus dem Rechen schaftsberichte war zu ersehen, daß der Verein auf guter finanzieller Grundlage ruht und daß derselbe bis Ende August d. I. 96 männliche und 10 weib liche Dienstboten versorgt hat. Unter diesen waren nur 5 Personen, die bereits in Sachsen gedient; alle übrigen waren aus dem Auslande. Auf Grund dessen wurde beschlossen, daß jeder Dienstbote, der bereits in Sachsen gedient, bei weiterer Vermischung durch den Verein 1 Mark in die Vereinskaffe zu entrichten habe. Freiberg. Ein bedauerlicher Unfall ereignete sich vergangenen Freitag beim Bau der hohen Esse dec fiscalischen Halsbrücker Schmelzhütten. Der Ham mer eines Maurers fiel aus einer Höhe von ungefähr 118 Meter durch irgend einen Zufall herab, prallte unten auf dem Effensims ab und sprang von da dem zufällig sich daselbst aufhaltenden Bausührer Lindner so unglücklich an den Hinterkopf, daß er eine be deutende Verwundung davonlrug. Der Verletzte mußte mittelst Krankentransportkorbes in das städtische Kran kenhaus zu Freiberg überführt werden. Oederan. Die Fertigstellung der Hochdruck wasserleitung schreitet rüstig vorwärts. Der Sammelbehälter für die Waldleitung ist bis auf einige unbedeutende Nebenarbeiten fertig gestellt und bildet in der Sorgfältigkeit und Sauberkeit seiner Ausführung einen höchst zufriedenstellenden Theil des ganzen Baues. Die Quellenstuben im Stadtwald, wie auf Kirchbacher Flur, vermögen den sich immer mehr steigernden Wasser zufluß kaum zu fassen, so daß die früher gehegte Be fürchtung, es dürfte sich derselbe als nicht ausreichend erweisen, voraussichtlich völlig grundlos sein wird. Auch die Quellen auf Bürnicher Flur erweisen sich bei völliger Reinheit sehr ergiebig und schreiten auch die Arbeiten ihrer Vollendung entgegen. Die erste Rohr leitung bis in die Stadt dürste in 14 Tagen fertig- gestelll sein. OelSnitz i. V. Die von der hiesigen Firma Koch und le Kock nach dem Vorbilde anderer größerer Städte unlängst begonnene Errichtung von Arbeiterhäusern am hiesigen Orte schreitet rüstig vorwärts. Es ist jn den letzten Tagen bereits das neunte Haus fertigge stellt worden und ungefähr 15 weitere Gebäude dieser Art find vorläufig noch in Aussicht genommen. Plauen i. B. Als am Sonnabend Nachmittag Klempnergeselle Wilhelm Uebelheer auf dem Dache eines Neubaues mit Lötharbeiten beschäftigt war, kam er im Rücken dem Löthofen zu nahe. Infolge dessen fing die Jacke Feuer. In seiner Angst stieg der Ge selle zum Dache hinein ins Haus und lief treppab, treppauf, wodurch das Feuer noch mehr angefacht wurde. Ein hinzugekommener Zimmermann warf den Unglücklichen zu Boden und löschte das Feuer im Verein mit dem noch hinzugekommenen Meister des Gesellen. Jacke, Weste und Hemd waren bereits ver brannt. Der Geselle erlitt schwere Brandwunden auf dem Rücken und mußte im Krankenhause untergebracht werden. Reichenbach i. B. Ein interessanter Münzfund ist vergangene Woche auf einem hiesigen Grundstücke gemacht worden. Seit einiger Zeit ist man daselbst mit der Vornahme baulicher Veränderungen beschäftigt. Bei der Arbeit in altem Gemäuer fiel dem einen Ar beiter ein blitzendes Münzstück in das Auge, und so fort begann eine allgemeine Suche nach weiteren Schätzen, welche denn auch nicht ohne Ergebniß blieb. Theils an der ursprünglichen Fundstelle in dem Mäuerchen an der Thürschwelle, theils im abgeräum ten Schutt fand man nach und nach 15 wohlerhaltene Goldmünzen mit deutschen Prägungen. Die größte Münze hat die Größe eines Zweimarkstückes, die meisten gleichen einem Zwanzigmarkstück, die übrigen unseren Zehnmarkstücken, sind aber nicht von der Stärke unserer heutigen Münzen, sondern nur etwa einen halben Millimeter stark. Eine der Münzen trägt die Jahreszahl 1599 und stellt auf der einen Seite das Bildniß eines geharnischten Ritters dar. Eine andere Münze enthält als Prägung eine Heiligenfigur, eine dritte enthält orientalische Schriftzetchen u. s. f. Da die Mehrzahl der Münzen aus dem 16. Jahrhundert stammt, so ist man vielfach der Meinung, daß sie in den Nöthen des 30jährigen Krieges an ihren geheimen Aufbewahrungsort gebracht worden sind. Der Fund wurde bald im weiteren Publikum ruchbar und fremde Personen haben dergleichen Münzen mit fortgenommen und verschleppt. Die Polizei läßt es sich aber an gelegen sein, dieselben wieder zurückzubringen. Meißen. Der Kirchsaal der Albrechtsburg ist nunmehr mit den Fahnen, Standarten rc. dekorirt, welche beim Wettin-Festzuge von Vertretern der Ritter schaft den verschiedenen Abteilungen vorausgetragen wurden. Diese Gegenstände haben die Ritterschaft der Meißner Erblande und die Lausitzer Ritterschaft Sr. Majestät dem König Albert zum Geschenk gemacht. Links am Eingänge zu dem genannten Saale sind ein kostbares Banner und 20 Trompetentücher aufgehangen. Aus der blauen Seide des Banners stehen die Zahlen 1089 und 1889, sowie die Worte „Heil dem Haus Wettin", ebenfalls in Gold gestickt. Quasten, Fransen, Schnuren und Spitzen sind gleichfalls aus echtem Gold angefertigt. Von den 20 Trompetentüchern tragen 10 Stück die Landsberger Farben blau und gelb und 10 Stück den Meißner Löwen; die Tücher sind aus Seide und ornamental sehr reich ausgestattet. An der einen Seite des Saales ist ferner ein Banner angebracht, welches auf violettem Grunde den Reichs adler in goldenem Felde trägt und diesem Banner gegenüber hängen 2 Standarten, reich mit Gold ver ziert. Die eine Standarte trägt wiederum die Lands berger Farben, die andere dagegen den Meißner Löwen. Die bis jetzt genannten Gegenstände sind sämmtlich von der Ritterschaft der Erblande gestiftet. Zwei weitere kostbare Standarten hat die Lausitzer Ritter schaft geschenkt. Dieselben haben ihren Platz am Ein gänge zur Kapelle gesunden. Die eine Standarte zeigt den Meißner Löwen und die Landsberger Farben, die andere wieder den roth-weißen Thüringer Löwen auf blauem Felde. Beide sind reich mit Gold gestickt und eingefaßt. Riesa. Für den Bau unseres großen Wasser- thurmes, der trotz der ungünstigen Witterung der letzten Wochen erfreulich gefördert worden ist, werden