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Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt (Wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Breis: S ierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu- senoung. Blatt und des SLadtraLhes des Königs. UmlsMlchls Mul-Snrtz Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Invalid end ank. Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Pulsnitz, «DE Lmugsdiück, tladcbng, Radeburg, Moritzburg und Umgegend WMmmdvintsigS,» Aahrgang. Mitiwoch. 13. März 1885. HsLz-Verweigerung. 10 Uhr. Derbstangen von 8 bis 15 orn Unt.-St. ow Ob.-St., 4,^ m lang, bis von 5/ Unt.-St,, 7—8 w. lang, rin Wllhdrt. weiches Brennreisig. Stangenklötzer Baumpfähle Weinpfähle Reisstangen 322 335 165 705 630 460 60 60 32 3 67 8 5 2 Auf dem Schlage und in der Durchforstung der Abth. 38. 11 7 5 7 Dienstag, den 19. März 1895, Vorm. ficht, und 220 tief. Stämme von 10 bis 34 om Mitt.-St. Kgl. Forstrentamt Dresden und Kgl. .Forstreviervetwaltung Möhrsdorf in KleiN-Röhrsdorf, am 8. März 1895. Garte». Frhr. von Biedermann. weiche Brennscheite, „ und 3 rm harte Brennknüppel, „ Aeste, „ 1097 „ Klötzer 4,o „ „ 2/3 » » 12 „ 43 „ Ob.-St. «««<«»» -WNcMAMMML Zum Bichtag. Daß kein Staat, kein staatsähnliches Gemeinwesen ohne Religion, ohne Gottesglauben bestehn könne, wußten die Alten schon. Die Römer, ein hervorragend staats männisches Volk, begannen jedes politische Werk mit Auf blick zu den Göttern, mit Opfern und heilige»! Brauche. Als die Religion schwand, begann das große Reich dr- hinzusiechen, dis es elendiglich unierging, trotz seiner Prunkenden Legionen, trotz der Uebersätttgung mit der Bildung der damaligen Zeit, trotz des blendenden Glanzes des wankenden Kaiserlhrones. Lernen wir, die wir ge warnt sind! Die Geschichte ist das Schuldbuch der Na tionen und das Lehrbuch der kommenden Geschlechter. Es war der größte Aberwitz aller Zeiten, als man drüben jenseits der Vogesen als der Erdenweisheit letzten Schluß das satanische: „Wir brauchen keinen Gott!" in die Lande rief. Die obern Zehntausend von damals, die übersatten, blasierten, srühaeallerten Lebemänner, die geist reichen, ihren Witz an ollem versuchenden Philosophen meinten, ohne den Herrn ini Himmel fertig werden zu können. Aber die weisen und feinen Herren übersahen, daß derartige „neue Weishelten", die manchem in den obern, feinern Schichten recht weise klingen und recht vor nehm ausschauen, unten in den gröbern Regionen des Volksth ims sich verdicken und ein anderes, freches und verzerrtes Gesicht zeigen. Dem „Wir brauchen keinen Gott!„ folgte mit unerbittlicher Noihwendigkeit der Zusatz: „und keinen Herrn!" Wenn der Thron des Königs der Könige verachtet wird, dann wanken die Throne der irdischen Könige, dann wankt und bricht jede menschliche Autorität. Die Quittung auf die „neue Weisheit" von der Gottentfremdung stellte prompt und sicher die Revolution und das Fallbeil aus. Lernen wir, die wir gewarnt sind! Wer aufmerksam und scharf die Geschichte betrachtet, der findet leicht in frühem Zeiten Anklänge an die gegen wärtige Entwickelung. Wenn unsere Zeit n cht blind ist oder blind sein will, wenn sie sich nicht allzusehr blenden läßt vor dem Glanze einer doch nur leuchtenden und nicht wärmenden Halbbildung, so kann sie sich im Spiegel schauen. Die Zeiten des sinkenden Römerthums und des Vorabends vor der großen Revolution haben in manchen Punkten eine erschreckende Aehnlichfeit mit unsern Tagen. Massiger Reichthum und Massenverarmung —, künstlich gesteigerter Glanz und undurchdringlsch-s Dunkel —, feile Kriecherei und Autoriläisverachiung —, gespreiztes, auf geblasenes Protzsnthum und murrendes, Fäuste ballendes Elend —, ein paar Herren und eine Legion Sklaven, alles wie heute. Ob der Sklave dem leiblichen Herrn dient oder Lem unpersönlichen und deshalb noch herzwsirn Kapitale, das macht keinen Unterschied. Und die Wurzel alles Uebels hier und dmt? Die Attä e standen leer, und die Gottheit war zum Spott geworden. Auch be: uns haben manche geglaubt, ohne Gott und ohne Glauben fertig werden zu können. Manche der obern Zehntausend, der Männer von Bildung und Besitz, der Hochgelehrten und Hochbesteuerten meinten, für ihren Theil, des „Kinder- und Köhlerglaubens" nicht mehr zu bedürfen, während sn noch die Gewogenheit halten, der Masse gnädigst die Religion als immerhin brauchbares Leit- und Lenkmttte! zu lassen. Sie verrechneten sich gründlich. Die Gottent fremdung sickerte durch, erst langsam, dann schneller, erst schwach, dann stärker, bis sie so allgemein wurde. Und die Masse, die um den Himmel betrogene Masse, bean spruchte die Erde. Glaubt inan wirklich, die Autorität des Geldschranks halten zu können, wenn man die höchsten Auiontänm untergräbt? Glaubt man wirklich, das Volk Werve ersterben in Demuth vor dem Mammon, wenn man ihm Hoch- und Uwermuth gegen Gott und von ihm geordnete Obrigkeit beigebracht hat? Die Ernte entspricht der Saat; wer Wind sät, muß Sturm ernten. Zurück zu Gott, zum lebendigen Christenthum! Das ist unsers Volkes Allheilmittel. Es giebt kein anderes. In dem Christenthume steckt eine Fülle verjüngender, versöhnender, vertiefender Kraft. Das Christenthum allein zeigt den Weg aus den Wirrnissen der Gegenwart, leuchtet mächttg hinein in das Dunkel der Zukunft, sichert uns den Sieg über alle Feinde. — Ist das Christenthum wieder die Lebensmacht, dann sind die brennenden Fragen unserer Zeit mit einem Schlage gelöst, die soziale Frage zuerst. Dann fuhr der Arbeiter in seinem Arbeitgeber nicht den Ausbeuter, den eine Laune des blinden Zufalls an seine Stelle geworfen hat, sondern den Mann, der »ach Gottes Ordnung an seinem Platze ist. Das Christen thum hat die Arbeit geadelt und aus einem Fluche zum Gottessegen gemacht; das Christenthum sieht im Besitze nur eine Verpflichtung, nur ein Lehen Gottes. Nach christlicher Anschauung macht der Besitz nicht des Mannes Werth aus, sondern lediglich der rechte Gebrauch, die rechte Verwaltung des Besitzes. Solches lebendige Christen thum, das nicht auf den Lippen bleibt, sondern die Herzen erfüllt — das nicht nur die Hände zum Gebet schließt, sondern sie öffnet zur helfenden, rettenden That — das nicht kleinlich und peinlich das Trennende sucht, sondern weitichauend und weitherzig das Einende betont — das sich nicht einengen und einzwäugen läßt in Menschensatzung und Tagesweisheit, sondern fest ble-bt auf dem Gottgelegten Grunde, — solches lebendige Christenthum — ach, würde es doch wieder die Lebensmacht in unserm Volke, in unserm Staate! Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Ein segensreiches, leider viel zu wenig gekanntes und gewürdigtes Institut besitzt unsere Stadt in dem hier seit bereits 21 Jahren bestehenden Spar- und Vorschußverein (Eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht). Dieser Verein gewährt seinen Mitgliedern, und das kann ein (der werden, Credite, deren Höhe von den von Mitgliedern gebildeten Aufsichts- rath (Crtdilausichuß) festgesetzt werden. Die Erwerbung der Mitgliedschaft erlangt man durch Einzahlung sogenann ter Stammantheile a 200 Mk. Diese Einzahlung kann auf ew aal, aber auch, und das ist gewöhnlich der Fall, nach und nach erfolgen. Erstmalig sind aber mindestens 40 Mk. (außer einem Eintnttsgeloe von Mk. 5,00) einzu- zahten, jedes wätere Jatzr mindestens Mk. 20, sodaß nach und nach der Stamm.ntth 4 von 200 Mk. voll wird. Es können bis zu drei Stammaniheile bew lligt weiden Auf diese Stammantheile wird am Schluß des Jahres der nach Abzug aller Spesen sich bildende Reingewinn vertheilt. Nach dem uns vorliegenden Rechenschaftsbericht erreichte in diesem Jahre die Dividende die Höhe von 7 (gegen 6 im vorigen Jahre und 5 °/» in den vorhergehenden), außerdem konnten auch noch ca. 200 Mark dem Spezialreservefond zugsführt werden. Gewiß ein sehr günstiges Resultat. Der Spar- und Vorschuß- verün befaßt sich nun auch noch mit Annahme von Spareinlagen, die er mit 3'^ (gegen 3 der städtischen Sparkasse) verzinst. Bis zum Schluß des Jahres hatten die Spareinlagen eine Höhe von 169 233 Mk. 92 Pfg. erreicht. Auch auf die Diskontirung von Wechseln hat der Verein seine Thätigkeit erstreckt. Welchem Bedürfniß damit hier in unterer Stadt abgeholfen worden ist, kann man daraus ersehen, daß im vorigen Jahre für 222 847 Mk. 13 Pfg, und seit Bestehen dieser neuen Einrichtung, seit Mitte des Jahres 1892, also seit 2'/z Jahren für 390 329 Mk. 90 Pfg. Wechsel vom Verena Üiskontirt worden sind. Verluste hierbei, sowie auch bei den gegebenen Personal- crediten sind, Dank der geübten Vorsicht, nicht minder in Folge der vortrefflichen Leitung dieses Instituts, bis jetzt nicht dagewesen. Unverhoffte Revisionen des Kassirers und auch des Direktors seitens des Rechnungsausschuffes erfolgen im Laufe des Jahres mehrere Male und gemein same Becathunqen und Beschlußfassungen des Direktoriums und des Auffichtsrathes finden gewöhnlich allmonatlich statt. Der Verein ist zur Zeit 138 Mitglieder stark und gehört dem Verband sächsischer Creditgenossenschaften an, der in diesem Jahre, wie bereits früher schon in unserem Blatte berichtet wurde, seinen Verbandstag in unserer Stadt abhalten wird. Pulsnitz. Am Sonntag hatten sich zu der Versamm lung der hiesigen Bezirksgruppe vom Bund der Landwirthe über 100 Landwirthe und Bürger von Pulsnitz und Umge gend eingefunden und folgten mit großer Aufmerksamkeit dem Vortrage des Herrn Förster aus Oberherwigsdorf bei Zittau über das Thema: „Unsere heutige Lage." Es war eine hochanzuerkennende Bescheidenheit des Redners, wenn er betonte, die Regeln der Rhetorik und Logik seien ihm, dem Landmanne, fremd, denn er sprach sachlich, wie sprach lich, sehr korrekt und vollständig frei über l'/s Stunde lang. Dazu war sein Vortrag nicht vorher ausgearbeitet und ein gelernt, sondern kam, wie man sagt, frisch von der Leber herunter, von einem Manne, der, — das mar der allgemeine Eindruck— das Herz auf dem rechten Fleck hat. Wohlthuend berührte auch, daß er sich vollkommen fern hielt von persönlichen Angriffen auf irgend welche Parteien oder Personen, sondern streng sachlich und bis zum Schluß ruhig und leidenschafts los sprach, weit entfernt von jenem überlauten, marktschreieri schen Tone, mit dem manche andere Volksredner der Menge zu imponiren suchen und wirklich immer noch Viele bestechen. Der Beifall und Dank, der von den Zuhörern reichlich ge spendet wurde, ivar demnach redlich verdient. Es würde zu weit führen, auf den Inhalt der Rede, die die bedauerliche Nothlage der Landwirthschaft und die leider wenig erfreulichen Aussichten für die Zukunft auch für Unparteiische überzeugend schilderte, näher einzugehen. Am Schluffe empfahl Herr Förster als gutes Mittel zur Bekämpfung vieler Mißstände den festen Zusammenschluß der Landwirthe und Anschluß an den Bund der Landwirthe, forderte auch die Handwerker, In dustriellen,Kaufleute und Beamte,die zurLandwirthschaftinMit-